Der wichtigste amerikanische Index (S&P 500) ist jetzt fünf Wochen in Folge im Kurs gestiegen. Das nennt sich „five weeks in a row“. So etwas ist sehr selten und deutet auf eine stabile Erholung hin. Der Anstieg vom absoluten Tief am Morgen des 27. Dezember beträgt nun schon 13,5 Prozent, ein wenig mehr also, als der Chart oben anzeigt.
Viele amerikanische Experten wie zum Beispiel Ken Fisher gehen von einer V-förmigen Erholung aus – wie oft nach starken Korrekturen. Der Chart gibt ihm – bislang – recht.
Und wo bleibt die Rezessionsangst?
Die Ängste der vergangenen Wochen drehten sich um eine möglicherweise kommende Rezession in den USA, die in der Regel eine weltweite Rezession nach sich zieht. Solche Befürchtungen sind nie ganz von der Hand zu weisen. Eine Fortführung des Handelskonflikts mit China hätte die USA in eine Abwärtsspirale führen können. Die steigenden Preise für Importe hätten die amerikanischen Verbraucher vorsichtig machen können. Geben Verbraucher weniger Geld aus, dann leidet die Wirtschaft. Das alles hätte auf Sicht von 12 Monaten durchaus zu einer Rezession führen können.
Hätte. Führen. Können.
Angesichts des panikartigen Verfalls des Kurse an der Wall Street im Dezember hat Donald Trump allerdings seinen Kurs geändert – und auf Deeskalation mit China gesetzt. Eine wirkliche Wahl hatte er in meinen Augen nicht, denn eine Rezession im Jahr 2020 würde seine Chancen auf eine Widerwahl sehr deutlich verringern.
Sehr starke Kursverluste wie im Dezember führen im Anschluss oft zu V-förmigen Erholungen.
Und was ist mit der gefürchteten inversen Zinskurve?
Auch die kann noch kommen. Muss sie aber nicht. Eine Zinskurve gilt als invers, wenn Anlegerinnen und Anleger für kurzfristige Anleihen (zwei Jahre) höhere Zinsen bekommen als für lang laufende (zehn Jahre; dreißig Jahre). Das ist derzeit noch nicht der Fall. Der Abstand beträgt allerdings nur noch 0,15 Prozent bei den zehn Jahre laufenden Anleihen. Bei den 30-Jährigen sind es immerhin 0,45 Prozent. Nach einer inverse Zinskurven hat es in den USA in der Vergangenheit in der Regel 12-24 Monate später eine Rezession gegeben. Ob das zwangsläufig immer so sein muss, darüber streiten die Experten.
Zudem ist es keine gute Idee, eine Rezession ausschließlich anhand eines einzigen Indikators kommen zu sehen.
Es gibt ja doch ziemlich viele Hinweise auf kommende wirtschaftliche Probleme. Um die wichtigsten zu nennen:
# Ein stark steigender Ölpreis – haben wir nicht.
# Drei Monate in Folge mit nur 1 Prozent Wachstum – haben wir nicht.
# Fallende Unternehmensgewinne – haben wir nicht.
# Eine inverse Zinskurve – haben wir nicht, kann aber kommen.
# Der Index fällt über neun Monate hinweg langsam um rund 2 Prozent im Monat – haben wir nicht, zumindest nicht beim S&P 500.
In der Korrektur – kaufen
Die Ängste der Anlegerinnen und Anleger drehen sich in Korrekturen wie der die wir gerade erlebt haben stets um den schlimmsten Fall. Der schlimmste Fall tritt allerdings so gut wie nie ein. Der schlimmste Fall ist nicht unmöglich – er ist allerdings stets eher unwahrscheinlich. Deshalb ist es für Langfristanleger besser, ihn zu ignorieren und stattdessen dafür zu sorgen, dass sie genügend Geld haben, um in der Korrektur kaufen zu können.
In der Korrektur kaufen – das war für Langfristanleger auch diesmal wieder eine gute Idee. Dafür müssen sie sich nicht einmal komplizierte Gedanken machen wie die, wann denn wohl der Boden der Korrektur erreicht ist. Am effektivsten war einmal mehr die simpelste Strategie, ohne nachzudenken an festen Punkten einfach zu kaufen. Das bedeutet konkret: Nachkauf bei -10%, erneuter Nachkauf bei -20% und erneuter Nachkauf bei -30% wenn es noch tiefer gegangen wäre.
Den Index schlagen
In der Korrektur kaufen – das ist eine der wichtigsten Strategien, mit deren Hilfe Privatanleger aber auch professionelle Anleger (wie Warren Buffett) den Index schlagen können. Buffett praktiziert das schon seit vielen Jahren – mit großem Erfolg. Was und wieviel Buffett selber in der Korrektur gekauft hat, das erfahren wir erst Mitte Februar. Dann muss er seine Käufe offenlegen.
In der Korrektur kaufen – leider fehlt mir im wiki das dafür nötige Geld – da bin ich ja stets zu 100 Prozent investiert. Im eigenen Depot habe ich allerdings bei rund 10 Prozent Minus nachgekauft.
Mehr zum Thema Nachkaufen in der Korrektur findest du im folgenden Video von Jens Rabe. Viel Spaß mit dem Video!
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Nachkaufen bei konservativen Unternehmen kann ich ganz dick unterstreichen.. Ich habe jetzt Anbvie gekauft bei 30 % unterm Höchstkurs.. Ich würde mich sehr freuen wenn Abbvie noch einmal um 20 % korriegieren würde damit ich noch einmal nachkaufen kann..
Im Einkaufskurs liegt der Gewinn..
In 5 Jahren sind fast alle jetzigen Rücksetzer schon wieder Geschichte..
Ich kann deine Freude im Fall von ANNHEUSER BUSCH nicht teilen. Die Aktie fällt jetzt seit vollen vier Jahren – unter anderem weil das Unternehmen massive Probleme im Biermarkt hat. Der schrumpft nämlich. Und die Biertrinker die immer noch Bier trinken greifen in den USA zunehmend zu den sogenannten craft beers. Deshalb muss ANHEUSSER seine Aufwendungen für das marketing erhöhen, um seine Marktanteile zu halten – und das geht auf den Gewinn.
Zudem steht die Aktie nicht etwa 30 Prozent unter ihrem Höchstkurs wie du schreibst – sie hat sich vielmehr von 124 Euro bis auf unter 60 Euro mehr als halbiert. In Dollar ging es von 135 Dollar bis auf 65 Dollar runter – ein Verlust von 52 Prozent. Ich kann nicht erkennen, dass sich dieser negative Trend der Aktie in nächster Zeit umkehrt und würde jedem vorsichtigen Anleger zumindest raten auf eine nachhaltige Verbesserung des Geschäfts zu warten. Das kann Jahre dauern. Oder auch nie passieren. Keiner weiß es.
Hallo Christian,
Nicht Abheuser Busch, ich meinte den Pharma Bio Konzern Abbvie.
Liebe Grüße
Ramazan Cesur
Ah, so ist das mit Abkürzungen!
Ausgerechnet der chronisch euphorische Ken Fisher, der 2007 so fürchterlich daneben lag. Nicht sehr vertrauenswürdig, wenn man folgendes liest.
http://www.valueinvesting.de/chronik/ken-fisher-aktienmarkt-ausblick-im-4-quartal-2007/
Ich habe Ken Fisher und sein kleines Buch der Börsenirrtümer mit großem Gewinn gelesen. Er ist sicher nicht unfehlbar, aber sehr, sehr hilfreich.
Mir hat deine Forderung an Ken Fisher, im 4. Quartal 2007 zu wissen was kommt nicht eingeleuchtet. Fisher ist kein Wahrsager. Woher sollte er wenige Wochen nach einem Allzeithoch wissen, dass der Markt in die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seit 1929 fallen würde?
Nach seinen eigenen Kriterien müsste Fisher ab Juli 2008 vorsichtig geworden sein – weil es dann einen seit 9 Monaten leicht fallenden Markt gab – in seinen Augen ein Zeichen dafür, dass es deutlich nach unten gehen kann – in einen Bärenmarkt.