Warum wir im Moment einen extremen Aktienmarkt erleben

Viele Anlegerinnen und Anleger glauben, der Aktienmarkt sei derzeit sehr unsicher. Und volatil. Hast du das auch schon mal gedacht?

Vergiss es. Diese Ansichten sind falsch. In Wahrheit ist der Markt sogar alles andere als volatil. Zuletzt ging es hier auf grossmutters-sparstrumpf um das Jahr 1998, in dem Aktien um satte 28 Prozent nach oben gezogen sind.

Der Preis für diesen hohen Gewinn: Mitten im Jahr ging es für 18 Prozent nach unten. Das sind hohe Zahlen und eine hohe Volatilität.

Und derzeit? Schauen wir mal, wie es in den vergangen Jahren aussah.

 

 

Korrekturen in den vergangenen Jahren

 

In jedem Jahr von 2010-2016 korrigierten die Märkte (gemessen am S&P 500) für einige Wochen. Oder auch für Monate. In der Grafik ist zu sehen, wie stark diese Korrekturbewegungen (market pullback) in diesen Jahren ausgefallen sind.

Auffällig ist, dass es kein Jahr mit einer so starken Korrektur (18 Prozent) und einem so hohen Anstieg im zwanziger Bereich gab, wie das 1998 der Fall war.

In der rechten Spalte steht, wie hoch der Gewinn des Marktes am Jahresende war. Wer die vollen sieben Jahre mit einem ETF auf den S&P 500 durchgehalten hat, der hat am Ende ein Plus von 100 Prozent gehabt. Wow!

Ehrlich gesagt sind es sogar 134 Prozent, wenn du die Dividenden dazurechnest. Noch besser. Mit reinem Buy-and-hold. Kein Verkauf in der ganzen Zeit.

 

 

Man muss zu dieser Liste oben allerdings eines unbedingt dazusagen: Die Korrekturen die du da siehst, das alles sind Extremwerte. Sie sind extrem niedrig.

Die 6 Prozent market pullback in 2013 – extrem niedrig. Zudem auch noch gefolgt von einem extrem hohen Gewinn. Sehr ungewöhnlich.

Die 7 Prozent market pullback in 2014 – extrem niedrig.

Der erstaunlichste Ausreißer aber war das vergangenen Jahr. Bei einem Zuwachs von 20 Prozent hatte der S&P 500 nur Abschläge von 3-4 Prozent im Jahresverlauf. Extrem niedrig. 

Aktien sind derzeit als Anlage einfach zu alternativlos. Fällt der Markt ein wenig, dann finden sich schnell Käufer – und schon ist es vorbei mit den günstigen Kursen.

 

 

Die Folgen der geringen Marktschwankungen

 

Viele Anlegerinnen und Anleger haben diese Extreme als neue Normalität verinnerlich. Deshalb halten sie eine ganz normale Volatilität schon für eine Korrektur.

Deshalb empfinden sie eine ganz normale Korrektur schon als einen Bärenmarkt.

Und der nächste Bärenmarkt (der in meinen Augen frühestens 2020 kommt) wird in ihren Augen – und in der Berichterstattung der Presse! – das Ausmaß eines Mega-Crashs annehmen.

 

 

Keep Your Emotions in Check!

 

Manche Anlegerinnen und Anleger haben in den letzten Tagen Aktien verkauft. Die Volatilität war ihnen zu hoch. Es ging beim S&P 500 um 7,7 Prozent nach unten (Chart oben). An der NASDAQ um 8,8 Prozent. Das ist streng genommen noch nicht einmal Korrektur. Die beginnt erst bei 10 Prozent. Aber gut, nehmen wir es als eine halbe Korrektur hin.

Das hat manche Anlegerinnen und Anleger schon aus dem Markt gekegelt. Sie stehen jetzt ängstlich an der Seitenlinie. Neulich hat mir ein Anleger geschrieben, dass er in diesem Jahr schon vier Mal alle Aktien verkauft hat. Was das für Kosten nach sich zieht! Und stets muss er ängstlich starren auf jede Marktbewegung! Puh ist das anstrengend!

Schade auch. Ich habe in den letzten Tagen nicht eine einzige Aktie verkauft. Ich habe – ehrlich gesagt – nicht einmal darüber nachgedacht.

 

Mein Fazit

 

Die nächsten Allzeithochs im S&P 500 sehen wir vermutlich schon im November. Oder spätestens im Dezember. Auch 2018 ist wieder ein gutes Börsenjahr. Zugegeben, nicht für alle verläuft es so gut, wie für meine Aktien, die „Global Champions“, die um rund 20 Prozent im Plus stehen. Der MSCI hat in Euro gerechnet gerade einmal 4,5 Prozent zugelegt.

Gut möglich, dass grossmutters-sparstrumpf also auch in diesem Jahr den Index schlagen kann. So deutlich, wie es in diesem Jahr zu werden scheint, ist das allerdings noch nie passiert. Da ist auch viel Glück mit im Spiel, keine Frage. Aber das soll an der Börse ja auch nicht schaden.

 

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13 Kommentare

  1. Gressi58

    Bin gespannt, ob die Einschätzung immer noch stimmt??

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Bislang stimmt sie. Wenn die Korrektur sich verschärft und über die 20 Prozent hinaus geht, dann hatte ich (leider) mit meiner Einschätzung nicht recht. Das ist möglich, aber in meinen Augen nicht sehr wahrscheinlich.

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  2. Marco

    Jo leider aber was soll’s bin trotzdem überzeugt von dem Unternehmen!!! 😉

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  3. Thorsten

    Puh!

    Bei der Überschrift dachte ich schon, dass es ala ARD Börse und anderen jetzt um den „Kurseinbruch“ der letzten Tage geht…

    Ich bin voll bei Dir – das war und ist nichts spezielles, alles im grünen Bereich, wird noch häufig passieren…

    Schön wäre, wenn alle Blogger und auch die Massenmedien, diese Message an die Leute bringen, anstatt vom nächsten Crash zu reden und alle zu verunsichern :-/

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Klar – ein wenig habe ich bei dem Titel mit dem Stereotyp der Medien gespielt. Die können und wollen Anlegerinnen und Anleger nicht mit der Realität vertraut machen. Wir leben in unglaublich ruhigen Zeiten. Das Foto hat das dann aber doch klargestellt.

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  4. Marc

    „Viele Anlegerinnen und Anleger haben diese Extreme als neue Normalität verinnerlicht“
    Darin sehe ich eine große Gefahr, daß Extreme als normal angesehen werden, man gewöhnt sich daran, vergißt, daß sich ein Index halbieren kann und dort länger bleibt, als einem lieb ist. Die Frage ist nicht, ob es eintreten wird, sondern wann. Ebenso gewöhnt man sich sehr gerne ans Glück.
    Die Alternativlosigkeit von Aktien schwindet langsam. Mit US-Staatsanleihen bekommt man jetzt schon einen risikolosen Zins von 3%. Das könnte mehr werden.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Derzeit haben Aktien einen Vorsprung von über 3 Prozent gegenüber den Staatsanleihen, wenn du die Gewinne der S&P 500-Unternehmen (earnings) zusammenrechnest. Der Abstand zu den Anleihen ist das Entscheidende. Sinken die Gewinne so stark, dass sie nur noch bei 5 Prozent liegen und steigen die Zinsen bei langlaufenden Staatsanleihen auf 4 Prozent, dann haben wir mit Sicherheit einen turbulenten Markt. Bis das passiert, kann allerdings noch viel Zeit vergehen.

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  5. Michael

    Vieles war und ist in diesem Jahr extrem, bei mir auch im privaten und beruflichen Bereich, ich kann auch nicht mehr weiter investieren, bin voll investiert, ich muss bereits an die Reserven gehen, dazu ein Fehlgriff vor einigen Jahren – Daimler – da wird es lange dauern, bis ich da zumindest wieder ohne Verlust rauskomme, auch bei Novo Nordisk sieht es nicht mehr so rosig aus.
    Nächstes Jahr wird es vielleicht noch gehen , aber dann denke ich dass man aufpassen muss und da ich schon > 60 bin ,aber kein Rentner, sondern ein Kleinstselbständiger und dass investierte Kapital meine Rente ist, sehe ich die Sache in den nächsten Jahren kritisch. Aber es ist ja leider so, da haben Sie recht, dass an Aktien eigentlich kein Weg dran vorbeiführt.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Auch in der Rente ist es sinnvoll, investiert zu bleiben. Wer das nicht macht und sich nur auf Anleihen verlässt, der läuft viel schneller trocken. Allerdings muss die Relation stimmen. Zum einen ist es hilfreich, wenn man alles Geld, dass man in den nächsten 5 Jahren braucht nicht im Markt hat. Zum zweiten sollte nur ein Teil im Markt sein und ein Teil in sicheren Anleihen. Manche Anleihen steigen sogar, wenn die Märkte fallen. Das kann ein Ausgleich sein. Viel Erfolg!

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    2. Andy

      Ich lese in vielen Foren immer häufiger Sätze wie auch hier „… Fehlgriff von Aktie X, es wird lange dauern, bis man wieder auf null ist“!
      Das ist die falsche Sichtweise! Ein Wert, der sehr lange zur Erholung braucht, sollte sofort verkauft werden. Wenn man sich den dann realisierten Verlust zurück wünscht, sollte man dieses Geld in einen Wachstumswert stecken. Es ist doch Wahnsinn auf etwas zu hoffen…

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      1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

        Du hast natürlich völlig recht Andy. Das ist die rationale Sicht – und sie stimmt. In ihr geht es nur um die Gesamtrendite eines Depots.
        Aus Sicht des Investors der DAIMLER erst verkaufen will, wenn sie im Plus steht, geht es darum, das schlechte Gefühl zu vermeiden, dass entsteht, wenn er jetzt verkauft und das Geld in eine gute Aktie steckt. Dann muss er nämlich einen Verlust realisieren.
        Wir haben es also nicht etwa mit money management zu tun und mit Renditekalkulationen, sondern mit Gefühlsmanagement. So sind Menschen.
        Das ist einer der Gründe, warum Anleger die Einzelaktien kaufen eine so viel schlechtere Performance haben, als Anlegerinnen und Anleger, die in den Index anlegen und stures Buy-and-hold praktizieren. Die müssen nicht über Jahre solche Leichen wie DAIMLER durchschleppen.
        Wer das tut, der muss sich zudem noch seine Entscheidung schon reden. Und so gerat alles aus dem Lot, auch der letzte Rest an gesunder Urteilskraft.
        Ich habe schon Menschen erlebt, die mir vorgerechnet haben, dass es doch gar nicht so schlimm ist, eine Aktie wie DAIMLER durchzufüttern. Mit der Gesamtperformance der Aktie rechnen die allerdings nie, sondern stets mit der höchsten Dividendenrendite, die DAIMLER in den letzten 20 Jahren bezahlt hat. An die erinnern sie sich. Der Rest fällt dem Vergessen anheim.

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  6. Marco

    Ich habe mir diese Woche die Bank of the Ozarks ins Depot geholt. Der Rückgang des Marktes war einfach zu verlockend!!

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    1. Fallen Angel

      Also vor dem 20% Dip gestern? Shit happens…

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