Zehn Gründe, die für Amazon sprechen

Der 100 Bagger

 

Vor zwei Jahren knallen beim Investmentdienst Stock Advisor die Sektkorken. Eine ihrer Beteiligungen hat sich im Laufe der Jahre so gut entwickelt, dass sie sich schließlich verhundertfacht hat.

Das ist ein 100 Bagger, wie die Amerikaner dazu sagen. 10.000 Prozent – in elf Jahren. In dieser Zeit hatten die Analysten bei Stock Advisor eigentlich nur ein einziges Problem: Sie mussten all die vielen Stimmen ignorieren, die über das üppige Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Unternehmens lästerten. Das Unternehmen um das es geht – ist Amazon.

Amazon macht in der Tat kaum je Gewinne. Stattdessen steckt die Firma das Geld, das sie verdient unablässig in die weitere Expansion. Der Umsatz steigt und steigt – um rund 20 Prozent im Jahr.

 

Amazon_España_por_dentro_(San_Fernando_de_Henares)

Das größte Kaufhaus der Welt

 

Am Ende ist Amazon das größte Online-Kaufhaus der Welt. Einer der größten Einzelhändler weltweit ist Amazon noch dazu. Und noch immer machen sie keine Gewinne. Oder besser gesagt: Noch immer besteht der CEO und Gründer von Amazon, Jeff Bezos, darauf, die großen Mengen an Cash, die Amazon einnimmt, umgehend wieder in das Unternehmen selber zu stecken. Der Erfolg seiner Strategie gibt Jeff Bezos recht.

 

Der Club der Trillionäre

 

Mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Milliarden Dollar ist Amazon mit der Zeit eines der ganz großen Unternehmen geworden – und hat Aussichten, eines Tages, zusammen mit Apple, Facebook und Google dem „Club der Trillionäre“ anzugehören. Der Club der Trillionäre, das sind die Unternehmen, die aller Vorrausicht nach bald mehr als eine amerikanische Trillionen Dollar Wert sind. Eine amerikanische Trillion, das entspricht in Europa einer Billionen Dollar, 1.000 Milliarden Dollar also.

Die Kritik über mangelnde Gewinne begleitet Amazon von Anbeginn an. Sie ist bis heute nicht verstummt. Bei einem Umsatz von 25 Milliarden Dollar hat Amazon im 3. Quartal 2015 gerade einmal einen Gewinn von 79 Millionen ausgewiesen. Das ist eine Marge von gerade einmal 0,3%. Die Analysten waren trotzdem begeistert. Immerhin hatte Amazon mit diesem Gewinn zwei Mal in Folge die Erwartungen der Analysten, eine schwarze Null, übertroffen.

 

Die Zukunft von Amazon

 

Amazons bisheriger Lauf als Unternehmen ist das eine – seine Aussichten in der Zukunft das andere. Wie also sieht es aus um die Zukunftsaussichten von Amazon? Kann es eines Tages wirklich die Gewinne erzielen, die seine luftige Bewertung (KGV) von derzeit 1:350 rechtfertigen? Kann es nach seinem enormen Umsatzwachstum in den vergangenen 20 Jahren überhaupt noch weiter expandieren?

Ich will im Folgenden die Gewinnaussichten von Amazon in den kommenden Jahren beleuchten und die Zukunft des gesamten Geschäftsmodells. Starten werde ich mit den sechs wichtigsten Gründen, die für das Geschäftsmodell von Amazon sprechen und die seinen weiteren Aufstieg wahrscheinlich machen.

 

1. Bequemlichkeit

 

Einfacher geht es nicht mehr: Vier Klicks und der neue Monitor ist gekauft. Kein Besuch im nächsten Elektronik-Fachmarkt. Stattdessen nur ein kurzer Aufenthalt am heimischen Computer.


2. Auswahl

 

In den USA bietet Amazon 280 Millionen verschiedene Dinge zum Kauf an. Das ist Rekord. Wer hierzulande sucht, der muss sich mit weniger zufrieden geben: 150 Millionen Produkte.

 

amazon-turm-leipzig-logistikzentrum-74

3. Schnelle Lieferung

 

Heute bestellen – morgen liefern. Amazon hat mit Prime einen Service entwickelt, der einzigartig ist. Niemand ist schneller. Amazon weiß, dass die Kunden geraden diesen Aspekt ihres Service lieben. Eine Woche warten, das kann Konsumenten frustrieren. In Berlin startet Amazon damit, Pakete noch am gleichen Tag zuzustellen. Die Kunden werden begeistert sein – und noch mehr kaufen.

 

 4. Information über Produkte

 

Nirgendwo lassen sich so viele Informationen über ein Produkt einholen und wie es den Kunden gefällt, wie bei Amazon. Viele Käufer schauen nur deshalb hier vorbei, um zu sehen, was andere über ein Buch geschrieben haben oder über ein Kochutensil. Und wenn sie schon einmal da sind, dann können sie es auch gleich hier kaufen. Die Kundenrezensionen sind eine der ganz großen Stärken von Amazon.

 

5. Problemlose Rückabwicklung

 

Niemand braucht Probleme zu fürchten, wenn er bei Amazon kauft. Die Rückabwicklung eines Kaufes erfolgt problemlos. Gefällt mir der neue Monitor nicht, dann schicke ich ihn problemlos zurück – auf Kosten von Amazon. Anderswo im Internet ist man sich da nicht so sicher. Oder muss die Rücksendekosten selber tragen.

amazon-prime2

6. Umsatztreiber Prime

 

Mit Amazon Prime bietet das Unternehmen seinen Kunden eine schnelle Liefergarantie. Das bestellte Produkt ist in der Regel in einem Tag da. Prime bietet aber noch mehr. Prime-Kunden bekommen für 49 € im Jahr Zugang zum Video-Streaming-Dienst von Amazon, können ihre Fotos gratis bei Amazon lagern und können den Musikdienst Prime Music nutzen. Dort gibt es eine Millionen Titel zum anhören. Alles gratis.

Bei alledem profitiert vor allem einer: Amazon. Prime-Kunden bezahlen nicht nur für das Privileg, dass sie schneller bedient werden, sie bestellen auch deutlich mehr als normale Kunden. Prime ist für Amazon einer der größten Umsatztreiber in den vergangenen Jahren gewesen.

 

The winner takes it all

 

Das waren jetzt sechs Gründe, die für Amazon sprechen. Es gibt aber noch mehr. Zum Beispiel, dass das Unternehmen keinen ernsthaften Konkurrenten mehr hat, der in seiner Liga spielt. Amazon profitiert von der bekannten Regel für Internet-Unternehmen: The winner takes it all.

Der Trend zum bequemen Einkaufen wird sich fortsetzen. Raum genug dafür ist vorhanden. Online-Shopping macht in Deutschland bislang gerade einmal 10 Prozent der Einkäufe aus. Experten gehen davon aus, dass dieser Wert bis zum Jahr 2020 auf 15 Prozent steigen wird. Ein großer Teil dieses zusätzlichen Umsatzes wird in den Kassen von Amazon landen. Amazon ist der klare Gewinner des Online-Shoppings.

 

 7. Beschleunigtes Wachstum

 

Ende Oktober hat Amazon seine aktuellen Quartalszahlen (Q3) vorgelegt. Schon im Vorfeld war die Aktie stark gestiegen. Erstmalig überwand sie die 600-Dollar-Marke. Vor Bekanntgabe der – erwartet guten – Zahlen, verkaufen viele Anleger ihre Aktien. Sell on good news. Sie streichen ihren Gewinn ein. Immerhin 57 Prozent in 2015. Nicht schlecht. Doch am folgend Tag passiert etwas ganz anderes als erwartet: Die ohnehin schon enorm gestiegene Aktie legt noch einmal deutlich zu. Und hat seither ein Hoch nach dem anderen markiert. Schon bald notiert sie bei 670 Dollar. Allzeithoch.

Was war geschehen?

Zweierlei. Erstens hatte sich das eh schon starke Umsatzwachstum von Amazon (im Durchschnitt 20 %) noch einmal erhöht – auf jetzt 23 Prozent. Die Größe eines Unternehmens ist oft ein Hemmschuh für weiteres starkes Wachstum. Doch nicht bei Amazon. Das alleine ist schon bemerkenswert – aber nicht spektakulär.

Allerdings berichtet Amazon seine Umsätze und Gewinne in Dollar. Der Dollar aber ist in den letzten zwölf Monaten stark gestiegen. Ohne die Währungsveränderung, währungsbereinigt also, hätte Amazon glatt 30% mehr Umsatz ausweisen können.

 

Dreißig Prozent mehr Umsatz. Das ist die eigentliche Sensation der Quartalszahlen.

 

Das extreme Wachstum des Giganten ließ die Finanzpresse weitgehend kühl. Sie stürzte sich stattdessen auf den erzielten Gewinn: 79 Millionen. Eine lächerlich niedrige Summe. Alleine Amazon Web Service, die Cloud-Sparte von Amazon hatte im 3. Quartal einen operativen Gewinn in Höhe von 521 Millionen Dollar eingefahren – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal von sage und schreibe 432%. Doch Jeff Bozos hatte wieder einmal viel vor – und zweigte einen großen Teil des Geldes gleich für die weitere Expansion ab.

screen-shot-2015-10-31-at-11911-pm_large

Zukünftige Gewinne – Amazon als Dividendenaktie

 

Amazon wird über kurz oder lang der größte Einzelhandelskonzern der Welt sein. Bezogen auf seinen Marktwert ist das Unternehmen das bereits – vor Wal-Mart Stores. Vom Umsatz her liegt Amazon aber weiterhin weit hinter dem traditionellen Brick-and-Mortar-Unternehmen. Amazons Umsatz wird in diesem Jahr die 100-Milliarden-Dollar-Grenze überschreiten. Wal-Mart hingegen liegt bei über 400 Milliarden.

Das wird aber nicht mehr lange der Fall sein. Wächst Amazon im bisherigen Tempo weiter, dann wird es schon in 8 Jahren die unangefochtene Nummer eins sein.

Als größter Einzelhändler der Welt hat Amazon eine gute Chance, seine Aktionäre eines Tages eine annehmbare Dividende zu zahlen – so wie die derzeitige Nummer Eins, Wal-Mart das auch tut. Amazon könnte sich also eines Tages von einer Wachstumsaktie zu einer Dividendenaktie entwickeln. Microsoft hat das im Jahr 2003 und nach immerhin 28 stürmischen Jahren des Wachstums, auch getan.

 

Zukünftige Wachstumsfelder

 

Doch das ist nur eine Möglichkeit, wie Amazon sich in Zukunft entwickelt – und es ist beileibe nicht die wahrscheinlichste. Die spannendere Zukunft von Amazon liegt in den enormen Chancen, die sich aus Amazons Internet-Aktivitäten ergeben. Die gliedern sich in drei Bereiche: Cloud, Streaming und Anzeigen.

Alle drei Bereiche haben alleine, für sich genommen, das Potential, Amazon zu einem weit wertvolleren Unternehmen zu machen. Es sind drei weitere Gründe, die für Amazon sprechen. Zusammengenommen sind diese drei Zukunftsfelder für jeden Anleger mehr als nur ein Sahnehäubchen. Sie sind eine große Sahnetorte.

 

8. Streaming

 

Streaming ist die Zukunft des Fernsehens. Amazon ist einmal als Medienunternehmen gestartet. Medien gehören zu seiner Kernkompetenz. Deshalb ist Amazon bestens positioniert, um von dem Trend zum Streaming zu profitieren. Amazon produziert mittlerweile eigene Fernsehserien für seinen Streaming-Dienst Amazon Instant Video. Wie hoch die Nutzerzahlen für Amazon Instant Video sind, das gibt Amazon leider nicht an. Experten gehen allerdings davon aus, dass Amazon in den USA auf Platz 2 liegt, hinter Marktführer Netflix.

AWS

9. Cloud

 

Amazons Cloud-Sparte (Amazon Web Service: AWS) ist derzeit der stärkste Gewinntreiber des Unternehmens. Amazon ist in diesem Bereich Marktführer, weit vor Unternehmen wie IBM, Microsoft und Apple. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Hier explodieren zurzeit Umsatz wie Gewinn. Innerhalb eines Jahres legte der Umsatz um satte 78% zu. Der Gewinn aber stieg noch weitaus stärker. Vor einem Jahr lag der operative Gewinn für AWS bei 98 Millionen Dollar. Jetzt sind es bereits 521 Millionen. Ein Ende des Wachstums ist weder beim Umsatz, noch beim Gewinn in Sicht.

 

10. Werbung

 

Das Internet wird derzeit von drei großen Akteuren beherrscht. Jeder de drei versucht, die Internetnutzer auf seinen Seiten zu halten. Bleiben die Nutzer, kann das Unternehmen mit Werbeanzeigen oder direkten Verkäufen Geld an ihnen verdienen. Die drei Unternehmen sind Google, Facebook und Amazon. Wer ein Produkt sucht oder Musik oder einen interessanten Film fürs Wochenende, der braucht die Seiten von Amazon nicht zu verlassen. Das ist Amazon ganz recht. Das gibt dem Unternehmen die Möglichkeit, ähnlich wie Google und Facebook, Einnahmen durch Online-Werbung zu erzielen.

 

Auch wer die Aktie von Amazon nur fünf Jahre hielt, konnte sein Geld vervierfachen

Auch wer die Aktie von Amazon nur fünf Jahre hielt, konnte sein Geld vervierfachen

Fazit: Amazon ist ein Kauf

 

 

Amazon ist der unangefochtene König des e-commerce. Das Unternehmen wächst mit hohem Tempo. Und dieses Tempo beschleunigt sich derzeit auch noch.

Amazon gehört deshalb für grossmutters-sparstrumpf (mit Apple, Facebook, Mastercard und Novo Nordisk) derzeit zu den fünf besten Aktien der Welt.

Die Tatsache dass Amazon keine Gewinne macht, beunruhigt höchstens ein paar deutsche Anleger. Die amerikanischen freuen sich, dass dem Chef von Amazon, Jeff Bezos, und seinem Team regelmäßig gute Ideen kommen, wie sie das Geld das reinkommt, sinnvoll für eine gezielte Ausweitung des Geschäfts einsetzen können. Erst wenn die Expansion von Amazon beendet ist, dann steht die Frage der Gewinne an.

Wer nur auf das KGV achtet, der verpasst gerade bei erfolgreichen Unternehmen heute beinahe alles. Bei Amazon waren es übrigens (im Jahr 2013) 23.800 Prozent Kurssteigerung gewesen, verglichen mit dem Kurs vom Börsengang. Der Wert dürfte heute, im Oktober 2015 bei etwa 40.000 Prozent liegen. Ein 400 Bagger also für alle, die von Anfang an dabei waren.

Alles was ein Anleger tun musste, um diesen Gewinn einzustreichen, war, die Aktie zu kaufen und sich danach auf seine Finger zu setzen – um die Aktie unter keinen Umständen wieder herzugeben. Auch wenn es ihn noch so sehr gereizt hätte.

Die Aktie von Amazon wird in den nächsten 18 Jahren nicht noch einmal 40.000 Prozent steigen. Dazu ist Amazon bereits viel zu groß. Amazon hat aber beste Aussichten, auch in den kommenden Jahren zu den Unternehmen zu gehören, die überproportional vom Wachstum im Internet profitieren.

 

Wenn du keinen Beitrag mehr verpassen willst, dann bestell doch einfach den Newsletter! So wirst du jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!

 

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

vierzehn − eins =