Neun Gründe die für Facebook sprechen

 

Das Internet wird eine Menge unserer Gewohnheiten grundlegend verändern. Diese Auffassung stand am Beginn der Dot-Com-Euphorie Ende der 90er Jahre. Wie das Internet unsere Gewohnheiten verändern wird, darüber gab es damals vor allem Vermutungen. Heute, gut eineinhalb Jahrzehnte später, haben wir einige Gewissheiten.

Nein, mein Kühlschrank schickt mir immer noch nicht automatisch eine Nachricht auf mein Handy, das ich Milch brauche. Und Lebensmittel kaufe ich auch nach wie vor im Supermarkt – und nicht im Internet. So wie ich, machen das die allermeisten Menschen. Nicht alles, was 1998/99 denkbar erschien ist mithin auch eingetreten.

Anderes haben wir damals so nicht erwartet – und es ist doch passiert. So hat das Internet in Zusammenarbeit mit der Revolution die das Smartphone ausgelöst hat, die Art wie wir kommunizieren radikal verändert. Wir kommunizieren in einem nie dagewesenen Maße mobil. Und wir nutzen dazu außer den damals schon bekannten Mitteln wie Telefonieren und SMS heute auch die Mail, wir nutzen Plattformen wie WhatsApp, Instragram oder Twitter. Der größte Nutznießer dieser dramatischen Veränderung unserer Gewohnheiten ist – Facebook.

Meine zentrale These zu Facebook lautet: Facebook ist dabei, das größte und mächtigste Medienunternehmen der Welt zu werden. Größer, mächtiger und globaler, als jedes Medienunternehmen zuvor. Wir alle haben Facebook durch unser Verhalten zu dieser Position verholfen. Und wir alle werden Facebook in den nächsten Jahren durch unser Verhalten noch viel wichtiger machen.

Schauen wir mal, welche Gründe für die Aktie sprechen. Der entscheidende Punkt lautet: Wie viel Wachstum ist noch drin beim weltgrößten sozialen Netzwerk?

 

1. User growth – steigende Nutzerzahlen

 

Die Zahl der Facebook-Nutzer steigt nach wie vor. Ich erinnere mich noch gut an die Titelgeschichte in der Zeitschrift „Der Spiegel“, als Facebook die volle Milliarde an Nutzern erreicht hatte. Das ist Schnee von gestern. Die Zahl der Nutzer liegt jetzt bei 1,5 Milliarden Menschen. Kein Netzwerk ist größer.

Der Zuwachs an Nutzern wird für Facebook begrenzt von der Möglichkeit von Menschen, überhaupt Zugang zum Internet zu haben. Kein Internet – kein Facebook.

Facebook hat darauf reagiert. Die Firma ist die treibende Kraft bei der Initiative „Internet.org“. Diese Initiative hat das Internet in einer reduzierten Version zu mittlerweile eine Milliarde Menschen gebracht. Große selbstfliegende Drohnen sollen zudem in Zukunft mobiles Internet zu möglichst vielen Menschen rund um den Globus bringen und auf diese Weise die Zahl der Nutzer noch einmal beträchtlich erhöhen.

Facebooks solarangetriebene Internetdrohne

Facebooks solarangetriebene Internetdrohne

Eine zweite Strategie von Facebook: In ärmeren Ländern, in denen die Menschen vor allem mit dem Handy auf Facebook zugreifen, hat das Unternehmen eine datenreduzierte Version seines Portals eingeführt. Dabei sind Fotos nur schemenhaft dargestellt und können vom Nutzer durch einfaches antippen scharf dargestellt werden.

Auf diese Weise sparen die Nutzer, die für den Transport der Daten jedes Mal bezahlen müssen, bares Geld – und greifen öfter auf Facebook zu. Flatrates sind in den meisten aufstrebenden Ländern Afrikas und Asiens unüblich bzw. für die meisten Menschen unerschwinglich.

Schon jetzt ist absehbar: Facebook wird eines Tage mehrere Milliarden Mitglieder zählen und auf diese Weise ein Netzwerk bilden, dass wirklich die ganze Welt umspannt. Bis auf China möglicherweise. Aber darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Langfristig wird sich Mark Zuckerberg nicht mit dem Ban von Facebook in China zufrieden geben. Schauen wir mal, was ihm einfällt. Im Moment lernt er fleißig Mandarin, heißt es.

 

MAUs

2. Daily active user growth – steigende Zahlen an täglichen Nutzern

 

Amerikanische Smartphone-Besitzer verbringen mittlerweile 20 % ihrer Smartphone-Zeit bei Facebook – 36 Minuten. Das ist eine eindrucksvolle Zahl. Sie zeigt, wie wichtig Facebook mittlerweile im Alltag der Menschen geworden ist.

Die Zahl der täglichen Nutzer von Facebook (daily active user – DAU) steigt. Sie ist im vergangenen Quartal um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen und liegt jetzt bei 70 Prozent. Twitter dagegen kommt gerade einmal auf 38 Prozent. Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit bei Facebook. Und diese Zeit kann Facebook gewinnbringend bei Werbekunden vermarkten. Womit wir beim nächsten Thema wären – den Einnahmequellen von Facebook und den Aussichten, diese Einnahmen zu vergrößern.

 

3. Online-Werbung wächst rasant

 

Facebook hat eine starke Stellung bei der Internetwerbung aufgebaut, zuletzt mit Video-Werbung. Dafür bekommt Facebook 1.000.000 Dollar pro Tag – für einen einzigen Werbeclip. Facebook muss sich den Kuchen vor allem mit Google teilen. Die beiden sind zu erbitterten Rivalen im Kampf um Werbekunden im Internet geworden. Zugute kommt beiden, dass der Kuchen noch immer dramatisch wächst.

Bei Internet-Werbung konnte Facebook im vergangenen Jahr seinen Marktanteil auf 18,4 Prozent steigern – Google, bislang der klare Marktführer, fiel auf 40 Prozent zurück.

Der Markt für Internet-Werbung hatte 2014 einen Umfang von 40 Milliarden Dollar. Experten schätzen dass er sich in den fünf Jahren von 2014 bis 2019 verfünffachen wird (Quelle: eMarketer.com) – auf 200 Milliarden Dollar.

Wir reden also über einen Betrag von 40-50 Milliarden Dollar, den der Konzern in einigen Jahren auf seinen Konten verbuchen kann. Wenn er seinen Kurs halten kann. Im vergangenen Jahr hatte Facebook Einnahmen von 12,5 Milliarden Dollar.

Facebooks Einnahmen aus der Internet-Werbung könnten sich in den nächsten Jahren also verfünffachen. Dazu muss Facebook seinen Marktanteil nur halten. Kann es ihn vergrößern, steigen die Einnahmen noch stärker.

 

Die Facebook-Welt: je mehr Nutzer, desto heller

Die Facebook-Welt: je mehr Nutzer, desto heller

 

4. Höhere Preise für Anzeigen

 

Der durchschnittliche Preis für eine Anzeige stieg bei Facebook im vergangenen Quartal (year over year) um sage und schreibe 220%. Facebook gibt Anzeigekunden immer mehr Möglichkeiten, Anzeigenkampagnen so zielgenau zu steuern, dass die Streueffekte geringer werden. Zuletzt ging ein neues Tool online, bei dem Anzeigen gleichzeitig für unterschiedliche Kundengruppen starten können. Der Kunde sieht sofort, wie stark die jeweiligen Gruppen auf seine Werbung ansprechen – und kann seine Werbung umgehend optimieren. Das hat Folgen: Die Zahl der Anzeigen, die du auf Facebook zu sehen bekommst nimmt nicht zu, sondern sogar ab. Zuletzt um 55%.

 

5. Videos bei Facebook

 

Facebook baut seine Seiten immer mehr zu dem Ort im Internet aus, an dem wir Neuigkeiten erfahren und unterhalten werden. Ein neues Video des Superstars Beyonce? So etwas stellte das Management der Sängerin vor einigen Jahren noch bei Youtube ein. Und dann freuten sie sich über 2 Millionen Klicks in den ersten Tagen nach Erscheinen. Heute sehen das – bei Facebook – rund 50 Millionen ihrer Fans in der gleichen Zeit. Atemberaubend.

Genauso atemberaubend ist das Wachstum in Bezug auf die Zahl der angeklickten Videos bei Facebook. Innerhalb von gerade einmal einem Jahr, konnte Facebook diese Zahl von eine Milliarde Videos pro Tag auf 4 Milliarden steigern – um 300 Prozent also. Auf diese Weise wird Facebook – neben YouTube zur zweiten großen Videoplattform im Internet. Und Facebook hat nicht vor, sich mit dem zweiten Platz zu begnügen.

 

6. Mehr Business-Seiten auf Facebook

 

Etwa 40 Millionen kleinere und mittlere Unternehmen haben mittlerweile eigene Seiten auf Facebook. Eine Seite dort ist für kleine Unternehmen schon aus reinen Kostengründen interessant. Eine eigene Webseite kostet Geld. Facebook nicht. Je mehr Unternehmen, desto besser – für den sicher bald kommenden Buy-Button. An dem wird Facebook mitverdienen.

 

7. Steigende Einnahmen – Cash zählt

 

Im zweiten Quartal 2015 konnte Facebook erstmals mehr als 4 Milliarden Dollar einnehmen. Das waren 39 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Ohne die Währungsturbulenzen rund um den steigenden Dollar hätte dieser Wert sogar bei 50 Prozent gelegen.

Cash zählt. Gewinne hingegen sind für Facebook nach wie vor nicht die entscheidende Größe. In diesem Punkt ähnelt Facebook derzeit ein wenig Amazon, dass jahrelang kaum Gewinne auswies – weil sich immer eine gute Gelegenheit fand, das hereinkommende Geld in die Hand zu nehmen, und das laufende Geschäft auszuweiten.

Der Markt für Internetwerbung wird jetzt aufgeteilt. Deshalb muss Facebook einen großen Teil des hereinkommenden Geldes umgehend investieren – in seine Zukunft. In zukünftige Gewinne. Um diese Geldquellen zu erschließen muss Facebook einen steigenden Anteil seiner Einnahmen für Forschung und Entwicklung aufwenden. Ein attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis ist von Facebook also auch in den nächsten Jahren eher nicht zu erwarten. Dafür aber jede Menge Wachstum.

CEO Mark Zuckerberg mit einem Propellerflügel der Facebook-Drohne Aquila in der Hand

CEO Mark Zuckerberg mit einem Propellerflügel der Facebook-Drohne Aquila in der Hand

8. Der CEO

 

Mark Zuckerberg ist ein Glücksfall für Facebook und das seltene Beispiel eins Firmengründers, der auch als CEO eine sehr gute Besetzung ist. Zuckerberg kommt bei dem amerikanischen Unternehmen Glassdoor, das die Zustimmung der Beschäftigten gegenüber dem Management erfasst, auf Traumwerte von 95 Prozent. Aktien von Unternehmen mit einem hohen Zustimmungswert ihrer Beschäftigten bei Glassdoor entwickeln sich besser als Aktien von Unternehmen mit einem niedrigen Zustimmungswert. Wen wundert es!

 

9. Facebooks Portfolio

 

Facebook hat alle möglichen Rivalen umgehend aufgekauft. Sie haben Instagram erworben – für eine Milliarde Dollar. Sie haben WhatsApp erworben – zum sagenhaften Preis von 22 Milliarden Dollar. Damit ist Facebook jetzt in der komfortablen Lage, gleich einen ganzen Strauß an Marken zu besitzen, die sich als Anlaufstellen für unterschiedliche soziale Aktivitäten im Internet eignen. Alleine die Zahlen der Nutzer (MAU) dieser „Subunternehmen“ sind atemberaubend:

 

Istagram: 300 Millionen

WhatsApp: 900 Millionen

Messenger: 700 Millionen

WhatsApp

Die Zahl von 900 Millionen Nutzern hat Facebook gerade erst in diesen Tagen erreicht. Sind es eine Milliarde Nutzer, dann will Mark Zuckerberg damit beginnen, Geld mit WhatsApp zu verdienen, hat er angekündigt.

Auch mit diesen Plattformen wird Facebook also in Zukunft viel Geld einnehmen.

 

Fazit: Facebook ist ein Kauf

 

Das Internet bringt eigene Wege der Mediennutzung hervor – Facebook ist eine dieser Möglichkeiten und zurzeit eine der interessantesten und lukrativsten.

Facebook ist faktisch ein Monopol. Es gibt zu Facebook und der Dienstleistung die es bietet, keine Alternative. Wir können Facebook nutzen. Oder wir können es boykottieren. Einen anderen Anbieter gibt es nicht. Das gilt für die meisten Länder der Erde (außer China und Russland).

Facebook ist auf dem Weg, das größte Medienunternehmen der Welt zu werden. Andere Wege der Mediennutzung, vor allem Zeitungen, Zeitschriften aber auch Radio und Fernsehen verlieren nach und nach an Bedeutung. Diese Entwicklung wir in Zukunft noch mehr Fahrt aufnehmen. Nachrichten, Musik, Videos – das alles werden wir zunehmend über Facebook zur Kenntnis nehmen.

Wenn ich nur fünf Aktien kaufen dürfte, dann wäre die Aktie von Facebook ohne Zweifel eine dieser fünf (die anderen lauten: Novo Nordisk, Apple, Mastercard und Amazon). Die Aktie ist ein klarer Kauf.

Auch meine Gewohnheiten hat das Internet grundlegend geändert. Ein großer Teil der Informationen für diesen Text verdanke ich den fundierten Analysen, die Tag für Tag auf fool.com erscheinen. The Motley Fool ist eine der größten Investmentgemeinschaften der Welt. Es ist eine große Freude, auf diese Weise mit einigen sehr klugen Analysten in Kontakt zu sein und ihre Argumente zu kennen.

Dieser Text erscheint hier auf grossmutters-sparstrumpf.de. Er wird aber parallel auch auf der Facebook-Seite Grossmutters Sparstrumpf angekündigt, sowie in den Facebook-Gruppen Aktien Tipp Basic und Bluechip Aktien.

 

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