Die lang erwartete Korrektur ist da. Aber wie lange werden wir jetzt mit ihr leben müssen? Wie lange haben wir also fallenden Kurse – und damit die Gelegenheit, Aktien günstig zu kaufen?
Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Es gibt keine feste Regel für die Länge von Korrekturen. Jede Korrektur ist anders. Aber es gibt Anhaltspunkte. Und um die zu bekommen, werfen wir heute mal einen Blick auf die letzte Korrektur – vor zwei Jahren.
Die „sechs + sechs-Wochen-Korrektur“
Hier kommt der Chart des S&P 500 für die Zeit von November 2015 bis in den April 2016. Der harte Abwärtstrend dauerte hier zunächst einmal ganze 10 Tage. Es waren die ersten Handelstage des neuen Jahres. Sie waren heftig.
Vom Gipfel Ende Dezember bis zum Tief im Februar sind es gerade einmal sechs Wochen. Und dann? Dann dauerte es wiederum sechs Wochen – und der Index hatte seinen vorherigen Stand wieder erreicht.
Sechs Wochen runter – sechs Woche rauf. Das war es schon. Die ganze Korrektur dauerte 12 Wochen – rund drei Monate. Es war eine „sechs + sechs-Wochen-Korrektur“.
Die Korrektur in Herbst 2015 lief übrigens ganz ähnlich ab. Auch hier ging es sechs Wochen lang runter – und anschließen in sechs Wochen wieder hinauf zu alten Höhen. Das sollte uns nicht zu sicher machen, dass es immer so verläuft.
Die kurze Dauer unterscheidet eine Korrektur von einem richtigen Bärenmarkt. Der dauert länger. Viel länger sogar. Und er geht beinahe immer mit einer Rezession einher.
Die „Drei-Monats-Regel“
Erinnere dich an die „Drei-Monats-Regel“ von Ken Fisher. Wir haben sie vor wenigen Wochen hier besprochen. In einem Bärenmarkt geht es über viele Monate langsam aber stetig bergab. Dann setzt eine Beschleunigung ein – und die Kurse stürzen. Das alles dauerte in den Jahren 2007-2009 quälende 18 Monate lang.
Niemand kann uns garantieren, dass es diesmal nicht auch noch langwierig und heftig wird. Aber derzeit spricht noch nicht viel dafür.
Warum ist das so? Es fehlt an Problemen in der Realwirtschaft. Es fehlt an einer inversen Zinskurve. Es fehlt an einem stark gestiegenen Ölpreis. Es fehlt an fallenden oder stagnierenden Gewinnen der Unternehmen. Und es fehlt an einem gesunkenen Konsumentenvertrauen. Es fehlt also derzeit an allem, was eine richtige Rezession ausmacht oder was ihr vorausgeht.
Die kurze Korrektur
Korrekturen müssen natürlich nicht zwangsläufig sechs + sechs Wochen dauern. Es geht auch ganz anders. Zum Beispiel schneller. Hier kommt ein weiterer Chart, diesmal der von einer Mini-Korrektur (-7%) die der DAX und viele andere Indizes im Juni und Juli des Jahres 2016 durchgemacht haben. Da ging es nur drei Tage nach unten – und anschließend in vier Wochen zu neuen Höhen.
Was bitte ist da passiert? Ganz einfach: Es waren die Tage nach dem Brexit-Votum der Briten, die weltweit Verunsicherung auslösten. Schnell kamen die Anleger allerdings zu der Erkenntnis, dass die Auswirkungen der Entscheidung weniger gravierend waren als zunächst angenommen.
Der letzte Punkt gab den Ausschlag. Für die britische Gesellschaft und auch für die britische Wirtschaft ist der Brexit ein schwieriger Vorgang. Aber für die Weltwirtschaft ist er ohne Bedeutung. Deshalb war diese Korrektur so kurz. Die Verunsicherung schwand schnell aus den Märkten. Der DAX stieg auf ein neues Jahreshoch.
Die längere Korrektur
Verunsicherung kann Märkte auch für lange Zeit im Griff halten. Das Jahr 2011 war ein solches Jahr der Verunsicherung. Der S&P 500 ging um sagenhafte 19 Prozent in die Knie. Es war der höchste Verlust in den vergangenen neun Jahren. Die Anleger zitterten – um die Zukunft und den Bestand des Euro.
Die schwere Krise des Euro war von einem ganz anderen Kaliber als das Brexit-Votum. Die Auswirkungen eines Auseinanderbrechens der Eurozone wären gravierend gewesen – vor allem aufgrund der absehbaren Unsicherheit über die Zukunft. Märkte hassen Unsicherheit.
Die Verunsicherung des Jahres 2011 war so groß, dass auch der S&P 500 sehr stark nachgab. Es ging über zehn Wochen nach unten. Anschließen dauerte es rund sechzehn Wochen, bis der Index die alten Höchststände wieder erreicht hatte. Die ganze Korrektur dauerte also ein halbes Jahr – doppelt so lange wie die Korrekturen in 2016 und in 2016.
Ein Auseinanderbrechen der Eurozone hätte die Wirtschaft in Europa und den USA über Jahre beeinträchtigt. Diese Furcht lag wie Blei auf den Märkten.
Fazit – wir erleben derzeit wahrscheinlich die „sechs + sechs-Wochen-Korrektur“
Derzeit sprechen die Fakten dafür, dass wir die erste Form einer Korrektur erlegen, die mit einer mittleren Länge. Das bedeutet, dass es rund drei Monate vom letzten Hoch zum nächsten Hoch sind. Es kann in meinen Augen auch etwas schneller gehen. Aber das werden wir sehen.
Derzeit! Das kann sich ändern. Dazu bedarf es im Moment allerdings weiterer negativer Fakten. Die Gewinne der Unternehmen müssten plötzlich sinken (tun sie nicht – sie steigen deutlich). Ein Hedge-Fonds müsste in eine Schieflage geraten und weitere Hedge-Fonds in den Abgrund ziehen – die Verunsicherung die von so einem Ereignis ausgehen würde, könnte groß sein. So ein Ereignis könnte die Korrektur von ihrem derzeitigen Niveau von -10 Prozent auf -15 Prozent vertiefen.
Bleiben weitere Verunsicherungen allerdings aus, dann haben wir jetzt noch eine kurze Phase mit stark schwankenden Kursen vor uns. Die Volatilität dürfte hoch bleiben. Und dann drehen die Kurse nach Norden ab. Die Bewertung von Aktien sprechen derzeit eine deutliche Sprache: Amerikanische Aktien notieren zu einem KGV von 16,4, bezogen auf die Gewinne der nächsten 12 Monate (forward). Das ist günstig.
Es kann noch etwas günstiger werden. Das es viel günstiger wird, das ist derzeit sehr unwahrscheinlich.
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Wieso Aktien auf dem derzeitigen Niveau billig sind, das habe in dem Text beschrieben: „Aktien sind so billig wie schon lange nicht mehr.“
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Apropos Ausverkauf:
Guten Tag,
ich habe mich bezüglich den Anlagemöglichkeiten eingelesen und auch ein unabhängiges Finanzcoaching gemacht. Die Aufstellung steht fest, allerdings bleibt die Frage, ob ich das Konto in der Schweiz oder in Deutschland z.B bei der Consorsbank eröffne statt bei der Postfinance. Kann mir jemand dazu eine Empfehlung geben? Ist das übermässig kompliziert mit den Steuern oder lohnt sich der Aufwand für die eingesparten Kosten? Der Vorteil an am deutschen Anbieter ist, dass teils ETFs auch mit Sparplan bespart werden können und nicht jedesmal Ordergebühren anfallen. Ich scheue mich vorallem für die ersten aufgeteilten Einzahlungen für die 6-8 Positionen verteilt auch 6-9 Monate. Es geht um 100’000 Fr. (Erbe), wo denen dann gleich ca. 1000 Fr. an Gebühren wegfallen. Beim deutschen Anbieter wäre es ca. 10%, zudem kostet es keine Depotgebühren und die Steuerbescheinigung ist auch gratis.
Vielen Dank für ihre Antwort.
Marcel
Danke für schnelle Antwort.
Ich überlege gerade, ob ich soll noch was jetzt nachkaufen (ich habe noch 5Tsd. auf der Seite) oder noch lieber abwarten.
Ich möchte in Tencent und Allergan Plc. einsteigen- wie ist deine Meinung zu diese Aktien?
Beste Grüße
Peter aus München
Ich habe keine fundierte Meinung zu den beiden Aktien. TENCENT beobachte ich zumindest seit einer Weile. Aktien aus China behagen mir aber nicht so sehr. Ein Blick auf die wachsenden Zahlen bei Umsatz oder Gewinn bei TENCENT kann einen allerdings schwach machen – beides wächst sehr stark.
Hi,
wenn die Aktien so billig sind, warum machst du keine nachkaufe(Apple, Disney)??
Denkst du, dass die noch mehr fallen können?
LG
Weil ich derzeit zu 100 Prozent investiert bin. So einfach ist es schon.
Ob Aktien noch mehr fallend dazu habe ich keine Meinung. Ich denke aber, dass sie in diesem jähr noch einmal fallen werden. Oder sogar noch zwei Mal.
Trotzdem endet das Jahr positiv für Langfristanleger. Meine Auffassung. Deshalb stehen meine Börsenampel auf Grün.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian