Wer ist besser – Facebook oder Daimler?

Schon seit Monaten will ich gerne mal eine teure Aktie mit einer ganz billigen vergleichen. Ich bin bei billigen Aktien – wie zum Beispiel DAIMLER oder GAZPROM – sehr kritisch. Ich denke dann: „Es wird schon einen Grund haben, warum die Aktie optisch so günstig ist.“ Oft fällt sie dann noch weiter – und ich fühle mich bestätigt.

Woran sieht man, ob eine Aktie billig oder teuer ist? Der wichtigste Anhaltspunkt in dieser Frage ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Ist es sehr niedrig, dann gilt eine Aktie als billig. Ist es sehr hoch, dann gilt sie als teuer.

Bei optisch teuren Aktien – wie zum Beispiel FACEBOOK – dagegen tue ich mich mit dem Kauf viel leichter. Die Gewinne bei FACEBOOK wachsen enorm, stärker als es Analysten vor einigen Jahren für möglich gehalten hätten. Es waren 110 Prozent mehr Gewinn im ersten Quartal und 79 Prozent im zweiten. Wachsen Gewinne bei einem Unternehmen so stark, dann notieren sie in der Regel nicht zu einem KGV von 17.

 

Kann man DAIMLER mit FACEBOOK vergleichen?

 

Kann man einen Konzern wie Daimler mit einem Unternehmen wie FACEBOOK vergleichen? Ich kenne die Antwort vieler Anleger: Das geht ja gar nicht!

Aber warum denn das nicht? Unternehmen sind Unternehmen. Sie generieren Cash – oder sie tun das nicht. Sie haben Schulden (wie DAIMLER) oder hohe Rücklagen (wie FACEBOOK). Das kann ich vergleichen.

Zudem geht es ja aus meiner Sicht als Anleger immer auch um die Frage, in welche Unternehmen ich mein Geld investiere. Ich kann es in DAIMLER stecken, weil ich glaube, dass die Aktie günstig ist und dass ich hier am meisten für mein Geld bekommen. Ich kann es aber auch in FACEBOOK stecken, weil ich finde, dass das starke Wachstum dort mir und meinem Geld in Zukunft am meisten bringen wird.

Alle Unternehmen konkurrieren so gesehen um meine Aufmerksamkeit – und um mein Geld.

 

Warum mein Geld in FACEBOOK-Aktien liegt

 

Ich wollte so einen Vergleich zwischen DAIMLER und FACEBOOK schon lange schreiben – und doch ist es nie dazu gekommen. Immer war etwas anderes wichtiger. Der angeblich drohende Crash. Die tollen Quartalszahlen von FACEBOOK. Die Auseinandersetzung mit Dividendenstrategien.

Und dann hat der Blogger-Kollege Christian Bauduin vom Hamsterradblog vor zwei Wochen genau den Text geschrieben, der mir im Sinn war. Das hat mich sehr gefreut. Da Christian Bauduin ein ausgewiesener Value-Anleger ist, kann er Bilanzen ohnehin deutlich besser lesen als ich. Wie praktisch!

Du kannst jetzt wenn du möchtest seinen Text lesen.

Oder du liest erst einmal weiter, denn ergänzend zu Christian Bauduins Text möchte ich noch auf einige Punkte aufmerksam machen, die meine Entscheidung, mein Geld in FACEBOOK anzulegen, beeinflusst haben.

 

Eine Brücke ist ein sehr lohendes Investment – wenn es weit und breit keine andere gibt. Sagt Warren Buffett.

 

Vier Gründe, die Aktie von FACEBOOK zu kaufen und die von DAIMER zu meiden

 

Erstens: Die Erfolgsgeschichte. FACEBOOK ist eine Erfolgsgeschichte. Das Unternehmen hat es geschafft, einen Geschäftsbereich, der lange vor seinem Auftauen bereits existierte, komplett zu dominieren.

Zweitens. FACEBOOK ist in den meisten Ländern wo es aktiv ist ein Monopol. Warren Buffet hat einmal gesagt, seine Lieblingsanlage wäre die in eine Brücke über einen Fluss – und weit und breit gibt es keine andere Brücke. So blickt Warren Buffett auf Unternehmen.

Genau das ist FACEBOOK. Es gibt derzeit weit und breit keine andere Brücke. Das sieht für DAIMLER völlig anders aus. Die Konkurrenz im Automobilbereich ist beinhart. BMW ist jederzeit bereit und in der Lage eine Schwäche von DAIMLER zu nutzen. AUDI auch. Und nun ist da auch noch TESLA. Auch TESLA versucht den Luxusbereich für sich zu besetzen – DAIMLERS Terrain. Ein Monopol ist das nicht. Eher so eine Art Haifischbecken.

 

 

Drittens: Das Management. Facebook wird von seinem Gründer Mark Zuckerberg geleitet. Solche Unternehmen laufen an der Börse in der Regel besser als Unternehmen, die von einem Management gesteuert werden. Im Amerikanischen gibt es dafür sogar eine spezielle Anlagestrategie. Sie heißt Invest with the Billionaires. Zu deutsch heißt das: Lege dein Geld bei Milliardären an. Invest with the Billionaires führt zu deutlich höheren Renditen gegenüber dem Index.

Das was Zuckerberg nicht so gut kann, erledigt COO Sheryl Sandberg. Sie ist die Herrin der Zahlen und die klare Nummer Zwei bei FACEBOOK.

Viertens. Die Aquisitionen. DAIMLER baut gute Autos. Keine Frage. Aber die zentralen strategischen Entscheidungen des Managements in den vergangenen 30 Jahren sind allesamt gescheitert. Das Unternehmen hat widerholt das Geld seiner Aktionäre verbrannt. Im großen Stil.

Dies ist am Kurs von DAIMLER in dieser Zeit gut zu sehen:

 

 

Der Technologiekonzern Daimler – ein Flopp

 

DAIMLER ist in den für Aktien guten Jahren 1986-1996 weitgehend nicht von der Stelle gekommen. Damals musste der Konzern all die Altlasten abstoßen, die ihm die Ära Etzard Reuter eingebracht hatte. DAIMLER sollte durch Zukäufe zum Technologiekonzern gewandelt werden. Unter anderem übernahm DAIMLER die marode AEG. Die Zeche zahlten am Ende die Aktionäre, weil die kühne Vision an der Realität scheiterte. Auch nach den Kauf von AEG waren Autos noch immer Autos – und Elektromotoren waren dummerweise noch immer Elektromotoren. Die Synergien zwischen beiden aber waren – Null.

 

Der Weltkonzern DAIMLER/CHRYSLER – ein Flopp

 

DAIMLERS Versuch zusammen mit CRYSLER im Jahr 1998 einen Weltkonzern zu schmieden kostete die Aktionäre erneut viele Milliarden. Diesmal war es der nächste Chef-Manager von DAIMLER, Jürgen Schrempp, der sich ein Denkmal setzen wollte und der die Kompetenzen des Unternehmens grob überschätzte.

Der Niedergang des Aktienkurses von DAIMLER im Jahr 1998 bis 2003 zeigt das Fiasko dieses Abenteuers gut. Erst als klar war, dass DAIMLER sich um jeden Preis von CHRYSLER trennen würde, konnte die Aktie wieder steigen.

Wie groß war der Schaden? Schwer zu sagen. Ich zitiere wikipedia:

„Seit der Fusion war der Wert von Chrysler alleine um 35 Mrd. Euro gesunken, der von DaimlerChrysler bis zu Schrempps Rückzug Ende 2005 um 50 Mrd. Euro.“

Der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Aktionäre warf dem DAIMLER-Management vor: „Sie alle haben in unverantwortlicher Weise versagt.“ Die 7.000 Teilnehmer der Hauptversammlung applaudierten.

 

Die Kooperation mit Mitsubishi – ein Flopp

 

Die Kooperation und der anschließende (Teil-) Kauf von MITSUBISHI im Jahr 2001 war ebenfalls ein Misserfolg und kostete wiederum Milliarden.

 

Der Smart – ein Milliardengrab

 

Selbst die Kooperation mit dem SWATCH- Gründer Nicolas Hayek wurde für den Konzern zu einem Milliardengrab. Der aus dieser Zusammenarbeit entstandene Smart kostete den Konzern viele Milliarden. Von 2003 bis 2006 waren es 3,9 Milliarden Euro.

 

Die Wirtschaftskrise – existenzbedrohend

 

Schließlich kam die Wirtschafts- und Finanzkrise. DAIMLER hat sie nur mit einer Kapitalerhöhung überstanden – anders als Konkurrenz BMW. Blamabel. Aber es blieb dem Unternehmen keine Wahl.

Das beunruhigende an alledem: DAIMLER war über Jahrzehnte nicht in der Lage, in Felder vorzustoßen, in denen sie bislang noch nicht ihre Kernkompetenzen hatten. Das wirft Fragen auf – und schafft Unsicherheit. Denn jetzt steht die gesamte Automobilindustrie vor der größten Herausforderung, die sie seit Jahrzehnten zu bewältigen hat: Die Entwicklung und Vermarktung konkurrenzfähiger und preislich attraktiver Autos mit Elektroantrieb.

Ob und wie DAIMLER die bewältigen wird?

Ich weiß es nicht. Ich habe keinen Grund, DAIMLER einen Misserfolg zu wünschen. Ich sehe aber auch keinen Grund, an einen Erfolg zu glauben.

Ich gehöre, wie du inzwischen gesehen hast, in dieser Frage nicht zu den Optimisten. Aber an der Börse ist Optimismus auch ein schlechter Ratgeber. Realismus ist in meinen Augen deutlich besser.

Facebooks Aquisitionen

 

Schauen wir noch kurz, wie die Erfolgsbeschichte von FACEBOOK bei Aquisitionen aussieht. Im Jahr 2012 hat FACEBOOK Instagram erworben – für den aus damaliger Sicht unglaublichen Preis von 1 Milliarde Dollar. Das Unternehmen hatte 12 Mitarbeiter – und verdiente mit seiner Foto-App kein Geld. Heute hat Instagram 800 Millionen Mitglieder und ist eine zunehmend wichtige Plattform für den Konzern.

Vor drei Jahren dann hat Mark Zuckerberg ganz tief in die Tasche gegriffen. Er hat 19 Milliarden Dollar bezahlt – für WhatsApp. Ein Unternehmen mit 400 Millionen Nutzern – und keinerlei Gewinnen. Auch dieser Deal wurde damals nicht wirklich verstanden. Heute aber erweist sich die Weitsicht von Mark Zuckerberg. Er hat es geschafft alle Konkurrenten aufzukaufen, die FACEBOOK hätten gefährlich werden können.

Auch WhatsApp wird FACEBOOK eines Tages Geld einbringen. Eilig hat es Zuckerberg allerdings damit nicht. Den Preis von 19 Milliarden war WhatsApp auch so wert. Er hat Mark Zuckerberg ein Monopol gesichert.

 

Facebook-COO Sherryl Sandberg im Gespräch mit Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der Abdruck des Fotos erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Daimler AG.

 

Der Unterschied zwischen DAIMLER und FACEBOOK ist in der Frage der Unternehmensstrategie sehr, sehr groß. Es ist kein Zufall, dass das von gut bezahlten Managern geführte Stuttgarter Unternehmen hier so schlecht abschneidet. Mark Zuckerberg entscheidet immer auch über sein Geld. Er muss sich kein Denkmal setzen. Er denkt strategisch – und was ihm selber an Erfahrung bei der Führung eines so großen Konzernes wie FACEBOOK fehlt, dass hat er sich über eine geschickte Personalpolitik eingekauft.

Sheryl Sandberg – oben schon im Gespräch mit Dieter Zetsche zu sehen, ist als COO die unbestrittene Nummer zwei bei FACEBOOK und hat zuvor bereits für die Unternehmensbeteiligung McKinsey gearbeitet und für den Suchmaschinen-Konzern Google. Sie ist eine sehr starke Nummer Zwei für das Unternehmen.

Das waren meine Gründe, die Aktie von FACEBOOK der von DAIMLER vorzuziehen. Mein Geld bleibt weiterhin in FACEBOOK. Die Aktie des Unternehmens gehört für mich ohne jeden Zweifel zu den besten Aktien der Welt.

Wenn du jetzt Lust hast zu erfahren, warum FACEBOOK möglicherweise auf Sicht von 10 Jahren sogar billiger ist als DAIMLER, dann wünsche ich dir viel Spaß mit dem Text „Kann eine Aktie mit einem KGV um die 40 günstig sein?“ von Christian Bauduin. Vom Hamsterradblog.

 

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7 Kommentare

  1. Siglinde

    Super Artikel!!!

    Aber die Einschätzung zu WhatsApp ist meiner Meinung nach falsch. Diese Software befindet sich ebenfalls in einem Haifisch-Becken. WhatsApp hat einen hohen Marktanteil, aber ist in vielen Ländern so gut wie unbekannt. Messenger wie Viber sind vom Marktanteil kurz dahinter und technologisch wesentlich besser aufgestellt. Das wird für Facebook schwierig, sich da zu behaupten…

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke für deine Einschätzung!

      Antworten
  2. Schluckspecht

    Verkauft Eure Aktien und gebt mir Euer Geld, dann ist es am BESTEN angelegt und ihr braucht keine Angst mehr zu haben, dass Eure Aktienkurse abstürzen

    Antworten
  3. Christian

    Hallo Christian,

    es ist wieder ein toller Artikel geworden, den ich zu 95% so unterschreiben kann. Besonders die Thematik Wirtschaftskrise ist bereits wieder in Vergessenheit geraten. Alle Uhren auf Null. Natürlich nur bis zur nächsten Krise.
    Es ist schade und traurig zu gleich, dass unsere großartigen Automobilbauer durch schlechtes Management ihren guten Ruf verlieren und somit nicht nur Arbeitsplätze gefährden, sondern auch den Anschluss verpennen.
    Vielleicht sehen wir ja irgendwann mal wieder einen wirklichen Visionär und Lenker, als die aktuellen Söldner.

    Gruß
    Christian

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke Christian,
      dein Artikel zu dem gleichen Thema vor zwei Wochen hat es mir aber auch sehr leicht gemacht. Da bleib ja nur noch das Thema: Strategie & Management übrig. Und dann klappte das mit dem Schreiben endlich in einem Rutsch.
      Danke also für die Vorlage!
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

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  4. Finanzmixerin

    Sehr interessant! Zumal ich beide Unternehmen im Portfolio habe.

    Ich verkaufe nun nicht hektisch Daimler, werde aber die Nachrichten zu dem Unternehmen aufmerksam verfolgen.

    Viele Grüße
    Tanja

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Zumal DAIMLER ja vom Tiefpunkt an gerechnet (2009 stand DAIMLER knapp unter 20 Euro) wirklich sehr gut gelaufen ist. Da gibt es ja nichts zu meckern für diese Zeit.
      Die schwierigen Börsenphasen sind für DAIMLER bislang allerdings auch extrem schwierig gewesen – und so war der Gewinn bei langfristiger Anlage immer wieder schnell weg.
      Es gibt bessere Alternativen.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian Thiel

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