Facebook sichert sich ein lukratives Stück der Zukunft

Ich bin ein überzeugter Zeitungsleser. Ich liebe es, mich auf gedrucktem Papier zu informieren – das Internet hat das nicht ändern können. Vor einigen Monaten aber ist etwas ganz seltsames passiert. Über Tage hinweg habe ich keinen Blick mehr in die Zeitung geworfen.

Du wirst dich jetzt vielleicht fragen, womit ich denn so schrecklich beschäftigt war, dass ich keine Lust hatte in die Zeitung zu schauen. Ich habe mich das auch gefragt. Die Antwort war schnell klar: Ich war täglich bei FACEBOOK, zumeist in der Aktiengruppe Börsentalk. Und das hatte  Folgen. Die Zeitung blieb liegen. Erstaunlich, was FACEBOOK so alles verändert. Auch meine Gewohnheiten.

Was sagt mir das für die Zukunft von FACEBOOK?

Wenn ich auf FACEBOOK bin, dann ist das für mich umsonst. Kein Mitgliedsbeitrag. Keine Gebühren. Ab und an finde ich allerdings gesponserte Beiträge in meinem Newsfeed. Für die bekommt FACEBOOK Geld von den Auftraggebern.

Kann man damit Gewinn erzielen?

Heute ist ganz offensichtlich, dass die Antwort auf diese Frage „Ja“ heißt. Vor einigen Jahren war das noch ganz anders.

 

Die Umsätze steigen rasant

 

Was haben die Analysten vor dem Börsengang (2012) über FACEBOOK gewitzelt. Eine Milliarde Nutzer hatte das Unternehmen – und keine Gewinne. Und nun das: FACEBOOK wird dank der starken Werbeeinnahmen zu einem sehr lukrativen Business. Das soziale Netzwerk ist jetzt schon eines der bedeutendsten Medienunternehmen. Es kann in den nächsten Jahren sogar zum mächtigsten Medienkonzern der Welt aufsteigen. Schauen wir uns die Fakten an.

 

Die Einnahmen von FACEBOOK steigen nun schon seit Jahren steil an.

 

Wachstum satt

 

Die letzten Quartalszahlen (Q2) waren hervorragend. Bei FACEBOOK wachsen die Nutzerzahlen, der Umsatz und der Gewinn. Die Zahl der Nutzer, die zumindest einmal im Monat auf FACEBOOK aktiv ist, liegt nun schon über 2 Milliarden. Stolze 1,3 Milliarden von ihnen nutzen das soziale Netzwerk sogar jeden Tag, die allermeisten von ihnen mit ihrem Smartphone. Das Unternehmen ist schon lange eine Smartphone-first-Firma.

FACEBOOKs Umsatz wächst weiterhin sehr stark. Die Einnahmen des Unternehmens werden nach wie vor in erster Linie aus dem Verkauf von Anzeigen generiert. In Zahlen: 9,3 Milliarden Dollar nahm die Firma von Mark Zuckerberg alleine im zweiten Quartal 2017 ein. Vor einem Jahr waren es noch 6,4 Milliarden Dollar. Ein Plus von 45 Prozent.

Das hat der Aktie von FACEBOOK zu einem ganz außerordentlichen Lauf verholfen. Seit Ende August 2013 konnten Anleger (in Euro) ein Plus von 358 Prozent erzielen. Bei ihrem Anstieg hat der Kurs der Aktie die 200-Tageslinie kaum je berührt. Wer die letzten vier Jahre investiert war und nicht den Fehler gemacht hat „Gewinne mitzunehmen“ (siehe auch: Mein größter Aktienfehler), der kommt nun auf einen jährlichen Zuwachs von 46 Prozent.

 

FACEBOOKs Aktienkurs in den letzten fünf Jahren (in Dollar).

 

Wer sich die stark steigenden Umsätze (45 Prozent) vergegenwärtigt, der kann leicht erkennen, was den Kurs der Aktie (oben) in den letzten Jahren getrieben hat. Das Unternehmen wird in den Augen der Anleger mit jedem Umsatzschub wertvoller – zu Recht. Kann FACEBOOK seine Einnahmen weiterhin stark steigern, dann wird der Wert des Unternehmens von den Anlegern stets weiter nach oben gesetzt werden.

Die Frage ist also: Können die Umsätze von FACEBOOK weiter so stark steigen?

 

Das Umsatzwachstum

 

Ist das Ende des Wachstums bei FACEBOOK bald erreicht? Die Antwort auf die diese Frage lautet bislang noch ganz klar: Nein. Das liegt sicher auch an der Art, wie CEO Mark Zuckerberg das Unternehmen führt. Es liegt aber auch an dem Segment in dem FACEBOOK aktiv ist – der Internetwerbung.

Der gesamte Bereich der Internet-Werbung wächst nach wie vor mit hohen zweistelligen Zuwachsraten. Die liegen bei rund 20 Prozent im Jahr. Der Kuchen wird also stets größer – und der Anteil von FACEBOOK an diesem Kuchen wächst.

 

 

Facebook setzt auf Video

 

Von dieser Entwicklung des Online-Werbemarktes profitieren vor allem zwei Unternehmen. Das erste ist die Google-Muttergesellschaft ALPHABET. Das zweite ist FACEBOOK. Noch ist ALPHABET deutlich größer – die Wachstumsraten bei FACEBOOK fallen allerdings doppelt so hoch aus. FACEBOOK ist für Werbekunden der deutlich attraktivere Partner.

Um von dieser Entwicklung auch in Zukunft zu profitieren, investiert FACEBOOK schon seit Jahren massiv in den Bereich Video. Je mehr Videos es auf FACEBOOK zu sehen gibt, desto einfach wird es für das Unternehmen, bezahlte Werbeclips im Newsfeed ihrer Mitglieder unterzubringen. In dieser Frage (Video) ist FACEBOOK ein klarer Herausforderer von YouTube (ALPHABET).

Das zweite Ziel das FACEBOOK mit seiner Expansion in Videos  erreichen will lautet: user engagement. Selbst wenn die Nutzer keine bezahlte Video-Werbung sehen, führen spannende oder lustige oder informative Videos im Newsfeed dazu, dass sie mehr Zeit auf dem Portal verbringen. Dadurch wächst ihre Bindung an FACEBOOK – und es sinkt ihre Bereitschaft sich auch anderswo umzuschauen.

 

 

Schon 2010 hat FACEBOOK alle Wettbewerber um die Aufmerksamkeit des Publikums klar hinter sich gelassen.

 

Nutzerverhalten

 

Das starke Umsatzwachstum bei FACEBOOK geht einher mit einem deutlichen Anstieg der Zeit, die Nutzer auf der Plattform und den ebenfalls zu FACEBOOK gehörigen Seiten wie Instagram oder beim Messengerdienst WhatsApp verbringen. Auch diese Zahlen sind in den vergangenen Jahren stets nach oben gegangen – von 400 Minuten im Monat vor vier Jahren auf nun rund 1.200 Minuten (USA). Der durchschnittliche (amerikanische!) Nutzer verbringt mittlerweile bereits um die 40 Minuten am Tag bei FACEBOOK. Er schaut weniger fern und er vernachlässigt möglicherweise sogar seine Tageszeitung. Selbst wenn er sie abonniert hat. Ich bin ganz offensichtlich in guter Gesellschaft.

Für Deutschland liegen solche Zahlen leider nicht vor (zumindest konnte ich keine finden) – der Trend in den USA zeigt allerdings, wohin bei FACEBOOK die Reise geht. Das Unternehmen will, dass seine Mitglieder einen großen Teil ihrer Bedürfnisse nach Unterhaltung, Information und Belustigung hier befriedigen.

 

Die Gewinne wachsen – noch schneller

 

Ich habe die hohen Umsatzzuwächse von FACEBOOK für den stark steigenden Aktienkurs des Unternehmens verantwortlich gemacht. Noch wichtiger als die Umsätze sind allerdings ohne Zweifel – die Gewinne.

Auch die Gewinne von FACEBOOK steigen. Und sie steigen noch deutlicher als die ohnehin schon stark steigenden Umsätze. Während der Umsatz in Q2/2017 ‚nur’ um 45 Prozent nach oben kletterte, schoss der Gewinn gleich um 71 Prozent hoch. Das ist für ein Unternehmen dieser Größe ein ganz außerordentliches Wachstum.

 

FACEBOOK Data-Center in Irland.                                                      Foto: Facebook

 

Wohin nur mit dem ganzen Geld?

 

Schon jetzt weiß FACEBOOK nicht, wie es das reinkommende Geld sinnvoll wieder investieren soll. Mark Zuckerberg sitzt derzeit auf rund 30 Milliarden Dollar an Cash – trotz der hohen Investitionen, vor allem in Data-Center.

Doch bei diesen 30 Milliarden Dollar wird es nicht bleiben – die Gewinne wachsen ja noch immer weiter. Bei weiter fortgesetztem Wachstum stößt das soziale Netzwerk schon in wenigen Jahren beim Gewinn in die APPLE-Liga vor. Steigen FACEBOOKs Einnahmen weiter im Bereich von über 30 Prozent und seine Gewinne um rund 40 Prozent, dann erreicht das Unternehmen bereits in vier Jahren Gewinne in der Größenordnung von rund 50 Milliarden Dollar im Jahr.

Wie APPLE.

FACEBOOK hätte dann bei einem KGV von 20 einen Börsenwert von 1 Billion Dollar, eine Trillion in amerikanischer Rechnung. Und es wäre Mitglied im exklusiven Club der Trillionäre. Verglichen mit dem derzeitigen Börsenwert von rund 480 Milliarden Dollar kann die Aktie bei fortgesetztem Wachstum also in den nächsten vier Jahren um etwa 110 Prozent zulegen.

Ist das viel? Verglichen mit den 350 Prozent der letzten vier Jahre ist das deutlich weniger. Werte von 45 Prozent Kurssteigerung im Jahr kann das Unternehmen aller Voraussicht nach nicht mehr erreichen. Trotzdem wäre der Anstieg des Aktienkurses für ein Unternehmen dieser Größe mit immer noch rund 20 Prozent im Jahr erstaunlich hoch.

 

Die Zukunft von Facebook

 

FACEBOOK ist derzeit noch eine klassische Wachstumsaktie. Das Unternehmen erschließt sich neue Werbeeinnahmen (Video). Es beginnt nach und nach mit der Monetarisierung von Instagram und WhatsApp. Es versucht das Internet zu immer mehr Menschen zu bringen. Und es ist an Initiativen beteiligt, die dafür sorgen wollen, dass immer mehr Menschen in Afrika und Asien Zugang zu Strom haben.

Zugang zum Internet und eine örtliche Stromquelle, zum Beispiel durch Solarmodule, legen die Grundlage für ein anhaltendes Nutzerwachstum.

Noch ist völlig unklar, ob und wann dieses starke Wachstum deutlich nachlässt oder gar zu Ende geht. Kommt dieser Punkt, dann wird FACEBOOK wie andere Tech-Konzerne zuvor (MICROSOFT, APPLE), seine Aktionäre durch eine Dividende an dem enormen Gewinn beteiligen. FACEBOOK wird dann eine sehr starke Dividendenaktie.

 

 

Die Basis von FACEBOOKs außerordentlichem finanziellen Erfolg: Die stark steigenden Einnahmen pro Nutzer (user).

 

Risiken beim Kauf

 

Natürlich gibt es Risiken, wie bei jeder Aktie. Zum Beispiel kann sich der derzeitige Trend zur Werbung im Internet in einigen Jahren deutlich verlangsamen. Die ARPU (Average Revenue per User) würde dann kaum noch steigen. Sie kann das nicht nur, sondern wird das ganz ohne Zweifel eines Tages tun. Kein Wachstum währt ewig.

Wann das passiert? Keine Ahnung. Das steht derzeit noch in den Sternen.

Ein Abflachen des Wachstums wird dazu führen, dass das Kerngeschäft von FACEBOOK mit weniger Wachstum oder ganz ohne Wachstum auskommen muss. Da FACEBOOK in den meisten Ländern der Erde ein Monopol im Bereich der sozialen Netzwerke innehat, wird diese Entwicklung die Gewinne des Unternehmens allerdings kaum beeinträchtigen – das Gewinnwachstum allerdings schon.

 

Auch das ist FACEBOOK – die Nutzerzahlen bei Instagram gehen steil nach oben.

 

Konkurrenz. Das zweite Risiko heißt: Konkurrenz. Derzeit hat FACEBOOK niemanden, der es herausfordern kann. Instagram hat Mark Zuckerberg im Jahr 2012 aufgekauft, lange bevor der Fotodienst eine Alternative zu FACEBOOK hätte werden können. Den Messengerdienst WhatsApp hat FACEBOOK zwei Jahre später erworben, auch das vorsorglich, um jede Konkurrenz unmöglich zu machen.

 

TWITTER ist mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt, leidet unter geringen Mitgliederzahlen, kaum wachsenden Einnahmen, hohen Verlusten und einem häufig wechselnden Management.

 

SNAPCHAT sah eine Weile wie ein möglicher FACEBOOK-Herausforderer aus, muss neuerdings allerdings auch mit sehr mageren Wachstumsraten leben. Zudem hat FACEBOOK mit Instagram-Stories ein Konkurrenzprodukt auf den Markt gebracht. Erfolgreich.

 

Facebook ist ein Monopol

 

FACEBOOKs Position im Bereich der sozialen Netzwerke ist in weiten Teilen der Welt faktisch die eines Monopols. Es gibt derzeit auch keine Anzeichen, dass sich daran etwas ändert. Je größer FACEBOOK wird, je mehr Menschen also hier Mitglied sind, desto schwerer ist es, eine Alternative aufzubauen. Das liegt am Netzwerk-Effekt. Jeder möchte da sein, wo alle anderen die er kennt auch sind.

 

Management. Das wohl größte Risiko bei einem Kauf der FACEBOOK-Aktie ist das Management selbst. Das derzeitige Management ist exzellent – keine Frage. FACEBOOK hat mit Mark Zuckerberg einen sehr jungen CEO (33), der die Mission seines Unternehmens verkörpert und ähnlich wie Jeff Bezos (AMAZON) eine langfristige Version für sein Unternehmen hat.

Mit Sheryl Sandberg als Geschäftsführerin (COO) hat FACEBOOK zudem eine sehr erfahrene und strategisch versierte Nummer zwei. Sandberg hat Wirtschafswissenschaften studiert, bei der Unternehmensberatung McKinsey gearbeitet und sechs Jahre in einer Top-Position bei Google. Beide, Zuckerberg und Sandberg, sind für den Erfolg von FACEBOOK nach wie vor entscheidend.

Sollte Gründer und CEO Mark Zuckerberg allerdings zurücktreten oder Sheryl Sandberg ihre Position als COO aufgeben, dann könnte das Unternehmen in schwieriges Fahrwasser geraten. Gehen beide, dann könnte FACEBOOK sogar in sehr schweres Fahrwasser geraten.

 

Fazit

 

FACEBOOKs Aufstieg zu dem größten sozialen Netzwerk der Welt ist ohne das Smartphone kaum denkbar. Wie kein anderes Unternehmen ist es der Firma von Mark Zuckerberg gelungen, sich eine wichtige Rolle im Leben von Milliarden von Menschen zu sichern.

FACEBOOK ist dabei, sich ähnlich wie APPLE, AMAZON und ALPHABET einen großen Teil aus dem Kuchen der derzeit ablaufenden technologischen Entwicklung zu schneiden, die nach wie vor von der den Möglichkeiten des Internets bestimmt wird, neue Geschäftsmodelle hervorzubringen und alte zum langsamen Tode zu verurteilen. Ich nenne diese Entwicklung gerne auch „die Verteilung der Zukunft“. Es ist nicht die gesamte Zukunft des Planeten, die hier verteilt wird und es ist auch nur die Zukunft der nächsten ein oder zwei Jahrzehnte. Danach mögen andere Unternehmen mit neuen Ideen kommen.

Bei der „Verteilung der Zukunft“ wird FACEBOOK eine maßgebliche Rolle spielen.

 

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Disclaimer: Der Autor besitzt Aktien von FACEBOOK, AMAZON und APPLE.

 

Facebook in Zahlen

 

Umsatz in 2017: 39 Milliarden Dollar

Gewinn in 2017: 18 Milliarden Dollar (vor Steuern)

Aktuelles KGV: 37,7

KGV forward: 31,9

Börsenwert: 480 Milliarden Dollar

Aktueller Kurs: 170 Dollar – 145 Euro

Quelle: Morningstar

2 Kommentare

  1. Christian

    Schöner Artikel, schließe mich deinen Gründen an bin jedoch nicht ganz so optimistisch.
    Hast du bei den Recherchen bewusst Tencent außer Acht gelassen? oder siehst du Tencent nicht als Konkurrent an?

    http://www.businessinsider.de/facebook-vs-tencent-china-2016-8?r=US&IR=T

    Gruß Christian

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich sehe in der Tat keine große Konkurrenz zwischen den chinesischen sozialen Netzwerken und FACEBOOK. FACEBOOK ist (bislang) in China nicht aktiv. TENCENT spielt weder in den USA, noch in Europa eine Rolle. Dass TENCENT in den nächsten Jahren FACEBOOK in seinen angestammten Märkten erfolgreich angreifen kann, halte ich für extrem unwahrscheinlich.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

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