Ich habe heute mal ein paar Dividenden-Blogs unter die Lupe genommen. Die meisten von denen empfehlen Aktien, die eine möglichst hohe Rendite aufweisen. Und versprechen ihren Leserinnen und Lesern so gute Gewinne. Die Frage ist aber: Stimmt das auch?
Möglichst hohe Dividenden – wozu das führt, das ist am DAX gut zu sehen: Zum Kauf von E.ON und RWE. Die beiden haben seit Jahren große wirtschaftliche Probleme – zahlen aber eine gute Dividende. Vier bis fünf Prozent im Jahr.
Möchtest du mal einen Chart sehen mit der Entwicklung der E.ON Aktie in den letzten fünf Jahren? Kein Problem: Hier kommt er:
Knackige 58 Prozent Verlust in fünf Jahren. Das ist ein starkes Stück. Es war also ganz leicht, trotz der hohen Dividende von E.ON Jahr für Jahr weniger Geld zu haben. Von Gewinn keine Spur. Jedes Jahr ist E.ON im Durchschnitt um 16,2 Prozent gefallen. Ob die 4 oder 5 Prozent Dividende dir da weiterhelfen, die E.ON dir für deine Verluste an Dividende überweist?
Die Rechnung der Gewinne und Verluste ist ja ganz einfach: 16,2 minus (Kursverlust) und 4,5 Prozent plus ergeben zusammen ein jährliches Minus von rund 11,7 Prozent. Nach fünf Jahren sind auf diese Weise, bei einer Anlage von 10.000 € gerade noch 5.368 € übrig. Ohne die jährlichen Dividenden wäre das natürlich noch viel weniger gewesen.
Ein gutes Geschäft ist es aber nicht.
Hohe Dividende – schlechtes Unternehmen
Da ich selber einen Blog schreibe, schaue ich jetzt immer öfter auch bei anderen Bloggerinnen und Bloggern vorbei. So komme ich auch auf die Seiten des dividendenstaubsauger.de (Name geändert). Er schreibt in seinem Blog, dass er in einem Jahr 7,5 Prozent an Dividenden eingenommen zu hat. Dividenden gelten vielen Anlegern als die neuen Zinsen. Auch der dividendenstaubsauger.de verfährt nach der Devise: Je höher die aktuelle Dividendenrendite, desto besser für ihn.
Das Problem dabei: Kaum ein seriöses und gut geführtes Unternehmen zahlt eine Dividende von 7,5 Prozent. Das tun im realen Wirtschaftsleben vor allem sehr schlecht laufende Firmen – und absolute Pleitekandidaten. Aktien mit einer hohen Dividende werden auch als High-Yield-Stocks bezeichnet. High-Yield, das bedeutet bei Staatsanleihen wie auch bei Aktien immer auch ein beträchtliches Risiko. Staaten mit sehr hohen Zinsen auf ihre Anleihen wie zum Beispiel Argentinien, werden möglicherweise zahlungsunfähig. Ähnlich unsicher ist die Lage bei vielen High-Yield-Stocks. Wer sie kauft, trägt ein hohes Risiko.
Die ganz praktische Folge: Die Aktien sinken in Jahresverlauf oft beträchtlich im Kurs. Den sehr hohen Dividenden stehen also häufig starke Kursverluste gegenüber.
Lohnt das?
Auf Nachfrage gibt der dividendenstaubsauger.de zu, dass seine Aktien in 2015 immerhin 11 Prozent an Wert verloren haben. Aber da er sie ja nicht verkauft hat, ist nach seiner Auffassung für ihn kein Verlust entstanden.
Lieber dividendenstaubsauger.de – ich kann rechnen. Deine Bilanz für 2015 sieht so aus:
+ 7,5% Einnahmen aus Dividenden
-11,0% Kursverlust
– 3,5% Saldo der Bilanz
In einem Jahr, in dem der DAX um 9,6 Prozent gestiegen ist hat der dividendenstaubsauger.de also einen klaren Verlust eingefahren. Es wäre gut, wenn er das auch auf seinen Internetseiten zugeben würde. Dort finden sich nur seine Einnahmen aus Dividendengewinnen. So führt er seine Leserinnen und Leser in die Irre.
Was High-Yield-Aktien für mein Portfolio bedeuten
Noch eine zweite Rechnung: Wie stehe ich Anleger da, wenn ich mein Geld wie der dividendenstaubsauger.de angelegt habe. Wichtig ist hierbei auch ein Vergleich mit dem Index. Die Differenz zwischen 9,6 Prozent Plus für den DAX und 3,5 Prozent Minus liegt bei stolzen 13,1 Prozent. So groß wäre also meine Underperformance gegenüber dem Index.
Das ganze jetzt noch einmal „in Mark und Pfennig“. Habe ich 10.000 € angelegt, dann hätte ich bei einer Anlage in den Index (mit einem DAX-ETF) 960 € Gewinn gemacht. Mein Vermögen würde jetzt 10.960 € betragen. Wäre ich aber ein Anhänger des dividendenstaubsauger.de, dann säße ich jetzt auf 350 € Verlust. Ich hatte noch 9.650 € in der Bilanz stehen. Der Unterschied zwischen den beiden Vorgehensweisen: 1.310 €. Das ist eine Menge Geld. Und es ist deutlich mehr als das Wellness-Wochenende, das meine Frau und ich uns von den Aktiengewinnen gönnen wollten.
Nicht alle Informationen im Internet sind also auch seriös. Hier kann jeder schreiben und behaupten, was er will. Besonders vorsichtig bin ich, wenn auf einer Seite kein Vergleich mit einem Index vorgenommen wird.
Gut ist es auch, wenn eine Finanzseite ein eigenes wikifolio hat. Ein wikifolio ist ein öffentlich geführtes Depot, an dem sich jeder Anleger mit eigenem Geld beteiligen kann. Der Vorteil eines wikis: So wird eine Anlagestrategie und ihr Erfolg leicht nachvollziehbar – und für jeden überprüfbar. Eine „Teilwahrheit“ wie beim dividendenstaubsauger.de ist mit einem wiki nicht möglich.
Meine Aktienempfehlungen kann sich jeder auch auf meinem wiki „Global Champions“ anschauen. Im letzten Jahr haben meine Champions 47 Prozent Plus gemacht (ohne Dividenden). In diesem Jahr sind sie zwar schon kräftig gefallen und auch kräftig gestiegen – insgesamt kommt derzeit aber eine schwarze Null heraus – wer es genau wissen will, heute stehen sie 0,29 Prozent im Plus. Abgerechnet wird am Jahresende.
Steigt die Dividende?
Weit wichtiger als die aktuelle Dividendenrendite einer Aktie, ist also die Frage, ob das Business des Unternehmens gut ist. Ist es das, dann lohnt eine Anlage. Läuft es aber schlecht, dann hilft auch die scheinbar attraktivste Dividendenrendite nicht weiter.
Benjamin Graham betonte wieder und wieder, dass Aktionäre ein Unternehmen und seine wirtschaftliche Situation sehr genau untersuchen sollten, gründlich und sorgfältig – upon thorough analysis. Ihn hätte die aktuelle Gewinnsituation des Unternehmens interessiert. Die Rücklagen und die Schulden, die es hat. Seine Aussichten auf beständige oder steigende Umsätze und Gewinne.
Zudem blendet der Blick auf die aktuelle Dividendenrendite eine ganz entscheidende Frage aus, eine Frage, die auch Graham gestellt hätte und die für Warren Buffetts Überlegungen absolut zentral sind. Diese Frage lautet: Steigt die Dividende im Laufe der Zeit an?
Nicht alleine die Höhe der aktuellen Dividende entscheidet nämlich darüber, ob ein Investment auf lange Sicht gut oder gar sehr gut ist. Eine Aktie ist eine Unternehmensbeteiligung. Wichtiger als die aktuelle Dividendenrendite ist für Langfristanleger deshalb die Frage, wie viel Raum für Wachstum das Unternehmen hat und ob es ihn auch zu nutzen weiß. Und ob das alles zu einer steigenden Dividende führt.
Mit Aktien die kontinuierlich ihre Dividende erhöhen wie Nike, Novo Nordisk, Lindt, Mastercard und Apple fährst du auf Dauer besser. Aktien mit einer steigenden Dividende entwickeln sich über die Jahre viel besser, als Aktien, die zwar eine hohe Dividende bezahlen, sie aber kaum je erhöhen.
Deshalb hat eine der besten Dividendenaktien der Welt eine Dividendenrendite von „nur“ 1,5 Prozent. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
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Hallo,
aber so toll ist die Performance im Wikifolio ja auch nicht…..von der Grundtendenz haben Sie recht, jedoch sollten sie sich bessere Aktien holen( BSP: Novo Nordisc Verlust 23 % in einem Jahr- wenn ich da die Rechnung auf mache, die Sie bei Daimler gemacht haben….
Vom Ansatz her abolut OK!!
NOVO NORDISK ist eine der besten Aktien der Welt. Das ändert sich auch nicht, wenn sie mal einen vorübergehenden Hänger hat. NOVO ist im Übrigen auch auf der Empfehlungsliste von „stock advisor“ (fool.com) und Bestandteil der zehn Champions von börse.de. Klar ist es ärgerlich, wenn eine gute Aktie mal abtaucht. Das lässt sich allerdings nicht verhindern. DAIMLER taucht allerdings seit mittlerweile 30 Jahren ab. Damit steht diese angebliche „Dividendenaktie“ natürlich nicht alleine da. Die DEUTSCHE TELEKOM macht es ähnlich. Und wird trotzdem immer wieder gerne gekauft.