Gold ist keine Form der Geldanlage. Es ist eine Form der Spekulation. Sein Besitzer spekuliert darauf, dass sich ein anderer findet, der in der Zukunft bereit ist, deutlich mehr dafür zu bezahlen, als er selber ausgegeben hat. Das kann in dem ein oder anderen Fall gut gehen. Im Verlaufe der ersten zehn Jahre des 21. Jahrhunderts ist es genau so gewesen. Der Goldpreis stieg von Jahr zu Jahr. Zu vielen anderen Zeiten aber sah die Entwicklung des Goldpreises aber ganz anders aus. Er ging nach unten. Oder stets seitwärts.
Kursrallys ziehen Spekulanten an – und so ist es auch dem als sicheren Hafen gepriesenen Gold ergangen. Große Vermögensverwalter und Fonds stiegen in den Jahren 2001-2011 in großer Zahl auf den fahrenden Zug auf und trieben den Goldpreis auf immer neue Höhen.
So etwas nennt die Finanzwelt eine Blase. Am Ende brechen solche, von der Spekulation getriebenen Kurse in der Regel zusammen und lassen viele enttäuschte ‚Anleger’ zurück. Die sind oft erst bei sehr hohen Kursständen eingestiegen. Und sitzen am Ende auf großen Verlusten.
Vielen professionellen Großanlegern war klar, dass die Blase platzen wird. So hat zum Beispiel der Finanzinvestor Georg Soros seine Goldpositionen in Höhe von 800 Millionen Dollar bereits im Verlauf des Jahres 2011 aufgelöst. Da glaubten viele Kleinanleger noch, dass das unendlich weitergehen könne mit dem stetig wachsenden Preis des gelben Metalls. George Soros wusste es besser. Und hat mit großen Gewinnen seine Spekulation auf einen steigenden Goldpreis wenige Monate von dem Platzen der Blase beendet.
Was spricht gegen Gold?
Alles. Das wichtigste: Gold zahlt keine Dividende. Wer Gold besitzt, der bekommt dafür keine Zinsen wie bei Tagesgeldkonten und auch keine Gewinnausschüttung wie bei Aktien. Er kann mit einer geringen Wertsteigerung rechnen, vor allem dann, wenn es immer schwerer wird, das Gold aus der Erde zu holen und gleichzeitig die Nachfrage nach Gold, getrieben durch die steigende Weltbevölkerung, ebenfalls leicht steigt.
Um den Ertrag bei einer Anlage in Gold zu errechnen habe ich bewusst eine sehr langen Zeitraum genommen. Der Goldpreis ist über die Jahrzehnte sehr volatil und es kann leicht passieren, dass er über zehn oder fünfzehn Jahre gar nicht steigt. Bei einer Anlage in Gold von 1984 bis 2014 ergibt sich eine jährliche Rendite von 4,83 Prozent.
Mit dem Jahr 1984 habe ich bewusst ein Jahr gewählt, in dem Gold sehr niedrig bewertet war. Trotzdem ist das ernüchternde Ergebnis gerade einmal knapp 5 Prozent. Nicht viel also. Aus 10.000 € werden auf diese Weise – wenn alles gut läuft und der Goldpreis nicht gerade über zehn oder zwanzig Jahre seitwärts tendiert – im Verlauf von 10 Jahren gut 16.000 €. Die erste Millionen erreichst du mit einer Anlage in Gold also rein rechnerisch nach 98 Jahren (genau 1.017.624 €).
Woran kann ich eine Blase erkennen?
Blasen in einer Anlageklasse sind in Deutschland zum Glück ganz einfach zu erkennen. Du musst nur auf die Frontseite der Bildzeitung achten. Kommt eine Anlageklasse dort als Schlagzeile vor, dann ist sie so populär geworden, dass selbst Taxifahrer darüber reden. Und dann ist der Absturz in greifbarer Nähe.
Als die Bild-Zeitung das Gold auf ihre Titelseite hob und anfing, Goldbarren zu verlosen (11. August 2011), da war das Ende der langen Goldhausse nicht mehr fern. Schon wenige Wochen später erreichte der Gold preis mit 1.900 Dollar seinen Gipfel. Von da an ging es bergab.
Auch bei der Aktieneuphorie im Zuge des Neuen Marktes war die Bild-Zeitung ein sehr guter Indikator. Als die Kurse dieser sehr spekulativen Aktien die erste Seite der Bild-Zeitung erreichten, war es um die rasanten Wachstumsraten der Internetaktien bald geschehen. ES ging bergab.
Wofür eignet sich Gold?
Gold eignet sich – außer für Spekulanten – nur für besonders unsichere Zeitgenossen, die von einem völligen Zusammenbruch des weltweiten Handelssystems und der Geldwirtschaft ausgehen. Dann, und nur dann, ist Gold möglicherweise wieder Trumpf.
Doch Vorsicht. So ein Extremfall führt in der Regel auch zu einem völligen Zusammenbruch der sozialen Ordnung. Gold ist dann zwar ein sicheres Zahlungsmittel. Es ist dann allerdings auch sehr gefährlich. Der Besitz von Gold zieht marodierende Banden an und macht seinen Besitzer damit schnell zum Opfer. Wichtiger als Gold ist in solchen Fällen deshalb der Besitz einer Waffe.
Warum glauben immer noch so viele Menschen, dass Gold eine gute Anlage ist?
Zunächst einmal hat Gold einen beinahe mystischen Ruf. Ein griechischer König, Midas, wünschte sich zum Beispiel, dass sich alles was er anfasst, in Gold verwandelt. Die Geschichte ging nicht gut aus, da er fortan nichts mehr essen konnte. Alles was er anfasste, verwandelte sich in Gold. Um nicht zu verhungern, musste er darum bitten, dass ihm seine Gabe wieder abgenommen wurde.
In einer anderen Version dieser Geschichte verwandelte Midas seine Tochter versehentlich in Gold. Zwei wirklich schöne Geschichten. Und ein sehr moralischer Schluss. Wir sehen, schon damals mussten sich die Menschen über Geschichten darüber verständigen, dass es wichtigeres gibt, als Geld und Gold. Essen und Trinken zum Beispiel. Oder Menschen, die man liebt.
Es gibt noch einen aktuellen Grund, warum das Gold im Moment so beliebt ist. Es liegt an den Erfahrungen der Menschen in den letzten 10-15 Jahren. Sie prägen noch das Bewusstsein.
What you see is all there is
Der amerikanische Psychologieprofessor und Nobelpreisträger Daniel Kahneman brachte dieses Phänomen in seinem „Buch Schnelles Denken, langsames Denken“ auf folgende Formel: What you see is all there is (WYSIATI). Wir glauben, dass das was wir sehen, die Realität ist. Unser Gedächtnis ist schwach. Die letzten zehn bis fünfzehn Jahre sind im Bewusstsein von Investoren aber noch präsent. Alles davor dagegen versinkt in den Nebelschwaden einer zu fernen Vergangenheit.
So ergeht es vielen Menschen beim Gold. Anleger haben, wenn sie an Gold denken, die Entwicklung des Goldpreises im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts vor Augen. Der Goldpreis kannte von 2001 bis 2011 nur eine Richtung: Nach oben. Gold konnte in dieser Zeit immerhin mit einer jährlichen Wachstumsrate von 18,71 Prozent aufwarten – und schlug damit beinahe alle anderen Anlagestrategien.
Geld verlieren mit Gold ist ganz einfach
Zehn Jahre ist für Gold allerdings ein viel zu kurzer Zeitraum, um zu testen, wie valide eine Anlage ist. Wer ein wenig älter ist, der weiß es besser und erinnert sich noch gut an die Zeit vor dem enormen Anstieg des Goldpreises. In den fünfzehn Jahren von 1984 bis 2001 sank der Goldpreis um satte 16,2 Prozent.
Willst du noch die jährliche Rendite für diesen Zeitraum wissen? Kein Problem. Die CAGR beträgt hier wenig lustige -1,17 Prozent. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, das die Verwahrung von physischem Gold nicht eben billig ist. Ein Schließfach bei einer Bank kostet zwischen 50 € und 250 € im Jahr. Und ein Tresor im eigenen Haus ist auch nicht umsonst zu haben.
Im obigen Fall hätte eine Geldanlage von 10.000 € in Gold über den Zeitraum von 1984 bis 2001 also nicht nur 16,2 Prozent Minus erbracht, sondern bei Kosten von 50 € für das Schließfach zusätzlich noch einmal 750 € gekostet – und das sind noch einmal 7,5 Prozent der Anlagesumme. Wir sprechen also über immerhin 16,2 + 7,5 Prozent Verlust. Insgesamt sind das 23,7 Prozent. Am Ende sind also 2370 Euro einfach verschwunden. Nicht lustig.
Es kommt noch schlimmer. Bei alledem ist die Inflation, vor der das Gold ja angeblich schützen soll, noch nicht berücksichtigt. Die übrig gebliebenen 7630 Euro sind wegen der Inflation nur noch 5.635 € wert, wenn die Inflation in dieser Zeit nur 2 Prozent pro Jahr beträgt.
So einfach können aus 10.000 € im Laufe der Zeit 5.635 € werden. Und das alles wegen einer „sicheren“ Geldanlage in physisches Gold.
In Großmutters Sparstrumpf hat Gold also nichts verloren. Es ist ein Spekulationsgut. Aber keine seriöse Geldanlage.
Am besten Beides ! Gold zur Absicherung einer Krise und Aktien für die Rendite.
So eine blödsinnige Rechnung kann nur jemand aufstellen, dem etwas daran liegt dass echte Werte z.B. Gold u. Silber oder andere reale werthaltige Dinge vom Volk gemieden werden sollen.
Verluste werden natürlich erst dann realisiert wenn man am Tiefpunkt (einfältigerweise) verkauft.
Wer dagegen in den stetig fallenden Zeiten nachgekauft hat wird eine andere Rechnung aufmachen.
Alles was heutzutage medial propagiert wird sollte man tunlichst vermeiden – nämlich seine hart erarbeiteten Ersparnisse in Papierform aufzubewahren (z.B. Geld, Aktien, Versicherungen…) oder in Form von Pixeln auf dem Konto oder Depotauzug. Das sind nur Versprechen auf Auszahlung/Rückzahlung. Als warnendes Beispiel sollte man Zypern sehen.
Jede Anlageklasse (Immobilien, Aktien, Gold) hat ihre Zeit wo sich diese sicher und rentabel entwickelt bis diese schleichend in Blasenbildung übergeht. Momentan sollte oberste Priorität der Vermögenserhalt sein z.B. durch physische Edelmetalle und raus aus haltlosen Papierversprechen. (Papiergold ist genau so gefährlich)
Geschichtlich gesehen wurde dieses immer wieder gebrochen und das dumm gehaltene Mainstream „gebildete“ Volk wird auch in nicht all zu weiter Zukunft wieder einmal erwachen wenn es zu spät ist. Die eigentlich zum sehen gedachten Augen werden dann zum weinen benutzt…
Noch eine Frage: Wo stünde der ach so dumme Goldinvestor von 1984 heute?
Antwort: mit mageren 350% im Plus
gglG
Stimmt. Mir liegt ganz sehr daran, dass die Anleger Gold meiden – damit sie einen höheren Gewinn machen. Wer eine Assettklasse für gut hält, die über 20 Jahre fallen kann, der muss sich nicht wundern, dass jede menge Anleger enttäuscht schon lange verkauft haben. Diese Anleger dann als „einfältig“ zu diffamieren, das ist – mit Verlaub – der Gipfel der Frechheit in deiner Zuschrift.
Vermögenserhalt ist mit Gold schon alleine deshalb nicht möglich, weil die Lagerkosten (Schließfach) viel zu hoch sind, um einen echten Return zu ermöglichen. Die 350 Prozent Plus mit Gold auch zu realisieren, das war in den letzten 35 Jahren unmöglich. Die eine Hälfte des angeblichen Gewinns ging für die Lagerung drauf, die andere Hälfte für die Inflation. Das sieht für Aktien natürlich viel, viel besser aus.
Deshalb sollten Anleger vom Gold unbedingt die Finger lassen.
ist die Lagerung im Schließfach Pflicht? – Nein aber vielleicht wäre Großmutters Sparstrumpf ein Wink?
weiter oben in Ihrem Beitrag haben Sie wunderbar die Problematik von Kursrallys und Blasen erklärt und wie Georg Soros rechtzeitig abgesprungen ist. Und jetzt schieben wir mal den Dunstschleier der Mainstream Bildungs und Denkweisen vernebelungs Maschinerie zur Seite und versuchen die Zeichen der Zeit zu deuten. (exponentiell steigende Überschuldung in allen Bereichen, Geldschwämme usw.) Was bleibt dann als Versicherung zum Vermögenserhalt nur noch übrig? Sicher kein Fiat Geld und davon abhängige Aktienmärkte. Wie schon gesagt alles hat seine Zeit und wenn die Zeit für Aktien wieder gekommen ist erkennt man sie am absoluten Tiefpunkt.
Bis dahin heißt es – den „Wertspeicher“ Edelmetall zu füllen.
Aber ich vermute, der Schleier sitzt einfach zu fest…
Der Glaube an das Gold ist, wie jeder Glaube, nicht durch Argumente zu widerlegen. Es ist ein festes Ãœberzeugungssystem, dass weder durch Charts noch durch Rechnungen zu erschüttern ist. Das ist auch gar nicht der Sinn meiner Texte. Gold-Bugs kann man nicht überzeugen. Mir geht es darum, diejenigen zu erreichen, die noch zu erreichen sind – damit sich nicht auch über ihre Augen ein fester Schleier legt.
Hallo,
Meiner Meinung nach sind Materialwerte trotzdem nicht schlecht. Falls es wirklich zu einem Zusammenbruch unseres Geldsystems kommt, werden Aktien mitfallen. Hier ist es gut in Materialwerte investiert zu haben, ich bevorzuge hierbei jedoch hier nicht nur Gold sondern auch Silber, da dies noch nicht so gestiegen ist.
Für eine langfristige Anlage, ist Gold nichts, dass stimmt. Es ist jedoch gut um Kriesen, welche kommen könnten, zu überwinden und vielleicht sozusagen eine alternative Währung in der Hand so haben. Somit als weiterer Sicherheitsfaktor sind Gold / Materialwerte ganz gut.
Lg.
Ich sehe das genauso. Gold hilf im absoluten Krisenfall. Leider halten die Deutschen Gold aber für eine der solidesten Kapitalanlagen – und das ist falsch.