Was macht eigentlich Procter & Gamble?

Schwer zu sagen. Zunächst einmal zum Positiven: Die Aktie steht jetzt für ein Jahr um starke 40 Prozent im Plus. Hier kommt der Chart (in Dollar).

 

40 Prozent Plus beim Kurs – warum ist das so? Mit der Antwort auf diese Frage kommt jetzt die schlechte Nachricht: Weil der Umsatz von PROCTER seinerzeit um sensationelle 4 Prozent gewachsen ist. Das hat die Fans der Aktie so aus dem Häuschen gebracht, dass sie ein Kursplus von 40 Prozent für angemessen hielten.

Uff.

4 Prozent mehr Umsatz.

40 Prozent Kursplus.

Damit steht die Aktie jetzt bei einem KGV von unglaublichen 24,5 (Quelle: Yahoo.Finance). Und das bei einem erwarteten Umsatzwachstum von 2-3 Prozent (knapp oberhalb der Inflationsrate). Ein Blick auf den KGV-Chart zeigt zudem, dass die Aktie derzeit weit oberhalb ihres langjährigen Mittels notiert:

 

 

Mir will das alles nicht einleuchten. Aber das kennt ihr ja. PROCTER leidet schwer an der Konglomerate-Krankheit. PROCTER liegt beim Gesamt-Return der Aktie für die vergangenen 10 Jahre um 4,65 Prozent hinter dem Markt (Quelle: Morningstar). Jeder ETF auf den S&P 500 war also Jahr für Jahr um 4,65 Prozent besser.

Nach zehn Jahren sind das stolze 57 Prozent mehr. Mit einer simplen Anlage in einen ETF – statt in den Dividendenaristokraten PROCTER & GAMBLE.

 

Mein Fazit

 

Derzeit gehe ich fest davon aus, dass die Aktie von PROCTER & GAMBLE auch in den nächsten 10 Jahren eine deutliche Underperformance gegenüber dem Markt haben wird. Trotz des Rebounds in den letzten 12 Monaten.

Der Grund für diese lang anhaltende Schwäche ist zum einen der veränderte Markenaufbau im Zeitalter des Internets. Zum anderen verlieren die alten, auf Marken aufgebauten Konglomerate angesichts zunehmender Onlinekäufe mehr und mehr an Gewicht. Der Sieger dieser Entwicklung heißt derzeit AMAZON. PROCTER hingegen gehört zu den Verlierer.

Das kann sich ändern, keine Frage. Ich werde PROCTER also weiterhin beobachten. Ins Depot von grossmutters-sparstrumpf gehört das Unternehmen in seiner derzeitigen Verfassung nicht.

Wenn du keinen Beitrag mehr verpassen willst, dann bestell doch einfach den Newsletter! So wirst du jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!

 

11 Kommentare

  1. Jens

    Die Produkte von P&G werden wir auch in 100 Jahren noch brauchen. Das Unternehmen hat sich über viele Jahre immer wieder der Zeit angepasst und tut es auch jetzt gerade wieder.
    P&G ist daher sicher eine gute Beimischung zum Depot. Es gilt als defensiv und sicherer Hafen, macht es doch die Abschwünge des Marktes meist nicht komplett mit und zahlt trotzdem Dividende.

    Ich bin bei Dir, dass der Kurs momentan extrem gelaufen ist. Bei einem Rücksetzer mit KGV unter 18 bin ich aber auf der Käuferseite.

    Es ist halt mit dem Stockpicking etwas verzwackt, man muss schon eine Strategie haben.

    Antworten
  2. Klaus

    Hallo Christian,

    erstmal möchte Dir danken. Denn Deine Berechnungen und Vergleiche haben mir die Augen geöffnet. Ich habe einige Dividendenaristokraten (Procter & Gamble, General Electric) verkauft und umgeschichtet. Es ist nicht so, dass ich nicht rechnen kann, doch viele Publikationen (z.B. Stuttgarter Aktienclub, etc.) lassen solche Titel als unumgängliche solide Basis erscheinen. Da kommt man gar nicht groß auf die Idee diesen soliden Boden anzuzweifeln. Doch, dass ich angebliche Sicherheit die Megakonglomerate eher eine „Scheinsicherheit“ ist, hat z.B. gerade General Electric eindrucksvoll bewiesen. In einer sich radikal verändernden Welt bieten Titel wie Amazon, Alphabet oder Mastercard tatsächlich viel höhere Chancen.

    Was ich Dich fragen wollte. Ich habe mich bis jetzt nie groß mit ETFs beschäftigt, und möchte es auch nicht tun, da ich viel lieber direkt in Aktien investiere, an die ich glaube. Dennoch würde ich mir gerne einen ETF z.B. auf den S&P 500 ins Depot legen. Sozusagen als solide Basis zu schaffen, die ich nicht mit zig anderen Titeln (Aktien unterschiedlicher Branchen, etc.) erst aufbauen und pflegen muss. Dann könnte ich diesen ETF immer mal wieder nachkaufen, jedoch im Kern mich auf die von mir bevorzugten Aktientitel konzentrieren, da ja der „Boden“ durch den ETF schon geschaffen. Also anstatt 14 Aktientitel, lieber einen soliden ETF und dazu 4 bis 5 meiner top Aktien.

    Es heißt immer, man soll einen ETF mit möglichst geringen Gebühren und Nebenkosten wählen, um hier die Abschläge der Performance gering zu halten. Lange Rede kurzer Sinn – meine Frage: Wenn Du nur genau einen ETF kaufen müsstest, welchen würdest Du dann nehmen? Vielleicht hast Du da ja einen Favoriten.

    Wäre Dir auf jeden Fall für einen guten Tipp dankbar – oder vielleicht magst Du sogar auch mal einen Beitrag zu Deinen ETF Favoriten hier schreiben.

    Viele Grüße, Klaus

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Wahrscheinlich würde ich den von Vanguard nehmen. Aber iShare (Blackrock) ist ja auch grundsolide. Andere Blogger (finanzwesen) beschäftigen sich mehr mit dem Thema.
      Ich freue mich sehr über deine Entscheidung. ETFs als Grundlage fürs Depot halte ich für eine sehr solide Strategie. Die ETFs erinnere einen immer wieder daran, wie hoch die Gewinne mit dem Index sind. Und dass man sich mit dem Index vergleichen sollte.
      Viel Erfolg
      Christian

      Antworten
    2. Marco Dargel

      Ich verfolge auch einen ETF Ansatz. Aus der 5 und 3 Jahresperformance bilde ich einen Wert, der eine Rangliste festlegt.. von meinen Werten. Ich muss nie verkaufen, aber ich kaufe so zu, dass es zur Rangliste passt. Obwohl ich eigentlich Aristokraten Fan bin, hat es auch bei mir dazu geführt, dass Mastercard und Adidas vorne sind und Aktien wie Henkel und Fresenius stark reduziert wurden. Der ETF Ansatz war bis jetzt erfolgreich, auch wenn es immer schwer fiel. Ich würde Dir daher anders raten. Vergiss jeden ETF Fond. Benutze Dein Depot wie ein ETF. Denn im Unterschied zu jedem ETF muss Du nicht die Loser dabei haben. Ob Du Loser dabei hast, ist aber Deine Sache. Das klappt auch bei mir nicht immer. Aber dann habe ich es wenigsten entschieden. Ich habe natürlich noch andere Regeln. Eine lautet, innerhalb von 5 Jahren müssen Gewinn und Umsatz gesteigert worden sein oder es liegt eine Sondersituation vor. Verschuldung und Goodwill haben auch eine Bedeutung. Und ganz wichtig, keine Aktien mit einer Dividendenrendite über 3,5 Prozent oder man hat echt gute Gründe.
      D.H ich habe auch kein Procter&Gamble , aber Unilever und J&J. Ich habe auch Nike, Visa, Texas Roadhouse, Church&Dwight, McCormick, Air Liquide,Fiserv, Walt, Ecolab, American water works.
      Zu Air Liquide möchte ich etwas sagen. Ich bin kein Fan der Aktie, aber ich hatte sie 2009 gekauft. Warum ich sie nicht verkaufe? Nun ja, der Zahn der Zeit. Voll steuerpflichtig und über 100 Prozent im Plus. Vermutlich derselbe Grund, warum Buffett Cola nicht verkauft. Das bedeutet: Wenn man eine Aktie hat, die irgendwann döddelt, macht es steuerlich irgendwann keinen Sinn mehr, sie zu verkaufen wenn sie stark im Gewinn ist.

      P.S Ich hatte auch mal Procter&Gamble und musste sie nach meinen Kriterien verkaufen, verringern etc. Ich hatte sie verkauft. Die Aktie stieg danach um über 40 Prozent. Deswegen hatte ich es erwähnt. D.h. meine eignen Regel hatten mich also verraten. Aber ich hatte auch BMW V.z, BASF, Kraft Foods verkauft, Henkel und Fresenius reduziert. Das System ist also nicht perfekt. Es hatte aber auch dazu geführt, dass ich Mastercard, Visa, McCormick, Church&Dwight erhöht hatte. Das war gut. Was ich nur sagen will. Man braucht keinen ETF Fond. Man kann sich selber so behandeln. Sei einfach wie ein ETF. Aber mit Deinen Aktien.

      Antworten
      1. Oliver

        Hallo Marco, ich bin derzeit auch immer am hin- und herüberlegen ob ich lieber mein Geld in einen ETF packe oder Einzeltitel stecke. Deinen Ansatz finde ich interessant und würde ihn gern verstehen. Kannst Du mir bitte genauer erklären, wie Du das mit der 5 und der 3 Jahresperformance machst? Wie bildest Du daraus die Rangliste der eigenen Titel und wie suchst Du Aktien anschließend aus, die dazu passen? Vielleicht kannst Du mir es anhand eines Beispiels erklären.

        VG

        Antworten
  3. Florian

    Hallo Christian,

    gerade im Wachstumsbereich Voice wird es immer schwerer, seine Marken klar zu positionieren. „Alexa bitte bestell ein Duschgel“. Hier entscheidet Amazon über die Marke. Trotzdem glaube ich weiter an die Stärke von Marken. P&C müsste noch stärker in den Direktvertrieb gehen. Selber Kundendaten und Kundenzugang sammeln. Das wird einiges an Invest fordern, insofern ist die Aktie mittelfristig nicht so interessant, aber langfristig glaube ich weiter an sie.

    Viele Grüße!

    Antworten
  4. Tobias

    Auch ich habe die letzten Jahre den Index geschlagen und P&G im Depot mit ~50% Plus (ohne Dividende). Einfach zu sagen P&G ist Müll und ein Underperformer ist etwas eindimensional. Genauso wie die Performance nur am Umsatzwachstum fest zu machen.
    Verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso Du P&G so negativ bewertest und das noch auf so populistischem Niveau…
    Glaube das geht auch besser…

    Antworten
  5. Felix

    Mehr oder weniger alles in den FANG-Bereich zu stecken, ist auch keine Lösung.

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Nein, das könnte ich mir auch nicht vorstellen. Ich habe gerade mal nachgerechnet. FAANG (also mit APPLE) macht bei mir zusammen 28 Prozent des Depots aus. FANG (ohne APPLE) sogar nur 18 Prozent. Aber einerlei ob es MASTERCARD ist oder LINDT oder NIKE oder DISNEY – ich traue ihnen allen mehr zu als PROCTER.
      Wer das anders sieht, der investiert eben in PROCTER. Ich halte die zwar nicht für gut – aber es gibt da draussen wirklich viel schlechtere Aktien als diese.

      Antworten
  6. erich

    Schwer zu sagen. Zunächst einmal zum Positiven: Die Aktie steht jetzt für ein Jahr um starke 40 Prozent im Plus.

    Derzeit gehe ich fest davon aus, dass die Aktie von PROCTER & GAMBLE auch in den nächsten 10 Jahren eine deutliche Underperformance gegenüber dem Markt haben wird. Trotz des Rebounds in den letzten 12 Monaten.

    Mein Kommentar:
    Im Gegensatz zu Ihnen gibt es weltweit viele Vermögensverwalter , die sehr viel von dem Unternehmen halten .
    PG fehlt in keinem internationalen, defensiven Depot.
    PG ist seit langer Zeit auch in meinem Depot. Bei Schwäche habe ich nicht verkauft, sondern nachgekauft.
    Bei der Betrachtung des Kurses sollte man nicht die Dividende außer Acht lassen. PG gehört zu den ältesten
    Dividendenaristokraten.
    Wer auf die Homepage geht, kann beim Investment calculator das total return für bis zu 39 Jahre erfahren.
    Die Dividende macht ca. 50% aus.
    Ich empfehle Leuten, die eine sichere Aktie kaufen wollen, zuerst immer PG, dann MCD, PEP und JNJ.
    Ich investiere seit 36 Jahren in Aktien, weltweit und in verschiedenen Branchen.
    Risikoarme Aktien sichern langfristig den größten Börsenerfolg.

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Im Gegensatz zu mir schlagen die „weltweit vielen Vermögensverwalter“ aber auch nicht den Index. Warum sollte ich mir das antun – wenn jeder ETF auf den S&P 500 besser ist?
      Gewinne von PROCTER aus dem vergangenen Jahrhundert helfen mir nicht weiter. Die Bedingungen haben sich geändert. Und ob PROCTER da noch ein gutes Investment ist, das genau ist die Frage.
      Sollte der beste Vermögensverwalter der Welt, Warren Buffett, einen nennenswerten Betrag in P&G anlegen, dann denke ich erneut über die Aktie nach.
      Warum du den „Leuten“ umbedingt eine schlecht laufende Aktie empfehlen willst, statt eines gut laufenden ETF, das habe ich auch nicht verstanden. Worin liegt da der Sinn? Aber ich muss auch nicht alles verstehen. Wer mit seinen Investments schlechter abschneiden will als der Index, der darf das ja tun. Und er darf das dann auch anderen Leuten empfehlen. Wir sind ein freies Land.
      Und weil wir ein freies Land sind, darf ich dann schreiben, dass ich das für Unsinn halte. Geldanlage-Unsinn.

      Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

12 + sechs =