Ist Nutanix ein Kauf?

Gastbeitrag

– von Zahari Slavov –

 

In meinem Lieblingsforum auf Facebook, „Die kleine Finanzzeitung“, wurde eine Diskussion eröffnet und gefragt wer eigentlich Nutanix ist. Es wurde viel spekuliert, ob die Firma doch etwas mit Nahrung zu tun hat, also Nutrition und Nix und daraus Nutanix, Nutranix, Nutellanix entstanden ist. Letztendlich haben sich die Mitglieder auf NutDingsBums geeinigt. Das hat mich dazu bewegt Euch vorzustellen, was eigentlich Nutanix ist und warum die Firma auch nicht schlechter als Netflix und anderen namhaften Wachstumsunternehmen ist.

Die Firma Nutanix wurde in 2009 in San Hose in Silikon Valley von Dheeraj Pandey gegründet. Silikon Valley ist berühmt für erfolgreiche Gründungen im Bereich IT und weniger im Bereich Nahrung. Auch Herr Pandey hat nie etwas mit Brötchenverkauf und Bäcker zu tun gehabt. 13 Jahre lang hat er die Entwicklung von Software insbesondere bei Aster Data Management und Oracle geleitet. Er ist ausgezeichneter Kenner der Softwarebranche und großer Visionär in diesem Bereich. Die Firma Nutanix führt er sehr zielorientiert und mitarbeiterfreundlich. Im Mitarbeiter-Portal Glassdoor glänzt die Firma mit positiven Bewertungen.

Nutanix beschäftigt sich mit Softwareentwicklung, speziell mit Software im Bereich Hyper-converged infrastructure, kurz HCI. Es klingt wie ein Begriff aus der Serie Star Wars, doch das ist es nicht und zu diesem Begriff komme ich später.

Zurück zu Nutanix: Das Unternehmen beschäftigt 2.500 Mitarbeiter und wurde im Jahre 2016 erfolgreich auf der Börse gebracht. Es gab wie bei fast jedem IPO eine turbulente Trading-Zeit und zwei Jahre später notiert die Aktie bei ca. 42,7 USD mit einer Marktkapitalisierung von 7,28 Mrd. USD. Das Geschäftsjahr endet jedes Jahr im Juli, sodass wir jetzt auch ganz aktuelle Zahlen und Berichte haben. Doch kommen wir zum HCI.

 

Was zum Henker ist HCI?

 

Unternehmen besitzen IT-Infrastrukturen, bestehend aus Hardware (Speichersysteme, Speichernetzwerke, Server) und Apps (Standardsoftware wie MS Office, SAP, Spezialsoftware, etc.). In Speichersystemen werden alle Daten und Programme gespeichert. Leistungsstarke Prozessoren, Ram-Speicher und sonstige Hardwareeinheiten im Server sorgen für die Verarbeitung dieser Daten. Die Hardware wird von Software verwaltet und organisiert, z.B. werden die Festplatten werden partizipiert, also aufgeteilt (z.B. C:\). Das nennt man kurz „Virtualisierung“.

Die hyperkonvergente Infrastruktur (HCI) erlaubt eine enge Verzahnung der IT-Infrastruktur im Unternehmen. Hardware (Speicher, Netzwerk, Prozessoren, etc) sowie deren Verwaltungssoftware werden durch spezielle Software (ähnlich wie ein Windows Betriebssystem) in einer Unit zusammengefasst und  gemeinsam verwaltet. Die vorhandenen Ressourcen können sich dabei in einer Private Cloud (Privates Netzwerk) oder auch auf einer Public Cloud wie Amazon Web Services befinden.

Um es einfacher zu machen…

 

Man stelle sich vor ein Thermomixer. Um schnelles lecker und einfaches Essen zu kochen sind im Thermomixer verschiedene Ressourcen in einer Einheit gebunden: Hitzequelle, Schneidwerkzeug, Rührwerkzeug, Dampfmöglichkeit, etc. Genau so funktioniert HCI und Nutanix – sie verbinden in einer Einheit alle IT-Ressourcen (Speicher, Prozessoren, Netzwerkkomponente etc.).

Dem Endverbraucher sind diese ganzen Teile relativ egal. Im Unternehmens-IT (aber auch privat) ist das „Essen“ die Apps, Cloudsanwendungen, Streamingdienste etc. Und sie müssen störungsfrei, schnell und zuverlässig laufen. Mit der Verwendung von HCI entstehen eine Menge Vorteile für das Unternehmen:

 

  • konsolidierte zentral verwaltete IT-Umgebungen, d.h. technische Silos, die einzeln zu pflegen sind, werden aufgehoben
  • HCI ist einfach zu beschaffen, installieren, konfigurieren und verwalten
  • Flexibel und skalierbar: Computer- und Speicherressourcen und Performance können jederzeit hinzugefügt oder entfernt werden.
  • Das HCI-System ist immer verfügbar und ausfallsicher durch Isolierung von Fehlern und automatisierte Fehlerbehebung
  • Es gibt Backup und Recoverymöglichkeiten für die Daten
  • Die Datenverwaltung (Deduplizierung, Komprimierung) ist optimal und reduziert Speicheranforderungen
  • Mobilität bei Anwendungen, z.B. bei einem Umzug auf einem anderen Server oder aber auch zwischen Clouds
  • Leistungsstark durch Bündelung der IT-Ressourcen in einem Pool

 

Zusammengefasst kann man mit HCI Kosten für Hardware, Betrieb, Administration und Lizenzen sparen, also ein echter Mehrwert für jedes Unternehmen.

Zudem werden keine IT-Spezialisten für die Steuerung benötigt, sondern IT-Generalisten.

Unternehmen können schnell und einfach ihre Anwendungen und Ressourcen hin und her bewegen, was auch eine Umstellung vom privaten Netzwerk auf eine Cloud wie Amazon Web Services oder MS Azure wesentlich erleichtert.

Und natürlich wächst der HCI Markt rasant!

 

Wo Kosten gespart werden können sind Unternehmen natürlich sehr interessiert. Das zeigt sich auch in der Marktentwicklung. Die Prognose des HCI Marktvolumens liegt bei einem Wachstum von 43% bis zum Jahr 2023. Das Volumen betrug im Jahre 2016 1.459 Mio. USD, im Jahre 2023 sollen es 17.026 Mio. $ werden.

 

 

Nutanix ist Global Champion!

 

Natürlich möchten in so einem großen Markt viele dabei sein. Dell, Lenovo, HP und Cisco bieten entsprechende Hardware, also Standardserver, die aber auch nicht so große Margen haben. Das Geld und die Wettbewerbsvorteile liegen in der Software und da ist Nutanix im Gartner Quadrant ein klarer Marktführer, gefolgt von VMWare, HP, Dell und einige andere. Kunden wie Toyota, Airbus, die US Airforce, Deloitte, Societe Generale etc. sind nur wenige von vielen berühmten Namen, die die Softwarelösungen von Nutanix verwenden.

 

 

Das Produktangebot von Nutanix ist riesig

 

Doch wie schafft Nutanix in diesem hart umkämpften Markt die Führung? Das Geheimnis liegt in der starken Produktentwicklung.

Hauptprodukt von Nutanix ist Nutanix Enterprise Cloud Platform – Ein HCI Betriebssystem zur Management der IT-Infrastruktur (Public und Private Cloud), das Schutz der Daten, automatische Behebung von Systemfehlern, Recovery bei Ausfällen, Planung der Leistung, Verbesserung der Effizienz und Systemupgrades im laufenden Betrieb gewährleistet.

 

 

Eine Menge Tools sorgt für eine sehr nutzerfreundliche Bedienung:

  • Virtualisierung ( = Erzeugung von virtuellen Geräten, z.B. C:/ auf dem Home-PC)
  • Netzwerk Services Toolbox
  • Security
  • Backup und Disaster Recovery Lösungen
  • Speicheradministration
  • Automatisierung von Anwendungen
  • Test Tools
  • Datenbankverwaltung

Auch die unterstützende Hardware, also ein Standardserver wird von Nutanix angeboten.

 

Und wie wird Geld verdient?

 

Nutanix bietet eine Software as a Service Lösung (SaaS). Software as a Service (SaaS) ist ein Teilbereich des Cloud Computings. Das SaaS-Modell basiert auf dem Grundsatz, dass die Software und die IT-Infrastruktur bei einem externen IT-Dienstleister betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt werden. Für die Nutzung von Online-Diensten wird ein internetfähiger Computer sowie die Internetanbindung an den externen IT-Dienstleister benötigt. Der Zugriff auf die Software wird meist über einen Webbrowser realisiert. Somit kommen sichere und wiederkehrende Umsätze durch regelmäßige Zahlung von Nutzungsgeld (Analog MS Office) im Unternehmen.

 

Das Wachstum ist beeindruckend

 

Die Zahlen in der Jahresberichtspräsentation sprechen für sich:

 

 

Doch wenn man auf den Umsatzwachstum achtet, bekommt man den Eindruck, dass dieses Wachstum sich eingedämpft hat. Der Umsatzwachstum YoY (year over year) betrug nur 20%:

 

 

Warum das so ist kann man nachvollziehen, wenn man die Strategie von Nutanix betrachtet. Das Unternehmen möchte ein reines Softwareunternehmen werden und nimmt mit einem schnellen Tempo die margenschwachen Hardware Umsätze aus dem Programm. Nur 5% der Umsätze sollen zukünftig aus Hardware erzielt werden. Das Geschäft überlässt man somit anderer Hardwareanbieter wie Dell, Lenovo und Cisco.

Somit hat das Unternehmen erreicht die Marge im letzten Quartal auf 78% zu erhöhen, also ein Wachstum von mehr als 20% seit Anfang des Jahres. Eine Marge von 80% traue ich dem Unternehmen zukünftig zu.

 

 

Der Softwareumsatz wiederum wächst weiterhin mit 49% YoY rasant und es wird sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren wahrscheinlich nichts ändern:

 

 

Wie schafft Nutanix dieses Wachstum aufrechtzuerhalten?

 

Es ist nicht nur der Marktvolumen (42% p.a. bis 2023), der für Wachstum sorgt. Nutanix betreibt ein sehr intensives Marketing bietet hervorragende Produkte an. Die Kundenanzahl ist von 920 in 2015 auf 10.610 in 2018 gewachsen.

Zudem betreibt Nutanix ein Land and Expand Model, das heißt bereits vorhandene Kunden erhöhen sukzessive ihren Umsatz mit Nutanix. Das geschieht durchschnittlich mit einem Faktor von 4,1 in 18 Monaten. Die besten Kunden haben ihren Umsatz sogar verfünfundzwanzigfacht (x25). Nutanix generiert somit 70% ihres Umsatzwachstums mit Altkunden.

Die starke Produktentwicklung sorgt auch für wachsende Umsätze. Nutanix versucht mit diversen Neuheiten den TAM (Total Available Market) zu erweitern. So sind in diesem Jahr fünf neue Produkte im Portfolio hinzugekommen.

Auch die starken Partnerschaften mit Google und Microsoft spielen eine Rolle. Mit Wettbewerber im Hardwarebereich hat Nutanix auch starke Partner gefunden. So hat das Unternehmen starke Vertriebspartner ihrer Softwarelösungen bei Dell, Lenovo und IBM gefunden. Mit Cisco und HPE hat man wiederum eine „einseitige“ Partnerschaft geschlossen, d.h. die Unternehmen wollen nicht, dass Nutanix auf ihre Systeme installiert wird. Das Unternehmen hat es aber geschafft ihre Lösungen auf „Wunsch der Kunden“ auch hier zu puschen.

 

Wie erfolgt die Finanzierung?

 

Eines der wichtigsten Fragen eines Investors ist, woher das Geld kommt und wohin das Geld fließt. Die Kapitalbeschaffung bei Nutanix kommt aus verschiedenen Quellen.

Zum einen hat das Unternehmen eine Wandelschuldverschreibung in Höhe von 563 Mio. USD dieses Jahr herausgegeben und somit eine direkte Kapitalerhöhung vermieden. Der Wandlungskurs liegt bei 49USD/ Aktie.

Der operative CashFlow in Höhe von 92 Mio. USD ist eine andere Finanzierungsquelle. Beachten muss man im Rahmen dieses  CashFlows die aktienbasierten Vergütungen in Höhe von 177 Mio. USD sowie die für dieses Geschäft typischen Vorauszahlungen für zukünftige Aufträge (deferred revenue – aktive Rechnungsabgrenzungs-posten) in Höhe von 262 Mio. USD.

Zudem wurden Optionsscheine (= Bezugsrechte für Aktien) in Höhe von 88 Mio. USD herausgegeben.

 

Wie wird das Kapital genutzt?

 

Das Kapital kann für verschiedene Maßnahmen genutzt werden, die aus Investorensicht sinnvoll erscheinen. Dies sind unter anderem Investments wie Unternehmenszukäufe und für Produktentwicklung, aber auch Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen. Der Schwerpunkt bei Nutanix liegt eindeutig im Investmentbereich.

So hat das Unternehmen in diesem Jahr zwei Unternehmen zugekauft:

  • Die Firma Minjar, die Lösungen für die Ressourcenüberwachung in Cloud Systemen anbietet.
  • Die Firma Frame, die eine Cloud Desktop as a Service Lösung (kurz: DaaS) anbietet. Hier handelt es sich um eine Lösung, die die virtuelle Einrichtung von Enduser Desktops in einer Cloud ermöglicht. Das Marktvolumen beträgt 3 Mrd. USD und es wird ein Wachstum von 32% p.a. bis 2021 erwartet.

Die R&D Kosten beliefen sich auf 313 Mio. USD in diesem Jahr. 27% (VJ: 34%) des Umsatzes investiert das Unternehmen in Produktentwicklung.

Für Sales und Marketing hat das Unternehmen 649 Mio. USD ausgegeben, was 56% (VJ: 59%) des Umsatzes entspricht.

 

Auf welche Kennzahlen muss man noch achten?

 

Wenn man High-Growth-Software Unternehmen betrachtet, ist Nutanix ist keine Ausnahme. Die hohen Marketing und Entwicklungskosten belastet die Bilanz des Unternehmens erheblich. So wurde im GJ2018 ein Verlust in Höhe von 297 Mio. USD eingefahren. Immerhin ist der Verlust wesentlich kleiner als im Jahr 2017 (-379 Mio. USD). Eine Gewinnerzielung ist auf mittelfristige Sicht nicht absehbar, zumindest solange Nutanix die hohen Ausgaben für Marketing und Entwicklung hat.

Das Ziel des Unternehmens ist jedoch zurzeit keine Gewinnmaximierung, sondern Umsatzwachstum und Gewinnung von Marktanteilen bei einem positiven Cashflow. Die gute Rohertragsmarge (Gross Margin) in Höhe von 78% im letzten Jahr spricht für ein lukratives Geschäft. Zudem wurden positive Operating CashFlow sowie FreeCashFlow Zahlen in diesem Jahr erreicht. Eine riesige Cashposition in der Bilanz in Höhe von 934 Mio. USD sorgt zusätzlich für Sicherheit.

 

 

Welche Chancen bestehen zukünftig?

 

Für das Unternehmen ergeben sich eine Menge Chancen für weiteres Wachstum in naher Zukunft.

So kann das Unternehmen vom starken Wachstum des HCI Marktes profitieren.

Kürzlich hat Nutanix ebenfalls eine Zertifizierung von SAP erhalten, d.h. Unternehmen können das stark wachsende SAP S/4 Hana Cloud mit der HCI Lösungen von Nutanix verbinden.

Auch gemeldet wurde seitens Unternehmen die Zusammenarbeit mit kleinen regionalen Serveranbietern, allerdings noch nicht offiziell. Insbesondere in China wird eine solche Marktsituation beobachtet.

Die innovative Softwareentwicklung steht ebenfalls im Vordergrund. Bald wird Nutanix die sogenannte XI Cloud herausbringen, also eine Public Cloud, das speziell für die Verwaltung, Schutz und Wiederherstellung der Cloudinfrastruktur in Unternehmen dient. Die Lösung wird über Internet verfügbar sein und unterschiedliche Kunden auf der ganzen Welt können somit auf dem Nutanix System zugreifen. Xi Cloud wird ein absolutes Alleinstellungsmerkmal für Nutanix sein und es sind zahlreiche Grosskunden jetzt schon stark daran interessiert. Für Nutanix würde das eine wesentliche Erweiterung des TAM (Total Available Market) bedeuten. HPE hat bereits an einer Lösung gearbeitet, jedoch wurde die Weiterentwicklung des Plattforms aufgrund der Komplexität abgebrochen.

Natürlich kann das Unternehmen auch mit anderen Weiterentwicklungen jederzeit überraschen (z.B. Sherlock).

Das Image des Unternehmens ist ebenfalls sehr gut: Das US Verteidigungsministerium hat kürzlich der größte Auftrag in Höhe von 20 Mio. USD an Nutanix erteilt.

 

Und die Risiken?

 

Investoren können sich zukünftig auf einem verschärften Wettbewerb einstellen. Insbesondere die Firma VMWare kann Nutanix zu einer Gefahr werden. Die Unternehmen sind zurzeit gezwungen mehr oder weniger im Rahmen ihres Softwareangebots zusammenzuarbeiten, doch der Ton hat sich im letzten Jahr drastisch verschärft und beide Unternehmen versuchen mit neuen Lösungen und Stärkung der Partnerschaften ein Stück vom Kuchen zu bekommen. VMWare ist viel größer als Nutanix und hat entsprechende Ressourcen dafür.

Die visionäre Einstellung von Nutanix kann analog Tesla nach hinten gehen. So wurde beispielsweise die Xi Cloud Lösung zu früh vorgestellt um dann festzustellen, dass sie doch nicht ganz fertig ist. Das Management steht vor der Herausforderung ihre Kunden nicht zu enttäuschen und rechtzeitig die versprochenen Lösungen auf dem Markt anzubieten.

Auch die Partnerschaften mit Lenovo, Dell und IBM können eine Gefahr für das Unternehmen werden, wenn sie mit ihren eigenen Lösungen in den Markt rücken.

Der HCI-Markt ist noch sehr dynamisch und es kann jederzeit zu Überraschungen kommen. Investoren sollen sich auf eine hohe Volatilität einstellen. Insbesondere Analystenbewertungen können die Aktienkursentwicklung stark beeinflussen.

Last but not least ist wichtig zu erwähnen, dass Nutanix sich noch in der Verlustzone befindet, d.h. die Rahmenbedingungen für weiteres Wachstum müssen stimmen.

 

Es ging doch eigentlich um die Aktie!

 

Die Aktie hat im letzten Jahr eine Wahnsinnsperformance von 143% hingelegt. Investoren fragen sich, ob ein Einstieg überhaupt noch lohnenswert ist.

 

 

Das kann doch nur Euphorie sein!

 

Bevor man die Entwicklung als Euphorie bezeichnet, ist es lohnenswert eine Aktienbewertung durchzuführen. Doch wie kann eine Bewertung erfolgen, wenn man nicht mal eine KGV hat?

Die Bewertung von Softwareaktien verläuft anders. Zum einen können die Gross Margin und die Rule of 40 eine Bewertung über die Qualität des Unternehmens liefern.

Eine Gross Margin von 78% – 80% sagt aus, dass wachsenden Softwareunternehmen zukünftig sehr profitabel arbeiten können.

Die Rule of 40 wird speziell im Softwarebereich eingesetzt und misst die Effizienz des Wachstums eines Unternehmens mit folgender Formel:

Efficiency Score (%)  = Growth Rate (%) + Free-Cash-Flow-Margin (%)

Dabei soll der Wert bei über 40% liegen (umso mehr, umso besser).

Zur Aktienbewertung nehmen Investoren die EV/Sales als Bewertungsmaßstab.

Das EV (=Enterprice Value) ist der Wert des Unternehmens im freien Markt und wird wie folgend berechnet:

EV = Börsenkapitalisierung – Cash + langfristige Schulden

High-Growth-SaaS Anbieter haben eine EV/Sales Bewertung, die zwischen 7 und 10 liegt. Größere stetig wachsende Softwareunternehmen (Oracle, SAP, Cisco) sind mit einem EV/Sales von 4-5 fair bewertet.

 

… dann lass und jetzt rechnen …

 

Die Efficiency Score von Nutanix beträgt 51%, somit ist das Rule of 40 voll erfüllt.

Efficiency Score = 48% Wachstum Softwareumsatz + 3% FCF = 51%

Die Gross Margin liegt bei 78% und kann bis zu 80% wachsen. Auch hier wird die Qualität des Unternehmens bestätigt.

Die EV beträgt:

EV = 176 Mio. Aktien * Kurs 42,7$ + 934 Mio. $ Cash – 429 Mio. $ Debt = 7,52 Mrd. $

Für 2019 ist ein Umsatz von 1,35 Mrd. USD prognostiziert worden. Somit beträgt das EV/Sales für 2019 – 5,57. Das Kurspotential für 2018-2019 bei einem Standard von EV/Sales von 7 ist somit

Kurspotential = 7/5,68 – 1 = 25,6%

Bei einer langfristigen Betrachtung komme ich zum folgenden Ergebnis:

 

 

Somit traue ich dem Unternehmen in 6 -7 Jahren ein 6-Bagger zu werden, ein Unternehmen also, dass sich im Kurs versiebenfacht.

 

Nachbemerkung

– von Christian Thiel –

Vor einigen Tagen fragte in der „Kleinen Finanzzeitung“ jemand nach der Aktie von NUTANIX. Ganz ehrlich – ich hatte noch nie von dem Unternehmen gehört. Also habe ich rumgeflachst, das sei wohl ein Unternehmen, das die Worte „Nutella“ und „nix“ zu seinem Programm gemacht hat. Ein fettfreier Schokoladenbrotaufstrich! Das war natürlich Quatsch. Ich habe mich aufklären lassen – und in der Tat, es lohnt sich, sich mit dem Unternehmen zu beschäftigen. Aber das kann und will ich nicht selber machen.

Einen ganz herzlichen Dank deshalb von meiner Seite aus an Zahari Slavov für seinen Gastbeitrag. Im Gegensatz zu mir ist Zahari ganz offensichtlich in Unternehmen zu Hause. Er versteht die Bedürfnisse und die Kalkulationen von Unternehmen. Ich tue das nicht. Und weil ich diesen Bereich nicht gut verstehe, halte ich mich von den entsprechenden Aktien bislang stets fern.

Ist das ein Fehler? Ich denken: Nein.

Wer eine Aktie kauft, der sollte ihr Geschäft verstehen. Wenn mir das nicht gelingt, dann kaufe ich lieber nicht. Das schließt nicht aus, dass es sinnvoll ist, sich auch in Bereichen zu informieren, die man bislang noch nicht gut kennt. Neulich habe ich hier über den Chiphersteller MICRON geschrieben. Es war mein erster Ausflug in die Welt der Chipindustrie. Über den Small Cap FROSTA habe ich vor einem Jahr berichtet. Auch COCA COLA und AT&T waren hier auf grossmutters-sparstrumpf schon Thema.

Nun also geht es heute um Unternehmenssoftware und um NUTANIX. Ich habe die Analyse von Zahari mit großem Genuss gelesen. Wird NUTANIX jetzt auch zu einem meiner „Global Champions“?

Ich weiß es derzeit noch nicht. Wenn ich sie aufnehmen, dann nur mit einem sehr kleinen Anteil am Depot (1-2 Prozent). Zudem würde ich dafür Anteile an einer Aktie verkaufen, die wie NUTANIX auch, eine sehr hohe Bewertung hat – gut möglich, dass ich mich von 1-2 Prozent an NETFLIX trennen würde.

Ist die Aktie von NUTANIX auch etwas für dich und dein Depot? Denk darüber nach. Eine der wichtigsten Bedingungen beim Kauf von Aktien ist, dass man sich gerne mit einer Aktie beschäftigt. Denn nur dann gelingt es einem, sie im Blick zu behalten.

 

Wenn du keinen Beitrag mehr verpassen willst, dann bestell doch einfach den Newsletter! So wirst du jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!

 

 

3 Kommentare

  1. ae

    Servus miteinander,

    Erstmal vielen Dank für die tolle Seite, die ich sehr gerne und schon seit längerem, auch als Newsletter-Bezieher, verfolge. Die Analyse der Aktien sind sehr fundiert und für mich auch nachvollziehbar, und ganz wichtig auch für Autodiktaten in Sachen BWL und Bilanzen verständlich.
    Besonderen Dank auch für diesen Tipp, da habe ich nach paar Tagen Eigenrecherche beschlossen mit einer kleineren Summe einzusteigen, obwohl ich das Geschäft von Nutanix nicht komplett verstanden habe, wie es funktioniert. Bin gespannt ob sich mein Aufwand lohnen wird.
    Bitte mehr davon ….

    Gruß ae

    Antworten
  2. Thomas von Divdepot

    Hallo Zusammen,

    danke für die aufschlussreiche Analyse. Ich selbst war bereits Nutanix-Aktionär und hatte zwischenzeitlich Kursgewinne realisiert. Langfristig ist der Wert für mich ein Kauf. Werde nach dem jüngsten Kursrutsch wieder eine Position aufbauen.
    Wer Interesse hat, auf seekingalpha.com gibt es ebenfalls einige gute Analysen zum Unternehmen und seiner Konkurrenten.

    Grüße Thomas von DIVDepot

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke für den Tip. Ich werde mich da auch mal umschauen. seekingalpha.com ist eine wirklich gute Seite für Hintergrundinformationen.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Thomas von Divdepot Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert