Die Rezession ist abgesagt – wieder einmal

Glauben wir den Medien, dann hatten wir seit 2009 schon 13 Rezessionen, die mit Bärenmärkten an der Börse einhergingen. Die Medien übertreiben leidenschaftlich gerne. Am Ende wurde nahezu alle diese „Rezessionen“ wieder abgesagt. So wird es wohl auch diesmal wieder kommen.

 

Wer bietet mehr?

 

Immer wenn der Markt in eine Korrektur fällt, beginnt das Spiel: Wer bietet mehr?

Die einen bieten dann „Bärenmarkt“ an. Sorry, aber eine Korrektur ist kein Bärenmarkt. Kann ja sein, dass das noch kommt. Andererseits: Bärenmärkte (-20% bis -40%) sind wirklich selten, schon gar in den letzten 12 Jahren. Wir hatten nur einen – und der war sehr kurz. Dagegen hatten wir in diesem Zeitraum immerhin 8 Korrekturen (wenn ich richtig gezählt habe). Rein statistisch ist also sie Korrektur (-10% bis -20%) immer das am meisten wahrscheinliche Ereignis.

Was wir dagegen Jahr für Jahr hatten, dass war die Angst vor einem Bärenmarkt. Sie gab es nahezu in jedem Jahr. Es gab sie 2010, 2011, 2012, 2013 und so weiter und so fort.

In manchen Jahren (wie etwa 2019) gab es hohe Angst vor einer Rezession („Hilfe die Zinskurve ist invers!“) – und am Jahresende stand der MSCI World dann um 30 Prozent im Plus. Und in 2018 hatten wir die Angst vor der Rezession sogar zwei Mal, im Februar und ab November dann schon wieder.

In den letzten Wochen wurde in den Börsenmedien wieder und wieder über den Bärenmarkt geschrieben und gesprochen, ganz so, als wenn wir bereits einen hätten. Die Angst vor der Rezession, sie ist bei vielen Anlegerinnen und Anlegern ganz ohne Zweifel da.

 

Das ist der Crash!

 

50 Prozent auf alles. Andere bieten in Korrekturen noch viel mehr an Pessimismus an, als das, was ein Bärenmarkt so zu bieten hat. In jeder Korrektur lese ich (auch hier): Jetzt geht es 50% nach unten. Das wäre ein richtiger Crash.

Solche Abschwünge erlebt die Börse im Durchschnitt alle 25 Jahre. Vier Mal in 100 Jahren. Nicht mehr, nicht weniger.

 

 

Dieser Angst vor fallenden Kursen stehen aktuell eher geringe Abschläge an der Börse gegenüber. Year over year hat der S&P 500 aktuell (in Dollar) gerade einmal 1 Prozent verloren. Der Chart oben zeigt es. In Euro sieht das noch viel besser aus. Der MSCI World steht für diesen Zeitraum um 6% im Minus, die Nasdaq um 11 Prozent. Mehr nicht.

 

Was tun?

 

Der S&P 500 hat die Grenze von -15% vom Hoch wieder überschritten. Kommt er mir noch einmal entgegen – für meinen nächsten Nachkauf? Ich weiß es nicht. Meine Vermutung: Es braucht derzeit schon eine richtig schlechte Nachricht, um den S&P 500 noch einmal bis zu den -20% zu bringen. Ob diese Nachricht aber kommt, das weiß niemand.

Wahrscheinlichkeiten. In meinen Augen ist in den nächsten Wochen die Wahrscheinlichkeit von positiven Überraschungen deutlich höher ist als die von negativen. Die Zinsen in den USA könnten deutlich langsamer steigen. Die Inflation in den USA könnte sich nach unten bewegen. Bei einigen Komponenten der Inflation, wie etwa den Gebrauchtwagenpreisen, tut sie das schon. Die Lockdowns in China scheinen zu Ende zu gehen.

TINA. Das zusammen ist die perfekte Mischung für eine Rückkehr des Marktoptimismus. Mit deutlich steigenden Kursen. Es müssen ja nicht gleich neue Höchstkurse sein. Obwohl ich auch das nicht ausschließen würde. Noch immer ist TINA (there is no alternative) der beste Freund von Anlegerinnen und Anlegern.

Die Börsenampel von grossmutters-sparstrumpf steht weiterhin auf grün.

 

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12 Kommentare

  1. Marco

    Ist die Börsenampel immer noch grün?

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Meine schon. Ich kaufe demnächst ein weiteres Mal nach.
      Es gab dieser Tage ein schönes Video mit Dr. Andreas Beck zu dieser Frage. Seine Antwort ist nicht anders als meine:
      https://www.youtube.com/watch?v=Dhyxn2kta8o

      Antworten
      1. Marco

        Ja, echt gut das Interview von Andreas Beck. Danke.

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  2. Marco Dargel

    Ich finde Deine Medienkritik toll. Da kann man auch auf andere Themen kommen. Wenn sie bei Börse und Konjunktur so übertreiben, dann machen sie es auch bei Corona?
    Dass Medien das Böse übertreiben habe ich auch festgestellt. Aktuell bin ich in einem Loch, dass ich ihnen gar nicht mehr zuhören möchte. Immer schlimm, immer richtig böse , immer der Untergang .

    Das Problem ist dann irgendwann, wenn man den Medien nicht mehr glaubt, wie soll man dann noch wissen, was wahr ist.

    Bei mir haben die Medien in den letzten Jahren voll verloren. Aber es lässt eine Frage offen. Wie soll ich mich wo informieren.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich frage mich das auch manchmal – und dann lese ich halt mehr gut fundierte Bücher. Und bei der Börse heißt das: Lieber die Börsenmythen von Ken Fisher lesen als die Schlagzeilen von boerse-online (oder wem auch immer). Ken Fisher hat diese Mechanismen in seinem Buch über die Börsenmedien ganz wunderbar auf den Punkt gebracht. Und da ich bei ihm gelesen habe 8und davon sehr profitiert habe), reiche ich das Lob man an ihn weiter.

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  3. Dieter Pfabe

    Hallo Christian,
    ja das sehe ich genauso! Oder besser, möchte es gerne genauso sehen !
    Aber … ich habe da gerade ein Webinar von Andre Stagge angesehen, der sehr plausibel erklärt, das diesmal alles anders ist und Buy and Hold jetzt nicht mehr die rictige Strategie sei.
    Bitte schau Dir das mal an :
    https://www.andre-stagge.de/baerenmarkt-was-tun/
    Natürlich ist es eine Werbe-Sendung für seine Seminare, aber trotzdem, er scheint als Ex-Fondmanager echt Ahnung und eine andere Perspektive zu haben.
    Auch der Finanzwesier Albert Warnecke schlägt mit seinem Democratic Alpha Fond mittlerweile einen anderen Kurs ein.
    Da ich Deinen Blog schon lange begeistert verfolge, würde mich Deine Stellungnahme/Antwort sehr freuen!
    Liebe Grüße
    Dieter

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Andre Stagge warnt sehr plakativ davor, jetzt Aktien zu halten.
      Als Langfristanleger weiß ich schlicht nicht, was ich dazu sagen soll.
      Oder doch, mir fällt etwas ein: Ken Fisher hält Aktien. Und er fährt sich sehr wohl dabei.
      Stagge versucht mit Angst Geld zu machen. Okay. All diese hektischen „Ihr müsst jetzt etwas tun“-Ratgeber können keine Performance nachweisen, die auf Sicht von zehn Jahren oberhalb einer Anlage in den MSCI World liegt.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

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      1. Dieter Pfabe

        Vielen Dank Christian für Deine schnelle Antwort ! Ich hoffe, Du hast Recht, da ich fast zu 100% in Aktien auf Buy&Hold Basis investiert bin. LG Dieter

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        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Ganz ehrlich: Wer ist André Stagge? Ich hatte den Namen bis zu deinem Kommentar noch nie gehört.
          Ich selber vertraue Ken Fisher. Ich lese nahezu wöchentlich, was Mitch Zacks von ZACKS INVESTMENT sagt und schätze seine Marktkommentare sehr. Und ich höre mir regelmäßig die Einschätzungen von Markus Koch in der Morning Bell an. Ich komme zu dem Schluss: Es wird (einmal wieder) alles nicht so heiß gegessen wie gekocht.

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  4. Marco

    Hab zwar in der Korrektur nachgekauft (MSCI-World-Etf), aber verflixt, wie immer zu wenig.
    Und jetzt trau ich mich immer weniger, typisch Privatanleger halt. Dazu noch meine 72 Jahre…?

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Kommt ganz drauf an, wie hoch dein Risiko bei Nachkäufen ist.
      Alles Geld das in den nächsten fünf bis sieben Jahren zum Leben gebracht wird gehört ohnehin nicht in den Markt.

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      1. Marco

        Danke Christian für deine klaren Kommentare und Antworten.
        Eine wahre Wohltat und Seltenheit in der Finanzbloggerszene.

        Schöne Grüße aus Italien

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