Apple steigt auf 500 Dollar – und wird das neue Procter & Gamble

Auch nach dem enormen Sprung nach oben Anfang August um rund 10 Prozent ist derzeit nicht erkennbar, dass die Aktie von APPLE in naher Zukunft noch einmal billiger zu bekommen ist.

Stattdessen macht die Aktie seither weiterhin in aller Ruhe neue Allzeithochs. So auch gestern. Da stand sie erstmals über 210 Dollar – schloss dann aber den Handel knapp darunter bei 209,75 Dollar. In den letzten 6 Monaten konnten sich Aktionäre des Unternehmens somit über 21 Prozent Zuwachs freuen.

21 Prozent Kursteigerung. Puh.

Wir reden hier nicht über ein Startup oder einen Small Cap. Denen traut das jeder Anleger zu. Aber APPLE, das wertvollste Unternehmen des Planeten?

21 Prozent Zuwachs. Solche starken Kurssteigerungen rufen immer auch Mahner auf den Plan die Anlegern dazu raten, sich jetzt möglichst bald von der Aktie zu trennen.

Haben sie etwa Recht?

Nach meiner Auffassung liegen sie alle gründlich falsch. Das hat verschiedene Ursachen. Eine davon ist das starke Momentum der Aktie. Sie ist erkennbar in einem deutlichen Aufwärtstrend. Der kann noch lange anhalten. Niemand weiß wirklich, an welchem Punkt der Kurs wieder drehen wird und in eine kleine oder größere Korrektur übergeht. Die letzten kleinen Korrekturen (rund 10 Prozent) hat die Aktie im März und im April gehabt (siehe Chart oben).

Die letzte größere Korrektur – von 132 Dollar bis auf 89 Dollar – liegt nun zwei Jahre zurück. Sie zog sich über neun lange Monate, von Mitte 2015 bis ins Frühjahr 2016 hinein.

 

 

Das alles liegt erst zwei Jahre zurück – und scheint doch aus einer anderen zeit zu stammen. Derzeit deutet nichts darauf hin, dass wir so etwas schon schnell wieder erleben werden. Und das liegt an Warren Buffett.

 

Warren hat es wieder getan

 

Für die derzeitige Stärke der APPLE-Aktie gibt es verschiedene Gründe. Einer ist – wieder einmal – Warren Buffett. Auch im zweiten Quartal 2018 hat Buffett Aktien von APPLE erworben. Wenn Buffett zu so hohen Preisen noch APPLE kauft dann folgen ihm viele Anleger und auch die Wallstreet offensichtlich gerne. Und kaufen weiterhin APPLE.

Warum Warren auch jetzt noch gekauft hat? Zum einen weil er das Geld dazu hat. Er sitzt derzeit auf 111 Mrd. Dollar. Zum anderen, weil er genau weiß, dass er dadurch sein Vertrauen in das Unternehmen ausdrücken und den Kurs so weiter nach oben drücken kann.

 

Apple kauft Apple

 

Ein weiterer Grund für den guten Aktienkurs ist der enorme Cash-Bestand von APPLE, den das Unternehmen einsetzt, um eigenen Aktien zu kaufen. Niemand kauft so viel APPLE – wie APPLE selber. Um den Kurs von APPLE oberhalb der Schwelle von 200 Dollar zu halten (psychologisch wichtig) oder oberhalb der Grenze von einer (amerikanischen) Trillion braucht es nicht wirklich viel Geld. APPLE selber setzt in jedem Quartal zweistellige Milliardenbeträge ein, um zu kaufen.

In zweiten Quartal 2018 ließ sich das Unternehmen diese Käufe rund 20 Mrd. Dollar kosten. APPLE hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es diese Käufe fortsetzen wird. Derzeit hat der Vorstand einen Aktienrückkauf im Umfang von weiteren 100 Mrd. beschlossen.

So erhalten verbleibende Anleger einen immer größeren Anteil am Unternehmen – Warren Buffett wird sich freuen. Der Gewinn von APPLE wird auf immer weniger Aktien verteilt und steigt entsprechend stark.

 

Apple wächst weiter

 

Der vierte Grund für APPLEs Wachstumskurs an der Börse heißt wiederum: APPLE. Das Unternehmen hat in den vergangenen 12 Monaten zweierlei unter Beweis gestellt. Erstens hat es gezeigt, dass es das iPhone-Business ohne Probleme auf dem derzeitigen Stand des Umsatzes und der Gewinne halten kann. Mehr noch: Mit dem iPhone X sind diese Gewinne entgegen der Annahme des Marktes sogar noch gestiegen.

Das hat Folgen: Der angestrengte Blick auf die verkauften Zahlen beim iPhone lässt bei den Analysten mehr und mehr nach. Sie achten nun auf das was wirklich zählt: Umsatz, Gewinn. Beide steigen an – und das auch bei leicht sinkenden Verkaufszahlen für das Kernprodukt des Unternehmens.

Zweitens hat APPLE mit dem Service-Segment gezeigt, dass es jetzt und in Zukunft eine sehr stark wachsende Einnahmequelle hat. Immer mehr iPhone-Besitzerinnen und –Besitzer laden Apps aus dem App-Store oder melden sich zu einem der Bezahldienste wie Apple Music an. Das Wachstum in diesem Segment lag bei APPLE im zweiten Quartal oberhalb von 31 Prozent. Der Bereich Service macht nun schon 17 Prozent vom Umsatz des Unternehmens aus. Die Bedeutung der Einnahmen aus dem Bereich Service wird in den kommenden Jahren noch weiter wachsen.

 

Apple ist nicht Nokia

 

Es ist dieser letzte Punkt, der Wachstum beim Service, der auch die letzten APPLE-Kritiker, die es immer in hoher Zahl gegeben hat, hat verstummen lassen. Es hat ihnen ihr ehemals stärkstes Argument – „Auch Nokia war einmal stark und ist gestürzt“ – zerstört.

Seit ich die Aktie von APPLE bei einem Kurs von 51,40 Dollar (rund 36 Euro damals) im Juli 2011 gekauft habe, habe ich von den Kritikern von APPLE dieses Argument gehört. Mit dem Wachstum von Service und dem extrem starken Ökosystem von APPLE dürfte dieses Argument von nun an der Vergangenheit angehören.

APPLE ist nicht NOKIA, weil es – erstens – eine Consumer Products Company ist, die ein weites Feld an sehr lukrativen Produkten herstellt. Dazu gehört die Apple Watch, der HomePod, die EarPods, der Mac, das iPad und das iPhone.

Fehlt da was in der Aufzählung oben? Aber ja. Und ob das etwas fehlt.

Es fehlt genau das Produkt, das APPLE als allererstes consumer product hergestellt und das dem Unternehmen den Weg in die Herzen der Konsumenten geebnet hat. Es ist zugleich das Produkt, mit dem Apple den ungeliebten Konkurrenten MICROSOFT eine seiner bittersten Niederlagen beigebracht hat.

 

Eine Ankündigung und ihre Folgen

 

Bill Gates kündigte im Jahr 2000 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas an, dass in Zukunft jedes entwickelte technische Produkt mit Software laufen würde. Was er nicht aussprach – aber mitdachte – war, dass diese Software natürlich von MICROSOFT kommen sollte.

MICROSOFT stand zu dieser Zeit auf der Höhe seiner Macht. Das Unternehmen hatte die 90er Jahre geprägt wie kaum ein anderes. Es war an der Börse mehr als 620 Mrd. Dollar wert (in heutigen Dollar: 880 Mrd.). Bill Gates Ansprache in Las Vegas verhieß den Aktionären von MICROSOFT ungezügeltes Wachstum auf Jahre hinaus. Es sollte anders kommen. Ganz anders.

 

 

Wie Apple beschloss, dass das 21. Jahrhunderts das Jahrhundert von Apple sein wollte

 

In Cupertino saßen sie an diesem Tage nicht etwa still zusammen. Sie beschlossen stattdessen, ein sogenanntes emergency meeting im Garden Court Hotel in Palo Alto einzuberufen. Sie alle wussten, dass Bill Gate mit seiner Aussage Recht hatte. Software und Computerchips würden das 21. Jahrhundert beherrschen.

An diesem Tag hat die Führung von APPLE beschlossen, dass diese neue Welt der von Software und Computerchips getragenen Produkte, die Welt der Consumer Electronics Devices, die ihre sein sollte. An diesem Tag legte APPLE den Grundstein dafür, die erfolgreichste Consumer Product Company aller Zeiten zu werden.

An diesem Tag im Januar 2000 begann die langsame Entwicklung APPLEs von einem bekannten aber eher unbedeutenden Computer-Unternehmen zu einer Firma, die zur wertvollsten des Planeten aufsteigen würde.

All diese neuen Produkte, die Bill Gates am im Januar 2000 beschrieben hatte und völlig folgerichtig voraussah – auch APPLE sah sie kommen. An diesem Tag beschoss die Führung von APPLE in einem schnell anberaumten emergency meeting, dass diese Produkte aus ihrem Haus kommen sollten und dass ihre Software sie zum Leben erwecken würde.

Doch es blieb nicht nur bei dieser Absicht. APPLE setzte sich langsam aber sicher in Bewegung. Nur wenige Wochen später kaufte APPLE mit dem kleinen Unternehmen SoundJam genau die Firma, mit der die Entwicklung APPLEs zu einer Consumer Products Company ihren Anfang nahm.

 

Fortsetzung folgt – am Freitag.

 

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