Warum der Dow Jones am Mittwoch um 23,5 Prozent abstürzt

Gestern ging es hier auf grossmutters-sparstrumpf um die Frage, ob in den USA im Jahr 2019 eine Rezession droht. Ich halte das für sehr unwahrscheinlich – aber nicht für unmöglich. In meinem Beitrag gestern gab es das positive Szenario, in dem die Märkte im Jahresverlauf neue Allzeithochs erreichten. Heute schauen wir stattdessen mal auf den schlimmsten Fall. Worum es mir geht, das ist die Erkenntnis: Die Zukunft der Entwicklung der Märkte steht nicht fest. Wir können sie nicht aus dem Chartverlauf herauslesen. Es kommt vielmehr darauf an, was die wichtigsten Akteure in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten tun.

Im schlimmsten Fall tun sie leider, leider allesamt – das falsche. Aus der Psychologie ist bekannt, dass das Denken der Menschen in angstbesetzten Situationen gerne um den schlimmsten Fall kreist. Das ist auch bei fallenden Kursen an der Börse so. Crashpropheten haben gerade Hochkonjunktur. Sie übertreffen sich mit immer schlimmeren Horrorszenarien.

 

 

 

Der schlimmste Fall – er tritt so gut wie nie ein. Das sollten wir uns klar machen, bevor wir uns jetzt einem der schlimmsten Fälle zuwenden. Der Eskalation.

Zweites Szenario

 

In der Nacht von Montag auf Dienstag wird die chinesische  Topmanagerin und Huawei-Finanzcheffin Meng Wanzhou tot in ihrem Hotelzimmer in Vancouver aufgefunden. War es Mord? War es Selbstmord? Keiner weiß es. Aber es gibt Gerüchte. Vier Amerikaner haben am Abend zuvor in Meng Wanzhous Hotel eingecheckt und sind nach dem Tod der Huawei-Managerin angeblich verschwunden. Meng Wanzhou sitzt schon seit Wochen auf Veranlassung der Amerikaner hier in Vancouver fest. Der Vorwurf gegen die Tochter von Huawei-Gründer Ren Zhengfei lautet auf Verstoß gegen die amerikanischen Iran-Sanktionen.

Schon eine Stunde später werden rund fünfzig Amerikaner in China verhaftet. Der Vorwurf: Spionage. Eine weitere Stunde später rammt eine chinesische Fregatte ein amerikanisches Handelsschiff, entert es und nimmt die Besatzung gefangen. Der Vorwurf, klar, ebenfalls Spionage.

 

 

Gleichzeitig erklärt China, dass es Flugverkehr in der von ihnen schon vor Jahren ausgerufenen Luftraumüberwachungszone über dem Ostchinesischen Meer nur noch nach Voranmeldung zulassen wird und jedes Flugzeug, das sich nicht an diese Regel hält vom Himmel holen wird. Die Amerikaner protestieren zwar, doch ihr Präsident – ist noch nicht auf den Beinen.

Donald Trump schläft an diesem Morgen noch seinen Rausch vom Silvesterfest aus. Einen Verteidigungsminister haben die Amerikaner dummerweise gerade nicht. Patrick M. Shanahan tritt seinen Dienst zwar am 1. Januar offiziell an, aber er ist noch im Urlaub und wird erst am 2. Januar im Amt erwartet. So tritt der Außerminister in aller Eile zusammen mit dem Vizepräsidenten vor die Presse und gieß Öl ins Feuer: Donald Trump denke über eine Alarmbereitschaft der Truppen in japanischen Okinawa nach. Der Flugzeugträger Abraham Lincoln sei zur Sicherung der Seewege und der amerikanischen Interessen ins Südchinesische Meer umdirigiert worden.

China verkündet daraufhin eine Generalmobilmachung seiner Streitkräfte. Kaum ist auch diese Nachricht auf dem Markt, eröffnet die Börse von Tokyo. Schon nach wenigen Minuten ist klar: Die Kurse befinden sich im freien Fall. Eine mögliche militärische Eskalation  zwischen den USA und China ist einer der absoluten worst case in der Weltpolitik. Dieses Szenario gilt als potentiell noch gefährlicher als ein Krieg in Korea. Es ist der schlimmste Fall, der Fall also, von dem Therapeutinnen und Therapeuten sich bemühen, die Ratsuchenden mit ihren Gedanken abzubringen. Der schlimmste Fall – er tritt im Leben von Ratsuchenden wie auch dort draußen in der Welt der Politik so gut wie nie ein. Wer ihn fürchtet, der wird handlungsunfähig.

Die Welle der nach unten rasenden Kurse fegt in der Folge wie ein Tsunami um den Globus:

Hongkong: -21 Prozent

Bombay: -23 Prozent

Frankfurt: -27 Prozent

London: -28 Prozent

New York: -23,5 Prozent

 

Die Chinesen ihrerseits schaffen derweil Tatsachen. Sie haben die von Japan wie China beanspruchte Inselkette Diaoyu besetzt (japanisch: Senkaku) und zu ihrem territorialen Hoheitsgebiet erklärt. Als Donald Trump um 15 Uhr endlich vor die Presse tritt, wirkt er unkonzentriert und aggressiv. Die erste Frage eines Journalisten lautet: „Stimmen die Informationen, dass vier CIA-Agenten in der letzten Nacht in dem Hotel von Meng Wanzhou eingemietet waren?“ Die Frage bringt Donald Trump völlig aus der Fassung. Er wirft mit einem Wasserglas nach dem CNN-Reporter. Die Pressekonferenz wird vorzeitig abgebrochen. Vorher stürzten die Kurse – jetzt taumeln sie haltlos zu Boden.

 

 

Nun kennst du mein Szenario für den Fall eines Crashs, der am Mittwoch den 2. Januar 2019 erfolgt. Ob es so kommt? Unwahrscheinlich. Sehr unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich.

Mein Fazit

 

In der Frage „Wie geht es weiter mit den Indizes“ ist derzeit nichts entschieden. Zwei Schritte in die richtige Richtung – und der S&P 500 steigt steil nach oben. Er hinterlässt dann riesige Verluste bei allen, die immer noch auf fallende Kurse setzen. Sie müssen sich umgehend eindecken und treiben die Kurse auf diese Weise von ganz alleine nach oben. Short Squeeze.

Zwei Schritte in die falsche Richtung – und wir erleben den Absturz. Die Wahrscheinlichkeit von negativen Szenarien ist nie gleich Null. Das haben wir im Dezember erlebt, als Donald Trump beim G20-Gipfel in Argentinien widerwillig seinen Einigungswillen im Handelsstreit mit China bekundete. Kaum kann die Meldung, dass Xi und Trump optimistisch sind, dass es zu einer Einigung kommt, schon schossen die Märkte nach oben (ein Schritt in die richtige Richtung).

Doch schon bald folgte die Meldung von der Verhaftung von Meng Wanzhou in Vancouver (ein Schritt in die falsche Richtung). Und schon stürzten die Indizes zu Boden. In zehn Tagen verlor der S&P 500 rund 10 Prozent seines Wertes. Die Reaktion der Börse war eindeutig: Ohne erkennbare Schritte in die richtige Richtung hält die Börse den Weg Amerikas in eine Rezession für möglich. Die Folge war am Samstag einmal mehr ein Tweet von Donald Trump.

 

 

Trump hat mit Xi gesprochen. Es war, so Trump, ein sehr gutes Gespräch. Es wurden, sagt Trump, große Fortschritte gemacht. Kein Wort vom weiteren Schicksal von Meng Wanzhou. Schwer vorstellbar, dass Xi hierzu nicht Chinas Haltung deutlich gemacht hat. Trumps Tweet sagt im Kern: Ich habe die Nachricht der Märkte verstanden.

China wins the war

 

Warum ist Xi nicht schon viel eher deutlich auf Trump zugegangen?  Weil er wusste, dass Donald Trump ein Abkommen braucht um wiedergewählt zu werden. Trump hat über Monate einen „Handelskrieg“ betrieben, den er nicht gewinnen kann. Ein Bluff – in Xis Augen.

Amerika verträgt keine taumelnde Börse – die Machthaber in Peking dagegen können so etwas aussitzen. Die Chinesen wissen das. Je länger sie durchhalten, desto geringer die – optischen – Zugeständnisse, die sie Trump machen müssen, damit der sein Gesicht wahrt. Der Gewinner dieses ‚Krieges’ ist eine der ältesten Nationen der Welt, die Nation, die das Strategiespiel Go erfunden hat – die kommende Großmacht China.

China denkt langfristig – und nicht von Wahl zu Wahl. Es gibt eine oft erzählte Anekdote von einer Frage, die Richard Nixons dem chinesischen Ministerpräsidenten Zhou Enlai gestellt haben soll. Nixon wollte wissen, welche Auswirkungen die französische Revolution gehabt hat. Zhou Enlai soll geantwortet haben: Das zu sagen, ist noch zu früh.

 

Fazit – die Börsenampel ist doppel-grün

 

Das war meine Sicht der Dinge. Ich habe sie nach bestem wissen und Gewissen geschrieben. Mein Geld liegt im Markt und nicht an der Seitenlinie. Meine Börseampel ist derzeit nicht grün – sondern doppel-grün. Ich erwarte stark steigende Kurse. Klar kann ich mich irren. Fallen die Kurse wider Erwarten weiter, werde ich erneut nachkaufen.

Und du? Entscheide selber. Entscheide, was du tun willst. Was für dich richtig ist. Es geht um dein Geld. Um deine Gewinne, um deine Verluste. Denk daran: Panik an der Börse ist das  Ergebnis von pessimistischen Gedanken, die um den schlimmsten Fall kreisen. Und der tritt so gut wie nie ein.

Um die Angst vor fallenden Kursen geht es auch beim nächsten Geldseminar von grossmutters-sparstrumpf. Das gibt es am 30. März hier in Berlin. Dort erfährst du außerdem, wie du den Index schlagen kannst. Wie du eine finanzielle Bilanz für dich und deine Zukunft aufstellst. Welche Finanz-Akteure dir eine gute Performance versprechen – sie aber nicht haben. Und du lernst viele Anlegerinnen und Anleger kennen, die wie du für ihre Zukunft in Aktien und ETFs anlegen.

Hier geht es zum Geldseminar. Sichere dir am besten bald deinen Platz. Ich nehme nur 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an.

 

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2 Kommentare

  1. Daisy

    Warum will Trump die Wahl wieder gewinnen? Wozu?

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Er ist eitel. Er will als größter amerikanischer Präsident alle Zeiten in die Geschichte eingehen.

      Antworten

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