Windige Ökoanlagen – wie du dein Geld mit angeblich nachhaltigen Anlagen verlieren kannst

von CORINNA RUPPEL

 

Den Regenwald retten mit einer Anlage von 28.000 Euro in einen Hektar Teakholzplantage – und dabei auch noch 14 Prozent Rendite einstreichen? Klingt zu gut um wahr zu sein? Ist es auch. Die Firma die das versprach (Prime Forestry Group) mit Sitz in der Schweiz verschwand über Nacht mit allen Geldern der Anlegerinnen und Anlegern. Ein Fall unter vielen.

Das Interesse an ökologischen Geldanlagen hat vor allem in den letzten Jahren stark zugenommen. Das führt allerdings dazu, dass immer mehr unseriöse Anbieter auftreten und allzu leichtfertig investiert wird.

In den letzten sechs Jahren mussten über 50 Unternehmen, die mit nachhaltiger Geldanlage warben, Insolvenz anmelden. Die betroffenen Anleger verloren große Teile ihrer Investition, zum Teil droht ihnen sogar ein Totalverlust. Waren die Risiken absehbar? Wurden die Anleger ordnungsgemäß über die Investition in Ökoanlagen aufgeklärt? Oder waren sie angesichts der guten Sache einfach zu leichtgläubig?

Einige Fragen rund um Ökoanlagen sollen in diesem Artikel beantwortet werden.

 

Was sind überhaupt Ökoanlagen?

 

Bevor wir zu den Risiken der Umweltinvestments kommen, möchte ich  zunächst klären, worum es sich bei Ökoanlagen handelt. Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei der Bezeichnung um keinen geschützten Begriff handelt. Es gibt kein Gütesiegel.

Im Allgemeinen werden dazu diejenigen Investitionen gezählt, bei denen in nachhaltige und/oder ethische Projekte investiert werden. Dies können sowohl Umweltaspekte als auch Produktionsbedingungen und werteorientierte Geschäftsführung sein. Dabei obliegt es dem einzelnen Anleger für sich festzulegen was er als nachhaltige Investition ansieht.

 

 

 

Ökoanlagen und grauer Kapitalmarkt

 

Viele Ökoanlagen werden dem sogenannten „Grauen Kapitalmarkt“ zugeordnet. Was zunächst illegal klingt, bedeutet lediglich, dass der Anbieter keine Erlaubnis der BaFin für den Vertrieb des Produktes benötigen und nur wenige gesetzliche Vorgaben erfüllen muss.

Das lässt natürlich noch keinen Rückschluss auf die Seriosität der Anlage zu. Naturgemäß lockt es aber unseriöse Anbieter an. Anleger sollten daher bei dieser Form der Geldanlage grundsätzlich sehr vorsichtig sein. Sie bewegen sich auf einem Markt, bei dem die Grundsätze von Gewerbefreiheit und Privatautonomie herrschen. Hier ist der Anleger für seine Geschicke selbst verantwortlich. Der Markt befindet sich in ständiger Bewegung. Warnlisten werden geführt, sind aber leider meist veraltet.

 

Welche Beteiligungsformen gibt es?

 

Ökoanlagen unterscheiden sich im Grundsatz nicht von herkömmlichen Investitionsmöglichkeiten. Angeboten werden Genussrechte, Nachrangdarlehen, Genossenschaftsanteile, Kommanditeinlagen, Gesellschaftsanteile an einer GbR usw.

Mit der Vielfalt einher geht auch die Reichweite des Risikos der Beteiligung. Die Haftung kann beschränkt sein auf die eingezahlte Beteiligung, sie kann sich aber auch bis in das Privatvermögen hinein erstrecken, so z.B. als Gesellschafter einer GbR. Hier ist schon einmal eine erste genaue Prüfung von Nöten.

 

 

Worauf ist bei der Investition in (Öko)anlagen zu achten?

 

Im Großen und Ganzen unterscheiden sich die Auswahlkriterien einer „grünen“ Investition nicht von einer „klassischen“ Investition. Deshalb solltest du darauf achten:

 

  1. Gibt es ein ausführliches Prospekt? Weist dieses ausreichend und klar auf die Risiken der Anlage hin? Wenn ja, glaub diesen bitte auch.
  2. Wie hoch ist das Renditeversprechen? Liegt dieses deutlich über dem Marktniveau, so ist auch von einem höheren Risiko auszugehen.
  3. Wie und über welchen Zeitraum soll die Rendite erwirtschaftet werden? Bedenke bitte, dass sich so manche Investition in glaubwürdige ökologische Projekte nicht so schnell rentieren. Bäume wachsen nicht in einem Jahr.
  4. Achte darauf, dass das Unternehmen in Deutschland sitzt. Du willst schließlich einen Ansprechpartner vor Ort haben.
  5. Wie einfach kannst du deine Anteile wieder verkaufen?
  6. Sollte ein Vermittler dazwischengeschaltet sein, frag ihn nach seiner Provision. Vergleich das mit der versprochenen Rendite und frag dich, ob das in einem vernünftigen Verhältnis zu deinem deutlich höheren Risiko steht.
  7. Wenn du einen Vermittler hast, lass dir von ihm die Rendite genau vorrechnen und erläutern, wie das Unternehmen diese erreichen will.
  8. Wie ausführlich sind die Vertragsunterlagen? Ist in den Vertragsunterlagen genau geregelt, wann du wie viel bezahlen muss, wann du dein Geld wiederbekommst, welche Form der Beteiligung du eingehst usw. Bedenke auch, wie viel Information du allein bei einem Kredit bekommst und dort bekommst du Geld geliehen. Umgekehrt solltest du genauso viel Wert auf eine ordentliche Vereinbarung legen.

 

Wo bekommst du vertrauenswürdige Informationen über Ökoanlagen?

 

Eine gute Informationsquelle ist die Warnliste der Stiftung Warentest. Zudem kannst du auch immer die Verbraucherzentrale befragen. Auch die BaFin führt eine Liste mit zweifelhaften Anbietern.

Sei vorsichtig bei Empfehlungen aus Zeitungen, Fernsehen oder gar unerwünschten Anrufen. Bedenke immer, dass das bezahlte Anzeigen sein können.

 

Was tun bei einem drohenden oder bereits eingetretenen Schaden?

 

Wenn du glaubst, dass es sich um Betrüger handelt, erstatte Anzeige. Ansonsten solltest du dich an die Verbraucherzentrale wenden oder einen Anwalt einschalten. Abhängig davon, ob der Schaden bereits eingetreten ist oder droht, ist die Möglichkeit eines Rücktritts, Kündigung oder Widerruf zu prüfen.

Solltest du von dem Anlageberater nicht ordnungsgemäß über die Risiken der Anlage aufgeklärt worden sein, so kannst du gegen diesen Schadenersatz wegen Falschberatung geltend machen. Oder hat der Anlagevermittler die Investition nicht auf Plausibilität geprüft?

Bitte bedenke auch, dass Ansprüche verjähren können. 10 Jahre nach Zeichnung, spätestens aber 3 Jahre nach Bekanntwerden der Umstände sind Ansprüche verjährt.

 

 

Jüngste Beispiele fehlgeschlagener Ökoanlagen

 

Die insolventen Unternehmen agieren unter anderem in den Branchen der erneuerbaren Energien, Ressourcenschutz und Wald- und Holzwirtschaft. Von einigen Insolvenzen nimmt die Öffentlichkeit Notiz, viele bleiben jedoch unbeachtet. Zum Teil hätten die Anleger die Anzeichen einer drohenden Insolvenz erkennen können.

So zum Beispiel im Fall der UDI GmbH. Diese hatte bereits Mitte 2018 eine Mitteilung an ihre Anleger versandt. In dieser teilte das Unternehmen bereits erste fehlgeschlagene Investition mit. Mitte Juni 2019 wies die BaFin nun auf vier UDI Gesellschaften hin, bei denen ein Ausfall der Investition möglich ist.

Ein Bespiel für das Versprechen einer hohen Rendite, die im Nachhinein nicht ausgezahlt werden konnte, ist der Fall der Lignum Sachwert Edelholz AG. Mit 3.500 Anlegern investierte das Unternehmen in Edelholzplantagen in Bulgarien. Da sich das Projekt im Ausland befand, richtete sich auch der Eigentumserwerb nach ausländischem Recht. Die Anleger konnten ihre Rechte nicht geltend machen. Nach der Insolvenz des Anbieters ist ein Schaden von etwa 70 Millionen Euro entstanden.

Besonders vielversprechend klang auch das Prospekt des Züricher Unternehmens Prime Forestry Group. Mit der Anlage sollten Beteiligte einen Beitrag zur Rettung des Regenwaldes leisten und zudem noch Profit aus der Investition schlagen. Für 28.000 Euro konnten die Anleger einen Hektar einer Teakholzplantage erwerben, auf dem sich etwa 1.000 frisch gepflanzte Bäume befanden. Neben einer attraktiven Verzinsung von 14% versprach das Unternehmen eine Ernte der Bäume nach 20 Jahren. Aufgrund des steigenden Preises für Teakholz wäre dies ein gutes Geschäft gewesen. Allerdings stellte die Staatsanwaltschaft im Jahr 2006 fest, dass das gesamte investierte Vermögen ins Ausland verlagert wurde und somit verschwunden war.

 

Fazit

 

Auch wenn du aus gutem Grund in eine Ökoanlage investieren willst, prüf immer erst die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts.

Nimm Abstand, wenn du es nicht verstehst und seine Seriosität nicht erkennbar sehr hoch ist. Nur wenige Anlegerinnen und Anleger haben das Wissen, um so eine Prüfung einer Anlage auf Herz und Nieren überhaupt machen zu können. Für die allermeisten ist es deshalb der bessere Weg, ihr Geld in eine deutlich sicherere Anlage anzulegen – und von den dort erzielten Gewinnen dann für aussichtsreiche Regenwaldprojekte zu spenden. Und der Natur hilft das auch mehr. Die hat nichts davon, wenn du dein Geld verlierst.

 

Über die Autorin

 

Rechtsanwältin Corinna Ruppel, L.L.M. nutzt ihre Fachexpertise aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Kreditspezialist und Syndikusanwältin um Privatpersonen und Unternehmen in allen Fragen rund um Bank- und Kapitalmarktrecht zu beraten und zu vertreten. Dabei legt Sie besonderen Wert auf Transparenz und eine vertrauensvolle Basis dem Mandanten gegenüber. Corinna Ruppel studierte in Deutschland und den USA. Neben der deutschen Zulassung hat sie einen Master im amerikanischen Recht und war zwölf Jahre bei einem führenden deutschen Geldinstitut beschäftigt, bevor Sie sich 2013 mit CDR Legal als Anwältin in Rosenheim selbstständig machte.

 

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Tbee

    Anlagen auf dem grauen Kapitalmarkt wie ja auch diese ganzen Windkraft Geschichten vor 20 Jahren waren mir schon immer suspekt .

    Ich habe vor vielen Jahren für das ökologische Gewissen dann eine Handvoll Naturata Aktien gekauft die gibt es immerhin heute noch wirklich gelohnt haben sie sich natürlich nicht Allerdings gab es auch nie irgendwelche versprechen in die Richtung sondern es war tatsächlich eher sowas wie ein Liebhaber investment und sogar nach mehr als zehn Jahren gibt es jetzt eine Dividende wer weiß in 20 Jahren habe ich das Investment vielleicht sogar wieder drin

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