Thomas Hönscheid hat mehrere Jahre lang für den Online-Broker OnVista Bank gearbeitet. Er betreibt die Webseite www.depot-vergleichen.de und vergleicht dort die Angebote der Online-Broker. Ich habe ihn heute für grossmutters-sparstrumpf interviewt.
grossmutters-sparstrumpf: Ich bin schon seit Ewigkeiten bei maxblue und damit auch sehr zufrieden. Wäre ich woanders besser aufgehoben?
Thomas: Maxblue gehört zur Deutschen Bank und ist sicher ein guter Broker. Grundsätzlich kommt es natürlich darauf an, welche Anforderungen Du an Deinen Broker stellst. Da ich Deinen Blog regelmäßig lese, habe ich mitbekommen, dass Du eher ein konservativer Anleger bist. Du verfolgst die Buy-and-Hold-Strategie, kaufst also Aktien und behältst diese.
Anleger die diese Strategie verfolgen, sollten zunächst einmal darauf achten, dass sie keine Depotgebühren zahlen müssen. Denn diese Gebühr wird üblicherweise zu einem Stichtag auf das gehaltene Depotvolumen berechnet. Für die Buy-and-Hold-Strategie wäre dies sehr ungünstig, denn die Depotgebühr schmälert natürlich die Rendite. Zum Glück verlangt eigentlich kaum mehr ein Broker eine Depotgebühr, ganz im Gegensatz zu einigen Filialbanken.
Maxblue erhebt keine Depotgebühren. Aber bei anderen habe ich das schon gesehen.
Richtig, die comdirect und der S Broker erheben eine Depotgebühr, wenn Du inaktiv bist – also keine Handelsaktivität zeigst. Diese wird dann aber pauschal erhoben und nicht auf das gesamte Depotvolumen berechnet. Umgehen kann man das aber trotzdem, indem man einen (kleinen) Sparplan einrichtet. Das reicht, um einen „aktiven“ Status zu behalten.
Neben den Depotgebühren achte ich noch auf andere Gebühren, die Broker gerne erheben und die sich in der Regel im Kleingedruckten des Preis- und Leistungsverzeichnisses verstecken.
Ein Negativbeispiel ist hier sicherlich Flatex, die bis zu 5,00 Euro für eine ausländische Dividendenzahlung verlangen. Wenn Du also die Aktie von Apple in Deinem Depot liegen hast…
Oh ja. Die habe ich!
… dann erhältst du quartalsweise eine Dividendenzahlung. Bei Flatex würden sich die Gebühren dafür dann schon auf 20 Euro im Jahr summieren.
Das ist natürlich ein krasses Beispiel. Worauf sollte man sonst noch achten?
Ich will jetzt kein Flatex-Bashing betreiben, aber der Broker steht leider noch für eine weitere unrühmliche Gebühr. Seit April 2017 erhebt Flatex einen Negativzins von 0,40 Prozent auf Einlagen auf dem Verrechnungskonto. Einen solchen Strafzins erhebt aber zum Glück kein anderer mir bekannter Broker.
Ansonsten sollte man natürlich noch darauf achten, welche Wertpapiere an welchen Handelsplätzen gehandelt werden können. Ein relevanter Faktor ist dabei der außerbörsliche Handel. Hier kann zum einen länger gehandelt werden, also auch nach Börsenschluss und die Gebühren sind meist niedriger.
Für einige Anleger ist auch noch die Möglichkeit, an einer Terminbörse wie der EUREX handeln zu können, wichtig.
Wie schaut es denn mit den Transaktionskosten aus? Mir persönlich ist das nicht so wichtig. Ich handele ja nur sehr selten.
Auf den Transaktionskosten liegt das Hauptaugenmerk der meisten Anleger. Und das zu Recht, denn wer regelmäßig Wertpapiere kauft und wieder verkauft, bei dem kommt über die Zeit schon einiges an Gebühren zusammen.
Bei den meisten Brokern setzt sich die Ordergebühr aus mehreren Komponenten zusammen. Da ist zunächst ein Sockelbetrag, zum Beispiel 4,95 Euro und dann noch ein volumenabhängigen Betrag zum Beispiel 0,25 Prozent. Letzterer wird dann in der Regel auf einen maximalen Betrag begrenzt (Cap).
Bei einigen wenigen Brokern (Flatex, OnVista Bank) gibt es aber Konditionsmodelle, bei denen eine durchgeführte Order mit einem Pauschalpreis berechnet wird. Die volumenabhängige Komponente fällt dann weg. Dieses Verfahren finde ich persönlich transparenter. Es ist in der Regel auch kostengünstiger.
Problematisch ist, dass die Banken nur einen Teil der Gebühren zum Gegenstand ihres Marketings machen.
Das kann man sich ja gut vorstellen. Ein Broker der für die Verbuchung der Dividende gleich 5 Euro kassiert, der wird das nicht an die große Glocke hängen.
Genau. Und wer dann später auf die Wertpapierabrechnung schaut, reibt sich manchmal verwundert die Augen. Dies resultiert daher, dass die Broker noch weitere Kostenpositionen wie handelsplatzabhängige Entgelte und fremde Kosten erheben. Hier sollte man also am besten auch noch mal genau in die Leistungs- und Preisverzeichnisse schauen und den Vergleich der Transaktionsgebühren auf Basis der Vollkosten durchführen.
Die Wahl eines Brokers ist also komplizierter als man denken würde. Hast Du noch einen Tipp für meine Leserinnen und Leser?
Wer an einen Depotwechsel denkt, der sollte sich auch die Neukunden-Geschenke der Broker genau anschauen. Die Consorsbank prämiert derzeit einen Depotwechsel mit einem erhöhten Tagesgeldzinssatz von 2,0 Prozent im Jahr. Wer zu diesem Zinssatz die maximal möglichen 20.000 Euro anlegt, der kommt umgerechnet auf eine Prämie von immerhin 400 Euro!
Ich habe über einen solchen Depotwechsel schon mal nachgedacht. Prämien sind verlockend. Allerdings würde ich dann meine Daten verlieren. Derzeit kann ich bei maxblue in einer Suchmaske eingeben, dass ich wissen will, wie gut mein Depot seit dem 1. Januar 2013 gelaufen ist – und schon wird es mir angezeigt. Ich habe das Ergebnis hier oben mal eingestellt.
Du hast immer abwechselnd ein sehr gutes und ein eher durchwachsenes Jahr.
Richtig. Ist mir auch schon aufgefallen. Und ich kann mir auch den Gesamtwert anzeigen lassen. 122,7 Prozent in 4 ½ Jahren. Das sieht dann so aus:
Das macht dann einen jährlichen Zuwachs von gut 19 Prozent. Der DAX hatte nur 57 Prozent in dem gesamten Zeitraum – das ergibt 10,6 Prozent Zuwachs im Jahr.
Du hast also den Index geschlagen!
Richtig.
So wie dein Buch ja auch heißt, „Schatz, ich habe den Index geschlagen“. Mit reinem Buy-and-hold. Respekt. Ich hätte da aber eine Frage. Du legst ja vorrangig in amerikanische Werte an – müsstest du dich nicht mit dem S&P 500 vergleichen?
Völlig richtig. Das mache ich auch gerne. Das ist dann aber leider nicht so eindrucksvoll für mich und mein Ergebnis. Ein ETF auf den S&P 500 kommt inklusive der Dividenden in diesem Zeitraum auf 112 Prozent – ich liege mit meinen 122 Prozent knapp darüber. Aber eben nur knapp.
Ich mag es, dass ich bei meinem Broker immer sehen kann, wie meine Performance in den letzten Jahren war. Und ich wundere mich immer, wenn andere Anleger nicht einmal wissen, wie viel Gewinn sie im letzten oder vorletzten Jahr hatten. Bieten eigentlich alle Online-Broker so einen Performance-Service an?
Nein, das scheint bei maxblue schon eine kleine Besonderheit zu sein. Die meisten Online-Broker bieten nur eine Performanceberechnung ab Kaufdatum an. Darüber hinaus kenne ich keinen einzigen Broker, der in die Performanceberechnung die Dividendenzahlungen mit einbezieht. Hier helfen dann nur eigene Notizen.
Vielen Dank, Thomas für das Gespräch und die Tipps!
Thomas Hönscheid hat mehrere Jahre für den Onlinebroker OnVista Bank gearbeitet. Er betreibt die Webseite www.depot-vergleichen.de und vergleicht dort die Angebote der Onlinebroker.
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Bei dieser Liste fehlt definitiv DeGiro… 2 Euro +0,008% pro trade, 700 etfs umsonst, keine depot Gebühr
Der einzige nachteil ist eine eingeschränkte auswahl an papieren.. z.B keine fremdwährungs bonds und keine kleinen börsen (z.B stuttgarter börse wegen wikifolio)