Wie Daimler und die Deutsche Bank eines Tages auf ein Jahreshoch stiegen

Eine Adventsgeschichte (zweiter Teil)

Drei Studienfreunde, die mittlerweile an der Wall Street arbeiteten, hatten sich aufgrund von Terminschwierigkeiten vor Weihnachten nicht mehr treffen können. Das war der Grund, warum der Anstieg des DAX von 10.800 auf 11.800 Punkte, den sie gemeinsam planten, im alten Jahr ausgeblieben war (siehe erster Teil der Geschichte).

Erst nach der Vereidigung des neuen amerikanischen Präsidenten im Januar war etwas Ruhe eingekehrt an den Märkten – und sie trafen sich, um eine Flasche Brunello (Jahrgang 2010) miteinander zu trinken.

Der wirtschaftliche Aufschwung, der Amerika bevorstand, würde auch Europa zu Gute kommen, davon waren sie überzeugt. Jetzt war der richtige Augenblick, um dort zu investieren.

Zwei Mal schon hatten sie in 2016 gut verdient, als der DAX um 1.000 Punkte noch oben gelaufen war. Diesmal wollten sie aber mehr. Diesmal wollten sie ihr privates Geld mit in die Rally werfen. Sie wollten dabei auf zwei Aktien setzen, die besonders stark steigen würden – weil sie das Geld der Kunden hier konzentrieren würden. Und nicht nur das – auch für einen positiven newsflow wollten sie sorgen.

 

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Wer sind die Outperformer?

Welche Aktien im DAX eigneten sich dafür, besonders stark zu steigen? Schnell waren sie sich einig: Es waren DAIMLER und die DEUTSCHE BANK. Die DEUTSCHE BANK war nach der Wahl von „The Donald“ zum Präsidenten in einer guten Position, um endlich wieder in die Offensive zu kommen. Sie hatten Trump ja nicht nur im Wahlkampf unterstützt, sondern ihm auch mit Millionen-Krediten geholfen, als amerikanische Banken schon lange abgewunken hatten. Die DEUTSCHE BANK war also gesetzt.

Zudem war der Bankensektor mit der Wahl von Trump wieder im Kommen. Die Regulierungen würden abgebaut werden – Banken konnten in Zukunft wieder ein großes Rad drehen – bis zum nächsten Kollaps. Auch diesen würde dann wieder die Allgemeinheit bezahlen müssen – wie den letzten auch.

 

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Dreißig Jahre Stagnation

Und was sprach für DAIMLER? Die Aktie pendelte jetzt schon seit über 30 Jahren zwischen 25 und 100 Euro – trotzdem waren viele Deutsche so stolz auf das Unternehmen, dass sie immerzu glaubten, die Aktie wäre stark unterbewertet. Bei DAIMLER eine besonders starke Rally loszutreten, das würde leicht sein.

„Kursziel – 120 Euro“, legten sie für DAIMLER fest. Das war immerhin das Doppelte des gegenwärtigen Kurses. Sie würden sich umgehend mit der Aktie eindecken. War der Zielkurs dann erreicht, dann würden sie ihr eigenes Geld komplett abziehen – und einen Teil der Kundengelder auch. Sicher würden immer noch Massen von Anlegern auf die beiden Unternehmen setzen – das taten sie immer, wenn ein Unternehmen einen stark steigenden Kurs hatte. Und so hatten sie genug Zeit, noch mehr Kundengelder abzuziehen.

 

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Das Ende einer Rally kam nie von einem Tag auf den anderen – bei NORDEX hatten sie ja auch schon bei 30,50 Euro Kasse gemacht und waren stattdessen short gegangen. Und doch war der Kurs noch bis 33 Euro gelaufen, bevor er dann nach Süden abknickte. Nicht anders hatten sie es mit der Aktie von STRÖER gemacht.

 

Das Kursziel für die Deutsche Bank

Und bei der DEUTSCHEN BANK? Da lagen die Dinge noch günstiger. Die Aktie war derzeit für nur 15 Euro zu haben – und konnte problemlos bis auf 45 Euro steigen. „Kursziel – 45 Euro“, legten sie also für die DEUTSCHE BANK fest.

So verrückt wie die Anleger nun mal waren, würden sie die Aktie dann bestimmt noch eine Weile hoch treiben, über die 50 Euro hinaus, bis der Abverkauf einsetzen würde. Am Ende einer Rally stiegen – wie immer voller Hoffnung – die naivsten Anleger ein und die ahnungslosesten Vermögensverwalter. Sie (und ihre Kunden) würden den Preis für die Party bezahlen.

 

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Der positive newsflow

Auch beim newsflow wollten die drei nichts dem Zufall überlassen. Einer von ihnen kannte einen Wirtschaftsjournalisten, der auf Europa spezialisiert war. Den würde er darauf ansetzen einen Text über den aufstrebenden Aktienmarkt in Deutschland zu schreiben und über die „Perlen der deutschen Wirtschaft“, die es gerade sehr günstig zu kaufen gab.

Der zweite konnte ein Upgrade für DAIMLER und die DEUTSCHE BANK bei einem bekannten Bankhaus in Aussicht stellen. Er kannte dort die Zuständige. Ein Upgrade, ein positiver Analystenkommentar oder eine Kaufempfehlung, so etwas half dem Kurs immer voran. War gerade eine Rally im Gang, dann schossen Kurse oft regelrecht nach oben, weil die Anleger so positiv gestimmt waren, dass sie jede noch so belanglose Nachricht feierten.

Auch das hatte bei NORDEX ja wunderbar geklappt. Jeder Verkauf von 15 Windenergieanlagen wurde von den Anlegern in 2015 mit steigenden Kursen gefeiert. Wie lohnend die Aufträge waren – uninteressant. Dass das KGV am Ende des Jahres 2015 schon bei 50 angekommen war, darauf achtete niemand mehr.

 

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Die deutschen Medien

Die deutschen Medien brauchten sie bei dem Spiel nicht zu beeinflussen – die waren ohnehin jederzeit bereit, etwas Gutes über DAIMLER zu schreiben. Und wenn der Aktienkurs der DEUTSCHEN BANK stieg, dann würden sie mit dem Gejammer über ihr größtes Geldhaus sicher auch bald aufhören. Der Spiegel würde ein Titelstory über die „neue deutsche Stärke“ bringen und die „schlafenden Giganten“ feiern, die angeblich gerade am Erwachen waren.

 

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Am Ende der Party würden die drei Freunde gut verdient haben. Das sollte reichen, um auch in diesem Jahr die ein oder andere Flasche Brunello (Jahrgang 2010) zum Preis von 240 Dollar zusammen zu leeren. Ihr privates Geld würde sich mehr als verdoppeln, die Kundengelder würden sie mit 5-10 Prozent Gewinn wieder abziehen. Und wenn die Party vorüber war, dann würde bei den Deutschen wieder einmal der Katzenjammer einsetzen.

„Hilfe der DAX fällt!“ Sollte er – die drei hatten gut an ihm verdient. Und nach der Rally würden sie es mal wieder mit einem short auf den DAX versuchen. Das hatte auch im Jahr 2016 immer gut geklappt.

 

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1 Kommentar

  1. Ines43

    Auch das hatte bei NORDEX ja wunderbar geklappt. Jeder Verkauf von 15 Windenergieanlagen wurde von den Anlegern in 2015 mit steigenden Kursen gefeiert. Wie lohnend die Aufträge waren – uninteressant. Dass das KGV am Ende des Jahres 2015 schon bei 50 angekommen war, darauf achtete niemand mehr.“

    Das ist eben der Unterschied zwischen Nordex und Daimler.
    Das KGV von Daimler steht in 2016 bei knapp unter 8 und für 2017 bei knapp über 7 bezogen auf einen Kurs von 62 E.
    Wenn sich der Kurs von Daimler auf 124 E verdoppelt, steht das KGV bei rd 15 und ist von 50 noch weit entfernt.
    Es gibt eine ganze Reihe von Aktien im DAX mit einem höheren KGV z.B. Adidas, BASF und eine Reihe anderer Aktien.
    Wenn die Daimler-Aktie bei 240 E stünde, spätestens dann würde ich mir wegen des KGV echte Sorgen machen (KGV 30), aber KGV 15 ist im DAX doch nicht besonders ambitioniert.

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