Warum ich keine Verlierer wie IBM kaufe und Underperformer wie Alphabet meide

Die Grunde ist die Antwort ganz einfach. Sie lautet: Weil ich den Index schlagen will.

So einfach ist es schon.

Das geht nicht mit Aktien, die dem Index hinterherlaufen. Und genau das ist bei IBM und ALPHABET der Fall. Beide Unternehmen haben in dieser Woche Quartalszahlen vorgelegt. Beide Unternehmen haben dabei enttäuscht. In der Facebook-Aktiengruppe „Kleine Finanzzeitung“ finden sich dann umgehend Mitglieder die schreiben, wie toll sie die Aktien finden. Ich widerspreche dann manchmal. Und manchmal schweige ich und kratze mich nur einfach nachdenklich am Hinterkopf.

Warum tut sich jemand einen solchen Versager wie IBM an? Das Unternehmen strauchelt schon seit Jahren. Die Umsätze von IBM sinken, die Gewinne auch. Warren Buffett hat seine Beteiligung an IBM als einen Fehler erkannt und die Aktie verkauft. Hier kommt ein Chart, der den Kursverlauf von IBM zeigt.

 

 

Zugegeben, das waren jetzt nur fünf Jahre, fünf frustrierende Jahre allerdings. Wir werden uns später noch die Performance für die letzten 10 Jahre anschauen, inkl. der Dividenden.

Ganz offensichtlich ist das Geschäftsmodell von IBM in einer Krise. Ob der Konzern da wieder rausfindet? Kann sein. Kann auch nicht sein. Und so lange das nicht klar ist, würde ich über einen Kauf der Aktie nicht einmal für eine Minuten nachdenken. Es gibt jede Menge lohnendere Alternativen. APPLE zum Beispiel.

Und ALPHABET?

 

ALPHABET spielt ganz ohne Frage in einer völlig andere Liga als IBM. Sie spielen nicht in der Liga der Versager, sondern in der der Underperformer (und das auch nur ganz leicht). ALPHABET ist also deutlich besser als IBM – und doch habe ich meine Vorbehalte gegen das Unternehmen. Sie sind von einem einzigen Produkt abhängig (Search), das als Umfeld für ihr eigentliches Geschäft dient – digitale Anzeigen. Digitale Anzeigen bieten mittlerweile aber auch FACEBOOK und AMAZON an, beide mit sehr großem Erfolg.

Zudem hat ALPHABE T in den letzten Jahren hohe Milliardenbeträge im Bereich Hardware versenkt, zum Beispiel mit dem Kauf von MOTOROLA. Das hat mich nicht überzeugt.

Aktuell haben sie den Fitnesstracker-Spezialisten und Smart Watch Hersteller FITBIT übernommen, weil sie im Bereich der Wearables keine schlüssige Strategie haben. Ob zwei Fußlahme zusammen eine gute Partie sind? Ich habe da erhebliche Zweifel.

Die von ALPHABET entworfenen und vertriebenen Smartphones (Pixel) verkaufen sich nur sehr schwer. Im ganzen Jahr werden davon gerade einmal so viele verkauft, wie APPLE zwischen Anfang Dezember und Nikolaus absetzt – in nur 6 Tagen also.

 

Der Blick in den Rückspiegel

 

Ich liebe die Zahlen zum trailing total return von Aktien auf den Seiten von Morningstar (oben). Dort kann ich ablesen, wie hoch der jährliche Gewinn einer Aktie (Kursgewinn + Dividende) über die letzten fünf oder zehn Jahre war.

Die Zahlen von Morningstar bestätigen meine Vorbehalte. ALPHABET hat über zehn Jahre zwar einen Return von 12,7 Prozent, liegt damit derzeit aber noch unter dem US-Markt der auf 13,4 Prozent kommt (auf Sicht von 15 Jahren schlägt ALPHABET den Markt allerdings deutlich).

 

 

In der Tabelle oben siehst du, wie gut einige der Aktien aus dem Depot von grossmutters-sparstrumpf und wie gut IBM und ALPHABET in den letzten zehn Jahren (auf Dollarbasis) waren. Alle Zahlen sind von Morningstar.

Wir können uns das jetzt auch gerne noch in echtem Geld anschauen:

 

 

Da die Zahlen von Morningstar in Dollar sind, habe ich hier ebenfalls mit Dollarbeträgen gerechnet. In Euro sieht das alles etwas anders aus, da sich der Dollar in den letzten zehn Jahren um rund 24 Prozent verteuert hat. Für dich als Anleger hat APPLE also in dieser Zeit mehr als 100.000 Euro gebracht – das Zehnfache des Einsatzes. Ein 10-Bagger, wie die Amerikaner dazu sagen. Für MASTERCARD und AMAZON gilt das ohnehin.

Mein Fazit

 

Natürlich reicht so ein Blick auf die vergangene Performance (in den Rückspiegel wie Warren Buffett wagen würde) nicht aus, um daraus abzuleiten, dass in den nächsten zehn Jahren wiederum genau die Aktien vorne liegen werden, die das in der Vergangenheit auch getan haben.

Warum ich APPLE, MASTERCARD und AMAZON für drei der am meisten Erfolg versprechenden Aktien halte, habe ich hier auf grossmutters-sparstrump in den vergangenen fünf Jahren wieder und wieder begründet. Ich werde diese Unternehmen auch weiterhin genau beobachten – und nur so lange im Depot halten, wie ich davon ausgehe, dass sie weiterhin das Zeug haben, den Index zu schlagen.

Das Geld von grossmutters-sparstrumpf bleibt auch weiterhin in den Aktien von APPLE, AMAZON und MASTERCARD. Unter anderem mit diesen Aktien habe ich in den letzten drei Jahren einen Return von 72 Prozent erzielt, gegenüber 29 Prozent für den MSCI World. Wenn du wissen willst, welche Aktien sich derzeit genau im Depot befinden, dann kannst du das gerne nachlesen. Du findest die exakte Aufstellung in meinem wiki „Global Champions“ bei wikifolio.

 

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14 Kommentare

  1. Marc

    „Warum Apple auf 328 Dollar steigt“, hattest Du vor ca. einem Jahr geschrieben. Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber jetzt bin ich auch überzeugt davon. Und nicht weil ich mich besonders mit dem Appleunternehmen auskenne, sondern weil ich der Faszination der Produkte ebenso erlegen bin, wie so viele andere auch.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Die 328 Dollar werden wir schon bald sehen. Allerdings hat es länger gedauert, als ich angenommen habe. Und die Korrektur der Aktie habe ich überhaupt nicht erwartet. Die Börse hält also auch für mich immer wieder deutliche Überraschungen bereit.

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  2. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

    Wer sich einen Eindruck von den Umsätzen und Gewinnen von IBM in den Jahren 2012-2018 machen will, der kann das auf Finanzen.net gerne tun. Sie fallen (Umsatz und Gewinn) – und zwar deutlich.
    Um den Kurs zu stabilisieren hat IBM seine Dividende angehoben. Das machen erfolglose Unternehmen gerne. Wer sich an der Dividendenrendite berauscht, der ist bei IBM richtig. Dass eine hohe Dividendenredite sich in der Regel bei schlechten oder mittelmäßigen Unternehmen findet, das ist schon Benjamin Graham aufgefallen bei seiner letzten Überarbeitung des „Intelligent Investor“ Anfang der 70er Jahre.
    Du darfst dir die Aktien von IBM trotzdem gerne ins Depot legen (und dann weit hinter jedem ETF auf den Index liegen). Ich muss aber über solch schlechte Unternehmen nicht positive berichten, auch wenn du das für richtig hältst. DAs machen doch schon all die „Dividendenaktien sind geil“ Blogs.

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  3. Kilian

    Hallo Christian,
    Ich lese deine Artikel immer sehr gerne, aber den letzten zu IBM und Alphabet doch mit etwas Stirnrunzeln. Ich kann deine Meinung zu IBM, aber zu Alphabet nicht teilen. Meines Erachtens ist Alphabet ein Unternehmen, dem ich in den kommenden Jahren eine deutliche Outperformance zum breiten amerikanischen Aktienmarkt zutraue. Alphabet ist den letzten 10 Jahren sowohl beim Umsatz, Gewinn und viel wichtiger beim Free Cash Flow deutlich stärker gewachsen als der breite Markt. Wenn sich das aktuell im Aktienkurs nicht zeigt, finde ich das eher positiv, da ich günstiger kaufen kann. Der Aktienkurs spiegelt ja nicht die zwingend den Wert des Unternehmens (es sei denn man glaubt an 100 % effiziente Märkte, dann kann man aber gleich in ETFs oder Indexfonds investieren). Alphabet sitzt aktuell auf über 100 Mrd. $ Cash, hat mit der Suchmaschine Google einen massiven „Burggraben“ und Waymo kann einer der ganz großen Gewinner beim autonomen fahren werden. Das sind für mich alles Faktoren, dass ich auch dem Kurs der Aktie sehr viel zutraue. Aber klar, wissen tun wir das alle nicht …
    Viele Grüße
    Kilian

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich bin nicht so optimistisch wie du – und wundere mich immer wieder, dass beinahe jeder unglaublich viele „Fehler“ bei APPLE findet (eine sehr gefährliche Aktie!), aber kaum jemand in der Lage ist, die Fallstricke einer Aktie wie der von ALPHABET zu benennen. Ich selber habe wenig Zweifel, dass ALPHABET in den nächsten zehn Jahren viel schlechter abscheiden wird, als APPLE. Noch haben sich die Regulierungsbehörden ja kaum mit ALPHABET und seiner Datensammelwut beschäftigt.
      Aber am lange Ende ist es wohl so: Du traust ALPHABET eine Menge zu – und ich nicht.
      Viel Erfolg wünscht dir
      Christian

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      1. Kilian

        Hallo Christian,
        Den Zusammenhang zwischen Apple und meinem Kommentar auf deinen Artikel zu IBM und Alphabet erschließt sich mir nun leider nicht? Apple ist ein fantastisches Unternehmen, dem ich auch eine Outperformance zutraue. Aber das ist doch eine ganz anderes Thema … ??

        Viele Grüße

        Kilian

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        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Mir fällt auf, dass bei APPLE oft sehr genau hingeschaut wird – aber bei ALPHABET nicht. Ist aber kein Bezug auf deinen Kommentar.
          Ich habe mal genauer bei ALPHABET hingeschaut – und finde (immer noch) sehr viele Gründe, mich lieber nicht zu engagieren.

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  4. Thomas Engelkamp

    Ob Alphabet mit dem Attribut Underperformer und somit eher als Problemaktie bezeichnet werden sollte, ist für mich mehr als zweifelhaft. Denn nicht nur über einen Zeitraum von 15 Jahren schlägt Alphabet den Markt deutlich, sondern auch über einen Zeitraum von 3 Jahren mit +61,4% den S&P 500 mit +46,2%. Zugegebenermaßen den NASDAQ mit 72,6% nicht. Allerdings ist mir nicht ganz klar wie du bei einer jährlichen Gewinn von 12,72% in 10 Jahren nur auf einen Faktor von 2,3 kommst (aus 10.000 Dollar sollen nur 23.100 Dollar geworden sein). Ich bin bei einer mehr als Verzehnfachung des Kurses 🙂 Darüber hinaus: Sollte man deshalb eine Aktie wie Alphabet verkaufen? Ich denke nein, denn die Konsequenz wäre ja alles auf höchst volatile Techwerte zu setzen, da eine Verzehnfachung über 10 Jahre nicht reicht…

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      ALPHABET ist ohne Frage auf ganz lange Sicht eine Ausnahmeaktie. Das ist allerdings schon seit einer Weile vorbei. Das ist meine These.
      Wenn du die Zahlen für die letzten zehn Jahre überprüfen willst, dann rechne doch einfach selber nach. Die 12,72 Prozent in den letzten 10 Jahren findest du als Beleg im Text (Bild der Zahlen von Morningstar) – ich habe mir die ja nicht etwa ausgedacht.
      Deine eigenen Performance muss auf Sicht von zehn Jahren deutlich besser sein (aber das gilt für alle Aktien die ich aufgeführt habe) – aufgrund der Wechselkursveränderungen. In Euro sind es rund 24 Prozent mehr bezogen auf die Endsumme. Aber das habe ich ja geschrieben.
      Schon vor 18 Monaten als ich mir alle FAANG-Aktien mal Zusammen angeschaut habe war ALPHABET eindeutig der schlechteste der fünf Werte.
      Ich habe mich entschieden, auf APPLE, FACEBOOK und AMAZON zu setzen. NETFLIX ist nur eine kleine Position, schlägt ALPHABET aber natürlich auch um Längen.
      Ansonsten gilt: Jeder darf das anders machen. Denn jeder trifft seine Entscheidungen selber.

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      1. Jürgen

        Die Zahlen von Morningstar sind schnell zu widerlegen: Vor 10 Jahren kostete die (damals Google-)Aktie 200 Dollar, heute knapp 1300 Dollar. Offensichtlich haben sie die Aufteilung in A- und C-Aktien – da facto ein Aktiensplit – nicht berücksichtigt.

        Als Gewinn bleiben dann nach 10 Jahren nicht 23.100 Dollar, sondern 55.000 Dollar. Korrekt könnte man auch sagen: Für die A-Aktie stimmt die Berechnung. Zusätzlich zu den 23.100 Dollar erhielt man aber gratis noch C-Aktien im Wert von ca. 32.000 Dollar.

        Richtig bleibt: Mit Apple war mehr zu holen.

        Peinlicher Fehler von Morningstar bzw. dem Redakteur, der das so berechnet hat!

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  5. Felix

    Es gibt weitere Outperformer: Mein Favorit in den letzten Jahren: Microsoft.
    Breit aufgestellt, Cloudgewinner, weniger im Consumerbereich als in der Unternehmens-IT unterwegs.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Seit 2014 kommt das hin. Davor war die Aktie für 15 Jahre eine Katastrophe. Ich gebe aber gerne zu, dass ich den Wechsel von Versager (so muss man MUCROSOFT von 200-2014 bezeichnen) zum Outperformer definitiv verpasst habe.

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  6. Marco Dargel

    Sieht so aus, als ob Du auch Aktien hast, die entspannt von Google geschlagen wurden. Es fehlt irgendwie ein Statement: Warum man zum Beispiel schlechtere Aktien als Google kaufen konnte. Hast Du ja auch gemacht. Also , was liegt in der Natur des Menschen, das man schlechtere Aktien als Google gekauft hat und noch hält?

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Diversifikation. Die Gesundheitsaktien kaufen bei mir zum Beispiel deutlich schlechter als das Gesamtdepot. Ich kann mich trotzdem nicht entscheiden, sie zu verkaufen. Und an schlechten Tagen des Marktes freue ich mich dann zumindest darüber, dass diese Aktien es rausreißen. Aber im Prinzip hast du Recht. Wer bei mir im Depot deutlich unter dem Markt liegt (DISNEY gehört auch dazu), der steht auch unter besonderer Beobachtung. Und kommt möglicherweise raus.

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