Hypes gehören zum Alltag an der Börse. Der französische Schriftsteller Emile Zola hat dem Börsenhype und seiner Struktur vor über hundert Jahren in seinem Roman „Das Geld“ ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt. In ihm geht es um die Gründung einer neuen Bank, die in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts unter anderem den Bau einer Eisenbahnlinie nach Bagdad zum Ziel hat. Um die Anlegerinnen und Anleger von der Idee zu überzeugen, braucht die neue Bank einen stets positiven Newsflow, wie man neudeutsch sagt.
Und natürlich sollen die Anlegerinnen und Anleger unermesslich reich werden durch dieses Vorhaben.
Es endet wie immer bei Hypes – im Absturz. Und natürlich enthält auch dieser (fiktive) Hype einen realen Kern. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Bau dieser Eisenbahnstrecke tatsächlich an Angriff genommen und in den 30er Jahren dann fertig gestellt. Eine Eisenbahn verband eines der mächtigsten Zentren des Orients mit Europa. Noch eine Generation zuvor war das eine unglaubliche Idee. Und ein Stoff für einen Roman.
Das ist die Struktur von Hypes: Eine reale Veränderung der Welt die zu neuen, vorher undenkbaren Möglichkeiten führt; ein wagemutiger Plan, die Welt zu verändern, der viel zu weit in die Zukunft greift; ein extrem steigender Kurs (oft ohne jede Umsätze und Gewinne); immer neue Kreise von Anlegerinnen und Anlegern, die in das sich drehende Karussell geschleust werden – mit unrealistischen Versprechungen.
Never lose Money
Wenn du Erfolg an der Börse haben willst, dann lautet eine der wichtigsten Regeln: Never lose Money. Deshalb ist es wichtig, dass du mit deinem Geld nicht in so einen Hype gerätst. Ein Hype kann dein Vermögen zerstören. Stay clear of the hype.
Der Bitcoin-Hype
Auf dem Höhepunkt des Bitcoin-Hypes bekamen Normalbürger Anrufe von Bitcoin-Verkäufern. Im Hintergrund ließen die Anrufer Partygeräusche abspielen. „Hier ist eine große Party im Gange. Willst du nicht auch mit dabei sein?“. Ein Hype funktioniert ein wenig wie ein Ponzi-Scheme (Schneeballsystem). Ständig müssen neue Anlegerinnen und Anleger dazu kommen, um die stets steigenden Bewertungen möglich zu machen. Je mehr Menschen der Hype bereits angezogen hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich keine neuen Käuferinnen und Käufer finden. Kommen keine neuen mehr dazu, bricht der Hype in sich zusammen.
Vor einem Jahr kostete ein Bitcoin unglaubliche 19.843 Dollar. Und ‚Experten’ sahen die 100.000 Dollar schon bald kommen. So wertvoll schien ihnen die Kryptowährung. Sie sollten sich irren.
Ein Jahr später
Langsam und stetig gleitet der BITCOIN derzeit nach unten. Nach dem heftigen Sturz von 6.000 Dollar auf nur noch 4.000 Dollar im November geht es jetzt Stück für Stück nach Süden. Ein Crash auf Raten, der sich noch Monate oder auch ein weiteres Jahr fortsetzen kann. Das ist das Ende eines Hypes, der am Gipfel rund 800 Mrd. Dollar an Anlegergeldern angezogen hat.
Wohin geht der Bitcoin?
Mein persönliches Kursziel für die Kryptowährung liegt bei 2.000-2.500 Dollar. Diese Marke ist möglicherweise schon bald erreicht. Andere Beobachter des Kryptomarktes gehen von einem noch viel tieferen Tief bei um die 800 Dollar aus. Und dann gibt es noch die extremen Pessimisten, die an den Fall des Bitcoins auf Null glauben. Ich gehöre nicht dazu.
Meine Einschätzung zu dem Bitcoin-Hype sieht so aus:
Erstens. Kryptowährungen sind ein wichtiger Teil der Zukunft – so wie Tulpen zu unserem Alltag gehören und unser Leben bereichern. Und Urlaub in Florida auch. Trotzdem kann das alles zu einem extremen Hype genutzt werden. Tulpen wie Hyazinthen (ja, auch die haben schon mal einen Hype erlebt) hatten ihre Börsenblase mit extremen Preisanstiegen und einem anschließenden dramatischen Verfall. Auch Grundstücke in Florida waren einer der legendären Hypes in den 20er Jahren. Und 2017 war es dann eben der Bitcoin. Wer auf dem Höhepunkt vor einem Jahr eingestiegen ist, der sitzt jetzt auf 83 Prozent Verlust. Stay clear of the hype.
Zweitens. Die wahren Gewinner der Krypto-Revolution stehen heute noch nicht fest. Gut möglich dass es Google seine wird. Google-Mutter ALPHABET hat in den letzten Jahren einige Zukäufe in dem Bereich der Blockchain-Technologie gemacht – ohne sich von dem Bitcoin-Hype selber anstecken zu lassen. Gut möglich, dass es MASTERCARD sein wird, eine Firma, die sich intensiv mit der Blockchain-Technologie beschäftigt.
Fest steht: Derzeit wissen wir nicht, wer die langfristigen Profiteure des Bitcoin und der dahinter stehenden Technologie Blockchain sein werden. Noch nicht. Und wenn wir es wissen, dann können wir ohne Probleme unser Geld auf sie setzen. Ohne das Risiko einzugehen, das ein Hype mit sich bringt.
Übermorgen geht es hier weiter mit den kleinen Börsenhypes, von denen große Teile der Finanzpresse und viel Börsenbriefe leben. Sie versprechen 200 Prozent Gewinn pro Jahr oder pro Monat. Sie setzten – derzeit – auf Cannabis- oder Wasserstoff-Aktien. Oder – in der Vergangenheit – auf Aktien wie PANTAFLIX.
Stay tuned!
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