Der neue Podcast zu Börsenhypes – und einem Interview mit Saidi Sulilatu von Finanztip

 

Willst du mal einen waschechten Hype sehen? Kein Problem. Die Börsenmedien mit ihrer ständigen Gier nach sehr hohen Prozentzahlen bei den Kursanstiegen produzieren solche Hypes mit ihrer Berichterstattung am laufenden Band.

Nehmen wir doch nur mal den Cannabis-Hype. Ein Chart von so einer Aktie, es ist der ehemalige Börsenliebling TILRAY, sieht so aus:

 

 

Was für ein Anstieg! Die Medien berichten sehr positiv. Die Aktie schießt von 25 Dollar in nur 5 Monaten hinauf bis auf 225 Dollar.

Und dann folgt der Niedergang. Und was für ein Niedergang! Die Börsenmedien schweigen über den Unsinn den sie noch vor wenigen Monaten geschrieben haben.

Den Index schlagen können Anlegerinnen und Anleger mit solchen Aktien natürlich nicht. TILRAY hat vom Hoch bei 225 Dollar bis zum Tief bei 5 Dollar satte 98 Prozent abgegeben.

Im November ist dieser Hype dann angesichts der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten in eine zweite Runde gestartet. Die Demokraten könnten eine Legalisierung von Cannabis vorantreiben. Könnten. An den schrecklichen Zahlen beim Umsatz und bei den Verlusten von TILRAY ändert das alles zunächst einmal nichts.

Nicht nur die Cannabis-Aktien befanden sich in so einer Börsen-Manie. Derzeit sind es die Wasserstoffwerte und die EV-Aktien (electric vehicle). Möchtest du noch einen Chart sehen? Kein Problem. Hier kommt der EV-Hersteller NIKOLA:

 

Aber vielleicht ist das Wort „EV-Hersteller“ bei NIKOLA wie bei vielen anderen EV-Aktien die gerade an die Börse kommen auch völlig verkehrt. NIKOLA ist kein Hersteller von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Sie versprechen vielmehr, mal einer zu werden. In der näheren oder ferneren Zukunft. Derzeit stellen sie, wie die meisten Unternehmen im EV-Bereich, überhaupt keine Fahrzeuge her. Sie produzieren Prototypen, die sie mit viel Aufmerksamkeit und mit dem Versprechen einer überlegenen Technologie der Öffentlichkeit vorstellen.

 

Der Wasserstoff-Hype

 

Und das hier ist der Langfristchart des Wasserstoff-Spezialisten BALLARD POWER. Auch nicht eben gemütlich:

 

BALLARD POWER hat in keinem der letzen sieben Jahre jemals einen Gewinn erzielen können. Der Verlust hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt und das Unternehmen hält sich seit 20 Jahren mit dem Verkauf immer neuer Aktien über Wasser. Die Aktie macht nach dem Wasserstoff-Hype der 2000er Jahre jetzt bereits den zweiten großen Hype mit. Das nimmt auch diesmal ein bitteres Ende für die Anleger*innen.

Die Top-Aktie des Monats: John Deere

 

Natürlich ist auch die Top-Aktie des Monats im neuen Podcast wieder mit dabei. Es ist diesmal – JOHN DEERE. Und weil du nun schon so viele grauenvollen Charts von gehypten Aktien gesehen hast, will ich dir den Chart von DEERE über die letzen Jahrzehnte auch nicht vorenthalten.

 

 

Der Kurs steigt von 3,60 Dollar im Jahr 1986 bis auf 360 Dollar. JOHN DEERE ist also ein 100-Bagger. Die Aktie hat sich im Kurs verhundertfacht. In 36 Jahren. Dabei waren die Dividenden noch nicht einmal mit eingerechnet. Alleine aufgrund der Kursgewinne ist die Aktie um 13,6 Prozent pro Jahr gestiegen.

Addierst du die rund 2 Prozent Dividende hinzu, die du im Durchschnitt bekommen hast, dann war mit JOHN DEERE in der Vergangenheit eine Rendite von etwa mehr als 15 Prozent pro Jahr drin.

So, nun hast du alle Charts gesehen, von denen im Podcast die Rede ist. Zeigen können wir sie dort ja nicht. Und jetzt wünschen wir dir: Viel Spaß beim Hören!

 

 

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9 Kommentare

  1. Heinz

    In Deutschland gibt es ausgehend von den Tiefstkursen am Anfang des Jahres 2003 ebenfalls einige Verhundertfacher – Aktien.

    Beispielsweise Nemetschek (Architektensoftware), Sartorius (Laborausrüster) oder Stratec Biomedical (medizinische Analysesysteme).

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    1. Heinz

      Um eine Vorstellung von wirtschaftlichen Unterbewertungen nach Krisen bzw. Baissen zu entwickeln (Nemetschek war einer der wenigen glücklichen von über 300 Stück „Neuer Markt“ – Werte):

      Um den Tiefstkurs des Jahres 2003 von EUR 1,10 (heute splitbereinigt EUR 560,00) ergab sich bei einem Ergebnis 2003 von EUR 0,41 pro Aktie ein KGV von 2,7 … (Vorjahr 2002 war ein Verlustjahr):

      https://www.nemetschek.com/fileadmin/downloads/IR_Files/Finanzberichte/GB_2003_DE.pdf

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  2. Willi

    Es gibt diese spektakulären Verhundertfachungen inzwischen während 20 Jahren (Amazon, Netflix), 10 Jahren (Tesla), 3 Jahren (Enphase Energy) oder gar 5 Monate (Gamestop).

    Dabei ist für Nachwuchs laufend gesorgt:

    https://www.iposcoop.com/

    Während die Lebens- bzw. Verbleibenszeit selbst großer Unternehmen in international bekannten Indizes wie dem S&P 500 immer kürzer wird:

    https://www.heise.de/hintergrund/Technologie-als-Firmenvernichter-1962221.html

    https://www.wirtschaftskurier.de/artikel/unternehmen-werden-im-schnitt-nur-9-jahre-alt.html

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  3. Ken

    IPO = I ts P robably O verpriced ….

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  4. Dummerchen

    Das Problem der Redakteure von Börsenbriefen ist daß diese je nach Erscheinungsweise ihre übliche Seitenzahl füllen müssen – mit was auch immer. Siehe dazu die Börsenbriefe der Jahre 2000 bis 2002 und 2008. Dabei wäre es für die Anleger glücklicher relativ wenig tun bzw. selten umschichten zu müssen. Man füllt keinen Börsenbrief mit der glücklichen Empfehlung der letzten Jahre „Kaufe und halte einen Nasdaq 100 – ETF“ oder „Kaufe und halte die FAANG – Aktien“.

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    1. Christian Thiel

      Und genau das sollten wir ändern. Wir planen mit der „Kleinen Finanzzeitung“ ja gerade an einer Webseite. Da werden wir Aktien ebenfalls dauerhaft empfehlen. Für die Langfristanlage.
      Das Problem aus Sicht der Börsenbriefe ist die Gier der Anleger. Sie kaufen Börsenbriefe nicht, wenn die nur 20 Prozent pro Jahr versprechen. Bei 20 Prozent im Monat aber kaufen die Kunden das Zeug.

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  5. Stockpicker

    Es gibt an der Nasdaq viel mehr Überfliegeraktien als sich die meisten vorstellen.

    Dazu einfach Jahresrendite absteigend sortieren:

    https://www.macrotrends.net/stocks/stock-screener

    Nur: wie erfährt man davon wenn die Einzelwerte steigen?

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    1. *reichplanung*

      Reich wirst Du nicht mit 7%, sondern mit 20%, 30% oder noch mehr! Mit diesen Renditen musst Du ein Vermögen aufbauen, wenn Du noch zu Lebzeiten davon profitieren möchtest, ansonsten bewahrst Du es nur. Selbst Warren Buffett hat in den ersten Jahren seiner Partnerschaft fast 30% pro Jahr gemacht, anschließend mit Berkshire über 20% für über 30 Jahre. Erst in den letzten 20 Jahren waren es nur rund 11,5%, aber da war er auch schon längst Milliardär. Der MSCI World in € war in der Zeit übrigens rund 3% pro Jahr, da hätte ein Sparplan gerade so die Inflation geschlagen. Deswegen erhält der Aktienmarkt ein Vermögen, aber er lässt keines entstehen.

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      1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

        Immer wollen alle reich werden. Angeblich. Die meisten wollen schlicht eine bessere Rente – und mit 7 Prozent Rendite ist das gut zu schaffen. Eine Rendite von 3 Prozent in den letzten 20 Jahren – sorry, die gab es nicht. Es waren 3,8% wenn man mit dem Jahr 2000 anfängt und seither nie wieder einen Cent in den Markt getan hat (unrealistisch).
        Sobald wir uns die Performance des MSCI World über 30 oder 35 Jahre anschauen haben wir Zahlen von 6,8 bis 7,4 Prozent. du Hast also die niedrigste Zahl genommen – den einstieg am Gipfel der Kurse im Jahr 2000. Nicht fair.
        Kaum jemand schafft über längere Zeiträume eine Overperformance, wie Buffett sie hatte. Und wenn jemand verspricht, dass er mir dazu verhilft, dann wäre ich jedenfalls sehr vorsichtig.
        Bei sieben Prozent Rendite und regelmäßiger Einzahlung von 300 Euro im Monat hast du nach 40 Jahren 745.000 Euro. Das ist nicht reich. Aber wohlhabend ist es eben doch. Und ein nettes Zubrot für die Rente ist es auch.

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