Ich setze das Geld von grossmutters-sparstumpf gerne auf valide Trends. Manchmal nenne ich die Aktien, die auf starken wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen basieren, auch „proven winners“. Diese Unternehmen haben also schon bewiesen, dass sie gewinnen können. Der Trend der sie trägt besteht schon lange – und ist zumeist auch sehr profitabel.
Das bargeldlose Bezahlen ist ein solcher globaler Trend. Das klingt aus dem Mund von Jason Moser (fool.com) allerdings viel besser. Er nennt diese Aktien die War On Cash Stocks und fasst sie gerne zusammen – zu einem Basket. Dem War On Cash Basket. In ihm liegen seit nunmehr drei Jahren die Aktien von MASTERCARD, VISA, PAYPAL und SQUARE.
Ich will heute einen Blick auf dieses Basket werfen und werde es mit dem Gesamtmarkt vergleichen. Dann können wir sehen, welchen Effekt dieser Trend für das Depot von grossmutters-sparstrumpf in der Vergangenheit hatte. Natürlich versuchen wir dann auch noch einen Blick auf die Zukunft des bargeldlosen Bezahlens zu werfen. Vergangene Erfolge sind schön. Zukünftige sind besser.
Hier kommt als erstes die Aktie von MASTERCARD.
In drei Jahren stehen hier 133,8 Prozent Plus zu Buche. Ich habe (ausnahmsweise) Charts in Euro genommen. Die Aktie von MASTERCARD ist von Anfang an im Depot von grossmutters-sparstrumpf. Sie gehört zu den ersten fünf Empfehlungen hier auf dem Blog im Jahr 2015. MASTERCARD hat seither einen maßgeblichen Anteil daran, dass das Depot den Index schlägt.
Finanzdienstleister haben sehr hohe Margen. Von jedem Dollar Umsatz bleiben bei MASTERCARD zwischen 40 und 50 Cent als Gewinn hängen. Zudem hat das Unternehmen mit seiner Kreditkarte und dem weltweiten Händlernetz mit knapp 50 Mio. Vertragspartnern nicht nur eine sehr starke Marke aufgebaut, sondern auch eine hohe Eintrittsbarriere in den Markt errichtet. Nur MASTERCARD und VISA verfügen überhaupt über ein so großes Netz an Händlern, bei denen man mit ihrer Karte bezahlen kann.
Wer öfter hier auf grossmutters-sparstumpf liest, der kennt schon meine Vorliebe für die Trailing Returns, die sich auf den Seiten von Morningstar finden. In denen ist neben der Kursentwicklung auch die Dividende enthalten. Hier kommt ein Blick auf die Trailing Returns von MASTERCARD. Da können wir sehen, wie lange die starke Performance des Unternehmens schon anhält:
MASTERCARD (MA) kommt über die letzten 10 Jahre auf einen jährlichen Return von 31 Prozent – der Markt selber (Index) hatte in der Zeit 13,5 Prozent. Mit MASTERCARD war es also in der Vergangenheit ganz einfach, den Index zu schlagen, es war sogar ganz einfach, ihn um Längen zu schlagen. Nur um dir eine Vorstellung zu geben, wie sehr sich so eine Overperformance im Depot bemerkbar macht, kommt hier eine Rechnung. Und da die letzten Zahlen zum Return der Aktie von Morningstar sind, wechsele ich jetzt mal zu Angaben in Dollar.
In Dollar und Cent
# 10.000 Dollar angelegt in den Gesamtmarkt haben in zehn Jahren einen Gewinn von 25.500 Dollar gebracht.
# Mit MASTERCARD waren es hingegen 144.000 Dollar.
Keine Frage, das ist ein sehr großer Unterschied. Kann man sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die MASTERCARD nicht im Depot haben wollen? Mir fällt es schwer, mir das vorzustellen – doch es gibt sie. Vor einigen Tagen argumentierte ein Mitglied der Facebook-Aktiengruppe Kleine Finanzzeitung, er wolle nur günstige Aktien kaufen. Das bedeutet, dass das KGV niedrig sein sollte.
MASTERCARD notiert derzeit zu einem KGV von 47. Das ist nicht günstig. Aber angesichts des sehr starken Umsatz- und Gewinnwachstums in den vergangenen Jahren ist es in meinen Augen zwar hoch, auch nicht übertrieben hoch.
Wir könnten auch andersherum fragen: Gab es MASTERCARD auch mal günstig zu kaufen? Aber ja! Im Jahr 2012 war das der Fall. Seinerzeit notierte MASTERCARD in Bezug auf das KGV (amerikanisch PE) letztmalig unterhalb von 20. Als ich sie im Oktober 2013 gekauft habe, da stand sie schon über 25. Bereut habe ich es nicht. So ist es oft mit stark wachsenden Branchen und Unternehmen. Es gibt sie nur sehr selten billig zu kaufen.
Acht Jahre zu warten, um MASTERCARD in all den Jahren nicht zu kaufen – das wäre mich sehr teuer zu stehen gekommen. Und da ich mir meinen Return mit MASTERCARD auch in meinem eigenen Depot anschauen kann, weiß ich auch genau, wie teuer mich der Verzicht auf MASTERCARD gekommen wäre. Ich habe die Aktie im Oktober 2013 für 51,96 Euro gekauft. Sie stehlt derzeit mit 465 Prozent im Plus.
Niemand weiß, wann die Aktie je wieder einmal zu einem KGV von unter 20 notiert. Bleibt das Gewinnwachstum des Unternehmens so hoch wie derzeit, dann ist damit in den nächsten Jahren eher nicht zu rechnen. MASTERCARD kommt für die vergangenen fünf Jahre auf einen Anstieg des Umsatzes von 15,3 Prozent pro Jahr.
Die Gewinne (EPS) stiegen in dieser Zeit noch deutlicher als der Umsatz, um 20,8 Prozent. Die meisten Anleger sind bereit, das Doppelte des Gewinnanstiegs beim PE zu akzeptieren – das wären 41,6. Das hohe PE von MASTERCARD hat also einen klaren Grund, und der liegt im starken Gewinnanstieg (einerseits) und andererseits in der Annahme der Anleger, dass sich dieser Anstieg in den nächsten Jahren fortsetzen kann und fortsetzen wird.
So viel zu MASTERCARD. Schauen wir mal, wie die anderen Aktien aus dem Basket von Jason Moser gelaufen sind. Konkurrent VISA hat in den letzten Jahren deutlich schlechter abgeschnitten:
Mit einem Plus von 87,5 Prozent ist aber auch VISA sehr deutlich gestiegen. Die dritte War On Cash Aktie ist PAYPAL, ein Unternehmen, dass sich vor allem mit der Bezahlung im Internet einen Namen gemacht hat. Hier kommt der Chart:
Mit 188,9 Prozent Plus ist PAYPAL bisher die beste Aktie beim bargeldlosen Bezahlen. Klar zu sehen ist aber auch, dass erst die Corona-Pandemie PAYPAL in diese Position gebracht hat. Zuvor lief es bei MASTERCARD erkennbar besser. Im Fall von PAYPAL liegt das PE noch deutlich höher als bei MASTERCARD – bei immerhin 83. Das wirkt sehr hoch, ein Blick in die Zukunft lässt es allerdings sehr stark sinken. Das Forward-PE steht derzeit bei 40 (Quelle: Yahoo.Finance). Von rund 80 auf nur noch 40 – sieht so aus, als ob sich die Gewinne des Unternehmens derzeit verdoppeln.
Ebenfalls im bargeldlosen Bezahlen unterwegs ist der Konzern SQUARE, der unter anderem mit digitalen Bezahllösungen für kleinere Händler punktet. Bei der Aktie erwartet uns eine echte Überraschung.
SQUARE konnte um unglaubliche 462,7 Prozent zulegen, einen großen Teil davon allerdings erst in den vergangenen sechs Monaten. SQUARE hatte in den letzten Jahren deutlich höhere Wachstumsraten als MASTERCARD (35-50 Prozent), erzielte aber nur selten Gewinne, weil es den gesamten reinkommenden Cash in die weitere Expansion steckte – das Modell AMAZON.
Seit März gehört SQUARE nun zu den absoluten Corona-Gewinnern. Kleine Unternehmen suchen in Scharen nach digitalen Bezahllösungen – und finden sie bei SQUARE. Auffällig ist allerdings, dass auch SQUARE bis in den Februar 2020 hinein beim Kursverlauf nicht mit MASTERCARD mithalten konnte.
Was für eine Performance ergibt sich nun für die vergangenen drei Jahre für das gesamte Basket? Alle vier Aktien haben in dem Zeitraum zusammengerechnet um 218,2 Prozentzugelegt. Sie kommen damit auf einen Return von unglaublichen 47 Prozent pro Jahr.
10.000 Euro angelegt in diese War On Cash Aktien haben also einen Gewinn von 21.820 Euro gebracht. In gerade einmal drei Jahren.
Und der Index? Schauen wir mal. Ich habe zunächst den S&P 500 als Vergleichsindex genommen. Da ich nur die Kursentwicklung der vier War On Cash Stocks genommen habe (ohne Dividenden), werde ich das auch beim S&P 500 so machen. Deshalb siehst du jetzt den S&P 500 als einen ausschüttenden ETF in Euro. Hier kommt der Chart:
Mit 28,9 Prozent (in Euro) steht der S&P 500 über drei Jahre etwas schlechter da als das Original (in Dollar). Das ist in der Zeit um 32 Prozent gestiegen. Das War On Cash Basket liegt mit seinen 218 Prozent sehr weit vor dem Index. Der Return ist stolze sieben Mal so hoch. Puh.
Und die NASDAQ? Hier kommt ein Blick auf die Entwicklung des Technologieindex:
Die NASDAQ hat in den drei Jahren um rund 88 Prozent zugelegt. Das War On Cash Basket ist immer noch mehr als zwei Mal so gut gelaufen.
Mein Fazit
Kein Depot ohne Finanzdienstleister, sage ich gerne. Die vier War On Cash Stocks haben sich in den letzten Jahren hervorragend geschlagen. Und in Zukunft? Ich gehe davon aus, dass der War On Cash nicht zu Ende ist, sondern gerade erst richtig beginnt. Das Umsatzvolumen beim bargeldlosen Bezahlen soll sich in den nächsten fünf Jahren in etwa verdoppeln. Die Aktien von MASTERCARD, VISA, PAYPAL und SQUARE werden davon überproportional profitieren.
Während im Depot von grossmutters-sparstrumpf (Global Champions) vor allem MASTERCARD liegt, ist das im wiki Global Tech-Champions anders. Dort sind alle vier Aktien des War On Cash vertreten. Das ist einer der Gründe für die außerordentlich gute Performance dieses Konzepts in diesem Jahr. Es steht derzeit für 2020 mit 62 Prozent im Plus. Die Global Champions hingegen liegen bei knapp 20 Prozent – und damit ziemlich genau 20 Prozent vor dem MSCI World (in Euro, inkl. Dividenden).
Welchen der beiden Wege solltest du gehen, wenn du von den War On Cash Aktien überzeugt bist? Solltest du einfach nur MASTERCARD kaufen – und Ruhe ist? Oder solltest du dir ein War On Cash Basket zulegen? Ich persönlich finde beide Wege gut. MASTERCARD hat über viele Jahre schon gezeigt, dass es ein exzellent geführtes Unternehmen ist. Die Aktie bleibt im wiki Global Champions wie in meinem persönlichen Depot weiterhin der Top-Wert für den War On Cash. Allerdings findet sich dort seit 18 Monaten auch eine kleine Portion der Aktie von SQUARE. Zudem hat ein Investment alleine nur in MASTERCARD das War On Cash Basket bis in den Februar hinein klar outperfomt.
Wie das in den nächsten drei Jahren sein wird? Who knows! Ich fürchte, du musst selber entscheiden, welche der beiden Anlagevarianten du vorziehst. Fest steht: Ein Basket ist immer eine gute Lösung, wenn du dich nicht für eine einzelne Aktie entscheiden kannst und entscheiden willst. Nicht nur beim War On Cash.
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