Die Bitcoin-Manie geht in ihre heiße Phase

Die digitale Währung Bitcoin hat es geschafft zum Tagesgespräch zu werden. Auch ich werde immer mal wieder auf die Krypto-Währung angesprochen. Manche Anleger bekommen täglich Mails von Firmen, die wollen, dass sie ihr Geld auf diese Weise anlegen. Oder verspekulieren. Je nach Sicht der Dinge.

Ein anderer Anleger schrieb mir neulich, er bekomme öfter Anrufe von einer Firma, die im Hintergrund Partygeräusche spielen lässt, nur damit sie den Menschen die sie anrufen sagen können: „Hier ist eine riesige Party im Gange – wollen Sie wirklich nicht mit dabei sein?“

Mein Fazit: Wir sind in der heißen Phase der Bitcoin-Manie.

 

Lohnt es in den Bitcoin zu investieren?

 

Eine Antwort auf diese Frage kann niemand geben. Derzeit ist völlig unklar, wie lange der scheinbar unaufhaltsame Anstieg der Krypto-Währung noch anhält. Wir wissen, dass der Bitcoin im vergangenen Jahr stärker gestiegen ist, als jede andere Form der Anlage. Ein Plus von rund 1.000 Prozent hat die digitale Währung geschafft.

 

Der Chart des Bitcoin im letzten Jahr

 

Für das kommende Jahr sagt das nichts. Möglicherweise steigt der Bitcoin weiter. Möglicherweise fällt er stark. In den vergangenen fünf Jahren ist die Kryptowährung 18 Mal stärker als 22 Prozent abgestürzt. Die höchsten Abschläge gab es in 2013 (- 70%) und 2015 (- 58%).

 

Die Anhänger des Bitcoins sind nach wie vor grenzenlos optimistisch. Euphorie wäre möglicherweise das passendere Wort.

 

Hat der Bitcoin Zukunft?

 

Digitale Zahlungsmittel gelten ihren Anhängern als das Zahlungsmittel der Zukunft. Sie gelten als fälschungssicher – haben aber keinen Staat (oder einen Staatenbund), der für ihren Wert einsteht, wie etwa der Euro oder der Dollar.

Alle Anzeichen sprechen derzeit dafür, dass Kryptowährungen mehr sind als nur ein Zeitgeistphänomen. Die Frage ist aber, welche der vielen Währungen sich durchsetzt. Und zu welchem Preis sie in einigen Jahren mal gehandelt werden.

Vielleicht ist ein Blick auf den typischen Ablauf eines Hypes (oder einer Manie) hilfreich, um die Entwicklung beim Bitcoin und den anderen Krypto-Währungen (Ethereum, Ripple) einzuordnen.

 

 

Das sind die typischen Phasen einer Manie. Wo wir derzeit stehen? Keiner weiß es. Es kann noch Monate lang weiter nach oben gehen, bevor der Markt kollabiert. Er kann das aber auch schon bald tun. Die berühmte Tulpen-Manie der Holländer dauerte 3 ½ Jahre. Sie brach am 5. Februar 1637in sich zusammen.

 

Der Bitcoin ist ein Hype

 

Derzeit ist die Lage bei den Krypto-Währungen sehr unübersichtlich. Denn es gibt schon lange nicht nur eine digitale Währung. Es gibt tausende. Jeden Monat kommen derzeit rund 50 neue Währungen dazu. Unternehmen die sich mit digitalen Währungen beschäftigen steigen an der Börse manchmal um 100% am Tag. Dazu ist nicht viel nötig. Ein bestehendes Unternehmen, das sich bislang (angeblich) mit dem Abbau von Gold in Venezuela beschäftigte, ändert schlicht seinen Namen, indem es den Begriff „Bitcoin“ oder „Blockchain“ in ihn aufnimmt. Schon schießt der Aktienkurs in die Höhe. Alleine daran erkennt man einen Hype. So war es auch in den Jahren 1998-2000, als Hunderte von Unternehmen sich umbenannten, um mit ihrem Namen einen Bezug zum Internet herzustellen. Die Anleger waren begeistert – und kauften.

Unterdessen geht die amerikanische Börsenaufsicht immer mal wieder gegen diese Firmen vor. So setzte sie vor Weihnachten den Handel mit der Firma The Crypto Company aus, die innerhalb von nur zwei Wochen im Wert um 2.400 Prozent gestiegen war. Das Unternehmen hat nur zwei Beschäftigte, macht Umsätze von 450.000 Dollar im Quartal – und erreichte innerhalb von nur drei Wochen einen Börsenwert von sagenhaften 12 Milliarden Dollar.

Unklar ist, an welcher Stelle des Hypes wir uns gerade befinden. Nach meiner Auffassung bewegen wir uns schon seit April/Mai 2017 in der Phase, die die Grafik oben als Manie bezeichnet.

 

Unzählige Internetseiten bieten unterdessen den sekundengenauen Blick auf die Entwicklung von Dutzenden von Krypto-Währungen.

 

Es entsteht derzeit eine Krypto-Blase

 

Wer schon länger in Aktien anlegt, den erinnert der ganze Hype um den Bitcoin und die Kryptowährungen an die Zeit der Internet-Unternehmen (Neuer Markt), die in den Jahren 1998-2000 wie Pilze aus dem Boden schossen. Auch das Prinzip, einem bestehenden und eher erfolglosen Unternehmen einfach einen neuen Namen zu geben, wurde damals schon häufig praktiziert. Am Tag nach der Umbenennung waren die Unternehmen, die nun angeblich ein tolles Geschäftsmodell im Internet hatten, flugs 20-30 Prozent mehr wert. Und stiegen in der Folge noch weiter.

 

Anleger die ohnehin zur Vorsicht neigen, sollten den Bitcoin und die mit ihm verknüpften Aktien in jedem Fall meiden. Niemand kann sagen, wie hoch der Hype diese Aktien und die Währung selber noch führt. Auch wann der Rausch des schnellen Reichtums diesmal zu Ende ist, kann niemand auch nur mit annähernder Gewissheit sagen.

 

Anleger die gerne risikoreicher vorgehen, sollten nicht mehr als eine bis zwei Prozent ihres Kapitals in Bitcoin oder andere Kryptowährungen anlegen. Niemals sollte es sich um Geld handeln, dessen Verlust für sie schmerzhaft wäre, zum Beispiel, weil es die Grundlage für die Ausbildung ihrer Kinder ist oder für ihre Rente.

 

Ist der Bitcoin ein Zahlungsmittel?

 

Nein. Anfänglich haben einige Händler ihn akzeptiert. Da sein Preis aber extrem schwankt, teilweise um 20 Prozent am Tag, wird er zur Zahlung kaum noch akzeptiert. Er wurde ohnehin nicht dazu verwendet. Zudem dauert eine Transaktion bis zu 30 Minuten. Das klingt nicht nach einem Zahlungsmittel.

Der Bitcoin dient seinen Anhängern, ähnlich wie das Gold, als ein Wertaufbewahrungsmittel, das unabhängig von Staaten ist. Viele Finanzexperten sehen den Bitcoin deshalb als eine neue Asset-Klasse (neben Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Gold und Immobilien).

 

 

 

 

Der Bitcoin ist ein Spekulationsobjekt

 

Den meisten Anlegern dient der Bitcoin derzeit als reines Spekulationsobjekt. Das hat die Bitcoin-Euphorie mit der Tulpen-Manie der Holländer vor rund 400 Jahren gemeinsam. Die Tulpenmanie gilt als die erste überlieferte Manie, bei der sich ehrbare Handwerker hoch verschuldeten, um Tulpenzwiebeln zu kaufen, die über Nacht stets teurer und teurer wurden.

Arbeiten gehen wollten diese Anleger in seltene Tulpenarten schon bald nicht mehr. Die Blase platzte schließlich – und viele Anleger gingen in Bankrott. Das war auch im Jahr 2000 bei den Börsenstars des Neuen Marktes so. Den allermeisten Krypto-Währungen und Unternehmen in diesem Bereich droht das gleiche Schicksal. Niemand braucht 2.000 Krypto-Währungen. Einige werden sich möglicherweise durchsetzen. Mit der Zeit wird sich auch der Preis in ruhigeren Bahnen bewegen.

 

Der Bitcoin in einigen Jahren

 

Wo der Bitcoin dann stehen wird? Ich weiß es nicht. Es gibt auch niemanden, der das mit Sicherheit sagen kann. Der Bitcoin wie auch die weiteren digitalen Währungen sind ja ein neues Phänomen. Niemand weiß mit Sicherheit, wie sie sich entwickeln werden.

Eines aber ist sicher: Es wird sie auch in Zukunft geben. So wie es die Tulpen immer noch gibt. Sie sind nur viel billiger. Und das Internet, dass der Blase der Jahre 1998-2000 den Namen gab, gibt es auch immer noch.

Es hat die Welt im Übrigen in der Tat genauso stark verändert, wie es die Fürsprecher der Internet-Blase damals haben kommen sehen. Viele Veränderungen spüren wir aber erst jetzt, zehn bis fünfzehn Jahre später. Niemand hat den Aufstieg von APPLE kommen sehen. Niemand hatte Google auf seiner Rechnung. Niemand NETFLIX. Und niemand dachte an den größten und mächtigsten Medienkonzern, den unser Planet je gesehen hat – FACEBOOK.

Nur sehr wenige Firmen aus der Zeit des Internet-Hypes sind übriggeblieben. Diese Firmen konnten Anleger in den Jahren 2002 und 2003 für kleines Geld einkaufen. Die Aktie von AMAZON zum Beispiel. Oder die von PRICELINE. Beide Unternehmen haben Anleger in den letzten 15 Jahren starke Gewinne gebracht.

Auch die großen Gewinner des mobilen Internets (APPLE, ALPHABET, FACEBOOK) konnten langfristig orientierte Anleger sich viele Jahre später in aller Seelenruhe ins Depot legen – als der Trend längst offenkundig war.

Wer den Hype der Jahre 1998-2000 verpasst hat – der hat auf lange Sicht gesehen nichts verpasst.

 

Langfristig orientierte Anleger warten ab

 

Gut möglich, dass das auch bei dem Hype um die digitalen Währungen wieder so kommt. Gut möglich auch, dass diesmal einige der Platzhirsche der technologischen Entwicklung und des Geldtransfers das Rennen um das profitabelste Geschäftsmodell der neu entwickelten Technologien machen.

ALPHABET etwa beschäftigt sich intensiv mit der Blockchain-Technologie und hat bereits etliche der StartUps aus dem Bereich aufgekauft.

MASTERCARD bietet seit Oktober die Möglichkeit an, Transaktionen über eine Blockchain-Plattform des Unternehmens abzuwickeln.

Es lohnt sich also, den Bitcoin-Hype und die Blockchain-Technologie ernst zu nehmen. Ich werde sie weiter beobachten. Im Depot von grossmutters-sparstrumpf haben aber der Bitcoin und die sich explosionsartig vermehrenden Krypto-Aktien allerdings nichts zu suchen.

In einigen Jahren wissen wir mehr. Bis dahin sollten geduldige und auf Sicherheit bedachte Anleger abwarten. Und nichts tun.

 

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11 Kommentare

  1. Hannah

    Danke für den Artikel.
    Ihren Artikel schätze ich sehr.

    Antworten
  2. MM

    Es sprechen alle über Bitcoin, aber keiner von denen hat in Bitcoin investiert.
    In diesem Jahr kommen noch diverse Bitcoin-Fonds oder Derivate auf den Markt,
    die auch noch für eine höhere Nachfrage bei Kryptowährungen sorgen werden.
    Ich sehe das Thema Kryptowährungen für 2018 noch positiv.

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  3. Blaubär

    Schade, hatte in Crypto Company meine gesamte Altersvorsorge drin…

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Das ist bitter. Ich hoffe sehr, du bindest mir da jetzt nicht gerade einen Bären auf.

      Antworten
      1. Blaubär

        Das war natürlich ein Scherz…. :-))

        Antworten
        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Dann bin ich beruhigt!

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  4. Leser G

    Hm, ich sehe es etwas anders. Bitcoins & Co. zu übersehen, ja, zu belächeln, war vermutlich mein größter Geldanlagefehler bisher, noch weit schlimmer als ziemlich viel Geld mit CFDs zu verzocken. Ich verfolge BTC schon lange…seit es noch zweistellig war. Viele Einstiegsmöglichkeiten hatte ich dabei verpasst. Mitte 2013 war der Kurs noch mal unter 100 $, Anfang 2015 unter 300 $ usw. Ich hatte von der Technologie keine Ahnung, vieles von dem, was im Text geschrieben wurde, hatte ich mir auch gedacht. Den Einstieg hatte ich mir nicht getraut, weil ich mich auch immer fragte: Was soll der Quatsch? Und dennoch wäre es nicht verkehrt gewesen, spekulativ mit einer kleinen Summe einzusteigen.

    Jetzt mal im Ernst. Am Aktienmarkt unterwegs zu sein, das braucht einen extrem langen Atem. Vermögen hat man evtl. dann aufgebaut, wenn man es schon gar nicht mehr braucht. Das ist ja eines der Paradoxe unserer Gesellschaft. Die wenigen, die rechtzeitig auf das Pferd BTC gesetzt haben, können darüber nur schmunzeln. Nun, bei fast 17k erscheint ein Einstieg wirklich unattraktiv, aber auch hier kann man wieder falsch liegen.

    Eins noch: technologisch gesehen ist BTC mittlerweile tatsächlich veraltet. Aber nicht alle der Schwächen, die im Artikel aufgeführt sind, liegen bei allen Coins vor. Kosten und Transaktionsdauer sind bei vielen Coins deutlich geringer. Manche Coins bieten noch andere Features etc. – dass Cryptocoins generell keine Zukunft haben, glaube ich nicht. Aber bei BTC bin ich mir weiter (nach all den Jahren) unsicher, ob das Kursziel 100k oder 0 ist.

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  5. Marcel M.

    Ein spannender und gut geschriebener Artikel!
    Eine Frage ist mir dabei in den Sinn gekommen: was passiert mit den Anlegern, z.B. im Falle von The Crypto Company? Sie müssen so lange die Füße still halten, bis der Handel wieder auferlegt wird?

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke, Marcel,
      nach zwei Wochen geht der Handel dann wieder los. Erst dann können die Anleger verkaufen. In der Regel fällt die Aktie dann stark. The Crypto Company ist gestern im Handel um 98 Prozent im Wert gefallen – von 575 Dollar auf 11 Dollar. Vom Marktwert des Unternehmens sind jetzt nur noch 200 Millionen Dollar übrig. Wer am Hoch eingestiegen ist, der hat jetzt 98 Prozent Verlust.
      https://www.bloomberg.com/quote/CRCW:US
      Das wird nach meiner Auffassung (die ja nicht jeder teilen muss) noch vielen dieser Unternehmen so ergehen.

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  6. Jazz

    Tut mir leid, aber was sollen solche inhaltsleeren Artikel? Dieses überflüssige Gerede von Blasen ist doch sowas von abgenutzt.

    Was ist eine Blockchain? Was ist ein Distributed Ledger? Was ist der Unterschied zw. Blockchain zu Distributed Ledgern? Was ist die Zielsetzung der 15 Distributed Ledger Technologien (fälschlicherweise als Kryptowährungen bezeichnet)? Was ist eine Kryptowährung? Was ist ein Smart Contract? Was ist das Lighning Network? Welche internationalen Konzerne und Konsortien, Banken, die öffentliche Hand beschäftigt sich mit dem Thema? Welche Piloten werden heute bereits umgesetzt? etc.

    Es tut mir leid, aber der Artikel erweckt in mir den Eindruck, dass du überhaupt nicht weißt über was du schreibst. Dann kannst du auch gleich den Aktienkurs eines x-beliebigen Unternehmens bewerten, ohne sich auch nur ansatzweise mit diesem beschäftigt zu haben.

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    1. O.T.

      Ich weiß, Christan Thiel wird selbst antworten wenn er es für nötig befindet.

      Aus meiner Sicht spricht aus dir der typische Cryptomanieanleger.
      Nichts als Buzzwords und Marketingsprüche. Was hat das ganze mit Bitcoin zu tun? Oder mit Etherium?

      Wenn sich ein Unternehmen mit diesen tollen „Buzzword-Technologien“ beschäftigt, profitiert dann Bitcoin, Litecoin oder gar Dogecoin (hahaha) davon?
      Ganz, ganz sicher nicht! Warum also steigt Bitcoin, oder Ripple? Es steigt nur, weil das ein paar Miner so wollen, um ihre (wertvollen) Cryptos gegen noch mehr (angeblich wertlosen) FIAT-Geld von naiven, dummen und gierigen Menschen abzuzocken.

      Beim platzen der Blase wird man dann sehen ob wirkliches Kapital vernichtet wurde – oder wie es mir scheint, nur das Taschengeld von ein paar Naivlingen.

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