Teil I.
Warren ist ein älterer Herr (86) der gerne Bridge spielt, in einem kleinen, bescheidenen Haus in Omaha (Nebraska) wohnt, gerne Hamburger isst und dazu Cherry-Coke trinkt.
Doch das alles ist natürlich nicht der Grund, warum die Frage „Was macht Warren?“ so häufig und so gerne gestellt wird. Denn neben seinen zahlreichen privaten Gewohnheiten ist Warren der reichste Investor der Welt. Und nach Bill Gates ist er der zweitreichste Mann der Welt. Sein geschätztes Vermögen beläuft sich auf 76,9 Milliarden Dollar.
Seine Beteiligungsgesellschaft BERKSHIRE HATHAWAY hat von 1965 bis 2016 um die stolze Summe von knapp 2 Mio. Prozent zugelegt – das sind 20,8 Prozent pro Jahr. Aus 1.000 Dollar, angelegt in BERKSHIRE wurden in dieser Zeit also rund 20.000.000 Dollar. So wurde auch warren Buffett selber reich – und mit ihm viele seiner Anleger. Kein Wunder also, dass die Frage „Was macht Warren?“ so ausgesprochen gerne gestellt wird.
Und das vor allem Ende Februar, wenn er seinen Jahresbericht als „Shareholder Letter“ veröffentlicht.
Ich will heute der Frage nachgehen, was sich aus diesem „Shareholder Letter“ und den schon zuvor veröffentlichten Käufen und Verkäufen von Warren in Q4 lernen lässt. Eines vorab: Diesmal ist etwas für mich ganz Erstaunliches passiert. Warren Buffett hat zum ersten Mal eine Aktie gekauft, die sich auch in meinem Depot befindet. APPLE.
Warren kauft ein
Mitte Februar war bekannt geworden, womit Warren Buffett im vierten Quartal vor allem beschäftigt war: Er war auf Einkaufstour – einer shopping spree, wie die Amerikaner dazu sagen. Buffett hat also die Zeit vor und nach der Präsidentschaftswahl zum Einkauf von Aktien genutzt.
Das alleine ist schon bemerkenswert. In manchen Quartalen macht er überhaupt keine Transaktionen. Im ganzen Jahr 2015 kaufte er für „nur“ 15 Milliarden Dollar – in den letzten Monaten aber nahm er gleich rund 30 Milliarden Dollar in die Hand. Warum?
Warren Buffett ist von einer sehr guten Verfassung der amerikanischen Wirtschaft derzeit sehr überzeugt. Und von ihren Aussichten noch viel mehr. Er glaubt, dass jetzt eine gute Gelegenheit zum Kauf ist. Und er hält Aktien derzeit für nicht teuer – zumindest die nicht, die auf seiner Einkaufliste standen. Und das sind einige.
Was kauft Warren?
Auf Warren Buffetts Einkaufsliste befanden sich gleich vier amerikanische Fluggesellschaften. Zudem genehmigte sich der Altmeister des Value-Investings ein großes Stück von APPLE, dem wertvollsten Konzern der Erde.
Buffetts Beteiligungsgesellschaft BERKSHIRE HATHAWAY hat sich schon im ersten Quartal 2016 mit einer eher bescheidenen Summe an APPLE beteiligt – rund 1,2 Milliarden Dollar. In Q4 dann verfünffachte BERKSHIRE seinen Anteil an dem Tech-Konzern. APPLE war damit zum Ende des Jahres bereits auf Platz fünf der größten Aktien-Positionen von Buffett aufgerückt.
Der Wert des Aktienpakets zu der Zeit: 6,6 Milliarden Dollar. Warren Buffett, der immer erklärt hatte, nichts von Technologie zu verstehen, war nun mit 1,1 Prozent an Apple beteiligt, dem größten und wertvollsten Tech-Konzern der Welt. Wenige Wochen später war diese Investition schon 7,7 Milliarden Dollar wert.
Ich will alles, ich will alles und noch viel mehr
Dabei ist es jedoch nicht geblieben – Buffett legte auch in 2017 weiter nach. Wie er am vergangenen Montag im amerikanischen Nachrichtensender CNBC erklärte, hat BERKSHIRE seinen Anteil an APPLE in den ersten sechs Wochen des neuen Jahres noch einmal drastisch erhöht. Ein Paukenschlag.
Das Interview ist wirklich sehenswert – für jeden Buffett-Fan ist es ein echtes Muss. Hier ein kurzer Ausschnitt im Wortlaut.
Buffett: „We bought a lot of more Apple“
CNBC: „Why?“
BUFFETT: „Because I liked it.“
Das ist eine typische Buffett-Antwort. Dieses Schlitzohr! Rund 20 Milliarden hat Buffett jetzt schon in APPLE investiert. Er besitzt damit 2,5% des Unternehmens. Und er ist sein größter Einzelaktionär.
Und warum das alles?
„Because I liked it.“ – („Weil es mir gefiel.“)
Was bitte gefällt dem alte Herrn, der selber noch ein uraltes Klapp-Handy nutzt, an der Firma aus Cuppertino? Diese Frage hat natürlich nicht nur mich beschäftigt. Buffett mag keine Technologieunternehmen. Sie sind ihm zu unbeständig. Stets schießen neue Unternehmen wie Pilze aus dem Erdboden empor und verdrängen alte, angestammte Unternehmen mit ihren Innovationen und Erfindungen. Für Value-Investoren – ein Graus. Und nun kauft der Altmeister des Value-Investings im großen Stil Anteile an APPLE.
Aktien des Landmaschinen-Herstellers JOHN DEERE standen bei Buffett zuletzt auf der Verkaufsliste.
Was hat das alles zu bedeuten?
Buffett hat mit seinen Käufen im vierten Quartal 2016 nach meinem Eindruck zwei Ziele verfolgt.
Erstens: Das KGV senken.
Er hat JOHN DEERE verkauft (KGV in Q4: um die 20) und hat sich bei APPLE eingekauft (KGV in Q4: rund 14). Gleichzeitig hat er amerikanischen Airlines wie DELTA AIRLINES gekauft, als deren KGV gerade einmal bei 7 stand. Zudem scheint Buffett derzeit den Airlines aber auch steigende Gewinne und eine steigende Dividende zuzutrauen. Was zu zweitens führt – dem Cash.
Zweitens: Zugriff auf Cash erhalten.
Warren Buffett will stets einen hohen return – in Cash. Das ist bekannt und dieses Ziel liegt den meisten seiner Akquisitionen zugrunde. Er liebt Dividenden – und er mag stets steigende Dividenden. Der hohe Cash-Rücklauf durch Dividenden ölt die Maschine von BERKSHIRE HATHAWAY. Er versetzt ihn in die Lage, stets im großen Stil einkaufen zu können, wenn er eine Gelegenheit dazu sieht.
So lässt sich möglicherweise erklären, warum Buffett APPLE „geliked“ hat – und nicht etwa AMAZON, ein Unternehmen, das zurzeit deutlich stärker wächst als APPLE. AMAZON-Chef Jeff Bezos hält es, wenn es um Cash geht, genau wie Buffett. Er investiert alles was reinkommt in sein extrem schnell wachsendes Unternehmen. Die Aktionäre dürfen sich gerne über einen steigenden Kurs freuen – Cash aber bekommen sie nicht zu sehen.
Um wie viel Cash geht es?
Wie groß der Berg von Cash ist, auf dem APPLE sitzt und den es verteilen kann, das ist Gegenstand von vielen unterschiedlichen Berechnungen. Der amerikanische Blogger und Fachjournalist Neil Cybert geht von rund 300 Milliarden Dollar in den nächsten drei Jahren aus.
Nur zum Vergleich: APPLE als Konzern ist derzeit gut 700 Milliarden Dollar wert. APPLE wäre also bald in der Lage, sich selber beinahe zur Hälfte in Cash zu bezahlen. Zum Beispiel durch einen Aktienrückkauf.
Ein Goldschatz – unbewacht – hat Buffett angelockt.
APPLE bietet Buffett die Aussicht auf sehr viel Cash. Buffett will also den Schatz, seinen Anteil am Schatz zumindest. Kein Drache bewacht ihn eifersüchtig – Tim Cook dürfte froh sein, mit Buffett endlich einen Ankeraktionär gefunden zu haben. Und dazu noch einen, der das Unternehmen adelt, in das er investiert.
Wie groß dieser Schatz wirklich ist und wie seine Aufteilung erfolgen kann, darum geht es in der nächsten Woche hier auf grossmutters-sparstrumpf im zweiten Teil der Serie „Was macht Warren?“
Wer mag, der kann auch in meinem neuen Buch „Schatz, ich habe den Index geschlagen“ mehr über die wundersame Welt des Warren Buffett erfahren.
Stay tuned.
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300 Mrd. in Cash? Da könnte Apple sich mal locker die ein oder andere Bank leisten. Aber wer will schon auf fallende Kurse setzen? 🙂
Klar, das Warren da auch etwas abhaben möchte. Ob er zukünftig sein Klapp-Handy gegen ein neues Iphone tauscht? Vlt. steigt er ja unten ein… Ein Iphone 3S tut es ja auch erstmal! 🙂
Am 6. Mai steigt das große Shareholder Meeting von BERKSHIRE HATHAWAY in Omaha. Ich stelle es mir so vor: APPLE hat dort einen eigenen Stand – und Tim Cook kommt extra angereist, um Warren publikumswirksam ein iPhone 7 Plus zu schenken. Das nutzt dem iPhone und damit APPLE – und BERKSHIREs Kurs ebenso. Vielleicht warten sie aber auch noch bis zum Herbst mit ihrer PR-Aktion – auf das iPhone 8.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian
Icahn ist vor einigen Jahren bei Apple eingestiegen und hat Cook überzeugt Aktien zurückzukaufen. Hat gewirkt. Apple hat Aktien zurückgekauft und Icahn hat massig abgesahnt.
Frage mich eh, wann wieder ein Activist Investor da einsteigt und das nochmal von Apple fordert. So viel Cash sollte eigentlich eine Menge der Sorte Icahn anziehen…
Mir als Investor soll es recht sein. APPLE hat keine Verwendung für das ganze Geld, das sie verdient haben – so viel ist klar. Also steht es den Aktionären zu.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian