Warum der DAX auf 17.000 Punkte steigt

Es mag ja kaum jemand glauben – aber: Der DAX ist billig. Rein optisch ist das nicht so leicht zu erkennen. Der Index steht derzeit immerhin knapp unterhalb seines historischen Hochs. Das wirkt auf viele Beobachter wie Anleger teuer.

Schaut man dagegen auf die Gewinne der Unternehmen, dann ist der DAX billig. Er notiert aktuell bei einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 14.

Das ist – mit Verlaub – lächerlich niedrig.

Schon bei einem normalen Dax (KGV von 17) hätten wir einen Indexstand von 14.600. Jetzt! Gleich am Montag, wenn die Börsen wieder öffnen.

Bei einem optimistischen Stand des DAX (KGV von 20) wären es sogar 17.000 Punkte.

Auf dieser einfachen Rechnung beruht meine These, dass der DAX auf 17.000 Punkte steigen wird. Wie viel Zeit wird der Markt brauchen, um vom derzeitigen skeptischen Indexstand zu einem optimistischen zu kommen? Ich vermute das wird sich 2-3 Jahre hinziehen. Wir reden also über die Jahre 2019 oder 2020.

 

Warum ich Optimist bin

 

Aktien steigen zwar in der Regel und sie steigen über längere Zeiträume auch sehr zuverlässig. Sie steigen aber nicht unentwegt. Manchmal pausieren sie auf ihrem Weg nach Norden. Manchmal machen Aktien auch scharfe Korrekturen durch, zumeist dann, wenn die Wirtschaft durch eine Rezession geht.

Das ist verständlich. Die Gewinne der Unternehmen sinken in solchen Phasen. Viele Firmen kürzen ihre Dividende. Die Anleger schauen pessimistisch in die Zukunft.

Warum halte ich einen deutlich steigenden DAX für das wahrscheinlichste Ergebnis der vor uns liegenden Jahre und damit für realistisch? Drei Punkte sprechen in meinen Augen für diese Sicht.

 

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Keine Rezession in Sicht

 

Weltweit befinden sich die führenden Industrie-Nationen nach wie vor in einem moderaten Wachstumsmodus. Die Arbeitslosigkeit sinkt. In den USA befindet sie sich schon auf einem niedrigen Niveau. Im Euroraum sinkt die Arbeitslosigkeit ebenfalls, wenn auch das Niveau (vor allem der Jugendarbeitslosigkeit) hier nach wie vor unverantwortlich hoch ist.

Die Zinsen sind niedrig und werden erst in den nächsten Jahren langsam wieder ein normales Niveau erreichen.

Der Ölpreis ist moderat – auch das ist gut für die Weltwirtschaft und macht eine Rezession unwahrscheinlich. Den meisten Rezessionen in den letzten 50 Jahren ging ein stark steigender Ölpreis voraus.

Kein Bär weit und breit.

 

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Die Pause liegt schon hinter uns

 

Wenn du dir den Verlauf des DAX in den letzten fünf Jahren anschaust, dann kannst du gut erkennen, dass wir jetzt gerade eine Pause im Anstieg der Kurse hinter uns haben. Das historische Hoch aus dem April 2015 (bei 12.391 Punkten) ist noch nicht überschritten. Der DAX hat – in der Rückschau gut zu erkennen – pausiert. Zwei Jahre lang.

Warum? Auch zu dieser Frage gibt der Chart einen Hinweis. Der Anstieg vom Herbst 2014 bis zum April 2015 war sehr steil. Damals ging es in einem Rutsch um etwa 3.800 Indexpunkte nach oben. Das war sehr viel. Zu viel. Dann kam die Pause.

Knackt der DAX in den nächsten Wochen oder Monaten das alte Hoch, dann geht es wahrscheinlich deutlich weiter nach oben.

 

Steigende Umsätze, steigende Gewinne und eine steigende Dividende zählen für den Anleger

 

Steigende Gewinne

 

Die Gewinne der DAX-Unternehmen steigen – die Dividenden sind auf Rekordniveau. Solange keine Rezession kommt (und solange der Euroraum nicht auseinanderbricht oder der Himmel uns nicht auf den Kopf fällt), kann das noch eine Weile so weitergehen. Steigende Gewinne ziehen in der Regel steigende Kurse nach sich.

Das gibt dem DAX Luft nach oben. Hinzu kommt ein historisch sehr niedriges KGV des DAX. Schauen wir, um das zu verstehen, kurz auf einen KGV-Chart. Ein KGV-Chart bildet ab, wie sich das KGV eines Unternehmens oder mehrere Unternehmen die einen Index bilden, über die Jahre entwickelt hat. Hier kommt der Chart:

 

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Verblüffend. Während uns die absolute Höhe des DAX signalisiert, dass er hoch steht (12.000 Punkte – schwindelerregend!), lässt der KGV-Chart etwas ganz anderes erkennen: Der Index ist billig. Sehr billig vielleicht nicht mehr, das war in den Jahren 2010-2013 der Fall. Aber historisch betrachtet liegt der DAX immer noch klar unter seinem Mittelwert.

 

Warum steht der DAX so niedrig?

 

Für einen günstigen DAX gibt es Gründe. Er ist so billig, aufgrund der Risiken, die in ihn eingepreist sind. Versicherer wie die ALLIANZ notieren jetzt bei einem KGV von etwa 11. Vor der Wirtschafts- und Finanzkrise lag der Wert in der Regel drei Mal so hoch.

Die Finanzkrise und die folgende Krise des Euro waren es, die Banken wie Versicherungen und ihre Geldanlagen von heute auf morgen in Bedrängnis brachten.

Italienische Anleihen? Zweifelhaft.

Griechische Staatsanleihen? Oh weh, oh weh!

Die Zukunft des Euro? Unklar.

Womit wir beim letzten Punkt wären, der den DAX in Richtung 17.000 Punkten schieben kann – der Frage von Sicherheit und Unsicherheit. Ein großer Teil des Börsengeschehens ist Psychologie.

 

 

Stift- & Schriftserie: SICHERHEIT statt UNSICHERHEIT

Die Unsicherheit nimmt ab

Über dem DAX und über dem gesamten Euroraum liegt nach wie vor die Unsicherheit, ob der Euro Bestand haben wird. Mit den Wahlen in den Niederlanden, in Frankreich und Deutschland wird es bis zum Herbst Klarheit über den Kurs der nächsten Jahre geben.

Ein kluger Kommentator hat das nach der Parlamentswahl in den Niederlanden so ausgerückt: Das Viertelfinale haben wir gewonnen!

Die rechten Populisten konnten bei den Parlamentswahlen nur leicht zulegen. Sie bekamen zudem deutlich weniger Stimmen als erwartet. Die Europa-Befürworter erhielten dagegen rund 80 Prozent der Stimmen. Das war das Viertelfinale.

Das Halbfinale folgt nun in den nächsten Wochen und Monaten mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich. Auch diese Wahlen gehen aller Voraussicht nach an die Europa-Befürworter. Der Frexit – dürfte ausfallen.

Im Herbst dann steht das Finale an. In Deutschland. Hierzulande haben sich in den letzten Monaten die Umfragewerte der AfD nahezu halbiert. An einem Sieg der pro-europäischen Parteien gibt es derzeit nicht den leisesten Zweifel. Das Thema „Flüchtlinge“ tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Zudem spielt das stets aufbrausende und zugleich unprofessionelle Vorgehen von Donald Trump in den USA den Populisten hierzulande nicht gerade in die Karten. Sie sind verschreckt.

 

Optimism

 

Der Optimismus in den USA wird auf Europa überschwappen

 

Die Amerikaner sind was die wirtschaftliche Entwicklung angeht ohne Zweifel schon jetzt in der Phase des Optimismus. Politische Beobachter legen den Umschwung dort in den Sommer 2016 – deutlich vor der Präsidentenwahl. Der S&P 500 notiert zu einem aktuellen KGV (amerikanisch: p/e – price/earnings) von 23,8. Das ist viel, keine Frage.

Da die Gewinne der amerikanischen Unternehmen derzeit deutlich steigen, ist das p/e für das 4. Quartal 2017, das forward p/e allerdings gerade einmal 18,35. Das ist moderat.

Bei uns in Europa herrscht derzeit noch Skepsis vor. Ich gehe davon aus, dass sich das in den nächsten zwei bis drei Jahren ändert. Europa folgt den USA nach. Auf diese Weise kommt der DAX auf 17.000 Punkte. Und natürlich schafft er das mit all dem Geld, das von der Wall Street kommt, von Anlageexperten, die sich bei KGVs um die 20 im eigenen Land nach Anlagemöglichkeiten sehnen, die deutlich niedriger liegen. Die ALLIANZ zum Beispiel.

 

Wie sicher ist diese Prognose?

 

Voraussagen sind unsicher, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, sagt ein bekannter Spruch. Es kann alles auch ganz anders kommen.

Bitte beachte, dass ich in meiner Rechnung zwar eine Zunahme des Optimismus eingerechnet ist – aber keine Zunahme der Gewinne. Deshalb kannst du meine Prognose ohne Probleme auch abwandeln und ein ganz anderes Szenario daraus machen. Und genau dazu würde ich dir auch raten – mach dir deine eigenen Gedanken. Dieses hier sind meine. Wie aber siehst du das alles?

Es kann alles auch ganz anders kommen. Zwei Varianten will ich noch skizzieren:

Erstens. Der Euroraum verbleibt im Zustand der Skepsis – die Unsicherheit über den Bestand des Euro hält an. In diesem Szenario hat der DAX nur einen sehr beschränkten Spielraum für Gewinne (10-20 Prozent vielleicht).

Zweitens. Die Unsicherheit weicht, der Euro ist stabil, die Arbeitslosigkeit in Europa geht zurück – die Zinsen kommen wieder. Endlich. Europa kehrt zur Normalität zurück. Zugleich wachsen die Gewinne der DAX-Konzerne um 6 Prozent pro Jahr.

In dem Fall hat der Index zusätzliches Potential, noch über die 17.000 Punkte hinaus. Der DAX kann dann sogar bis 20.000 Punkte steigen.

 

Wenn – dann

 

Wenn Deutschland und der Euroraum in der Phase des Optimismus ankommen, wenn Banken wie Versicherungen wieder als stabil gelten, weil sie stabil sind, dann steigt der DAX auf 17.000 Punkte. Oder gar auf 20.000. Wenn der Euro stabil bleibt. Und wenn die USA weiterhin florieren. Noch zwei wichtige Wenn’s.

 

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6 Kommentare

  1. hans

    vielen dank für diesen kommentar—der macht den tag doch ein wenig gemütlicher—-

    Antworten
  2. Charly

    Spätestens dann, wenn solche Prognosen auf dem Markt sind, wird es Zeit, sehr vorsichtig zu werden.

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Hallo Charly,
      das entspricht nicht meiner Erfahrung. Als der Physiker Thomas Gebert im Oktober 2011 das Buch „Warum der DAX auf 10.000 Punkte steigt“ veröffentlichte, da hat ihn manch einer für verrückt gehalten.
      https://www.amazon.de/Warum-DAX-10-000-Punkte-steigt/dp/3942888955
      Ganz Deutschland war fest im Griff der Pessimisten und der DAX stand bei lächerlichen 5.300 Punkten. Knapp drei Jahre später war das Ziel schon erreicht, der DAX übersprang erstmalig die Marke von 10.000.
      Ein Prognose alleine kann den Markt wohl nicht zum Kippen bringen. Derzeit überwiegen die Skeptiker noch bei weitem die Optimisten. Und das ist für mich eher Hinweis darauf, dass dieses Bullenmarkt noch eine Weile anhalten wird.
      Wenn allerdings beim Warten am Postschalter die Frauen vor mir und die Männer hinter mir über Aktien reden – dann ist die Phase der Euphorie erreicht. Dann ist es Zeit vorsichtiger zu werden.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

      Antworten
    2. Röhrich

      Du hattest Recht…. 🙂

      Antworten
  3. Jens

    Ich fand den Artikel sehr interessant, danke dafür!

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke Jens. Ich fand es auch ganz spannend, ihn zu schreiben.
      Hier noch ein paar Hinweise zu den Quellen. Ich lese wöchentlich „Zacks Weekend Wisdom“ und auch die Kommentare zur Entwicklung der amerikanischen Ökonomie von Steve Reitmeister (beides von „Zacks Investment“).
      https://www.zacks.com/stock/news/249075/2017-stock-market-outlook
      Von „Fisher Investements“ gibt es einen regelmäßigen „Stock Market Outlook“, der neben dem Blick auf die USA natürlich auch auf die Eurozone schaut.
      https://www.fi.com/fisher-investments-resources/fisher-investments-stock-market-outlook/
      Eine eingedeutschte Version des gerade aufgeführten „Outlook“ gibt es bei „Grüner Fisher Investment“.
      https://www.gruener-fisher.de/Kapitalmarktprognose_2017.html
      Ein weiterer Hinweis dafür, dass wir in diesem und im nächsten Jahr wohl eher mit steigenden Kursen zu rechnen haben, ist die Tatsache, dass Warren Buffett in den letzten Monaten rund 30 Milliarden in den Markt investiert hat. Buffett investiert in der Regel dann, wenn er davon ausgeht, dass er gerade günstig einkaufen kann.
      http://grossmutterssparstrumpfde.on25space.com/was-macht-warren/
      Von George Sorro ist bekannt, dass er sich im vergangenen Jahr nicht nur pessimistisch zur amerikanischen Ökonomie geäußert hat, sondern auch stark in Put-Optionen auf den S&P 500 investiert hat. Das hat ihn viel Geld gekostet. Der Markt ist seither deutlich gestiegen.
      https://www.thestreet.com/story/13607682/1/george-soros-is-betting-on-gold-and-against-the-u-s-economy.html
      Christian

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