Wann kommt der Bär?

Teil III: Der Freight Transportation Service Index und das Konsumentenvertrauen

 

Viele Anleger wollen derzeit wissen, ob die Aktienmärkte weiterhin steigen – oder ob uns ein Absturz droht. Ich habe deshalb im April eine Serie begonnen mit dem Titel „Wann kommt der Bär?“.

Bullenmärkte sterben nicht an Altersschwäche, sondern weil dem natürlich Lauf der Märkte nach oben etwas dazwischen kommt. Ein Bär!

Im ersten Teil der Serie ging es um die Euphorie. Das ist eine Verfassung der Märkte, von dem die Börsen der Welt derzeit noch weit entfernt sind.

Im zweiten Teil ging es um den Ölpreis. Nahezu immer ging in den letzten 50 Jahren einer Rezession ein starker Anstieg des Ölpreises voraus. Das teure Öl zog den Verbrauchern das Geld aus der Tasche – der Konsum ließ nach und zog eine Rezession nach sich.

 

Nachlassender Warenverkehr – nahende Rezession

 

Heute soll es um ein drittes Anzeichen für einen kommenden Bärenmarkt gehen – eine nachlassende Transporttätigkeit. Auch diesmal werden sich meine Zahlen wieder auf die USA beziehen, wie schon zuletzt beim Ölpreis. Das hat gute Gründe.

Erstens. In der Regel haben Rezessionen in Deutschland ihren Ausgangspunkt in den USA. Das war 1973 so, 1980, 2000 und auch in 2007/2008. Das kann sich in Zukunft sicher ändern, wenn China erstmalig ernsthafte wirtschaftliche Probleme bekommen sollte.

Zweitens. Amerikanische Zahlen und Grafiken sind sehr einfach zu finden. Es gibt viele sehr zuverlässige Quellen. Zudem gibt es manche Zahlen für Deutschland und für Europa gar nicht über so lange Zeiträume, wie für die USA.

Die Grafik die ich dir heute zeigen möchte, ist von der Federal Reserve Bank of St. Louis. Sie zeigt den Freight Transportation Services Index.

 

Source: Federal Reserve Bank of St. Louis

 

Du siehst zunächst einmal den Indexstand über die letzten 17 Jahre – die blaue Linie. Und dann siehst du die beiden Rezessionen, die es in dieser Zeit gab – die beiden grauen Balken links und in der Mitte. Klar zu erkennen ist, dass der Index beide Male schon deutlich vor einer Rezession nach unten ging. Im Jahr 2000 gab es einen starken Rückgang. In den Jahren 2006/2007 hingegen eine nur leichte Abwärtsbewegung. Erst in der Rezession selbst kam dann der ganz tiefe Sturz.

 

 

Was können wir daraus lernen?

 

Die derzeitige Entwicklung des Freight Transportation Services Index ist aufwärts. Das ist sie schon seit dem Frühjahr 2009 und nur in 2015 gab es eine erkennbare Seitwärtsbewegung. Klar erkennbar ist, dass es derzeit keine ernsthaften Warnsignale des Indexes gibt. Im Gegenteil: Die Kurve zeigt nach oben.

Container mit Waren werden in Los Angeles, in Seattle, in Houston und in New York abgeladen und quer durch die USA zu ihren Bestimmungsorten gefahren. Und dort kaufen die Menschen dann Handtaschen aus Indien und Smartphones die in China hergestellt wurden. Noch ist das so. Sollte es sich ändern, dann kann der Freight Transportation Services Index uns einen Hinweis darauf geben.

Auch an der Lust der Konsumenten einzukaufen lässt sich die Entwicklung der Konjunktur ablesen. Derzeit erreichen die entsprechenden Indizes gerade neue Höchststände.

 

Auch das Konsumentenvertrauen gibt Hinweise auf eine kommende Rezession. Das kannst du in folgender Grafik gut erkennen. Die drei  Rezessionen in dem Zeitraum sind wiederum grau markiert. Als Chart siehst du zwei verschiedene Inidizes (Universitiy of Michigan; Conference Board), die das Konsumentenvertrauen messen.

Ich persönlich finde auch diesen Chart hilfreich. Ein steigendes Konsumentenvertrauen hängt erkennbar mit steigenden Aktienkursen zusammen. Allerdings fällt das Vertrauen der Konsumenten oft erst in einer Rezession stark ab, 2008 ist das gut zu erkennen. Und es ist wenig verwunderlich. Eine Rezession verunsichert Verbraucher. Sie schieben langfristige Konsumentscheidungen auf – und verstärken so die ohnehin schon vorhandenen Probleme der Ökonomie.

Wie schon beim Freight Transportation Services Index gilt auch hier: Steigende Indexstände sind ein sehr zuverlässiger Hinweis. Verbraucher sind nicht ohne Grund optimistisch. Und sie fangen auch nicht ohne jeden Anlass an, ihren Geldbeutel immer öfter zu zu lassen.

 

Wie geht es weiter?

 

Im vierten und letzten Teil der Serie „Wann kommt der Bär?“ in zwei Wochen soll es um ein ganz eigenartiges Phänomen gehen, das Rezessionen oft vorausgeht – eine inverse Zinskurve, oder auch inverse Zinsstruktur. Dabei gibt es für kurzfristig angelegtes Geld höhere Zinsen als für langfristig angelegtes.

 

Mehr Lesen

 

Teil 1: Wann Kommt der Bär?

Teil 2: Whats going on at the Pump?

 

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1 Kommentar

  1. Marc

    Es wundert mich, daß das Thema „Bär“ hier unkommentiert bleibt. Ist die Euphorie schon so groß? Es gibt da noch den „Lieblingsindikator“ der Investorenlegende Warren Buffett: Der Wert sämtlicher Aktien eines Marktes im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Solange der unter 80% sei, könne man beruhigt Aktien kaufen, darüber seien sie überbewertet. Derzeit beträgt er 135% der Wirtschaftskraft. Derzeit hält Warren Buffett eine Cashqoute von 25%, was sehr hoch ist. Sieht er einen Bären kommen?

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