Es ist Zeit für die Bilanz für das abgelaufene Jahr 2016. Du weißt ja vielleicht, dass ich mir vorgenommen habe, jedes Jahr genau zu schauen, wie ich mit meinen Aktien abgeschnitten habe, verglichen mit dem Index.
Im letzten Jahr wurden aus dieser Bilanz gleich vier Texte, die auch einen Ausblick auf das Jahr 2016 enthielten. Der wichtigste davon hieß „Mache einen Jahresabschluss – jetzt!“.
In diesem Jahr fällt mir die Jahresbilanz deutlich schwerer als vor einem Jahr. Es ist so: Ausgerechnet jetzt, wo in wenigen Wochen mein Buch erscheint mit dem schönen Titel „Schatz, ich habe den Index geschlagen“, ausgerechnet jetzt muss ich bei der Bilanz für 2016 etwas ganz anderes schreiben.
Denn im letzten Jahr hat der Index mich geschlagen.
So, jetzt ist die Wahrheit raus und ich fühle mich schon gleich etwas besser. Irgendwie erleichtert.
Was ist passiert?
Der DAX hat in 2016 nur leicht zugelegt. Es sind 6,9 Prozent. Das ist nicht viel, aber immerhin! Es wird all jene erfreuen, die vor Niedrigzinsen für Festgeld und deutsche Staatsanleihen (aktueller Stand: 0,2 Prozent) in Aktien angelegt haben.
Meine besten Aktien (wikifolio: Global Champions) haben sich in 2016 allerdings nicht vom Fleck bewegt. Sie stehen in etwa bei Null – und das auch nur, weil ich nach der Wahl von Donald Trump einige grundlegende Veränderungen vorgenommen habe. Die Global Champions enthalten jetzt gleich zwei amerikanischen Banken (WELLS FARGO, AMERICAN EXPRESS) sowie eine Aktie, die zur Old Economy gerechnet werden muss – den Landmaschinen-Giganten JOHN DEERE.
Moment mal!
„Moment mal“, könntest du an dieser Stelle sagen. „Das wiki steht aber doch mit 10,65 Prozent im Plus.“ Nett von dir, dass du da mal reingeschaut hast. Das ist natürlich richtig – zumindest jetzt gerade, während ich dies schreibe steht es bei 10,65 Prozent und hat damit ein neues Hoch erreicht. Hier kommt der Chart:
Sieht cool aus der Chart. Klar, da sind einige Abschwünge, die das wiki mit den von mir empfohlenen besten Aktien immer wieder zurückgeworfen haben. Aber am Ende sind sie immer wieder stark gestiegen. Ein schöner Erfolg für die Global Champions in 2016, sollte man meinen.
Plus 10 Prozent – das ist doch mehr als der DAX!
Das Problem ist nur: Das wiki ist erst am 13. Januar gestartet und zeigt deshalb nicht die ganze Wahrheit. Da der Aktienhandel am 4. Januar wieder losging, fehlen sieben volle Handelstage und ein halber. Und an diesen siebeneinhalb Tagen sind die weltweiten Indizes in die Tiefe gerauscht.
Der S&P 500 ist von 2.044 Punkten bis auf 1.890 gefallen.
Der DAX ging in der gleichen Zeit von 10.743 Punkten bis auf 9.960 in die Knie.
Meine besten Aktien, sind in dieser Zeit ebenfalls stark gefallen. AMAZON zum Beispiel ist von 675 Dollar bis auf 570 Dollar gefallen. Das sind gut 15 Prozent Verlust. In nur sieben Handelstagen!
MASTERCARD hat bis zum 13. Januar etwa 8 Prozent verloren und stand Ende des Monats ebenfalls mit beinahe 15 Prozent Verlust da. Alle besten Aktien zusammen kommen auf rund 9 Prozent Verlust für die Zeit bis zum 13 Januar.
Nach diesem Desaster zum Jahresanfang – dem schlechtesten Jahresstart der Börse seit langem – haben sich die besten Aktien dann nach und nach wieder nach oben gearbeitet und standen bis zum Jahresende schließlich bei plus 9 Prozent. Sie hatten somit nur den Verlust der ersten Börsentage wieder rausgeholt. Mehr aber nicht.
Gute Aktien kommen immer wieder
Neun Prozent runter – neun Prozent rauf. Schon das alleine spricht für die Aktien die ich ausgesucht habe. Klar freut sich kein Anleger über dieses ständige Auf und Ab. Aber verrückt machen lassen muss man sich auch nicht. Gute Aktien steigen – auf längere Sicht – immer. Dafür sorgen die Dividenden, die die Unternehmen ausschütten und dafür sorgen die steigenden Gewinne der Untenehmen.
Schauen wir also auch auf die längere Sicht. Meine besten Aktien gibt es jetzt seit zwei Jahren. Wie stehen die besten Aktien in dieser Zeit da, verglichen mit dem DAX?
Viel besser!
In 2015 ging es für meine Aktien 47,8 Prozent nach oben. In 2016 gar nicht. Das ist leicht ausgerechnet. In dieser Zeit wurden aus 10.000 Euro, angelegt in die besten Aktien, die ich hier auf grossmutters-sparstrumpf empfohlen habe, genau 14.780 Euro. Das ist eine jährliche Wachstumsrate von 21,6 Prozent.
Und der DAX? Der deutsche Leitindex hat in 2015 um 9,6 Prozent zugelegt und im vergangenen Jahr dann 6,9 Prozent. 10.000 Euro angelegt in den DAX stiegen in zwei Jahren auf 11.720 Euro.
Ups. Das ist aber viel weniger als mit den besten Aktien. Trotz der Nullrunde in 2016.
Hier kommt die Liste der besten Aktien, und wie sie für das ganze Jahr 2016 (in Euro) abgeschnitten haben:
AMAZON +15,08%
FACEBOOK +13,21%
APPLE +11,79%
ALPHABET +4,29%
MASTERCARD +7,80%
DISNEY +0,98%
LINDT -15,55%
NIKE -16,76%
NOVO NORDISK -36,32%
Was war nur mit NOVO los?
Der Insulinspezialist NOVO NORDISK hat seine Umsatz- und Gewinnprognose geringfügig nach unten korrigiert. Statt einem Umsatzplus von 5-7 Prozent prognostizierte das Management nun einen Anstieg von 5-6 Prozent. Auch beim Gewinn wurde ein Prozentpunkt gestrichen. Die neue Zahl: 5-7 Prozent mehr.
Der Unterschied ist gering, keine Frage. Trotzdem kann das bei starken Wachstumsaktien, die oft zu einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) notieren, zu sehr deutlichen Kursverlusten führen. Und das hat es im Fall von NOVO NORDISK auch. Von über 50 Euro ging es hinunter bis auf fast 30 Euro je Aktie. Einige Anleger wollten die Aktie offensichtlich unbedingt loswerden.
Ich habe an der Aktie von NOVO NORDISK allerdings weiter festgehalten. Sie ist im November auch wieder nach oben abgedreht und konnte ihre Verluste seither deutlich verringern. Aktuell notiert NOVO NORDISK bei etwa 35 Euro. Trotzdem hat das schwierige Jahr des dänischen Pharmaunternehmens Spuren im Depot hinterlassen.
Vier schwache Aktien
Zudem war 2016 für gleich vier der besten Aktien ein schwaches Jahr. Auch LINDT, DISNEY und NIKE konnten ihre Schwächephasen allerdings beenden und steigen seither wieder. Die Aktie von DISNEY hat sich für das ganze Jahr sogar knapp ins Plus retten können. Alle diese Aktien bleiben weiterhin im Depot. Keine Änderung.
Für AMAZON und FACEBOOK war 2016 ein unterdurchschnittliches Jahr, nach dem sehr starken Anstieg in 2015. APPLE hingegen hat fast 12 Prozent zugelegt, ein wenig mehr als im Jahr zuvor. APPLE dürfte auch in diesem Jahr Anlegern viel Freude machen. Angesichts des neuen iPhone 8 gehen Analysten von einem neuen Umsatz- und Gewinnrekord im vierten Quartal aus. Ich auch.
Ein Glück – ich habe die Aktie von APPLE zu Beginn des Jahres nicht gegen FITBIT ausgetauscht, wie es mir ein „Börsenexperte“ in einer Facebook-Aktiengruppe geraten hatte, der neuerdings sogar mit täglichen Börsenvideos auf sich aufmerksam macht. Was hat der Mann sich dabei nur gedacht?
Zweiter Teil des Rückblicks
Wie sich so ein Verkauf von APPLE und ein Kauf von FIBIT ausgewirkt hätte, das liest du am kommenden Wochenende hier auf grossmutters-sparstrumpf in Teil 2 meines Jahresrückblicks 2016 – Jahresausblick 2017. Außerdem erfährst du dann, warum du deine persönliche Performance unbedingt auch mit einer einfachen ETF-Strategie vergleichen solltest.
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Ich finde den Vergleich mit dem Dax nicht verkehrt. Ist halt immer in aller Munde und der Index, der am greifbarsten ist. Insofern kann ich das durchaus nachvollziehen! Und obwohl die Aussage provokant ist, stimmt sie. Und genau das ist das interessante und spannende, weshalb ich diesen Artikel gern gelesen habe!
Danke dass du mir beistehst Sascha! Manche die sich schon lange mit Geldanlage beschäftigen, können sich vielleicht gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, Anfänger überhaupt an andere Indizes als den DAX zu gewöhnen. Was bitte ist der MDAX, oder der S&P 500? Nie gehört!
Aber zu den beiden wichtigen Indizes kommen wir ja am nächsten Wochenende. Sie bilden die Grundlage für die ETF-Strategie, gegen die meine Aktien antreten müssen. Das wird hart!
Schöne Grüße aus Berlin
Christian
Wieso vergleichst Du deinen Sparstrumpf voll mit internationalen Aktien mit dem DAX?
Ist das nicht grossmuetterlich?
Puh. Du bist schon der dritte, der das anmerkt. Ich wiederhole mich jetzt ungern und ein paar Anmerkungen muss ich mir auch für den zweiten Teil des Jahresrückblicks lassen.
Ich sage es mal so: Die meisten Menschen kennen nun mal den DAX und wissen das ein oder andere von ihm. Er ist hier in Deutschland so etwas wie die Maßlatte. Deshalb vergleiche ich mein Ergebnis zunächst einmal mit ihm.
In Amerika vergleichen sich alle mit dem S&P 500 – und das auch dann, wenn sie auch Aktien aus Schweden, Deutschland und Japan empfehlen.
Zudem: Ich sehe meinen Sparstrumpf nicht als ein Weltportfolio, wie manche vermuten. Ich sehe es als die besten Aktien der Welt. Dafür ist es völlig einerlei, aus welchem Winkel der Erde sie kommen. So gesehen müsste ich mich mit einer anderen Bestenliste vergleichen. Wäre eine Möglichkeit.
Der MSCI World versucht die Welt (der Aktien) abzubilden – ich versuche das gerade nicht.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian Thiel
Hallo,
wieso vergleichst du dich eigentlich mit dem DAX? Wäre ein Vergleich mit dem MSCI World nicht sinnvoller, da sich deine Anlagestrategie eher mit diesem Index vergleichen lässt? So vergleichst du doch ein von dir zusammengestelltes Weltportfolio mit dem DAX. Ich würde mich über eine Antwort freuen und ggf. über einem Vergleich deines Portfolios mit dem MSCI World.
Gleich noch eine Anmerkung zum MSCI!
Ich habe mir ihn heute zum ersten Mal wirklich intensiv angeschaut. Bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass ich mir das Leben viel leichter machen könnte, wenn ich den MSCI als Benchmark nehmen würde. Denn den MSCI schlage ich über die letzten vier Jahre ohne Probleme – um Längen.
In 2015 zum Beispiel hat es der MSCI, grob gesprochen, auf Null Prozent gebracht. Meine persönliche Benchmark aber (ich werde sie in der kommenden Woche erläutern) hat 18 Prozent gemacht. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich den MSCI immer links liegen lasse: Andere ETF-Strategien sind einfach besser.
Nächste Woche mehr!
Schöne Grüße aus Berlin
Christian
… aber in Euro gerechnet hat der MSCI World in 2015 +10,4% gemacht.
Und natürlich sollte man die Wertentwicklung von Indizes auch in gleichen Währungen vergleichen (hier bietet sich für einen Europäer der Euro an).
Gut dass du das noch angemerkt hast – ich wäre sonst nächste Woche, beim zweiten Teil des Jahresrückblicks voll in eine Falle getappt.
Ich hatte mir die Daten zum MSCI World bei einem deutsche Finanzportal geholt. Die haben die Währung nicht einmal angegeben und so bin ich – vorschnell – davon ausgegangen, dass das in Euro ist. Reingefallen.
Das ändert am Grundsatz aber nichts: Gegen den MSCI World komme ich viel leichter an, als gegen meine eigene Benchmark. Aber die Rechnung kommt ja erst im nächsten Text.
Danke für den Tipp.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian
Hallo,
erst mal Respekt so einen Artikel zu schreiben, wenn man eben nicht die Benchmark geschlagen hat. Dennoch habe ich eine Frage:
Vielleicht erklärst Du das ja bereits in einem anderen Artikel (den ich wohl nicht gelesen habe), aber warum vergleichst Du dein Depot mit dem DAX?
Die in diesem Artikel angesprochenen Werte erscheinen mir reichlich wenig deutsch. Wäre ein MSCI World nicht die aussagekräftigere Benchmark?
Ich vergleiche zunächst einmal mit dem DAX, weil das der Index ist, den die meisten Menschen kennen. Viele Anleger haben vom MSCI World noch nicht einmal etwas gehört.
Ich vergleiche am kommenden Wochenende dann auch mit einer einfachen ETF-Strategie, die ich persönlich immer dem MSCI World vorziehen würde. Dann wird es erst richtig schwierig für mich und meine Aktien. Die ETF-Strategie hat es im letzten Jahr nämlich auf stolze 11,5 Prozent gebracht. Ich nenne sie auch: Die Benchmark.
Ich habe gerade eben erst mal nachgeschaut, wie der MSCI abgeschnitten hat, denn ich beobachtet ihn üblicherweise nicht – er steht jetzt auch ziemlich genau bei 11,5 Prozent für 2016.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian