Acht Gründe Gold als Anlage zu meiden

Der Alptraum

 

Vor einigen Tagen hatte ich einen seltsamen Traum. Ich sitze in einem Spielcasino. Vor mir liegt ein stattlicher Berg an Jetons. Der Croupier schaut lässig in die Runde und wirft die Kugel mit einer eleganten Bewegung aus dem Handgelenk in die Rille oberhalb der 37 Zahlen.

„Faites vos jeux!“

Worauf soll ich setzen? Ich schaue auf den grünen Samt – und erschrecke. Da sind keine Zahlen sondern nur die beiden Felder, die üblicherweise für schwarz und rot vorgesehen sind. Und natürlich die Null vor Kopf. Aber statt der beiden Farben stehen dort in großen Lettern zwei Worte. In rot ist das Wort „Gold“ zu lesen. Und in schwarz das Wort „TESLA“.

Ich soll mein Geld also auf Gold setzen oder auf TESLA. Oh weh!

„Nein – niemals“, schießt es mir durch den Kopf. Das werde ich nicht tun. Ich will nicht auf Gold setzen und auch nicht auf TESLA. Ich versuche aufzuspringen und meine Jetons an mich zu nehmen. Da hält mich von hinten eine kräftige Hand an der Schulter fest und drückt mich wieder in den Sitz.

 

Faites vos jeux!

 

„Mach deinen Einsatz“, sagt die Stimme. Der Ton ist sehr bestimmt. Als ich meinen Kopf umwende, sehe ich, dass der Mann hinter mir die Mündung einer Pistole auf mich richtet. Die Hand drückt meine Schulter noch ein wenig kräftiger. Sie schmerzt. Und die Pistole kommt näher.

Die Stimme hinter mir sagt erneut: „Mach deinen Einsatz.“

Ich schaue auf die Jetons und erschrecke noch einmal. Es ist mein gesamtes Vermögen, das da vor mir liegt. Doch ich habe keine Wahl. Ich muss all mein Geld entweder auf „Gold“ setzen oder auf „TESLA“ – und alles in mir sträubt sich dagegen. Doch jeder Versuch sich gegen die Hand auf meiner Schulter zu wehren wird schnell im Keim erstickt.

„Mach deinen Einsatz“, sagt die Stimme hinter mir zum dritten Mal. Nun fühle ich die Mündung der Pistole schon ganz deutlich in meinem Nacken, kalt und unbarmherzig. Und in dem Augenblick weiß ich, was ich tun werde.

Ich beugte mich vor um all meine Jetons auf das schwarze Feld zu schieben – und wache schweißgebadet auf. Es ist alles nur ein Traum gewesen. Ein Alptraum.

 

Warum ich nicht in Gold anlege

 

Du siehst an der kleinen Geschichte mit meinem Traum, dass Gold für mich kein Investment ist. Jeder mag sich ein paar Goldmünzen kaufen, wenn ihm danach ist. Aber sein Vermögen in Gold anzulegen, dass ist für mich ein Fehler. Ein schwerer Fehler sogar.

Warum?

Als ich das erste Mal vom Preis des Goldes hörte, da stand die Feinunze bei sportlichen 800 Dollar. Es ist das Jahr 1980. Jeder will seinerzeit unbedingt Gold besitzen und auch Silber ist ausgesprochen beliebt. Die hohe Inflation macht den Menschen Angst. Sie steht in den USA bei 14,7 Prozent. Die Anleger flüchten. In Gold.

Die Aktie hingegen gilt als tot. The death of equities hat das Magazin Business Week Mitte 1979 getitelt.

 

Nach seinem Hoch in 1980 wird es ruhig um das Edelmetall, das in dem Ruf steht, eine Absicherung gegen Inflationsrisiken zu sein. Sein Preis sinkt. Er sinkt noch mehr. Zwanzig Jahre später wird für eine Feinunze gerade noch 250 Dollar bezahlt. Und vom Gold und seinem Nutzen spricht kein Mensch mehr. Die Aktie aber ist lebendig – und hat Anlegern in der Zwischenzeit, anders als Gold, großartige Gewinne gebracht.

 

Ist Gold eine Anlage?

 

Kann man Menschen raten, ihr Vermögen in eine Anlageform zu stecken, die über zwei Jahrzehnte hinweg gefallen ist – nur weil danach wieder einmal eine gute Zeit für das Gold kam?

Meine Antwort auf diese Frage lautet: Nein.

Abseits meiner persönlichen Erfahrung mit dem Gold gibt es eine ganze Reihe von Gründen, gegenüber eine Anlage in das Edelmetall kritisch zu sein. Die acht wichtigsten will ich dir heute und in den nächsten Tagen erläutern. Und dann kannst du selber deine Schlüsse ziehen.

Los geht es, mit Grund Nummer eins. Er lautet: Gold ist nicht knapp.

 

Erster Grund: Gold ist nicht knapp

 

Es gibt sehr große Mengen Gold in der Erdkruste – rund 30 Milliarden Tonnen. Bislang sind davon gerade einmal 160.000 Tonnen gefördert worden.

Ein großer Teil des Goldes auf der Erde ist allerdings nur schwer oder sehr schwer abzubauen. Das ändert sich allerdings stets – mit neuen technischen Hilfsmitteln und neuen chemischen Verfahren. Richtig müsste es also heißen: Ein großer Teil des Goldes auf der Erde ist derzeit noch schwer oder sehr schwer abzubauen. Mit Änderungen ist zu rechnen.

Weil Gold, anders als Gold-Fans es gerne behaupten, alles andere als  knapp ist, führt jeder starke Anstieg des Goldpreises automatisch zu einer deutlichen Erhöhung der Produktion. In diesem Jahr werden Schätzungen zufolge rund 3.500 Tonnen Gold aus der Erde geholt – noch vor sieben Jahren war es nicht einmal halb so viel.

Der hohe Goldpreis der letzten Jahre hat also einen boom ausgelöst. Dann folgte ein Überangebot – und der Preis fällt (bust). In meinen Augen unterliegt Gold wie auch commodities einem sogenannten boom and bust cycle.

Diesen Zyklus habe ich in den Jahren 1970 bis 2000 in einem kompletten Durchgang miterlebt. Das ist auch in dem folgenden Chart gut zu erkennen.

 

Erst steigt der Preis für Gold steil nach oben – dann verfällt sein Kurs mehr und mehr. Erst im Jahr 2001 hat der Goldpreis seine Richtung wieder gewechselt und hat seinen Anstieg bis auf 1.900 Dollar angetreten. Der nächste boom stand an.

 

Und was haben die Goldminen gemacht?

 

Der boom and bust cycle lässt sich auch am Preis von Goldminen beobachten. Du musst nur einen Blick auf einen der großen Indizes für Goldminen werfen. Hier kommt ein Chart des XAU:

 

Erste Erkenntnis: Im Gegensatz zu den großen Indizes wie DAX oder S&P 500 ist der XAU über diesen sehr langen Zeitraum von über 30 Jahren nicht einmal ein kleines bisschen gestiegen. Er schwankt zwar sehr stark – Achtung: der Chart ist logarithmisch! – er steigt aber nicht dauerhaft.

Zweite Erkenntnis: Der XAU ist in dieser Zeit einem boom and bust cycle gefolgt. In 2001 hat er, wie auch der Goldpreis, seinen Tiefpunkt gesehen. Dann folgte der lange Boom beim Gold, der für die Goldminen-Aktien sogar erst in 2012 endete.

Erst im Jahr 2013 beginnen die Minen mit einiger Verzögerung zum fallenden Goldpreis das erste Mal steil nach unten zu fallen. Es ist ein wirklich brutaler Abverkauf. Der Index fällt in dieser Zeit von rund 200 bis hinab auf 80. Die Anleger haben dadurch 60 Prozent ihres Geldes verloren.

Es sollte nicht der letzte Absturz werden – und wie im Chart gut zu sehen, wurde es ein regelrecht historischer Sturz. Erst als das bisherige Allzeittief aus dem Jahr 2001 erreicht ist, dreht der Index wieder nach oben. Die Minen hatten in vier Jahren sagenhafte 75 Prozent ihres Wertes verloren.

 

Mein Fazit

 

Gold folgt in seinem Kurs einem boom and bust cycle. Nach der Boom-Phase von 2001-2011 befinden wir uns jetzt wahrscheinlich wiederum in der zweiten Hälfte des Zyklus. Wir erleben also gerade bust. Der Preis von Gold fällt möglicherweise noch über viele Jahre.

Nicht nur Gold ist als ein problematisches Investment – auch die Goldminen selber sind nichts für langfristig orientierte Investoren.

Gold steht in dem Ruf, dass es dein Geld zumindest erhalten kann. Doch das ist falsch. Das Gegenteil ist wahr. Du kannst mit Gold auf lange Sicht große Teile deines Vermögens verlieren. Warum das so ist, das erfährst du morgen. Hier – auf grossmutters-sparstrumpf.

Stay tuned!

 

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11 Kommentare

  1. Goldmännchen

    Ich habe mir voriges Jahr für circa 2000 EUR Gold und Silbermünzen gekauft. Warum? Rein spekulativ. Aber nicht auf Wertsteigerung. Höchstens, um im absoluten (!) Krisenfall vielleicht (!) was zum Tauschen zu haben. Aber hauptsächlich, um mich am Glanz des reinen Goldes und Silber im Schein meiner Schreibtischlampe zu erfreuen.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      An den absoluten Krisenfall glauben derzeit viele. Ich nicht – aber das hast du dir ja sicher schon gedacht.
      Außerdem gehöre ich zu denen die davon ausgehen, dass man im absoluten Krisenfall eine Kalaschnikow braucht. Und den unbedingten Willen, sie einzusetzen. Das zeigt die Erfahrung von Bürgerkriegen auf der ganzen Welt. Nur wenn das Chaos zwar unerträglich, verglichen mit einem Bürgerkrieg aber doch vergleichsweise gering ist, wie in Venezuela, dann funktioniert deine Strategie.

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  2. Chris

    Gute Argumente.
    Die große Menge an derzeit nicht förderbarem Gold hatte ich gar nicht auf der Rechnung . Bin allerdings auch kein Goldbug habe mit der Goldcorp Aktie und einer anderen aus Südafrika deren Namen ich inzwischen vergessen habe trotz seitwärts Markt im Underlying als „Jung Investor „ viel Geld verloren..

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  3. Marc

    Daß die Goldproduktion den Goldpreis maßgeblich beeinflußt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Dazu gibt es unzählige Untersuchungen. Heute bestimmen die großen Gold-ETF’s, das „Papiergold“ den Preis. Der Kampf zwischen Goldfans und Goldgegnern wird immer besonders heftig und emotional geführt. Weil die Wenigsten verstehen, daß Gold mehr eine Versicherung, als eine Geldanlage ist. Aktien, Immobilien, Liquidität und Gold, alles sollte man haben, wie eine uralte Investmentregel besagt.

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  4. Jorgen Bernhardt

    Das ist der dümmste Artikel, den ich je über Gold gelesen habe.
    30 Mrd. Tonnen Gold, die man irgendwann vielleicht mal fördern kann? Wissen Sie wo dieses Gold steckt? Wenn wir die Technologie haben, dieses Gold aus dem Boden zu lutschen, dann sind wir längst eine raumfahrende Spezies, der es egal ist, ob gigantische Maschinen den Planeten zerkauen und das Gold aus jedem Steinchen extrahieren. Lieber Himmel!

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Das ist der unverschämteste Kommentar, den ich je auf meinem Blog zugelassen habe.
      Ich weiß ja, dass Gold-Fans nicht rational argumentieren können – aber müssen es denn gleich Beleidigungen sein?

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      1. Kr

        Danke, dass du den Kommentar veröffentlich hast! Das zeichnet dich aus. Insbesondere weil Jorgen Recht hat. 30 Mrd. Tonnen? Bis dahin gibt es hier doch nicht einmal mehr Ratten… 😀

        „Planeten zerkauen“ muss ich mir merken.

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        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Nein, der Jorgen hat da nicht recht gehabt. Er hat vermutlich nicht einmal das Argument richtig verstanden.
          Ein Beispiel: In den Weltmeeren befinden sich derzeit ungefähr 70 Mio. Tonnen Gold. Nur noch Mal zum Vergleich: Derzeit fördern wir gerade einmal 3.500 Tonnen im Jahr.Aus der Erde.
          An der Gewinnung von Gold aus dem Meer wird geforscht. Es braucht da nur einen technologischen Durchbruch und möglicherweise dazu noch eine sehr billige Energieform (Solarenergie) und Gold lässt sich in großen Mengen gewinnen. Ganz ohne Bagger.
          Gold und sein Preis hängen also auch von der menschlichen Erfindungsgabe ab. Die findet neue, billigere Möglichkeiten, das Gold auch in geringen Konzentrationen aus Gestein zu lösen.
          Sieht nicht gut aus, für einen stark steigenden Goldpreis – in meinen Augen. Für mich sprechen die Fakten eine andere Sprache: Gold kann noch sehr viel billiger werden. Darf ja jeder anders sehen. Da kann man aber trotzdem höflich bleiben.

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          1. Marc

            Da stellt sich mir jetzt die Frage, was in den nächsten 30 Jahren eher eintrifft: Billig und effektiv Gold aus dem Meer holen oder eine schwere Finanzkrise mit großen Verlusten, Währungsreform usw. Ich halte beides für unwahrscheinlich, aber wenn ich mich entscheiden müßte, hielte ich letzteres für eher möglich.

  5. Marc

    Ich habe Gold bei 300$ gekauft und bei 1800$ verkauft. Ob das ein schwerer Fehler war? Mit nichts anderem habe ich eine derartige Rendite eingefahren.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Du hast damit wirklich fast den maximalen Gewinn gemacht. Mehr war ja kaum möglich.
      Ich gönne das jedem – natürlich auch dir. Du bestätigst so allerdings auch meine These: Gold ist kein langfristiges Investment. Zudem haben sehr viel Anleger auch sehr viel Geld mit Gold verloren.

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