Wie schnell kommt ein Crash?

Letzte Woche ging es hier um die „Drei-Monats-Regel“ von Ken Fisher. Sie besagt dass du nach einem Hoch an der Börse zumindest 3 Monate warten solltest, bevor du den Markt verlässt. Zumeist zieht der Markt nämlich weiter nach oben. Und du schaust hinterher. Das will Ken Fisher verhindern – mit seiner „Drei-Monats-Regel“.

Heute geht es um den Fall, dass die Kurse tatsächlich drei Monate in Folge fallen – und damit auch nicht aufhören. Es geht um den Crash und um die Frage, wie schnell so ein Crash abläuft. Ein Crash – das ist in den Augen vieler Anleger nämlich ein Ereignis, das ganz plötzlich, quasi über Nacht, ihr Geld vernichtet. Die Kurse stürzen in ihren Augen, wie Wasser, das über eine Klippe fällt.

Ist das realistisch? Fallen Kurse wirklich ganz plötzlich ganz tief?

Die Antwort auf diese Frage lautet: Nein.

 

Ein Crash dauert 12 bis 18 Monate

 

Ein Crash beginnt in der Regel nicht mit einem lauten Knall. Er kündigt sich zumeist auch nicht mit extrem fallenden Kursen an.

Ein Crash zieht sich vielmehr über einen langen Zeitraum. Ken Fisher spricht von 12-18 Monaten. Hier kommt der Chart des S&P 500 über die Zeit seines letzten Crashs. Schauen wir mal, ob er Recht hat:

 

 

Vom Gipfel der Kurse im Oktober 2007 bis zum Tief Anfang März 2009 dauerte dieser Crash immerhin 17 lange Monate. Ein Crash ist für Anleger eine Qual, nicht weil die Kurse von jetzt auf gleich ins Bodenlose abstürzen, sondern weil der Abschwung so schrecklich lange dauert. Das zerrt an den Nerven – besonders bei den unsicheren Anlegern, den zittrigen Händen wie Andre Kostolany sie in seinen Büchern nennt.

 

Ein Crash beschleunigt sich mit der Zeit

 

Börsenlegende Ken Fisher weist gerne darauf hin, dass ein Crash in der Regel einer spannenden Formel folgt: Zwei Drittel der Verluste entstehen erst im letzten Drittel des Crashs. Dieses letzte Drittel dauerte von September 2008 bis Anfang März 2009 – und es war heftig.

Der S&P 500 stürzt in dieser Zeit von 1.259 Punkten bis hinunter auf rund 700 Punkte. Zwei Drittel der Verluste kommen im letzten Drittel.

 

 

Zwei Drittel der Zeit – ein Drittel der Verluste

 

Auch anders herum funktioniert diese Regel. Wenn in einem Drittel der Zeit zwei Drittel der Verluste entstehen, dann muss zuvor, in zwei Drittel der Zeit etwas ganz anderes passiert sein.

Und richtig, du siehst es an den Stufen, in denen der Index ein ganzes Jahr lang nach unten gleitet. In dieser Zeit fallen nur ein Drittel der Verluste an.

Für die Höhe der Stufen gibt es sogar eine Formel, sagt Ken Fisher. In dieser Phase geht der Markt um rund 2 Prozent pro Monat zurück.

 

Was kannst du tun?

 

Das ist eine gute Gelegenheit, um die „Drei-Monats-Regel“ mit der „Zwei-Drittel – ein Drittel-Regel“ zu kombinieren. An einen Verkauf von Aktien solltest du also – erstens – erst denken, wenn der Markt seit drei Monaten kein neues Hoch gemacht hat. Du solltest – zweitens – darauf achten, ob der Markt über einen Zeitraum von 6-9 Monaten tatsächlich um rund 2 Prozent nachgegeben hat.

Das alleine reicht allerdings nicht aus. Auch die ökonomischen Daten aus der Wirtschaft müssen auf eine Rezession hindeuten. Erst dann ist ein Kollaps der Kurse wahrscheinlich.

Ist aber das alles der Fall, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Index die genannten 2/3 seiner Verluste noch vor sich hat. Steigst du jetzt aus dem Markt aus, dann kannst du wenige Monate später billig einkaufen.

Wer aber verkauft jetzt überhaupt noch? Lass uns noch mal einen Blick auf das letzte Drittel des Crashs von 2008/09 werfen.

 

 

Puh – was geht es da steil bergab! Die Anleger haben Panik. Die Nachrichten aus der Realökonomie sind schlecht. Oder gar schrecklich schlecht. Es gibt Insolvenzen namhafter Unternehmen. LEHMAN BROTHERS war ja nur der Anfang. Jetzt gerät GENERAL MOTOS in Schieflage. AIG, der große amerikanische Versicherungskonzern ebenso. Die amerikanischen Banken werden von der Regierung zwangsweise mit neuem Kapital versehen.

In Deutschland werden in dieser Zeit die HYPOREALESTATE und die COMMERZBANK mit Geldern der Regierung gerettet. Auch die Westdeutsche Landesbank, die Nord LB und die Landesbank Baden-Württemberg benötigen Geld vom Staat um Löcher in der Bilanz zu stopfen. Der Autokonzern DAIMLER schließlich braucht eine Kapitalerhöhung. DAIMLER!

 

Die ruhigen Hände verdienen prächtig

 

In dieser Börsenphase fahren die Anleger mit den ruhigen Händen (Kostolany) ihre Ernte ein. Warren Buffett zum Beispiel. In dieser Zeit hat er Dutzende von Milliarden investiert. In GOLDMAN SACHS. In DOW CHEMICAL. GENERAL ELECTRIC. BANK OF AMERICA. Sie alle wollen Geld. Und sie bekommen es. Von Buffett. Warren Buffett aber bekommt Sonderkonditionen – und macht damit hohe Gewinne.

Das ist ein weiterer Rat von Ken Fisher. Bleib nie länger aus dem Markt, als 12-18 Monate nach dem letzten Hoch. Denn genau hier liegt das Tief. Hier liegt der Bereich, der in der Grafik unten als Area of Maximum Financial Opportunity bezeichnet wird.

 

 

In der Panik kaufen – wie geht das?

 

In der Panik kaufen – das ist für Anfänger an der Börse das allerschwerste. Wie sollte es auch anders sein! Sie sind nervös. Sie machen so einen Börsen-Crash oft zum ersten Mal in ihrem Leben durch. Sie sorgen sich um ihr wohlverdientes Geld. Sie sind in dieser Börsenphase die eigentlichen Opfer. Wie Geier in der Wüste warten die Anleger mit den ruhigen Händen, dass die Anleger mit den zittrigen Händen in der Panik zu sehr günstigen Preisen verkaufen.

Vielleicht hilft dir in der Krise ein Blick auf Warren Buffett. Wenn er kauft, dann kannst du das ebenfalls tun. Buffett ist eine sehr ruhige Hand. Aber ob er im nächsten Bärenmarkt oder beim nächsten Crash noch lebt? Keiner weiß es.

Ich werde hier auf grossmutters-sparstrumpf demnächst eine Börsenampel einführen. Vielleicht kann die dir bei deinen Entscheidungen helfen. Derzeit steht sie ganz klar auf Grün. Aber das kann sich ja ändern. Wenn ein Bärenmarkt kommt, dann wird sie auf Gelb stehen. Und schließlich auch auf Rot. In der Panik aber werde ich sie auf Grün schalten.

Im Grunde mache ich das schon länger so. Ich kaufe, wenn die Kurse gerade fallen. Zuletzt war das vor zwei Jahren der Fall. Da gab es allerdings keinen Crash – sondern nur eine Korrektur. Aber auch die ist eine gute Kaufgelegenheit. Für ruhige Hände.

Mehr zur neuen Börsenampel erfährst du demnächst hier – auf grossmutters-sparstrumpf.

Stay tuned!

 

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14 Kommentare

  1. Barbara Reeh-Bonny

    Hallo Christian,

    wie sieht das mit der Apple Aktie gerade aus? Ist das eine Korrekturphase und soll man die Nerven behalten.
    Wir haben als blutige Anfänger gerade Apple gekauft und seit dem nur Abwärtstrend, heul!

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      APPLE hat gerade erst ein neues Allzeithoch bei 180 Dollar erreicht – danach ist die Aktie etwas zurückgekommen. Allerdings nur wenig. Sie steht aktuell bei 171,50. Das ganze ist in Euro deutlich unangenehmer, denn gleichzeitig ist der Euro gestiegen. Und der Dollar ist gefallen. Ich habe es mir gerade noch einmal angeschaut: Der Chart in Dollar steht jetzt über einen Monat um 0,8 Prozent im Plus. Darauf solltet ihr schauen.
      Der Chart in Euro ist aber 4,5 Prozent im Minus. Das ist das was Ihr in eurem Depot seht. Derzeit. Ändert der Dollar seine Richtung (wovon ich persönlich ausgehe), dann ergibt sich das umgekehrte Phänomen. Die Aktie steigt um 5 Prozent – und ihr habt aber 10 Prozent Plus, weil der Dollar im Wert stärker geworden ist gegenüber dem Euro.
      Mit solchen Wechselkursschwankungen müssen Anleger leben. Auf lange sich gleichen sie sich allerdings aus. Mal geht es rauf. Mal geht es runter. Ich selber habe 60 Prozent meiner Anlagen im Dollarraum – allerdings habe ich eine bereite Streuung und sowohl in meinem persönlichen Depot als auch im wikifolio in dieser Woche einen neuen Höchststand erreicht. Trotz des schwachen Dollars.

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    2. Marc

      Warum ausgerechnet am AZH gekauft? Warum hast du nicht wenigstens auf den Applebericht (iphone X-Verkäufe) diese Woche gewartet? Teuer kaufen würde ich vielleicht noch Amazon oder Alphabet, aber eine Firma am AZH, die hauptsächlich vom Verkauf eines Smartphones lebt?

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      1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

        Das muss mir jetzt aber nicht einleuchten Marc – oder? AMAZON und ALPHABET korrigieren ebenso wie APPLE. Zudem folgt auf ein Allzeithoch in aller Regel wiederum ein Allzeithoch. Bei APPLE läuft das jetzt schon seit über einem Jahr so. Zudem gelingt es Anfängern ohnehin nicht, eine Aktie zu kaufen, wenn sie korrigiert – das halten deren Nerven gar nicht aus. Also einfach Ruhe bewahren.

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        1. Marc

          Sorry, aber daß du Apple mit Amazon vergleichst, wundert mich jetzt schon. Apple verkauft hauptsächlich teure, schöne Telefone, da sind Probleme doch vorgrammiert, siehe Iphone X: Kaum Innovation, teuer und Konkurrenz. Das endet irgendwann, weil einer kommt, der noch schönere Telefone und Uhren macht und alle dann dem nachlaufen. Bei Amazon steckt doch eine ganz andere Idee dahinter mit enormen Potential. Ist für mich eine Aktie, die man auch am Hoch kaufen kann. Wenn ich mich recht erinnere, hast du dich kürzlich doch ähnlich über Amazon geäußert.

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          1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

            Ich habe beide Aktien, AMAZON und APPLE. Und das bleibt auch so.

  2. Richard Heine

    Die Idee mit der Börsenampel ist sehr gut. Ich bin gespannt.

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  3. Cornelia Schneider

    Lieber Christian, seit einigen wenigen Jahren investiere ichin Aktien. Dein Buch und dein Newsletter sind mir eine große sachliche Hilfe und auch eine Ermutigung nicht mehr auf die Bankberater zu hören, die in den letzten 30 Jahren immer nur mein Geld vernichtet haben- ich nehme meine Anlagen jetzt alle selbst in die Hand. Und ich richte mich emotional auch auf Korrekturen ein.
    Meine Frage an dich: ich bin 60, habe als Selbstständige vor bis ca 70 zu arbeiten. Reichen diese 10 Jahre als Anlagehorizont oder bin ich einfach zu spät dran um meine Altersvorsorge damit aufzubessern?

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich will ohnehin zu diesem Thema schreiben. Magst du deine Frage noch etwas ausführen – und mir dann per Mail schicken. Ich schreibe dann einen Blogbeitrag. Wenn will gibt bei Fragen seinen wichtigen Namen an und den Ort wo er wohnt. Wer nicth will, auch kein Problem.
      Die grundsätzliche Antwort geht so: Da du (statistisch) 90 Jahre alt wirst, hast du noch 25 Jahre Zeit, deinen Vermögensaufbau durchzuführen. Alles Geld was du in den nächsten 5 Jahren brauchst, gehört nämlich nicht in den Markt.
      Abe dazu mehr im Blog. Okay?

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  4. Schneewittchen

    Soweit liest sich das gut. Aber wie unterscheidet man die Korrektur von vor 2 JAhren von dem Crashbeginn der sich vor 2008/09 abzeichnete? War nicht vor 2 JAhren auch schon 3 Monatsregel etc. erfüllt?

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Super Frage. Der Unterschied zwischen Korrektur und Bärenmarkt/Crash wird uns in diesem Jahr noch oft beschäftigen. Denn eine Korrektur werden wir wieder haben. Korrekturen sind zu Beginn viel schärfer. Die Kurse fallen plötzlich – nicht nur mit 2 Prozent im Monat. Zudem braucht es für einen Bärenmarkt in der rEgel eine Rezession. Auch die kann man erkennen. Läuft die Wirtschaft aber gut, dann sprechen die Fakten bei fallenden Kursen eben für die Korrektur.

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  5. Marc

    „Ein Crash dauert 12 bis 18 Monate“
    Ich fürchte, da wird es Überraschungen geben. In Zeiten, in denen mehr als 50 Prozent des gesamten US-Aktien-Handelsvolumens auf Konto des Hochfrequenzhandels geht, wird ein Crash vermutlich anders verlaufen, als wir uns das vorstellen, vor allem viel schneller.
    Wenn die Algos, warum auch immer, plötzlich anfangen große Mengen an ETF’s zu verkaufen, wird uns nicht allzuviel Zeit bleiben. Schließlich sind diese Maschinen auf Millisekunden und nicht auf Monate programmiert.

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  6. Michael Dierolf

    Wohl wahr ,
    Ich kann mich noch gut an den Januar , Februar 2009 erinnern .
    Weltuntergang durch die Bank , alle Medien , nur noch Weltuntergang .
    Der einzigste der damals positiv gestimmt war und von Chanchen schrieb , die nur alle 50 Jahre oder so , entstehen , war Warren Buffett .
    Ich hatte der AAB eine Kauforder für asiatische Nebenwerte Fund , emerging markets funds über 75 000 Euro gefaxt .
    Nur nach 2 maliger telefonischer Rückfrage wurde die Order überhaupt ausgeführt .
    Daran erinnere Ich mich noch gut .

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Warst du aber mutig. Ich habe erst im März gekauft. Da war die Wende schon deutlicher zu spüren. Der Februar war noch sehr pessimistisch.

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