Wenn ich in meinem ganzen Leben nur drei Aktien kaufen dürfte – welche wären das dann? Das ist die Grundfrage, mit der ich letzte Woche hier bei Grossmutters Sparstrumpf gestartet bin. Heute geht es um die zweite Aktie. Und die heißt Apple. Natürlich.
Noch vor zwei Jahren war Apple von vielen Investoren und den Technologieexperten abgeschrieben. Der Aktienkurs war am taumeln. In seinem Buch „Google vs. Apple“ feierte der ausgewiesene IT-Kenner Fred Vogelstein das Unternehmen Google als den genialen Strategen im Kampf um die technologische Revolution des mobilen Internets. Und Apple als den eindeutigen Verlierer.
Tempi passati
Heute ist das alles Geschichte. Apple ist mit 730 Milliarden Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt. Die Aktie steigt von Monat zu Monat auf neue historische Höchstkurse.
Für Apple steht im Musterdepot von Grossmutters Sparstrumpf seit damals ein Gewinn von 110 Prozent zu Buche. Das ist ein ungewöhnlich hoher Wert für eine Firma von Apples Größe. Und noch immer sind die Aussichten gut, mit Apple stark steigende Kurse zu erleben.
Warum? Aus neun Gründen.
Erstens – Apple erobert die Herzen der Chinesen im Sturm
Apple hat in China in kaum mehr als 18 Monaten mit einem Deal mit dem größten chinesischen Mobilfunkanbieter China Mobile die Position des Marktführers bei Smartphones übernommen. Der Erzrivale Samsung wurde nach dem chinesischen Handyhersteller Xiaomi nur noch dritter im Rennen um die Gunst der Chinesen.
Schon bald dürfte China für Apple der wichtigste Markt überhaupt sein. Wichtiger als der Heimatmarkt.
Zweitens – Apple ist Livestile
Um gleich bei den Chinesen zu bleiben: Es gibt nur eine Technologiefirma, deren Produkte sich reiche Chinesen zum Neujahrsfest schenken. Das ist Apple. Das zeigt noch einmal die Ausnahmestellung dieser Firma.
Apple wird nicht einfach nur als ein Technologiekonzern wahrgenommen, sondern als ein Hersteller von genial designten Livestile-Produkten. Apples Kunden sind bereit, dafür einen hohen Preis zu bezahlen. Und deshalb sind Apples Gewinne so enorm hoch.
Die neue Apple Watch, in der teuersten Ausführung aus Gold gefertigt, soll das Image von Apple noch weiter in den oberen Preisbereich verschieben. Das scheint Apple zu gelingen.
Drittens – die Gewinnmargen
Das alles sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass Apple auch weiterhin mit ausgesprochen hohen Margen für seine Produkte arbeiten kann. Von jedem Dollar den Apple einnimmt, verbleiben der Firma 40 Cent als Gewinn. Das ist einzigartig im Bereich der Consumer Electronics.
Apple verkauft weltweit etwa jedes fünfte Smartphone. Das Unternehmen macht aber unterdessen 93 Prozent aller Gewinne, die mit Smartphones weltweit erzielt werden. Die Hersteller des Großteils von 80 Prozent aller Smartphones müssen sich also mit den verbleibenden 7 Prozent zufrieden begeben.
Der Konkurrenz bleibt somit nicht viel Luft. Xiaomi zum Beispiel verkauft seine Handys in China mit ausgesprochenen Minigewinnen. So konnte sich Xiaomi den zweiten Platz im chinesischen Markt sichern. Die Gewinne aber macht eben nur einer – Apple.
Viertens – Cash + Dividende
Apple sitzt, nach Abzug der Schulden die das Unternehmen hat, auf der gigantischen Summe von 150 Milliarden Dollar. Das reicht aus, um die Firmen BMW und Daimler zu kaufen. Und aus der Portokasse zu bezahlen.
Apple zahlt seit Juli 2012 eine Dividende, zurzeit in Höhe von 2,20 Dollar je Aktie. Apple wird in Zukunft einen wachsenden Teil seiner Gewinne an die Aktionäre ausschütten. Zurzeit gibt Apple allerdings deutlich mehr Geld für den Rückkauf eigener Aktien aus – was wiederum den Aktionären zugute kommt.
Fünftens – Innovation
Apple steht im Mittelpunkt des größten technologischen Umbruchs, den die Menschheit je erlebt hat. Die Firma versteht es wie keine andere, die zunehmende Miniaturisierung von Computern in Produkte umzusetzen, die die Menschen kaufen, besitzen und benutzen wollen.
Das ist Apple mit dem iPod gelungen, mit dem iPhone und mit dem iPad. Zuletzt hat Apple die Apple Watch herausgebracht und hat an einem Wochenende mehr als 2 Millionen Bestellungen für diese Smart-Watch erhalten. Apple ist damit vom Start weg der Marktführer im Bereich der sogenannten Wearables.
Ganz ohne Frage wird Apple in den nächsten Jahren noch weitere Produkte auf den Markt bringen. Darunter möglicherweise auch ein iCar. Das nötige Geld hat der Konzern. Zur Zeit heuert Apple Automobil-Experten an, unter anderem von dem Elektroauto-Pionier Tesla.
Apple wird außerdem noch in diesem Jahr einen eigenen Streaming-Musikdienst etablieren um den sinkenden Gewinnen aus dem Musikverkauf über iTunes zu begegnen.
Und gegen Ende des Jahres werden auch noch die Verkaufszahlen des iPad wieder anziehen. Dann kommt das populärste iPad, das iPad 2 in das Alter, in dem es von seinen Besitzern erneuert werden wird. Durch ein neues iPad. Zudem arbeitet Apple an einem neuen, größeren iPad und hat sein Engagement im Businessbereich erhöht – durch eine Kooperation mit IBM.
Sechstens – die wachsende Mittelschicht
Die weltweite Mittelschicht wächst. Und sie tut dies in einem atemberaubenden Tempo. Das ist in China so. Und das ist in Indien so. Zwei der bevölkerungsreichsten Länder der Erde werden nach und nach wohlhabend. Die globale Mittelschicht soll in den kommenden 15 Jahren um immerhin 3 Milliarden Menschen wachsen.
Viele Unternehmen werden hiervon profitieren. Die Mittelschicht kauft nicht einfach irgend ein Produkt. Sie kauft vielmehr Kosmetik von L’Oreal und Windeln von Pampers. Und wenn es um internetfähige Minicomputer in Form von Smartphones oder einer Smartwatch geht, dann wird die wachsende Mittelschicht in den kommenden Jahren die treueste Kundschaft von Apple sein.
Siebtens – die Kundenbindung
Apple hat die treuesten Kunden aller Smartphone-Hersteller. Das liegt zum einen an der übergroßen Zufriedenheit der Kunden mit den Produkten selber. Aber auch die Strategie von Apple, sich durch das gesamt Ökosytem für die Kunden unabdingbar zu machen, zahlt sich aus. Wer alle Apps und auch die Musik bei einem Wechsel des Smartphones neu kaufen muss, der überlegt sich das gut.
Achtens – die Einheit von Hardware und Software
Als einziger Hersteller entwickelt Apple die Produkte und kann auch über die Software bestimmen. Das führt zu einem besseren Erlebnis für die Nutzer. Und es führt zu einer einzigartigen Position von Apple im Wettbewerb mit Microsoft und Google um die Vorherrschaft im mobilen Internet.
Google produziert mit Android eine Software, mit der weltweit die meisten Smartphones arbeiten. Aber Google stellt keine eigenen Smartphones her.
Die Gerätehersteller ihrerseits haben ganz andere Interessen als Google – und sie dürfen die Software verändern. Was sie auch tun. Das zieht für Android-Handys eine große Zersplitterung der genutzten Software nach sich. Und jede Menge zusätzliche Arbeit für die Entwickler von Apps. Sowie Frust bei den Nutzern.
Microsoft stellt nur wenig Hardware her und das auch nur mit sehr geringem Erfolg. Gleichzeitig ist die Firma neben Apples mobilem Betriebssystem iOS und Googles Android nur die Nummer drei bei den mobilen Betriebssystemen. Entwickler von Apps mögen das gar nicht. Sie meiden Microsoft. Und entwickeln neue Apps lieber für Apple.
Neuntens – die günstige Bewertung
Die Bewertung von Apple mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 14 spricht ebenfalls für die Aktie. Apple mag die teuerste Firma der Welt sein. Die Aktie selber aber ist das nicht.
Der Durchschnitt des amerikanischen Indexes S&P 500 liegt bei einem KGV von über 16. Für eine Firma mit den enormen Gewinnaussichten von Apple ist das ein ungewöhnlicher Abschlag.
Apple ist zurzeit noch immer so bewertet, als wenn seine Gewinne morgen bereits stark einbrechen, zum Beispiel weil ein neuer Wettbewerber ein „besseres iPhone“ auf den Markt bringt. Sehr unwahrscheinlich.
Dieser Abschlag verweist auf die große Unsicherheit des Marktes, ob Apple seinen Wachstumskurs halten kann. Im Technologiebereich sind schon andere Weltfirmen unter die Räder gekommen. Zum Beispiel Nokia.
Nokia war einmal die unangefochtene Nummer eins bei Handys. Der Abstieg der Firma war steil. Viele Analysten können sich nicht vorstellen, dass es Apple über lange Zeit gelingt, die Spitzenposition bei Smartphones zu halten. Oder sie gar noch auszubauen.
Doch genau das ist in den letzten zwei Jahren passiert. Apple hat seine Position als führender Hersteller von Smartphones immer weiter ausgebaut. Und konnte seine Gewinne weiter steigern.
Kann Apple seinen Wachstumskurs weiter halten, dann ist die Aktie grotesk unterbewertet.
Fazit: Apple kaufen
Die These von Grossmutters Sparstrumpf zu Apple lautet: Apple ist ein klarer Kauf. Das Unternehmen hat wiederholt bewiesen, dass es in der Lage ist, völlig neue Produkte zu entwickeln, die die Menschen begeistern.
Wenn ein Unternehmen in der Lage ist, die kommenden technologischen Veränderungen zu seinen Gunsten zu nutzen und neue, innovative Produkte zu entwickeln – dann ist es Apple.
Der Autor besitzt Aktien von Apple.
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