Warum ich von der finanzieller Freiheit nichts halte und erst mit 87 in Rente gehen will

Die finanzielle Freiheit ist heutzutage ein sehr populäres Lebensziel. Hunderte von Blogs sprechen davon, wie toll es ist nicht mehr arbeiten gehen zu müssen und von den Freuden, die eine Hängematte in der Karibik oder ein Liegestuhl in Brandenburg bietet. Ihr Motto: Je eher die Rente kommt, desto besser. Also: Spare fleißig und werde glücklich.

Wenn die sich da mal nur nicht irren. Die Forschung in dieser Frage kommt jedenfalls zu einem ganz anderen Ergebnis. Sie stellt fest, dass Menschen gesünder sind und länger leben wenn sie länger arbeiten. Nicht kürzer. Aber was zählen schon Fakten wenn es gilt, eine populäre Ansicht episch auszumalen. Nichts.

Unsere Kultur ist fest davon überzeugt, dass Arbeit unglücklich macht und Freizeit glücklich. Wir bestätigen uns diese Ansicht wieder und wieder – obwohl die Forschung große Zweifel an diesem Mythos hat (siehe: Csikszentmihalyi „Flow. Das Geheimnis des Glücks“). Es gilt als schick und angesagt, über die Arbeit zu stöhnen – auch wenn sie noch so viel Freude macht.

Und es gilt auf der anderen Seite als Schick und angesagt, die Freizeit zu loben – auch wenn wir mit ihr wenig anzufangen wissen und sie nutzen, um vor dem Fernseher oder zum Binge Watching abzuhängen.

 

 

Meine Rente kommt näher

 

Kommen wir zu mir und zu meiner Rente. Wann ist es bei mir soweit? Offiziell in ziemlich genau 18 Monaten. Dann wird meine vor 28 und einem halben Jahr abgeschlossene Lebensversicherung ausbezahlt. Ich kann dann den Griffel fallen lassen und mich fortan in einen Liegestuhl legen. Oder in eine Hängematte in der Karibik. Der Blog grossmutters-sparstrumpf wird dann geschlossen und die Facebook-Aktiengruppe „Kleine Finanzzeitung“ auch. Ich bin ja dann in Rente!

 

Ob ich das wirklich tun werde?

 

Nein, natürlich nicht. Das Problem an diesem Plan ist: Was soll ich dann mit der vielen freien Zeit anfangen? Ich könnte es so machen wie Lars Hattwig und Tim Schäfer, zwei der bekannteren Vertreter der finanziellen Freiheit. Oder der noch bekanntere Bodo Schäfer. Alle drei schreiben und reden wieder und wieder auf ihren Blogs und in Vorträgen und in Seminaren darüber, wie unglaublich toll es ist, finanzielle frei zu sein. Sie nehmen sogar Videos auf und schreiben und Bücher, in denen sie die Vorteile der finanzielle Freiheit lang und ausführlich erläutern. Seltsam ist nur: Alle drei liegen weder in Brandenburg ganz relaxed in einem Liegestuhl noch in der Karibik in einer Hängematte – obwohl das doch angeblich so unglaublich toll ist.

Stattdessen machen sie das, was ihnen am allermeisten Spaß macht. Sie arbeiten.

 

 

Das Problem ist nur: Das mache ich doch auch! Seit vielen Jahren sogar. Ich schreibe mit grossmutters-sparstrumpf einen Finanz-Blog – weil es mir Spaß macht. Ich mache für die Leserinnen und Leser meines Blogs ein Geldseminar – weil es mir Spaß macht. Ich berate Singles bei der Partnersuche – weil es mir Spaß macht. Und ich berate Paare, die in eine schwere Ehekrise geraten sind. Weil es mir Spaß macht? Ja, sicher! Was dachtest du denn? Dass ich mich zur Arbeit schleppe und zähneknirschend sage „So ein Mist, heute wieder eine schwere Ehekrise. Viel lieber würde ich in der Karibik in einer Hängematte liegen“?

Vergiss es. Arbeit muss Spaß machen. Das ist meine Devise. Und sie wird es wohl noch für lange Zeit bleiben. Auch wenn meine Rente offiziell schon in 18 Monaten beginnt, weil ich vor 28 und einem halben Jahr schlicht noch keine Ahnung hatte, dass mir die Rente mit 61 nicht liegt und meine Lebenserwartung zudem auch deutlich höher ist, wenn ich noch ein paar Jährchen dranhänge.

Vielleicht ist dir ja bei der Aufzählung gerade aufgefallen, dass ich ziemlich vielen unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehe. Ja, das ist ein Teil der Geschichte. Wenn ich nur eine der Arbeiten machen würde, dann wäre ich nicht so zufrieden mit dem was ich tue. Dabei war von der Arbeit die ich oft am allerliebsten mache jetzt noch gar nicht so richtig die Rede: Ich schreibe unglaublich gerne.

 

 

Ich schreibe zum einen auf meinen beiden Blogs grossmuttes-sparstrumpf und herzenssache365. Ich schreibe zudem regelmäßig Kolumnen (welt.de). Und schließlich schreibe ich Bücher. Bücher zur Liebe. Bücher zum Thema Finanzen. Das Schreiben ist übrigens der Teil meiner Arbeit, der am wenigsten einbringt. Im Grunde kann ich mir das Schreiben nur leisten, weil die anderen Arbeiten besser bezahlt werden. Beim Bücherschreiben komme ich netto auf einen Stundensatz von 5-7 Euro. Und gerade das mache ich ganz besonders gerne!

 

Und wie stehe ich nun zur Hängematte?

 

Positiv. Ich liege jeden Tag einige Stunden darin, genieße das Leben und freue mich, dass ich einmal wieder mit fünf oder sechs Stunden Arbeit genug getan habe. Ohne Ruhephasen geht es nicht. Work-Life-Balance nennt man das heute. Ich sitze mit einem Cappuccino im Café, wenn andere bei der Arbeit sind. Ich gehe vormittags joggen oder schwimmen. Oder ich fahre mit dem Rad in eines meiner Lieblingscafés am Berliner Mauerpark (Café Frau Krüger). Oft lese ich auch: Bücher zu Finanzen. Bücher zur Liebe. Ist das dann Freizeit? Oder gehört es zur Arbeit?

Schwierige Frage. Ich würde sagen: Es macht mir Freude! Und es nutzt meiner Arbeit ganz enorm. Ein Buch ist ein stundenlanger Dialog mit einem Autoren oder einer Autorin. Ich würde es möglicherweise nicht tun, wenn ich nicht ein klares Ziel hätte – das Schreiben. Um gute Texte zu schreiben brauche ich ständig neuen Input. Ein Buch zu lesen, das ist ein langer Dialog mit einem Autoren oder einer Autorin. Manche von denen sind unfassbar klug und mein Dialog mit ihnen hat mir zu vielen neuen Ideen verholfen.

Ich will dir zwei Beispiele geben.

Erstens. Eines der klügsten Bücher zur Liebe ist von Prof. John Gottman, der vierzig Jahre zur Liebe geforscht hat. Mehr zu ihm und zu seine wunderbaren Buch „Die Vermessung der Liebe. Vertrauen und Betrug in Paarbeziehungen“ findest du hier.

Mit der Liebe ist es in unserer Kultur leider wie mit der Einstellung zur Arbeit. Wir wissen viel zu wenig darüber. Und stattdessen folgen wir  populären Mythen. Schlechte Idee.

Zweitens. Ganz herausragend im Bereich Geldanlage ist das Buch „Stocks for the long run“ von Prof. Jeremy Siegel. Viele meiner langfristigen Ansichten zur Entwicklung des Aktienmarktes gehen auf meinen Dialog mit Jeremy Siegel zurück.

 

 

Woher kommt nur diese ganze verquere Diskussion über die „finanzielle Freiheit“ und die angeblichen Vorzüge der Hängematte und des Liegestuhls? In meinen Augen hat es vor allem damit zu tun, dass viel zu viele Menschen Berufen nachgehen, die ihnen nur sehr wenig Freude machen. Und dann fehlt ihnen der Mut zu Veränderungen. Besonders mutlose Zeitgenossen haben sich schon für ein Studium entschieden, dass ihnen wenig Freude gemacht hat, dafür aber ein gutes Einkommen versprach. Und genau das ist ein Irrweg. Er macht uns anfällig für anhaltende Unzufriedenheit mit unserem Leben und für Phantasien über die „finanzielle Freiheit“ für die wir angeblich in unserem unbefriedigenden Beruf verbleiben sollen und ganz viel sparen müssen.

Reichlich Geld und nicht arbeiten müssen – ich halte dieses Motto der Anhänger der finanziellen Freiheit für einen Irrweg. Die unglücklichsten Menschen die ich als Berater zu Gesicht bekomme, müssen nicht mehr arbeiten. Und sie haben reichlich Geld. Manche hatten noch nie eine Arbeit. Sie leben von einem ererbten Vermögen. Glücklich sind sie dabei nicht. Sie stehen morgens auf und das einzige was sie an dem Tag zu tun haben ist – ihr Geld zu zählen.

 

 

Andere sind frühzeitig in Rente gegangen. Sie waren Manager bei Bayer, Hoechst oder Vattenfall und haben sich mit 59 Jahren verabschiedet. Hossa – das wahre Leben ruft! Pustekuchen. Drei Jahre später sind sie ein Schatten ihrer selbst. Sie haben eine Lebenskrise und eine Ehekrise noch dazu. Warum?

Erstens: Es fehlen die Arbeitskollegen. Zweitens: Es fehlen die Erfolge bei der Arbeit. Drittens: Unsere geistigen Kräfte lassen sehr schnell nach, wenn wir sie nicht mehr regelmäßig nutzen. Viertens: Die Ehefrau ist zunehmend genervt von dem ständig anwesenden Mann.

Die Verrentung eines Mannes gilt Soziologen heute als eine der schwersten Lebenskrisen. Die Frage ist nur: Warum sagt uns das keiner? Und warum bemühen sich hunderte von Blogs darum, uns die wahnsinnig tollen Vorteile einer möglichst schnellen Verrentung in den schillerndsten Farben auszumalen, wenn das alles in der Regel nicht der Wirklichkeit entspricht?

Die Faktenlage ist ganz anders: Wer im Alter arbeitet, der ist geistig wie körperlich fitter. Auch deshalb ist er glücklicher.

Neulich habe ich in ein wirklich großartiges Buch über besonders langlebige Menschen gelesen (The Blue Zones. 9 Lessons for Living Longer From the People Who’ve Lived the Longest). Beinahe alle Menschen in diesem Buch zur Langlebigkeit arbeiteten so lange es überhaupt nur ging. Und ganz offenkundig war genau das einer der Gründe, warum sie so ein langes Leben genossen. Sie blieben aktiv.

Einer von ihnen war ein 92-Jähriger, der noch regelmäßig zur Arbeit ging. Er war Chirurg. Eine ziemlich anstrengende und verantwortungsvolle Tätigkeit. „Sind sie der denn noch gewachsen“, wurde der Mann oft gefragt. Er hat dann immer milde gelächelt und gesagt: „Wenn ich nicht mehr gut bin, dann werden die Kollegen es mir sagen.“

So wie ich die Forschungslage zur Frage des Arbeitens im Alter kenne, ist es nicht übertrieben zu sagen: Wenn dieser Mann nicht mehr arbeiten gehen würde, dann wäre er möglicherweise schon lange tot. Mit Sicherheit aber wäre er nicht so fit. Wer aktiv bleibt, der lebt länger. Und er ist glücklicher. Seine Kräfte lassen nur langsam nach. Sein Selbstwertgefühl freut sich an den Erfolgen und eine Altersdepression bekommen er so natürlich auch nicht.

 

 

Was wird denn nun aus deiner Rente?

 

Sie ist vertagt. Das Geld aus der Lebensversicherung wandert in den Aktienmarkt. Nicht komplett, aber zum allergrößten Teil. Den Renteneintritt habe ich verschoben. Ich bin über die Jahre zum Anhänger der Rente mit 87 geworden. Ob das auch klappt? Who knows! Es ist ja nur ein Plan. An den Details muss ich noch feilen.

Die Hürden für die „Rente mit 87“ sind sehr hoch, das ist mir bewusst. Erstens. Das Arbeiten muss Spaß machen. Nicht bei jedem Beruf ist das so. Zweitens. Jemand muss mir die Chance geben, zu arbeiten. Auch das ist nicht in allen Berufen gewährleistet, auch bei Freiberuflern nicht. Drittens. Ich werde meine Arbeitszeit weiter reduzieren. Das ist für mich zum Glück ganz einfach. Viertens. Meine Gesundheit muss mitspielen – das ist bekanntlich alles andere als sicher.

 

 

Und wie findest du die finanzielle Freiheit?

 

Gar nicht so schlecht. Ich bin allerdings für einen ganz anderen Weg, einen den schon Konfuzius vorgeschlagen hat. Wer nicht mehr arbeiten will, der sollte sich eine Tätigkeit suchen, die ihm sehr viel Spaß macht, einen Beruf, den er „liebt“, wie Konfuzius sagt. Dann braucht er keinen Tag seines Lebens mehr zu arbeiten. Und ist, so gesehen, auch finanziell frei.

Das ist in meinen Augen kein einfacher Weg. Eine Arbeit suchen die ich liebe – ich mache das jetzt seit 28 Jahren (und plane, es noch weitere 28 Jahre zu tun). Aber das ist kein Selbstläufer. Es erfordert eine Menge an Selbstreflexion (Was will ich?), an Überlegung (Was ist realistisch, was nicht?) und an Einsatz (Wie erreiche ich mein Ziel?). Über all diese Fragen muss ich nachdenken. Und entscheiden.

Vielleicht sind die vielen Blogs die den simplen Weg zur „finanziellen Freiheit“ verkünden ja deshalb so erfolgreich, weil sie den Menschen das Nachdenken abnehmen. Und das Entscheiden. Einfach konstruierte Fastfood-Gedanken. Ein Griff ins Supermarktregal und die vorgefertigte Tütensuppe ist mein. „Finanzielle Freiheit“ to go.

Glaub mir: Selber denken macht schlau. Und selber entscheiden macht glücklicher.

 

Mehr lesen

 

Psychologie Heute: Arbeit hält gesund.

 

 

 

 

 

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48 Kommentare

  1. Beate Schmidt

    Die finanzielle Freiheit hat für mich eigentlich nur einen Motivator. Persönliche Freiheit. Die Möglichkeit, nach einem für mich passenden Job zu suchen, ohne dass mir die Arbeitsagentur im Nacken sitzt. Die Möglichkeit, aus persönlichen Gründen Stunden reduzieren zu können. Die Möglichkeit, den Job zu wechseln oder zu kündigen, wenn sich ein Chef über längere Zeit hinweg als zu inkompetent herausstellt. Die Möglichkeit, das zu tun, was man liebt und die Zeit dafür zu finden, ist auch ein Luxus. Bafög und Nebenjobs lassen Studenten nicht zwingend die Zeit, für sich rauszufinden, was sie wirklich machen wollen. Bei krummen Lebensläufen wird immer noch was von fehlender Leistungsfähigkeit und fehlenden Zielen geschwafelt. Wer sich um die Familie kümmert oder wegen der Doppelbelastung von Familie und Beruf ein Burnout erleidet, hat wieder die bekannte Lücke im Lebenslauf, wo erst einmal nachgefragt wird. Nicht jeder kann sich den Luxus leisten, Teilzeitarbeit zu bekommen oder davon leben zu können. Für diese Leute ist es wichtig, Kapital anhäufen zu können, um mit genau solchen Krisen klarzukommen – und die kommen schneller, als man so denkt. Ich brauche keine dicken Autos oder Designerklamotten. Mir reicht ein Hartz-IV-Lebensstandard, solange ich vom Arbeitsamt unbelästigt bleibe und Teilzeit arbeiten kann in einem Job, der mir nicht zwingend Spaß machen muss, aber wo ich genug Zeit für die Regeneration und meine Hobbies habe. Das ist finanzielle Freiheit für mich.

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  4. Obiwlan

    Also ich möchte nicht von einem 92-jährigen Chirurg operiert werden, egal was für eine OP ansteht. Genauso wenig wollte ich von einem 70-jährigen Feuerwehrmann gerettet werden….
    Es hört sich gut an, dass der Chirurg noch mit 92 so fit ist, das ist aber auch schon alles. Außerdem hat das nichts mit dem Thema an sich zu tun. Hier fehlt mir die individuelle Betrachtung. Der Mensch ist zu komplex und individuell als das man es so verallgemeinern kann. Fitte Rentner gibt es zu hauf, die auch ohne Arbeit fit sind und tolle Hobbies ausüben. Definieren wir uns heute nur noch über die Arbeit? Wie arm ist das denn!
    Schade, da traue ich Dir eigentlich mehr zu…

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Vorurteile gegen Menschen die im Alter noch gerne arbeiten. Puh. Wie abgefahren ist das denn! Ja, psychologische Forschung erschließt sich nicht jedem – schon gar nicht wenn sie zu Schlüssen kommt, die dem Konsens widersprechen. Manche bleiben lieber bei ihren Vorurteilen. Ich hatte dir echt mehr zugetraut ….

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  5. Marc

    @Sandra

    Da hast du aber eine sehr romantische Vorstellung von Künstlern! Um beispielsweise als Pianist „nicht mehr arbeiten“ zu müssen, muß man vorher sehr, sehr viel gearbeitet haben, man hat geübt, geübt und nochmal geübt. Bis zum Erbrechen, um irgendwann vielleicht vom Klavierspielen zu leben und „Spaß“ zu haben. Die meisten erwartet ein Klavierlehrerdasein, das nicht ihrem Traum entspricht.
    Da hat es ein Dachdecker oder ein Paarberater doch einfacher.

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  6. Ulrich

    Hallo Christian,

    verfolge seit langer Zeit deinen Blog und wir haben auch schon mal gemailt.
    Bisher fand ich Deine blogs immer spannend zu lesen, denke aber mit dem heute liegst du falsch.
    Warum verbindest du finanzielle Freiheit mit nix mehr tun und das wir das propagieren, ich stehe nämlich auch für finanzielle Freiheit, allerdings mit einer etwas anderen Definition.
    Finanzielle Freiheit sind für mich zwei Dinge, einmal das finanzielle (also Absicherung und materielles) aber auch die Freiheit, dass zu tun was Du wirklich willst , wo wie Du und ich es tun. In der westlichen Welt gehört dazu aber auch das nötige Kleingeld, oder?
    Leider gibt es in Deutschland extrem viele Menschen, die einen Job wegen des Geldes machen und nicht aus Berufung, Hobby oder Leidenschaft!
    Und ja man braucht keine Millionen, es kommt extrem auf den Lebensstil an, aber Geld beruhigt ungemein, gibt Sicherheit und lässt Menschen das tun, was sie wirklich wollen.

    Das musste ich hier mal loswerden… danke für den tollen blog…
    .

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    1. Bobby Gee

      Danke! Du schriebst schon genau was ich auch an den Autor loswerden wollte: finanzielle Freiheit heißt nicht Nichts tun, sondern ich kann mir die Freiheit nehmen zu tun und zu lassen was ich will.
      Und zu diesem Zweck verdiene ich mir an der Börse „Fuck you Money“ – wie es ein Buchtitel sagt 🙂

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      1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

        Das leuchtet mir nicht ein. Ich kann auch ohne Geldanlage an der Börse tun und lassen was ich will. Wozu dieser Umweg? Und wozu das alles auf Jahre und Jahrzehnte in die Zukunft verschieben? Den Menschen fehlt einfach der Mut und die Fantasie, ihre beruflichen Träume Realität werden zu lassen. Traurig.

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  7. Richi

    Der Artikel spricht mir aus der Seele und ich lebe auch danach. Bin inzwischen 80 und bin als Berater tätig und meine Standardantwort auf die Frage : wie lange willst Du noch noch arbeiten, lautet dann : bis 90 und dann halbtags. Übrigens habe ich immer darauf hin gearbeitet, auch die finanzielle Freiheit zu erreichen. Das finde ich sehr sehr wichtig und das ist am besten mit Aktien und Immobilien zu erreichen.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Viel Erfolg Richi bei deinem Plan! „Bis 90 und dann halbtags“, das werde ich mir wohl merken.

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  8. Tom Jung

    Hallo,
    wie Christian sehe ich es auch.

    @Wolfgang : Deinen Freund kann ich nur bedauern, was für ein langweiliges Leben in meinen Augen, aber jeder wie er mag.

    Auch ich arbeite nicht mehr, und das seit jetzt gut 4 Jahren, bin 58 und verheiratet. Man muß auch nicht Millionär sein, um nicht mehr zu arbeiten, und die einen Job haben der Spaß macht, kann ich nur beglückwünschen. Mir hat mein Job leider nie richtig Spaß gemacht und ich habe mich deshalb dazu entschieden aufzuhören und vorher eine Menge Wissen und Geld angespart, um mir und meiner Frau ein sorgloses Leben ohne Lohnarbeit zu ermöglichen. Das Stichwort heißt „downsizing“ und passives Zusatzeinkommen. Man muß sich aber früh damit beschäftigen, um das zu erreichen. Ein paar Beispiele aus meinem Leben :
    Teurer Leasingwagen, abgeschafft. Ich fahre einen gebrauchten Mercedes mit sehr wenig Kilometer, voll bezahlt und hält bestimmt noch 10 Jahre.
    Mietwohnung abgeschafft, wir Leben im selbstgenutzten Eigenheim, nicht groß aber bezahlt, keine Miete mehr ist wie passives Zusatzeinkommen.
    Teure Urlaube, abgeschafft, ich habe ein kleines Segelboot an der Nordsee und wir segeln im Sommer zu den Inseln, übernachten im Boot. Billiger kann man kaum auf Sylt zum Beispiel Urlaub machen.
    Teure Restaurantbesuche, abgeschafft, wir kochen selber und das macht unglaublich Spaß und man spart eine Menge Geld und ißt trotzdem sehr gut und auch noch gesund durch frische Speisen, kein Industriefutter, alles immer frisch zubereitet.
    Zusatzeinkommen durch Dividenden und Aktienanlagen ermöglichen das alles. Wir haben aber auch viel gespart und sehr viel in Aktien sowie Edelmetalle gesteckt, wobei wir zugegeben auch etwas Glück hatten, diese sehr günstig zu erwerben und profitieren nun von den stark gestiegenen Preisen.
    In unserer vielen Freizeit beschäftigen wir uns mit sinnvollen Dingen, ich spiele mittlerweile zwei Instrumente, E-Gitarre und Keyboard und bin in einer Band. Wir proben regelmäßig und treten auch live auf, zur Zeit weniger aber bald wieder regelmäßiger, hoffe ich. Soziale Kontakte ergeben sich so automatisch, halte ich auch für sehr wichtig. Musik machen hält geistig unglaublich fit, wer es nicht glaubt, ausprobieren.
    Wir sind ehrenamtlich tätig, verteilen zwei mal im Monat Essen und gespendete Kleidung an bedürftige Menschen in der Stadt, geben Tipps und stellen Kontakte her. Meine Frau litt früher an einer Alkoholabhängigkeit, die sie überwunden hat und gibt nun selbst Hilfestellung an Menschen in ähnlichen Situationen.

    Ein Leben „in der Hängematte“ wäre für uns beide ein Alptraum und würde unsere Beziehung wahrscheinlich schnell belasten, ich finde sinnvolle Beschäftigung genauso essentiell wichtig wie finanzielle Sicherheit.

    An meine Rente denke ich überhaupt nicht, irgendwann so in 8 Jahren ist es soweit, aber es wird sich für uns dadurch nichts ändern. Vielleicht werde ich mal ein Buch schreiben, oder fange an mit Theater, oder sonst irgendwas was mir Freude machen könnte, ich weiß es nicht.
    Aber eines weiß ich genau, faul auf der Haut rumliegen werde ich ganz sicher nicht.

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Glückwunsch, Tom. Und wieder so!

      Antworten
  9. wolfgang

    Also ich muss dir zum ersten Mal widersprechen. Wer keiner Lohnarbeit mehr nachgehen muss, der ist erst glücklich. Einer meiner Freunde, der nicht mehr arbeiten muss, ist so glücklich, dass er es kaum fassen kann: Morgens klingelt nicht mehr der Wecker, also ist er jeden Tag ausgeschlafen. Dies, würde ich behaupten, ist in Bezug auf den Körper das Beste überhaupt, um älter zu werden. Es ist vollkommener Anti-Stress. Weiter geht’s. Nach dem Aufstehen wird ganz in Ruhe die Morgentoilette verrichtet. Sodann begibt er sich in ein Café seiner Stadt und frühstückt inklusive ausgiebiger Zeitungslektüre. Im Anschluss daran wandert er um einen der nahegelegenen Seen und kehrt zu einer Cola in einem Seelokal ein. Dort trifft er Freunde oder Bekannte, erzählt mit Ihnen und freut sich seines Müßiggangs. Das Mittagessen nimmt er dann bei einem der günstigen Angebote in diversen Lokalen seiner Stadt an. Nach dem Mittagessen begibt er sich nach Hause und hält einen Mittagsschlaf. Nachmittags geht es dann ins Schwimmbad (wahlweise Freibad oder Hallenbad). Anschließend kehrt er nach Hause zurück und liest ein gutes Buch. Abends widmet er sich seiner Freundin, die nicht bei ihm wohnt und sich ärgert, noch berufstätig sein zu müssen. Einzig dies sorgt bisweilen für Spannungen in der ansonsten recht harmonischen Beziehung. Sie freut sich auf jedes Wochenende, weil sie dann bei ihm übernachten kann oder er bei ihr, denn das Ausschlafen morgens geht ihm über alles.
    Von Zeit zu Zeit unternimmt mein Freund Ausflüge in andere Länder. Den Sonnenschein genießt er auf den Kanaren, wenn bei uns trübes und kaltes Wetter herrscht, vornehmlich Ende November oder im Dezember. Wenn er dann braungebrannt und sichtlich zufrieden zurückkehrt, genau dann ist der Neid seiner Freunde, die alle noch arbeiten müssen, am größten.
    Ich könnte hier so eine Art Fortsetzungsstory schreiben, aber das will ich dir und allen anderen ersparen.
    Fazit: Im Gegensatz zu seinen Freunden wie mir z.B., die teilweise Meditation und andere Dinge betreiben, um den verdammten Alltagsstress loszuwerden, ist kein Mensch, den ich kenne, glücklicher als dieser Freund. Und der wird mit diesem ruhigen Leben mindestens 100.
    Ich will jetzt kein Geschwätz von Eustress etc. hören. Am besten ist kein Stress. Wer wird auf der Welt am ältesten? Mönche in Klöstern, ob bei den Buddhis oder in unseren Klöstern. Warum wohl? Die Arbeit hält sich in Grenzen, der Tag ist geregelt und der liebe Gott schützt seine Schäfchen.
    Das Hohelied der Arbeit zu singen ist typisch deutsch und mit Verlaub protestantisch.
    Sorry, aber das musste sein!!!!!!!

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Aha. Und all die reichen Menschen die mit ihrem Leben nichts anzufangen wissen die habe ich wohl erfunden, oder? Typisch deutsch – die Freizeit soll es richten. Gelingt den meisten Menschen aber nicht. Sorry, aber das musste jetzt sein.

      Antworten
    2. Max

      Hallo Wolfgang,
      das hört sich für mich echt langweilig an. Von deinem Bekannten will doch keiner mehr etwas. Ich finde, dass man gesellschaftlich besser integriert ist, wenn man arbeitet.
      Finanzielle Freiheit ist dennoch erstrebenswert. Dann muss man sich nämlich nichts mehr gefallen lassen.
      Viele Grüße
      Max

      Antworten
  10. Bernd Hansen

    Hallo Christian,

    ich stiimme dir vollinhaltlich zu.

    ich werde 70 Jahre (jung).

    Ich arbeite nicht mehr: ich beschäftige mich. Ich tue, was mir Spaß macht und stelle fest, dass ich dafür „noch gebraucht werde“. So halte ich mich geistig fit und fühle mich wohl. Das nenne ich „Leben im Alter“. übrigens: meine Frau hält es genauso. So können wir uns nicht „auf die Nerven gehen“.

    Wir hoffen, dass wir es so noch viele Jahre „miteinander aushalten“ (bisher 48 Jahre).

    Natürlich gehört eine gewisse finanzielle Sicherheit zur Lebensfreude.

    Ich wünsche Dir noch viele „Arbeitsjahre“.

    Liebe Grüße

    Bernd Hansen

    Antworten
  11. Markus Trautwein

    Ein großartiger Blogbeitrag. Danke dafür, spricht mir aus der Seele!

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke Markus!

      Antworten
  12. Walter

    Lieber Christian, vielen Dank dafür, dass du deine persönlichen Gedanken offenlegst und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpfst. Es hilft mir, meinen eigenen Standpunkt weiter zu festigen. Er geht in die gleiche Richtung, jedenfalls ist meine Haltung zu diesem Thema sehr ähnlich zu deiner. Ich arbeite allerdings in einem abhängigen Arbeitsverhältnis und kann mit Hängematten (egal wo aufgehängt) nichts anfangen. In drei Jahren könnte ich in Rente gehen, will es aber nicht. Warum sollte ich meine beruflichen Kompetenzen aufgeben, die ich in 35 Jahren Arbeit erworben habe? Irgendwie wird es weiter gehen mit meiner Arbeit, gegebenenfalls auch freiberuflich. In meiner Lebensgestaltung wird meine Arbeit möglichst lange einen bedeutenden Platz einnehmen, weil Arbeit nicht nur kostet sondern auch gibt (wie du richtigerweise ausführst). Es stört mich, dass Tarifverträge häufig das Ende von Arbeitsverhältnissen mit Eintritt der Regelrente vorwegnehmen. Ich empfinde es als diskriminierend, wenn wegen des Alters Arbeitsvertrag auslaufen. (Der europäische Gerichtshof sieht das leider anders.) Es ist Sache der Tarifparteien diesen Unsinn endlich zu beenden. Verträge lassen sich selbstbestimmt kündigen. In meinem beruflichen Umfeld freut man sich allerdings auch ehr an vorgezogenen Ruheständen und der Vorstellung, dass Glück erst dann zu finden ist, wenn die Arbeitsverpflichtung ausgelaufen ist. Mich findet man eher merkwürdig, wenn ich davon rede, dass ich gerne arbeite und damit auch nicht Schluss machen will. Beste Grüße!

    Antworten
    1. Sandra

      Per meiner Definition arbeitest Du nicht. Siehe unten. Ist aber nur meine Meinung.

      Antworten
  13. GodsdoG

    Inhaltlich genau meine Meinung (im Selbstversuch ausprobiert) – sprachlich würde ich „Spaß“ durch „Sinn“ ersetzen (Spaß machen kann auch pausenlos Fernsehshows glotzen, sinnvoll ist das sicher nicht).

    Antworten
  14. Sandra

    Das Wort „Arbeit“ ist einfach nicht klar definiert. Jeder hat andere Vorstellungen davon. Für mich bedeutet Arbeit seelische Anstrengung. Und hat einen hohen moralischen Wert. Wer arbeitet, ist nicht faul und geachteter Teil der Gesellschaft. Das hat sich in meiner Sozialisierung so ergeben . Ich habe es in meinem Umfeld so erfahren. Ich glaube nicht, daß sich Mr. Buffet seelisch anstrengd. Also arbeitet er per meiner Definition nicht. Aber das ist eben nur meine Definition.

    Antworten
  15. Felic

    Hallo Christian,
    jetzt erstaunt mich doch etwas, dass du anscheinend vor 28 Jahren eine fette Lebensversicherung als Altersrente abgeschlossen hast. Die Rendite wird sich kaum über der Inflationsrate bewegen, vermute ich. Ich hatte auch eine (kleine) und nichts war’s am Schluss mit Überschussbeteiligungen.
    Die Börse und Aktien hast du dann erst später kennengelernt, nehme ich an. Auf wie viele Jahre Börsenerfahrung kannst du zurückblicken? Wäre die LV ruhend zu Stellenanzeigen fortan auch die Prämie am Aktienmarkt zu platzieren keine Option gewesen?

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich bin heilfroh, dass ich sie habe. Auch schlechte Anlageformen haben ihre Vorteile. Erstens: Das Zwangssparen. Das alleine führt auch bei Null Prozent Zinsen zu ansehnlichen Vermögen. Zweitens: Ich habe extrem gute Konditionen und sehr hohe Überschüsse, was auch daran liegt, dass ein berufsständisches Versorgungswerk dahinter steht. Das führt zu drittens – ich bekomme einen Zuschuss von 50 Prozent auffalle Einzahlungen. Das hebt die Rendite (von derzeit rund 4 Prozent) noch einmal an. Und fünftens: Andere müssen sich Sorgen machen, welchen Teil ihres Geldes sie in den Markt legen und welcher in Anleihen oder Cash liegt (risikoarm). Ich nicht. Meine Lebensversicherung legt konservativ genug an. Der Rest ging in den letzten Jahren komplett in den Markt.

      Antworten
  16. Steffen

    Alles richtig, wa Du da schreibst – nein nicht alles. Denn die Menschen, die finanzielle Freiheit anstreben, sind doch meistens kreative, wissensbegierige Menschen, die gar nicht daran denken, nichts mehr zu tun. Du beschreibst es ja selbst: Sie liegen eben nicht den ganzen Tag in der Hängematte, sondern machen das, was ihnen Spass macht.
    Es geht meiner Meinung nach vor allem darum, dass man die Entscheidungsfreiheit hat, nur noch das zu machen, was einem gut tut und dazu ist in den meisten Fällen eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit notwendig.
    Ich selbst konnte vor 5 Jahren meine ungeliebte 100 % – Stelle kündigen, weil ich mir die finanziellen Möglichkeiten geschaffen habe, beruflich nur noch das zu machen, was mir gefällt. Die „totale“ finanzielle Freiheit ist für mich trotzdem ein Ziel, wenn auch eher ein theoretisches, denn auch ich werde sicher nicht aufhören zu arbeiten. Es wäre für mich aber einfach ein gutes Gefühl, zu wissen: Ab jetzt bin ich nicht mehr von einer Erwerbstätigkeit abhängig!

    Ob das Thema „finanzielle Freiheit“ überhaupt so populär ist? Ich kenne in meinem persönlichen Umfeld keinen einzigen Menschen, der ein solches Ziel verfolgt. Es scheint mir vielleicht doch eher eine Art selektive Wahrnehmung zu sein, die zustande kommt, wenn man sich intensiver mit dem Metier Finanzen beschäftigt, da läuft einem das Thema halt öfters über den Weg.

    Antworten
    1. Lejero

      Gut zusammengefasst!

      Antworten
  17. Leo

    Ein Artikel, der lesenswert und inspirierend ist.
    Toll, wenn man zur Arbeit geht und dabei seinem Hobby und Leidenschaft nachgeht.
    Nun, nicht alle Berufe sind (leider) so. Weil wahrscheinlich die Arbeit mit Geld, Anerkennung usw. entlohnt wird. Ein Hobby nicht.
    Zu einem erfüllten Leben vor und nach der Rente gehört ein Gesamtpaket, der auch die Familie unkludiert. Für mich der Schwerpunkt im Leben. Die Arbeitet aber nicht.
    Wenn das Depot gut gefüllt ist, kann man das Arbeiten deutlich deutlich besser tolerieren. Man fühlt diese Freiheit, auf die man bei Bedarf zurückgreifen könnte.
    In der Freizeit und in der Rente sollte der Kopf und der Körper nicht ausgeschaltet werden. Dann kann man die Zeit in der Hängematte jederzeit genießen. Auch ohne Arbeit: mit 47,50,60,70 und natürlich mit 87!
    Danke für deinen Artikel!

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Sehr wichtiger Punkt. Die Arbeit ist nur ein Strang unseres Lebens. Der andere ist die Liebe. Partner, Kinder, Freunde.
      Vielleicht ist durch den Text der Eindruck entstanden, es ging in meinem Leben stets und immer um die Arbeit. Die Wahrheit ist: Ich kenne niemanden, der so wenig arbeitet wie ich es tue. Als die Kinder kleine waren habe ich 70 Prozent gearbeitet, meine Frau ebenfalls. Bei vielen Paaren arbeiten beide Partner 140 Prozent – und die Kinder fallen hinten runter.
      Am langen Ende des Lebens, da wo wir alle gehen, zählt für Menschen ohnehin nur noch der zweite Strang, die Liebe. Sind die Menschen da, die mir nahe stehen? Und berufliche Erfolge verblassen.
      Danke für deine Zuschrift!

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  18. Florian Wiedemann

    Hallo Christian,

    Ich kann da Sandra nur zustimmen und natürlich hast du auch recht. Irgendjemand muss den Abfluss reinigen oder bei Wind und Wetter Strassen und dergleichen bauen oder bergeweise Überstunden in Kliniken oder Altenpflege o.ä. vor sich herschieben. Und nicht jeder hat das Glück ein Talent bzw. Hobby zu besitzen mit dem sich ausreichend Geld verdienen lässt. Und viele Leute können sich auch ihre Arbeitszeiten nicht frei einteilen. Andererseits verblödet man, wenn man den ganzen Tag nur in der Hängematte liegt. Genauso problematisch ist wohl das Wegfallen der sozialen Kontakte. Ich denke, dass viele Leute – mich eingeschlossen- die finanzielle Freiheit deswegen so erstrebenswert finden, weil man dann auch etwas machen kann, ohne dass man damit Geld verdienen muss. Z.b. die Kinderfussballmannschaft trainieren oder Influencer werden. Macht bestimmt Spaß und bringt wahrscheinlich kein Geld. Man braucht wohl einen guten Plan wenn man die finanzielle Freiheit erreicht hat. Nicht dass man von seiner Frau noch rausgeschmissen wird:)

    Viele Grüße
    Florian

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  19. Sandra

    MEINE persönliche Definition von Arbeit. Arbeit hat für mich einen hohen Wert. Macht nicht unbedingt Spaß und ist seelisch anstrengend.

    Wenn Beschäftigung gegen Geld Spaß macht, dann ist es keine Arbeit. Wenn ich höre, das z.b. Schauspieler, Sänger, Künstler… sich rühmen, mit 80 noch zu „arbeiten“… NEIN, das ist keine Arbeit. (Meine Meinung)
    Der Dachdecker, der Straßenbauer, der Müllmann, die Krankenschwestern und Krankenpfleger, der Bandarbeiter, der Angestellte im Jobcenter, die Supermarkverkäuferin… DIE arbeiten und können sich bewundern lassen! Die werden den Teufel tun und nach der Rente noch weiter Dächer decken, Straßen bauen usw…

    Und noch etwas zu denen, die nach der Verrentung nicht klar kommen. Ja logisch, wenn man sein Leben lang abhängig von Aufgabenstellungen durch ANDERE war und man sich selber nicht zu beschäftigen weiß: Tja, Pech gehabt.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Wenn das die Künstler lesen …

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      1. Sandra

        Niemand wird gezwungen, seinen Lebensunterhalt nun ausgerechnet mit Kunst zu erwerben. Das WILL diejenige Frau oder derjenige Mann.

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        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Vielleicht sollte man sie aber auch nicht abwerten, Sandra. Wenn ich schreibe, strenge ich mich seelisch wie geistig enorm an. Und das macht Freude. Ich sehe nicht ein, wozu man Freude und Arbeit von einander trennen sollte.

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    2. Karl

      Danke Sandra,
      du hast ausgedrückt was ich dazu denke. Abhängig beschäftigt!

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  20. Dusan

    Nunja, der Aufsatz scheint vorauszusetzen, dass Leute, die „finanziell frei“ sein möchten, ein Leben in der Hängematte am Traumstrand für das „Endstadium“ halten, das sie anstreben.
    Natürlich ist das nicht der Fall.
    Sondern die Leute die finanziell frei sein möchten, wollen eben unabhängig sein von LOHN-Arbeit.
    „Etwas tun“ muss der Mensch immer, es liegt in seinem Naturell, aktiv, kreativ, leistungsfähig zu sein.
    Nur kann er sich via „finanzieller Freiheit / Unabhängigkeit“ eben Dingen widmen, für die er nicht bezahlt wird.
    Wenn du gerne Paare berätst (toller Beruf), und auch noch dein leben davon finanzieren kannst, ist das doch prima. Was aber, wenn die ratsuchenden Paare ausbleiben und dein Einkommen wegbricht, oder wenn du irgend wann einfach keine Lust mehr dazu hast? Kannst du dann einfach so aufhören ohne finanzieller Unabhängigkeit?

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  21. MundM

    Amen.
    Neulich las ich an anderer Stelle von der Fehldeutung der “Work-Life-Balance”. Das trennt Arbeiten und Leben voneinander.
    Für mich gehört die Arbeit und das Leben aber als Einheit zusammen.
    Deshalb stimme ich vollkommen zu, wenn du sagst, dass für ein glückliches Leben eine Arbeit braucht, die einem Spaß macht.
    Allerdings fällt es vielen schwer, zu erkennen was ihnen Spaß macht, oder sehen nicht die Möglichkeiten, wie sie das umsetzen können.
    Ich bin gespannt auf deine Beiträge in den nächsten 28 Jahren. Mit meinen 34 werde ich ja hoffentlich noch einige davon mitbekommen.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich glaube, es fällt uns allen schwer zu erkennen, was für eine Arbeit die richtige für uns ist. Wir denken bei Arbeit einfach nicht an Spaß. Sondern an Geld, Prestige und Konsum. Ich habe mal von einem Headhunter gehört, der regelmäßig miterleben musste, wie die Menschen die er vermittelte Jobs annahmen, die ihnen nur wenig Freude machten. Sie entschieden sich für das Geld das ein Angebot einbrachte. Und das ist ein Irrtum. Er sah das übrigens auch so.
      Freut mich, dass du die nächsten 28 Jahren noch hier mit dabei bist!

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  22. Peter

    Stimme zu – es gibt nichts logischeres, als das Menschen sich nicht mehr so anstrengen, wenn sie körperlich und geistig abbauen…

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  23. Bergfahren

    Das passt schon. Finanzielle Freiheit ist wirklich Nonsens! Braucht man dann keine Steuererklärung oder Krankenversicherung mehr?

    Es gibt aber eine Finanzielle Sicherheit bis zur Unabhängigkeit. Wenn mein „Notgroschen“ oder „Wertpapierdepot“ so groß ist dass ich entscheiden kann keinen Job mehr für einen Arbeitgeber zu machen.

    Also könnte man sagen es ist Selbstständigkeit. Ich verlasse mich nicht auf 12 oder 14 monatliche Gehälter sondern lebe mit oder von meinen Finanziellen Möglichkeiten. Es ist wie an der Börse – mit mehr beruflichem Risiko ergeben sich auch Chancen.

    Viele Grüße
    Bergfahrten

    P.S.: Bin seit Herbst 2017, damals 52 nun finanziell Unabhängig und möchte wie Warren Buffett bis 100 an meinen Finanzen arbeiten

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Warren arbeitet nicht nur an seinen Finanzen, würde ich gerne einwerfen. Er ist CEO von einem der größten Unternehmen der Welt. Das bekommt ihm erkennbar sehr gut, denn es hält ihn in Kontakt mit anderen Menschen, die seine Leidenschaft teilen. Zudem ist er vielfältig zum Wohle der Gesellschaft aktiv. In der Regel als ein Lehrmeister in Sachen „seriöse Geldanlage“.

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      1. Bergfahrten

        Klar, jeder mit seinen Möglichkeiten. Er leitet seine Berkshire Hathaway als CEO und ich führe meinen „kleinen privaten Mischfonds“ und die daraus erzielten Erträge.

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  24. Peter

    Mir kommt dies wie ein klassischer Fehlschluss im Bereich Ursache-Wirkung vor.

    Du sagst: Weil jemand lange arbeitet, bleibt er gesund, fit und ist zufrieden.

    Ich meine: Falls jemand gesund und fit bleibt (aus Zufall oder genetischen Gründen, wasweissich), dann ist er zufrieden und kann lange arbeiten. Wie der Chirurg. Der möglicherweise auch im Schaukelstuhl seine 100 erleben würde. Wer kann das Gegenteil beweisen?

    Mit einer Studie im Nachhinein (retrospektiv) kann man beide Fälle kaum unterscheiden. Nur mit einer langfristig angelegten, prospektiven Studie, bei der man die Leute dann noch zufällig vom Arbeiten abhalten müsste respektive dazu zwingen würde. Geht natürlich gar nicht.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Doch – geht. Und genau so kam das Ergebnis der Forschung zustande. Will aber keiner wissen. Scheint auch dir suspekt zu sein. Warum eigentlich? Es gibt nichts logischeres als dass Menschen abbauen, wenn sie sich nicht mehr anstrengen.

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    2. Norbert

      Also ich halte mich da lieber an bewährte Lebensweisheiten meiner Großmutter mit gesundem Menschenverstand, die 2 Weltkriege als Flüchtling erfolgreich überstanden hat. Die besagen ganz klar für die Upside in zeitlicher Abfolge: 1.) Sich regen 2.) bringt Segen! Der Engländer warnt analog vor der Downside: „Use it or lose it“!

      Auch die angewandte Wissenschaft sagt eineindeutig: „How do you innovate? FIRST, try to get in trouble. I mean serious, but not terminal, trouble.“ – Nassim Taleb in „Antifragile – Things That Gain from Disorder.“

      Das ist das Königsprinzip der gesamten Evolution schlechthin. D.h. wie wir überhaupt so leistungsfähig geworden sind und bleiben könnten, wenn wir nur wöllten. Nämlich durch die Lösung von Problemen, Notlagen und immer wieder neuen Herausforderungen. Wie lange hätte wohl Stephen Hawking lebensfroh gelebt, wenn er sich in sein nun wirklich bedauernswertes Schicksal gefügt hätte?! Siehe dazu: http://www.linkedin.com/pulse/what-leaders-can-learn-from-stephen-hawking-leonard-mlodinow/

      Ein großes Problem ist heute die weit verbreitete Altersdiskriminierung in unserer Gesellschaft. Gerade jetzt nutzen Unternehmen Corona als gute Gelegenheit aus, um teure ältere Mitarbeiter schon ab Mitte 50 regelrecht rauszumobben. Sie entziehen ihnen erst sinnvolle Aufgaben, verweisen dann moralinsauer darauf, jüngeren Arbeitnehmern nicht den Arbeitsplatz wegzunehmen und drohen ihnen mit Strafversetzungen, wenn sie sich widersetzen. Der brave Arbeitnehmer nimmt seinen Hut und ggf. Abfindung, fügt sich in sein Schicksal oder freut sich sogar darauf als FIRE-Anhänger.

      Wer hingegen antifragil denkt, ist fähig und vor allem willens, nicht kleinbeizugeben und den Angriff auf seine Menschenrechte (Arbeit, Gleichheit) im Gegenteil als neue Herausforderung anzunehmen. Er ist bereit „to get into trouble“, um sich im spannenden Überlebenskampf weiterzuentwickeln.

      Denn dabei kann man z.B. ganz schnell das Verhandeln lernen. Sehr hilfreich und motivierend ist dazu „Kompromisslos verhandeln: Die Strategien und Methoden des Verhandlungsführers des FBI“, Chris Voss. Er vermittelt mit spürbarer Begeisterung unterhaltsam und spannend besonders erfolgreiches taktisch emphatisches Verhandeln anhand vieler Kidnapping-Beispiele. Dadurch motiviert er sehr zur eigenen Anwendung, lässt dabei den Bedarf an Krimi-Konsum auf Null sinken und macht einen um viele neue Erfahrungen reicher und gefragter.

      Vor diesem Hintergrund ist mir die lebensverneinende FIRE-Sektenbewegung auch ein Rätsel, insbes. deren zweiter RE-Teil, sich freiwillig arbeitslos zu machen. Das widerspricht doch jeglichem gesunden Menschenverstand, das eigene Humankapital mutwillig zu zerstören. Also den größten und wertvollsten Teil der eigenen Existenzgrundlage, um sich in die totale Abhängigkeit allein vom Finanzkapital zu begeben!?! Und das auch noch meistens rein marktabhängig nur mit Beta- und ohne anti-korrelierte Alpha-Anlagen zur wirksamen Reduzierung des Crash-Risikos.

      Gerade jetzt in Zeiten historisch größter Unsicherheiten von Corona, Digitalisierung und Fragilisierung des weltweiten Finanzsystems (VUCA-Welt) sollte man sich doch so breit und wirksam diversifiziert wie irgend möglich aufstellen. Oder was verstehe ich da nicht?

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      1. Lejero

        Einfach weil man es kann. Ich gehe jetzt mit 45 in den Ruhestand. Warum sollte ich weitermachen? Habe endlos Projekte und Ideen, werde vielleicht was anderes studieren, oder einfach nur mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Warum sollte ich weiter 50 h rödeln? War bestimmt nicht schlecht, ab und zu auch richtig gut. Aber ich möchte einfach6auch andere Dinge probieren.

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        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Ja, wie verrückt ist das denn! Erstens: Ein Mann mit Kindern sollte nur rund 70 Prozent arbeiten. Alles andere ist viel zu viel. Zweitens: Was ist rödeln? Eine Arbeit die dir Spaß macht ist das jedenfalls schon mal nicht.
          Warum glauben Männer stets und immer, sie müssten 50-60 Stunden arbeiten – oder gar nicht? Versuch es mal mit einer Arbeit die Spaß macht. Und mehr Zeit für dich und die Familie.

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          1. Lejero

            Zu Erstens: halte ich für eine sehr pauschale Aussage. Aber gut.
            Zu Zweitens: wie geschrieben, hat mal Spaß gemacht, mal nicht, aber war einfach sehr aufwändig und stressig, was aber nichts schlechtes sein muss und durchaus auch Spaß gemacht hat. Nur halt nicht bis 67. Deswegen ist für mich finanzielle Freiheit ein tolles Ziel. Ich musste dafür nicht 20 Jahre „leiden“, nur nicht maßlos konsumieren und vernünftig investieren.
            Ich möchte auch zukünftig nicht gar nichts tun, nur eben die Freiheit haben, (fast) ausschließlich das zu tun, was ich möchte oder als wichtig erachte, und dafür ist finanzielle Freiheit eine gute Basis.
            Wenn du das für dich anders möchtest ist das ja völlig ok, ich fand die Darstellung im Artikel nur sehr eindimensional betrachtet.

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