Welche Solaraktie ist die beste?

Vor einem Jahr noch war es eine sensationelle Meldung: Erstmalig hatte Strom aus Solarzellen einen Preis von 3 Cent für eine Kilowattstunde erzielt. Zwar nur bei einer Auktion (in Dubai) und die entsprechende  Anlage wird in diesem Jahr errichtet. Trotzdem war das ein noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehaltener Wert.

Ich habe dann ein wenig rumgesponnen und in meinem Buch „Schatz, ich habe den Index geschlagen“ für die nächsten Jahre einen Preis von 2 Cent in Aussicht gestellt. Und einen Preis von 1 Cent für die fernere Zukunft.

Aber dann ist wieder einmal alles ganz anders gekommen. Die Realität hat alle Erwartungen und Prognosen über den Haufen geworfen. Die Preise für Solarmodule stürzten im Herbst 2016 in immer neue Tiefen. Schlecht für die Hersteller, die teilweise Mühe haben, kostendeckende Preise zu erzielen. Gut für die Umwelt und für den Ausbau der Solarenergie.

Das Ergebnis: Bereits zum Ende diesen Jahres soll bei der Solarenergie nach Prognosen von GTM Research ein Preis von 2 Cent erreicht sein.

Tusch!

Das ist Grund genug, den Solarbereich einmal wieder genauer unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, welche Aktien einen Kauf lohnen. So viel vorab: Das Ergebnis hat mich selber überrascht. Ich habe sie tatsächlich gefunden, die beste Aktie. Die Aktie, die wohl am allermeisten vom Solarboom und den sinkenden Preisen für Solarmodule profitiert.

 

Warum sind sinkende Preise schlecht?

Sinkende Preise für Solarmodule setzen die Hersteller stark unter Druck. Sie haben in die Produktion von Solarmodulen investiert – nun soll sich der Einsatz amortisieren. Das geht nur über auskömmliche Preise. Die Produzenten brauchen eine Gewinnmarge.

Wollen sie dann auch noch in Forschung und Entwicklung investieren, dann benötigen sie eine deutlich höhere Gewinnmarge. Und wollen sie am Ende ihre Aktionäre mit einer Dividende am Gewinn beteiligen, dann muss die Marge noch einmal höher sein. Deshalb sind stets fallende Preise für ihre Produkte für die Unternehmen wie für die Aktionäre schlecht. Und stark fallende Preise sind für sie sogar sehr schlecht.

Zudem führt die schnelle technische Entwicklung dazu, dass auch eine gerade gestern erst in Betrieb genommene Anlage heute möglicherweise schon wieder veraltet ist. Das eingesetzte Kapital wird schneller wertlos als erhofft, das Unternehmen muss neue Kredite aufnehmen, um neue Anlagen bauen zu können. Auf diese Weise haben sich schon viele Solarhersteller in Richtung Insolvenz investiert: Yingli Green Energy, Trina Solar, Conergy, Q-Cells, Solon, SunEdison.

 

IHSSolarForecast

 

Wie viel Solarenergie wird neu installiert – eine Prognose aus dem Jahr 2015.

 

Während die Neuinstallation von Solaranlagen mit rund 75 Gigawatt in 2016 einen neuen Höhepunkt erreichte (prognostiziert worden waren zuvor 65 GW), schossen die Insolvenzanträge von Solarfirmen nach einer Untersuchung von Tokyo Shoko Research mit 31 Fällen im ersten Halbjahr 2016 auf einen neuen Höhepunkt.

Was die Frage aufwirft: Wenn schon ein gutes Jahr für die Solarproduzenten zu stark schrumpfenden Gewinnen führt – was passiert da wohl erst, wenn es mal wieder kein Wachstum gibt? Und genau das steht den Firmen derzeit möglicherweise bevor. Wie in der Grafik oben gut zu sehen, gehen die Prognosen für 2017 von einer leicht fallenden Nachfrage aus. Gut möglich, dass dann einmal wieder alle Solarhersteller Verluste machen – wie zuletzt in den Jahren 2011 und 2012.

 

Soll ich mein Geld in Solaraktien anlegen?

So weit zu den grundsätzlichen Problemen der Branche. Sie sind groß – und die Zukunft ist für einzelne Unternehmen nach wie vor kaum abzuwägen. Viele Firmen werden in den nächsten Jahren in die Insolvenz gehen. Wie in der Vergangenheit auch.

Klingt das für dich nach einer guten Anlage für dein Geld? Wahrscheinlich nicht. Solarenergie – das klingt in den Ohren vieler Anleger nach einem Zukunftsmarkt und nach einer neuen, epochemachenden Energieform. Alles richtig – doch leider ist es für die Anleger in der Regel ein sehr riskantes Investment – und das ist am Aktienkurs von führenden Solarunternehmen wie zum Beispiel FIRST SOLAR auch gut zu erkennen.

Hier kommt der Chart über 10 Jahre:

 

chartFirstsolar.aspx

 

Ich habe mit FIRST SOLAR ein besonders solides Unternehmen rausgesucht – und immerhin endet der Chart am Ende ja sogar im Plus. Das ist bei Solarfirmen keinesfalls die Regel. FIRST SOLAR leidet zudem nicht unter Überschuldung und hat in der Vergangenheit schon richtig Geld verdient. Trotzdem haben sie im Boomjahr 2016 Verluste gemacht. Und das wird auch 2017 so bleiben. Erst in 2018 soll die Wende zum Besseren kommen.

Auf ein eher unsolides Unternehmen können wir auch gerne noch schauen. Hier kommt zum Vergleich der Chart von einem der größten Spieler der Branche und von seiner langfristigen Performance. Es ist das chinesischen Unternehmen JA SOLAR:

 

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Nein, hier werden keine Werte für Anleger geschaffen. Hier wird Wert vernichtet. Im Fall von JA SOLAR sind es knackige 70 Prozent des Wertes, die in zehn Jahren verschwunden sind. Seit 2010 hat sich zudem der Schuldenstand der Firma um eine Milliarde Dollar erhöht.

Zukunftstechnologien gehen oft mit einem extrem schlechten Return für Anleger einher, zumindest in den stürmischen Anfangsjahren – die Solarenergie ist dafür nur ein Beispiel. Aus diesem Grund habe ich im vergangenen Herbst die letzten Solaraktien verkauft die ich im Tief von 2012 günstig erworben hatte.

 

Solltest du das auch tun? Denk darüber nach. Du weißt, ich kann hier nicht für dich entscheiden. Es ist dein Geld. Und deine Entscheidung.

Natürlich sind stets sinkende Preise und unablässige technologische Durchbrüche für Unternehmen schwierig und für Anleger in diese Unternehmen auch – aber das alles hat ja auch seine Vorteile. Für die Umwelt zum Beispiel.

Und deshalb ist es jetzt an der Zeit, etwas darüber zu sagen, warum sinkende Preise bei Solarmodulen gut sind. Für die Umwelt. Und für die Welt, die sich durch Preise von 2 Cent oder 1 Cent für ein Kilowatt Solarstrom dramatisch ändern wird. Stärker als die allermeisten sich das heute vorzustellen vermögen.

 

Warum sind sinkende Preise gut?

Vielleicht kannst du dich ja noch daran erinnern, dass Strom aus Solarenergie für Preise von 50 Cent hergestellt wurde. Das ist nicht allzu lange her. Noch vor zehn Jahren war das die Höhe der Einspeisevergütung für Solarstrom in Deutschland, wenn du dir so eine Anlage aufs Dach gebaut hast.

50 Cent!

 

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Solarmodule waren teuer, ihre Installation auch. Und deshalb baute niemand so eine Anlage auf sein Dach, wenn er keine Förderung dafür bekam. Über den Strompreis. Es entsteht also ein künstlicher Markt, der nur durch irgendeine Form der Förderung möglich ist. Weil der Strom aus Solaranlagen sehr teuer war, deutlich teurer als jede andere Energieform auf dem Markt.

 

Was sind natürliche Märkte?

Was aber passiert, wenn Solarstrom für Preise von 5 Cent, von 3 Cent oder gar von 2 Cent hergestellt werden kann? Die Antwort lautet: Es entstehen sogenannte natürliche Märkte. In diesen Märkten wird Solarstrom nicht mehr nachgefragt weil es Fördergelder gibt – sondern weil er billig ist. Solarstrom ist derzeit in weiten Teilen der Erde die billigste verfügbare Energiequelle. Und es ist absehbar, dass Solarstrom in immer mehr Ländern und Regionen die mit weitem Abstand billigste Form der Energie ist.

Von der teuersten Energieform zur billigsten – in gerade einmal zehn Jahren. Das fand auch der Wirtschaftsdienst Bloomberg wichtig genug um Ende 2016 darauf hinzuweisen, dass Solarenergie nun die unangefochtene Nummer eins beim Preis ist. Billiger als Windenergie.

 

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Mein Fazit

Solarenergie wird zur billigsten Energie, die Menschen je genutzt haben. Damit lautet die Reihenfolge der Energieformen, auf denen der technische Fortschritt beruht: Holz – Kohle – Erdöl – Solarstrom.

Die Entwicklung von natürlich Märkten wird in einigen Jahren bislang unbekannte Phänomene hervorbringen. Viele afrikanische Länder zum Beispiel werden vermutlich nie größere, nationale Stromnetze aufbauen.

Überlandleitungen sind extrem teuer. Angesichts von billigen Solarmodulen und einer immer besseren Stromspeicherung sind solche Netze auch nicht mehr erforderlich. Lokale Netze, sogenannte Microgrids ersetzen in Zukunft in vielen Ländern Afrikas und Asiens die für uns gewohnte Netzinfrastruktur.

 

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Nach Unten – nur nach Unten. Der Kurs von JINKOSOLAR in 2016.

 

Lohnt sich der Kauf von Solaraktien für dich?

Ich kann es dir nicht sagen. Fest steht: Für langfristig orientierte Investoren sind Solaraktien kein Kauf. Möglicherweise ergibt sich in den nächsten Wochen oder Monaten eine Erholung bei den in 2016 arg gebeutelten Aktien von Solarfirmen. Nicht auszuschließen.

Für diese Sicht spricht, dass die Aussichten für die Branche sich gerade etwas verbessert haben. Statt eines Falls der neu installierten Leistung von 74 GW in 2016 auf 69 GW in 2017 sieht GTM Research jetzt einen Anstieg auf einen neuen Rekordwert von 85 GW und damit eine weitere Beschleunigung der Expansion des ohnehin schon stark wachsenden Sektors. Das mag so kommen – oder auch nicht.

Aber Solaraktien bleiben auch in Zukunft keine pflegeleichten Aktien, Aktien die du, wie die Amerikaner sagen, „don’t have to babysit“. Du musst sie vielmehr unablässig beaufsichtigen. Vor unliebsamen Überraschungen wie einer Überschuldung von Unternehmen oder einem plötzlichen dramatischen Preisverfall, bist du als Anleger hier nie sicher.

 

Die Profiteure der Solarenergie

Den Trend hin zu Microgrids haben einige Konzerne bereits verstanden und versuchen, daraus Nutzen zu ziehen. Möglicherweise bist du überrascht zu hören, wer das ist. Nein, es sind keine Stromproduzenten, keine Netzbetreiber und keine Solarmodulhersteller – es sind vielmehr zwei der größten Nutznießer einer Elektrifizierung der Welt: FACEBOOK und MICROSOFT.

Beide Unternehmen engagieren sich in einer Initiative zur Entwicklung von Microgrids in Afrika, Indien und Indonesien und haben ihre Unternehmung mit einem Kapital von 50 Mio. Dollar ausgestattet.

 

Ohne Frage werden auch GOOGLE, APPLE und SAMSUNG von dieser Entwicklung profitieren. Ihr Markt wächst dramatisch, wenn immer mehr Menschen Zugang zu einem Smartphone bekommen.

 

Welche Solaraktie soll ich kaufen?

Meine persönliche Antwort auf diese Frage ist klar. Sie lautet: FACEBOOK. Das Unternehmen möchte durch einen besseren Zugang der Menschen in Afrika und Asien zu Strom seine Mitgliederzahl weiter ausbauen. Klar. Strom ist die unabdingbare Voraussetzung für einen Zugang zum Internet wie auch für die Nutzung eines Smartphones.

FACEBOOK ist schon jetzt einer der größten Förderer von Solarenergie. Viele seiner Rechenzentren werden mit Solarstrom betrieben. Das verschafft dem Unternehmen nicht nur ein grünes Image – es ist in der Regel auch einfach billiger. FACEBOOK ist schon jetzt hochprofitabel. Für mich steht außer Frage, dass das Unternehmen einer der größten Nutznießer einer kostengünstigen Elektrifizierung der Welt sein wird.

 

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Diese Geschichte ist die Geschichte der Suche nach einer profitablen Solaraktie. Sie endet für mich völlig anders, als erwartet – mit einem Unternehmen das keine Solarmodule oder Wechselgleichrichter herstellt und das auch keine Solarparks betreibt – und das doch einer der größten Profiteure des Solarbooms ist: FACEBOOK.

Damit geht diese Geschichte ganz ähnlich aus, wie die Suche nach den größten Profiteuren der Vergabe von Mobilfunklizenzen in Deutschland Ende der 80er Jahre.

Nein, nicht die TELEKOM hatte am Ende die Nase vorn bei dieser Entwicklung. Viele Anleger hatten genau das erwartet. Es kam anders. Ganz anders.

 

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Die beiden großen Sieger der neuen Freiheit der Lizenzen für Mobilfunk hießen am Ende APPLE und SAMSUNG. Es sind die beiden Unternehmen, die nun schon seit vielen Jahren sämtliche Gewinne die mit Smartphones gemacht werden unter sich aufteilen. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Erstens: APPLE. Zweitens: SAMSUNG. Hier kommt zum Vergleich zur TELEKOM noch der Chart von SAMSUNG in dieser Zeit:

 

 

grafik-samsung

 

The Winners of Solar

So ähnlich wird es wohl auch bei der Solarenergie kommen. Nicht JINKOSOLAR, nicht CANADIAN SOLAR und auch nicht FIRST SOLAR heißen die Sieger im Wettlauf um die Verteilung der Zukunft und dem spannenden Wandel der Energieproduktion hin zu Gestehungskosten von 1 Cent für eine Kilowattstunde Strom.

Die Nutznießer der Entwicklung hin zu einer Produktion von erschwinglichem Solarstrom sind stattdessen FACEBOOK, APPLE, SAMSUNG, GOOGLE und MICROSOFT.

 

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2 Kommentare

  1. Florian Günther

    Interessant! Ich denke BYD ist in diesem Zusammenhang ebenso ein tolles Unternehmen.

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Für mich ist BYD sehr undurchschaubar – aber ich würde tatsächlich nicht ausschließen, dass sie als Automobilhersteller eines Tages erstens eine große Nummer sind und zweitens hochprofitabel. Das gleiche gilt für TESLA. Allerdings ist das Risiko sehr groß, dass alles ganz anders kommt.
      Da Automobilhersteller aber ohnehin nicht zu den Top-Performern bei den Aktien gehören, würde ich beide Unternehmen links liegen lassen – und auf Nummer sicher gehen.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

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