10 Wege um als Privatanleger den Index zu schlagen

Erstens. Du solltest dir klar machen, dass der DAX ein schlechter Vergleichsindex ist. Auch wenn du mit deinen Aktien besser bist als der DAX – das heißt noch gar nichts. Das ist der MDAX nämlich auch. Eine einfache ETF-Anlage in den MDAX hat über die letzten 30 Jahre eine Rendite von 11,3 Prozent gebracht. Jahr für Jahr. Das ist – exzellent. Der DAX hingegen kam nur auf 8,8 Prozent. Beide Werte sind inklusive der Dividenden.

11,3 Prozent – die Latte um den Index zu schlagen hängt also ziemlich hoch. Im Grunde brauchst du aber nur eines zu tun, um den DAX um Längen zu schlagen – du musst ihn meiden. Und stattdessen in den MDAX investieren.

 

 

 

 

Zweitens. Mach bitte jedes Jahr eine Bilanz. Schau also am Ende des Jahres, wie gut du abgeschnitten hast. Dazu brauchst du nur den Depotwert vom Jahresanfang zu nehmen – und den vorm Jahresende. Und dann rechnest du deine Rendite aus.

Die meisten Privatanleger scheuen diesen Schritt. Das hat einen einfachen Grund. So wie über 70 Prozent der Autofahrer der Meinung sind, dass sie besser fahren als der Durchschnitt (logisch unmöglich), denkt die Mehrzahl der Privatanleger, sie könne ohne Probleme bessere Entscheidungen treffen als die Mehrheit es vermag. Um diese Überzeugung nicht zu gefährden, machen sie alle am Jahresende in der Regel schlicht keine ehrliche Bilanz. Das schont ihr Ego. Es geht aber auf Kosten ihrer Gewinne.

 

 

Drittens. Wer bessere Ergebnisse erzielen will als der Markt, der muss starke Nerven haben. Anlegerinnen und Anleger müssen in der Lage sein, mit frischem Geld in den Markt zu gehen und Aktien zu kaufen, wenn neben der Bildzeitung und dem Spiegel gerade alle Medien den Untergang des weltweiten Wirtschafts- und Finanzsystems vorhersehen.

Das ist aber nur die eine Hälfte des Problems. Die zweite: Sie müssen zudem damit leben, dass alle Freunde und Bekannte extrem pessimistisch sind und aus dem Markt regelrecht fliehen, während sie kaufen wollen. Auch das ist schwer. Sehr schwer sogar.

Star-Investor Warren Buffett kauft genau dann, wenn die Kurse purzeln. Ihm ist es völlig egal, was andere gerade denken – sind sie in Panik, ja dann sind sie eben in Panik. Ihn kümmert das nicht, denn er kauft wenn Aktien billig sind. Und das sind sie nun mal in der Krise. Auch deshalb schlägt er so oft den Index.

 

 

 

Viertens. Zudem müssen erfolgreiche Anleger Nerven wie Drahtseile haben, wenn ihre Anlagen gerade an Wert verlieren. Das passiert am Aktienmarkt regelmäßig. Alle 10 Monate kommt es im Durchschnitt zu einer Korrektur, die um etwa 10 Prozent nach unten geht. Alle 30 Jahre sehen wir im Durschnitt eine Korrektur, die den Wert der Anlagen für einige Monate oder Jahre um 40-50 Prozent verringert.

Wer in der Krise verkauft, der verpasst in der Regel den Punkt, an dem er seine Aktien günstiger wieder kaufen kann – und muss am Ende zu höheren Kursen wieder einsteigen. Diesen Fehler machen Privatanleger häufig und sie machen ihn zudem auch nicht nur bei kompletten Markteinbrüchen. Auch einzelne Aktien durchlaufen ja solche Korrekturen von 10-50 Prozent. Gerade die richtig erfolgreichen Aktien wie zum Beispiel Apple tun das regelmäßig. Nur wer sie dauerhaft hält hat eine Chance, am Ende den Gewinn zu sehen, den sie durchschnittlich erzielen.

 

 

Fünftens. Fundiertes Wissen ist wichtig bei der Anlage in Einzelaktien. Es hilft nichts, dass wir die Aktien kaufen, die alle kennen und alle für gut halten. Sicher sind RWE, Daimler und die Allianz bekannte deutsche Unternehmen. Anleger greifen bevorzugt zu diesen Marken der deutschen Wirtschaft, die in unserem Alltag sehr präsent sind. Und das ist – falsch! Alle drei genannten Aktien gehören zu den schlechtesten, die wir in den vergangenen 20 Jahren besitzen konnten.

Es reicht also nicht, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen („Daimler baut gute Autos – die Aktie ist gut“). Wer in Aktien anlegt, der beteiligt sich an einem Unternehmen. An seinen Gewinnen. An seinem Wachstum. Deshalb sollten Anleger „ihre“ Unternehmen kennen.

 

 

Sechstens. Aktien sind Unternehmensbeteiligungen. Sie sind eine Beteiligung an der Zukunft eines Unternehmens. Deshalb ist es wichtig, auf Zukunftstrends zu setzen. Das Smartphone war so ein Trend. Es hat in zehn Jahren die Welt verändert. Wer aber waren und sind seine Gewinner? Sie heißen APPLE, FACEBOOK, ALPHABET.

Der Onlinehandel ist ein weiterer dieser Trends. Der Gewinner dort heißt schon seit vielen Jahren: AMAZON. Die Gewinner beim Trend zu mehr Sport heißen schon lange ADIDAS und NIKE. Der Gewinner beim bargeldlosen Bezahlen heißen VISA und MASTERCARD. Und die Gewinner beim Trend zu mehr und mehr Unterhaltung heißen NETFLIX, ALPHABET (YouTube), DISNEY und EVENTIM.

Werden das auch die Gewinner der nächsten Jahrzehnte sein? Mit Sicherheit kann das niemand sagen. Allerdings spricht viel dafür, dass es so ist. Gewinner bleiben in der Regel für viele Jahre und Jahrzehnte Gewinner. Ein wenig Aufmerksamkeit, ob sie es wirklich bleiben schadet allerdings nie.

Zudem können auch Zukunftstrends sich ändern. Der Trend zum autonomen Fahrzeug wird uns möglicherweise neue Gewinner bescheren. Wie die heißen? Keine Ahnung. Vermutlich werden es weder DAIMLER noch VW sein. Dafür ahne ich, was die Menschen in ihren autonom fahrenden Autos machen werden. Sie werden Filme bei NETFLIX schauen oder auf YouTube, werden noch mehr Zeit bei FACEBOOK verbringen und mit ihrem iPhone (APPLE). Diese Gewinner stehen also schon so gut wie fest.

 

 

Siebtens. Du solltest deine Grenzen kennen. Wer sich mit Unternehmen und mit Zukunftsfragen nicht beschäftigen will, der ist bei Einzelaktien falsch. Kauf in dem Fall lieber zwei ETFs (MDAX + S&P 500) – und freu dich, dass Sie Jahr für Jahr gute Gewinne machen. In der Regel wirst du sogar den DAX schlagen. Zudem wirst du besser sein als alle deine  Freundinnen und Freunde, die sich regelmäßig mit ihren Aktien beschäftigen.

 

 

Achtens. Den Index zu schlagen ist nicht schwer. Beinahe jedem Anleger gelingt das mal in einem Jahr. Über viele Jahre aber gelingt das nur sehr wenigen. Selbst Warren Buffett ist das nicht in allen Jahren gelungen. Im Jahr 2015 – meinem bislang besten Jahr (knapp 50 Prozent Plus bei den von mir empfohlenen Aktien) hat er sogar ein Minus von 3,7 Prozent eingefahren. Buffett ist es allerdings über 50 Jahre gelungen, den Index zu schlagen – mir nur über 4 Jahre und auch lange nicht so eindrucksvoll wie ihm.

Schlägt der Index dich drei Mal, solltest du anfangen dein Geld in ETFs umzuschichten. Natürlich ist es erlaubt, sein Geld in Einzelaktien anzulegen und damit weniger zu verdienen als der Index. Sinnvoll aber ist es nicht.

 

 

 

Neuntens. Geld ist nicht alles. Sich regelmäßig mit Aktien und Unternehmen zu beschäftigen, setzt voraus, dass uns das Spaß macht. Sonst ist es nicht sinnvoll. Wem es keinen Spaß macht, der legt sein Geld in ETFs an. Und Ruhe ist.

 

 

Zehntens. Schaue bitte immer auch auf das langfristige Bild. Aktien steigen und Aktien sinken. Sie haben Boom- und sie haben Schwächephasen. Keine Frage. Da ist ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Märkte hilfreich um zu erkennen, was am Aktienmarkt auf lange Sicht passiert: Die Kurse steigen – und mit ihnen unser persönlicher Wohlstand.

 

Der S&P 500 über 100 Jahre, bei wieder angelegten Dividenden – so sieht er aus.

 

 

Ein Dollar angelegt in den amerikanischen Index erbrachte bei Wiederanlage der Dividenden einen Wertzuwachs von rund 1.800.000 Prozent. Aus einem Dollar wurden also rund 18.000 Dollar.

 

Warum ist das so?

 

  • Weil der menschliche Geist stets neues erfindet.

 

  • Weil die amerikanische Volkswirtschaft, wie viele andere Volkswirtschaften auch, in dieser Zeit sehr stark gewachsen ist – trotz aller Krisen und trotz zweier Weltkriege.

 

  • Weil die 500 größten börsennotierten Unternehmen der Vereinigten Staaten in dieser Zeit ihre Umsätze und Gewinne Jahr für Jahr steigern konnten.

 

Wer glaubt, dass das auch für die nächsten 100 Jahre so bleibt, der ist bei Aktien richtig. Einerlei ob er dann den Index schlägt – oder aber  ‚nur’ den Durchschnittsgewinn macht. Wer das nicht glaubt, der kauft sich einen Goldbarren, legt sein Geld aufs Sparbuch oder kauft ein Haus. Und macht auf diese Weise deutlich weniger Gewinn. Als mit Aktien. Aber auch das ist ja erlaubt.

 

Wenn du keinen Beitrag mehr verpassen willst, dann bestell doch einfach den Newsletter! So wirst du jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!

 

7 Kommentare

  1. Michael Spechtenhauser

    Seit einigen Wochen lesen ich Ihre interessanten Artikel die für mein weiteres investieren sehr hilfreich sein können. Ich bin wahrscheinlich ein ganz normaler, klassischer, privater , kleiner Investor der bisher ausschließlich in Einzelaktien investiert hat. Die Argumente in ETF´s zu investieren leuchten mir grundsätzlich ein. Ich habe aber keinerlei Erfahrung damit. Ich kann mir durchaus vorstellen in einen MDAX und S+P 500 ETF zu investieren. Meine grundsätzliche Frage ist aber, wo kauft man die ETF´s am Besten. Beim Fondsanbieter selber oder doch über eine der div. Börsen. Und wenn Börsen, auf welcher.
    Gleiches gilt dann auch für den Verkauf. Kann es sein, dass der Fondsanbieter den eigenen ETF nicht mehr zurücknimmt, sprich aufkauft?
    Einige Fragen, aber vielleicht kann man mir ja weiterhelfen.
    Vielen Dank

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Man richtet sich ein Depot ein, zum Beispiel bei der Comdirect Bank. Dort kann man sein Geld dann hin überweisen. Und dann kann man dort Aktien wie auch ETFs kaufen. Über mögliche Risiken bei ETFs weiß der finanzwesir viel mehr als ich. Er empfiehlt, eher in große ETFs anzulegen, da kleinere auch mal geschlossen werden können.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian Theil

      Antworten
  2. Michael C. Kissig

    Sehr schöner Artikel, Christian, der regt zum Reflektieren an!

    Ich bin ja mehr im Bereich Deutscher Nebenwerte aktiv, aber selbstverständlich habe ich in meinem Depot auch ein paar Tech-Basisinvestments: Alphabet, Amazon, Corning, Facebook und PayPal. Und genau diese PayPal vermisse ich etwas in Deinem Artikel, in dem Du ja auch die „Gewinner des Online-Bezahlens“ aufführst mit MasterCard und VISA. Was spricht aus Deiner Sicht hier gegen PayPal? Abgesehen davon, dass Du als Apple-Superfan natürlich ApplePay als „Game-Changer“ ansehen dürftest, während ich das eher als „die dann eben auch noch“ werte (für das Business von PayPal).

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Apple Pay ist für mich als Geldquelle für APPLE vollständig irrelevant. Und APPLe sieht das auch so. Apple Pay ist dafür da, die Nutzer des iPhone noch enger an APPLE zu binden. Die Brechung selber erfolgt ja auch gar nicht über APPLE selber. Ich kann zu PayPal nichts negatives sagen, super dass ich mit MASTERCARD zufrieden bin. Die Aktie läuft so super, dass ich mir um den Bereich des bargeldlosen Bezahlen in einem Depot wirklich keine Sorgen mache. Ich konnte die Aussichten von PayPal immer deutlich schlechter einschätzen als die von MASTERCARD – das ist wohl schon alles.

      Antworten
  3. Heine Google-Mail Richard

    Diese Hinweise sollten unbedingt Teil der eigenen Strategie sein und vor allen Dingen, man sollte sie immer wieder lesen.

    Antworten
  4. Stefan Waldhauser

    Du sprichst mir aus der Seele. Ein toller Beitrag und ich bin sehr glücklich, dass ich nicht der einzige bin, der davon überzeugt ist, dass Privatanleger im Gegensatz zu den meisten Fondsmanagern den Gesamtmarkt durchaus nachhaltig und regelmäßig outperformen können- wenn sie denn Interesse an der Geldanlage mitbringen und ihre Hausaufgaben machen.

    Das liegt übrigens gar nicht daran, dass die Fondsmanager unfähig sind. Da gibt es viele gute Leute. Es sind vielmehr die Rahmenbedingungen der Finanzindustrie, die es den Profis so viel schwerer machen als den Privatanlegern. Hier habe ich mal die 7 Gründe dafür zusammengeschrieben, warum Privatanleger erfolgreicher Investieren als Fondsmanager: https://www.high-tech-investing.de/single-post/2017/09/03/7-Gruende-warum-Privatanleger-erfolgreicher-investieren-als-Fondsmanager

    Ich habe ja gar nichts gegen ETF’s – für viele Leute, die sich wenig bis nicht mit ihren Investments beschäftigen wollen ist das das Richtige. Aber es stört mich, dass man sich anscheinend immer mehr dafür rechtfertigen muss, wenn man in Einzelaktien investiert und dann auch noch erfolgreicher ist als der ETF-Anleger.
    Wie schön, dass hier auf dem Blog eine differenzierte Meinung vorherrscht… superwertvoller Artikel!

    VG
    Stefan Waldhauser

    Antworten
  5. Michael Dierolf

    Sehr guter Artikel.Kurz , prägnant , stimmig .

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

vier × fünf =