Wie geht es eigentlich Grossmutters Sparstrumpf in der Krise?

Es geht ihm gut. Er ist ein wenig geschrumpft in den letzten Wochen, steht aber noch weit über dem Tief von 2018. Noch. Ob das so bleibt, das werden die nächsten Wochen zeigen.

 

Wie geht es am Markt weiter?

 

Keine Ahnung. Derzeit müssen drei Akteure nur drei Fehler machen, und der Markt fällt deutlich (ich kann ihn verstehen). Machen drei Akteure allerdings das Richtige, dann schießen die Kurse nach oben. Und auch das kann ich gut verstehen.

In der Krise zeigt sich, wer das Zeug zum Krisenmanager hat – und wer versagt. In dieser Woche haben Donald Trump mit seiner Rede am Mittwoch und Christine Lagarde von der EZB mit ihrem Auftritt am Donnerstag die Märkte auf Talfahrt geschickt. Die Kurse fielen um 10 Prozent. Autsch!

Die amerikanische Notenbank FED hingegen macht einen guten und vor allem sehr souveränen Eindruck. Sie wird wohl in der kommenden Woche mit einer erneuten Zinssenkung der von vielen erwarteten Rezession begegnen. Das alleine reicht nicht her und nicht hin. Am Ende werden alle Regierungen Geld in die Hand nehmen, um Wirtschaft und Verbraucher vor einer Abwärtsspirale zu bewahren.

Wie immer sorgte Warren Buffett für eine solide Einordnung des Geschehens. Er blickt auf immerhin fast 80 Jahre an der Börse zurück. „Weniger ernst als 1987“, hat er gesagt. Na dann.

 

Wie sieht das Depot aus?

 

Viele haben mich in den letzten Tagen per Mail oder in der Facebook-Aktiengruppe „Kleine Finanzzeitung“ gefragt, wie meine Performance in der Krise ist. Ich selber war auch neugierig – immerhin bewähren sich auch Depots in der Krise. Oder sie tun es eben nicht. Unter der Woche ist das nur schwer herauszufinden. Ruht der Handel aber, dann wird es einfacher. Hier kommt nun meine Rechnung für ein Jahr, für 2020 und für vier Wochen.

Ein Jahr

 

Über ein Jahr stehe ich mit 1,8 Prozent im Plus – der MSCI World (ETF in Euro) mit 11,2 Prozent im Minus. Ich habe ihn um 13 Prozentpunkte geschlagen. Das ist extrem gut. Und es freut mich natürlich auch.

Über ein Jahr steht der S&P 500 (ETF in Euro) um 6,37 Prozent im Minus. Die Global Champions sind rund 8 Prozent besser. Auch sehr gut.

2020

 

In 2020 stehe ich mit 16,3 Prozent im Minus, der MSCI World mit 23,13 Prozent. Ich habe ihn um knapp sieben Prozent geschlagen. Das ist sehr viel mehr als ich erwartet habe.

In 2020 steht der S&P 500 um 20,44 Prozent im Minus. Die Global Champions sind um vier Prozent besser. Auch das ist deutlich besser als erwartet. Ich hatte im Verlauf der Woche mit etwa 2 Prozent Outperformance gegenüber dem S&P 500 gerechnet.

 

So what?

 

Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Aber eine wichtige. Üblicherweise verliert mein Depot in schwierigen Zeiten fast exakt mit dem Markt – gewinnt aber in guten Zeiten stärker. Das war diesmal anders. Auf Sicht von vier Wochen ist mein Depot um 2,5 Prozent besser gelaufen als der S&P 500 – und um fast 4 Prozent besser als der MSCI World.

Ich habe in den vergangenen Jahren wieder und wieder sehr viel Zeit darauf verwendet, mir Gedanken um die wirklich schwierigen Zeiten zu machen. Natürlich freut es mich, wenn das geklappt hat. Das ist Aktien wie LINDT (+14%) zu verdanken, SHERWIN-WILLIAMS (+16%), AMAZON (+6%) und NETFLIX (-6%). Auch APPLE (+54%) und MASTERCARD (+18%) haben ganz erheblich zum Erfolg beigetragen.

Tech-Champions

 

Noch besser ist die Performance meines neuen wikis (Global Tech-Champions). Ihr könnt gerne mal reinschauen. Es hat auf Sicht von vier Wochen noch einmal zwei Prozent weniger verloren als die Global Champions. Und es ist für 2020 sogar um fast 8 Prozent besser. Über den Unterschied zwischen den beiden Depots werde ich noch länger nachdenken. Er ist ja doch ziemlich deutlich.

Tech-Werte haben in den letzten Wochen keinesfalls einen Ausverkauf erlebt, wie viele vermutet haben. Abverkauft wurde vielmehr die Old Economy. Zudem wurden die Luftikusse unter den Aktien wie Cannabis und Wasserstoff gnadenlos abgestraft. Logisch.

Kein positiver Cash Flow, hohe Schulden, fallende Umsätze und/oder Gewinne und wenig Aussicht auf eine profitable Entwicklung in der näheren Zukunft – all das wird im Moment ziemlich gnadenlos abgestraft und fällt deutlich stärker, als der Gesamtmarkt.

Die Cannabis-Aktien hatte es schon vor dem Corona Virus mächtig gebeutelt. Nach dem Hype ist vor dem Absturz. In der Krise haben sie noch einmal sehr viel Luft abgelassen. Zum Beispiel TILRAY, das noch von zwei Jahren wie ein kommender Großkonzern bewertet wurde – und nun auf dem Weg zu einem Pennystock ist:

 

 

Ich erwarte eine ähnliche Entwicklung auch bei den Wasserstoffaktien, die zum Teil schon seit über 20 Jahren Verluste schreiben. Wie etwa BALLARD POWER.

 

 

Wie geht es in Großmutters Sparstrumpf weiter?

 

Zunächst einmal werde ich mir auch nach diesem Text wieder anhören müssen, wie unverantwortlich es ist, in der Krise zu kaufen und nicht zu verkaufen. Warren Buffett tut das, viele Langfristanleger machen es so – aber wieder und wieder kommt so ein Schlaumeier um die Ecke und erklärt mir, dass es die bessere Vorgehensweise ist, alles zu verkaufen.

Du darfst deine Aktien gerne verkaufen. Ich tue es aber nicht. Die allermeisten Privatanleger verlieren mit Verkäufen in der Krise Geld – weil sie bei der anschließenden Erholung (und die kommt immer) viel zu spät wieder einsteigen.

Am vergangenen Freitag habe ich nachgekauft. Ich habe mich entschieden, bei einem Abschlag von 25 Prozent vom Hoch zu kaufen. Diesen Punkt hat der S&P 500 in dieser Woche am Donnerstag erreicht. Also habe ich Freitag früh geordert. Im privaten Depot. Das habe ich im Januar 2016 ebenfalls gemacht (gilt heute als genialer Schachzug) und im Dezember 2018 ebenfalls (war auch nicht schlecht).

Schauen wir mal, wie die Krise weiter verläuft. Ich gehe davon aus, dass ich den Nachkauf auf Sicht von ein oder zwei Jahren nicht bereuen werde. Fallen die Kurse noch weiter, dann kaufe ich erneut nach. Das nächste Mal bei -35 Prozent. Kann passieren. Muss aber nicht. Wenn drei Akteure das Richtige tun.

 

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17 Kommentare

  1. Frank Dannenberg

    Guten Morgen,
    da schließt sich folgende Überlegung an: Der Global Champions liegt aktuell nicht bei 155 sondern ca. 140, hat somit aktuell ca. 32 % verloren. Der S&P 500 genauso. Ebenfalls auf Monatssicht haben mein i Shares MSCI World ETF 29,6 und der BCDI (den ich durchaus kritisch sehe – irreführende Werbung etc.) 22%, der Boerse.de Aktienfond sogar nur 20 % verloren. Auch der Stuttgarter Aktienfond (´Brandmaier Sekte´) verliert ´nur ´ 23%.
    Wo ist der Haken?
    Danke und Gruß
    F. Dannenberg

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Der Stuttgarter Aktienclub (Stuttgarter Aktienfonds) stand am Tief um 30,44 Prozent im Minus und ist derzeit tatsächlich mit -23 Prozent ziemlich gut. Mein wiki hat in dieser Woche Federn gelassen, keine Frage. Schauen wir mal, wie es sich in einigen Monate darstellt. Das sind alles sehr kurze Zeiträume.
      Wenn du den Chart der Stuttgarter für drei Jahre anschaust, dann sieht du, dass sie derzeit genau 1 Prozent im Plus stehen (für drei jähre!). mein Wiki hat dagegen ein Plus von 21 Prozent für diesen Zeitraum.
      Am kommenden Wochenende hat mein Blog Geburtstag, da mache ich dann mal eine Rechnung für die letzten fünf Jahre. Ab fünf Jahre wird eine Strategie ja erst wirklich interessant, wenn man Langfristanleger ist.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

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  2. Claudia

    Hallo Christian,

    angesichts der turbulenten Zeit treibt mich die Frage um, was bei einer Währungsreform geschieht? Was passiert in einem solchen Szenario mit Aktien, die in Euro gehalten werden? Ich halte zwar auch einige Titel in Fremdwährungen. Aber was sollte man mit Aktien z. B. SNP in Euro machen? Würde mich über deine Einschätzung freuen.

    Vielen Dank im voraus und herzliche Grüße aus Berlin

    Claudia

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich verstehe nicht mal die Frage. Wir hatten zwei Währungsreformen in Deutschland, weil dieses Land es im 20. Jahrhundert zwei Mal für nötig gehalten hat, seine Nachbar zu überfallen und danach ein Staatsbankrott anstand.
      Nun zu deiner Frage: Haben wir gerade den dritten Weltkrieg? Oder nicht doch eher einen Virus der (wie bei jeder Epidemie) einige Menschenleben fordert? Vor drei Jahren gab es 25.000 Tote in Deutschland mit der ganz normalen Grippe + 25.000 Tote durch mangelnde Hygiene in Krankenhäusern. Hat niemand darüber berichtet damals. War in den Medien kein Thema und in der Politik auch nicht.
      Mich wundert die derzeitige Corona-Hysterie also schon ein wenig.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

      Antworten
      1. Frank Dannenberg

        Hallo Christian,
        danke für die schnelle Antwort. Ja, stimmt du hast einen Superjob gemacht! Und ich glaube, deine 5-Jahresbilanz wird sehr gut ausfallen, so wie der Chart aussieht! 😉
        Habe erst kürzlich deinen Blog entdeckt – super! Und obwohl kein ´blutiger Anfänger, auch gleich mal dein Buch bestellt – bestimmt noch paar Anregungen und gut für meine Kinder…
        Boerse.de und Brandmaier sind ja etwas defensiver aufgestellt und verlieren daher aktuell wohl etwas weniger…
        Aber zu Brandmaier & Co schreibe/frage ich nochmal in einem dazu besser passenden Post von dir.
        VG,
        Frank

        Antworten
        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Ich komme derzeit auf 140 Prozent für 5 Jahre. Das ergibt sich aus den ersten fünf Aktien, die ich in 2015 vorgeschlagen habe. Nicht schlecht. Und weitaus besser, als die meisten Aktien die danach dazugekommen sind.

          Antworten
          1. Frank D.

            … ohh, sehe gerade, dass meine Antwort etwas ´verrutscht´ ist, sollte eigentlich im Post weiter oben platziert sein – sorry!

          2. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

            Ups. Ich habe da auch keinen Einfluss drauf.

  3. Armin

    Hallo Christian,

    verrätst Du uns, was Du am Freitag nachgekauft hast? Danke.

    Gruß

    Armin

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich habe meinen ersten ETF gekauft. Auf den S&P 500. Hab ich das nicht geschrieben?
      Schöne grüße aus Berlin
      Christian

      Antworten
      1. Thomas Reininger

        Hallo Christian,
        ich habe dein Buch gelesen „Schatz ich habe den Index geschlagen“. Hat mir sehr viel gebracht. Dazu noch hervorragend geschrieben.
        Da du dich im Buch ziemlich auf den S&P 500 eingeschossen hast und auch für den Erwerb von ETFs sprichts, bin ich jetzt doch etwas verwundert dass du dir erst jetzt deinen ersten ETF zugelegt hast. Aber er lässt sich ja auch durch Einzelaktien abbilden.

        Grüße aus Würzburg,
        Thomas

        Antworten
        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Der Punkt ist ja der: Ich schlage den Index. Warum soll ich ihn dann kaufen? Diesmal habe ich mich dafür entschieden, da ich keine Einzelpositionen zukaufen wollte.

          Antworten
  4. Martin

    Hallo Christian,
    auch meinerseits einen herzlichen Glückwunsch zur Performance. Dann hoffen wir mal auf ein richtiges Agieren der Akteure und hoffen, dass der Spuk schnell vorbei geht.
    Beste Grüße aus dem Ruhrgebiet.
    Martin

    Antworten
  5. Mathias Müller

    Super geschrieben!

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke!

      Antworten
  6. P. Paulus

    Hallo Christian,
    Glückwunsch zu dieser Performance. Eine Frage dennoch an dieser Stelle, worauf bezieht sich die Aussage des Maximalen Verlustes in dem Wikifolio ( -31,9%) bzw. auf welche Zeiteinheit?

    Danke und weiter so,
    P. Paulus

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Danke. Der maximale Verlust ist in den letzten Tagen bzw. Wochen eingetreten. Das wiki ist von 207 bis auf 141 gesunken. Das sind 31,9 Prozent. Danach ist es von 141 wieder auf 155 Punkte gestiegen.
      Ein Maximaler Verlust ist also der Wert der sich ergibt, wenn du an einem Hochpunkt gekauft hast, und genau am nächsten Tief verkaufst.

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