Warum Nike, Adidas, Lululemon, Peloton und Planet Fitness zusammen den Markt schlagen werden

Von Katharina Dauenhauer und Christian Thiel

 

Die wohlhabende Mittelschicht sitzt. Sie sitzt am Esstisch, sie sitzt am Arbeitsplatz, vor dem Computer und abends auf dem Sofa vor Netflix & Co. Das durchschnittliche Mitglied der Mittelschicht in der entwickelten Welt unterliegt heutzutage in der Regel keinerlei Zwang mehr, sich zu bewegen. Harte körperliche Arbeit gibt es für diese Personen kaum noch. Die einen nehmen dadurch einfach Jahr für Jahr das ein oder andere Kilo zu, andere wiederum kämpfen mit Krankheiten der Wohlstandsgesellschaft, wie z. B. Bluthochdruck sowie anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und so weiter.

Verschärfend kommt nun die Corona-Pandemie dazu. Zum einen ist bekannt, dass insbesondere Übergewicht, Bluthochdruck, Herzerkrankungen sowie ein geschwächtes Immunsystem als Vorbelastungen gewertet werden müssen. Anderseits zeigen Untersuchungen, dass die Menschen in Wohlstandsgesellschaften seit Beginn der Pandemie statistisch signifikant an Körpergewicht zugenommen haben.

Der Dortmunder Statistik-Professor Walter Krämer warnt davor, das Kontaktverbot zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu lange aufrechtzuerhalten, da sonst tödliche Folgekrankheiten zunehmen könnten. „Die Leute werden Fett ansetzen, Diabetes wird zunehmen“, sagt Krämer auf tagesschau.de.

Studien bestätigen diesen ungesunden Trend. Innerhalb weniger Wochen haben bereits 24 % der Befragten zugenommen. Davon hat mehr als jede/r Zweite zwischen 1-3 Kilogramm und jede/r Fünfte sogar 3-5 Kilogramm zugelegt. Um das Ausmaß der Gewichtszunahme in Deutschland zu verdeutlichen: auf alle Erwachsenen hochgerechnet, hätten fast 20 Millionen Menschen zugenommen. Besonders stark betroffen sind Frauen zwischen 35-44 Jahren. Hauptgründe sind häufiges und ungesundes Essen, dicht gefolgt von mangelnder Bewegung.

Und hier liegt die Krux: denn während das Gesundheits- und Lifestylebewusstsein der wohlhabenden Mittelschicht durchaus hoch ist, wird die Gesellschaft andererseits immer dicker und produziert somit mehr Risikofaktoren für Wohlstandskrankheiten im allgemeinen und Covid-19 im besonderen.

Wir sind überzeugt, dass Sport und Gesundheitsbewusstsein nicht nur einen kurzlebigen Trend darstellt, sondern langfristig einen stabilen Trend bilden oder sogar an Bedeutung gewinnen wird.

Wer also den Index schlagen möchte, könnte sich neben dem Trend zum „War on Cash“, um den es hier auf grossmutters-sparstrumpf Anfang Oktober ging, auch am Trend zum Sport orientieren. Wir stellen hier ein Basket von attraktiven Aktien rund um diesen Trend vor.

 

Der Kurs von Peloton Interactive in den letzten 12 Monaten.

 

Peloton Interactive

 

Die Aktie der digital gestützten Fitness-Plattform Peloton gehört ganz klar zu den Corona-Gewinnern, scheint aber durchaus auch langfristig hohes Potential zu besitzen. Peloton vertreibt hochwertige Fitnessgeräte (Spinning-Räder und Laufbänder) mit integrierten großformatigen Bildschirmen, über die man sich täglich zu diversen Live-Kursen in die Studios in London, New York und L.A. zuschalten kann. So hat der Nutzer ein Erlebnis wie bei einem Kurs im Fitnessstudio, einschließlich direkter Ansprache durch die Weltklasse-Trainer*innen und virtuell vernetztem Gemeinschaftsgefühl, ohne hierfür die Wohnung verlassen und Wegezeiten in Kauf nehmen zu müssen. Zudem steht eine riesige Mediathek mit Kursen für den Abruf on-Demand zur Verfügung.

Neben den Kursen für Bike und Laufband bietet die Peloton-App unzählige weitere Möglichkeiten für Krafttraining, Outdoor-Training, Stretching, Yoga, Meditation und mehr. Der Nutzer kann das Training sehr individuell gestalten (Dauer, Anspruchsniveau, Kurstyp, Trainer, bis hin zur bevorzugten Musikrichtung). Das ist natürlich sehr attraktiv während der Corona-Pandemie, aber auch abgesehen davon für viel beschäftigte Arbeitnehmer*innen oder Hausmänner und -frauen, die mal eben 20-30 Minuten intensives Training am Morgen absolvieren und sich dann anderen Aufgaben des Tages widmen können.

Das Potential der Aktie ergibt sich aus dem langfristigen Sport- und Gesundheitstrend, den Peloton mit einem Premium-Angebot bedient sowie aus der Bequemlichkeit, dieses rund um die Uhr zu Hause, am Arbeitsplatz oder im Urlaub nutzen zu können.

Mag Peloton Interactive derzeit ‚nur’ 1 Mio. Kunden haben – nach oben ist dem Geschäftsmodell kaum eine Grenze gesetzt. Und das, ohne höhere Kosten. 10 Mio. Kunden mit Kursen zu versorgen kostet bei einem digitalen Geschäftsmodell nur unwesentlich mehr, als die gleiche Leistung für 1 Mio. Kunden zu erbringen. Deshalb lässt jeder Kundenzuwachs den Gewinn des Unternehmens besonders stark steigen.

Peloton ist eine der klassischen Stay-at-Home-Aktien, verbindet diesen eher kurzfristigen Trend jedoch mit dem starken Trend zu Sport- und Gesundheitsorientierung sowie der Digitalisierung. Und genau daraus lässt sich auch das langfristige Potential ableiten.

Zum einen wird Peloton in den bereits erschlossenen Regionen weitere Kunden gewinnen. Derzeit wartet man in Deutschland auf Bestellungen des neuesten Bike+ bis Januar, weil die Produktion mit der gestiegenen Nachfrage kaum nachkommt. Zum anderen gibt es die Peloton-Produkte bisher nur in den USA, Kanada, Großbritannien und Deutschland – weltweit besteht hier noch enormes Wachstumspotential.

Peloton wurde 2012 gegründet und ging Ende September 2019 zu 29$ an die Börse. Heute notiert die Aktie bei 133$ – eine Steigerung um rund 360% in gut einem Jahr. Die Pandemie hat das Wachstum von Peloton beschleunigt, weil die Produkte nahezu perfekt sind für diese Zeiten. CEO John Foley schätzt das langfristige Potential von Peloton sogar auf 100 Millionen Abonnenten. Ob es dazu kommt, steht in den Sternen.

In unserem Sport-Basket ist Peloton bisher jedenfalls einer der TOP-Performer. Dabei nimmt es in Katharinas Depot 3,6% ein. Im Depot von grossmutters-sparstrumpf macht es 1,2% aus.

 

 

Planet Fitness

 

Wer doch lieber auf klassisches Training im Fitnessstudio setzt, ist mit Planet Fitness möglicherweise gut bedient. Hierbei handelt es sich um eine Branche, die nicht erst mit der Corona-Pandemie zu kämpfen hat. Auch zuvor stand die Branche unter einem enormen Preis- und damit Wettbewerbsdruck, dem insbesondere viele kleinere Anbieter zum Opfer gefallen sind. Dies spielt Planet Fitness in die Karten, dem Marktführer in den USA.

Zum einen ist die Mitgliedschaft hier gnadenlos günstig. Für 10 Dollar im Monat kann trainiert werden. Zum anderen setzt Planet Fitness auf das Konzept der „judgement free zone“. Niemand darf für sein Äußeres oder seine mangelnde Fitness kritisiert werden. Das ist wichtig, denn in vielen traditionellen Studios schauen die durchtrainierten Mitglieder auf die weniger trainierten herab und machen abfällige Bemerkungen über sie. Das ist zum einen unangemessen und arrogant, zum anderen ist es aber auch schlicht schlecht fürs Geschäft.

Auf Sicht von fünf Jahren kommt das Unternehmen auf einen trailing return (Quelle: Morningstar) von knapp 33 Prozent, ein unglaublich hoher Wert für eine Fitnessstudiokette. Planet Fitness eröffnet derzeit immer noch neue Studios, in der Regel nach einem Franchise-System. Ich (Christian) gehe davon aus, dass das Unternehmen bei einer internationalen Expansion noch ein enormes Wachstumspotential hat.

Planet Fitness gehört bislang nicht zu den Gewinnern der Corona-Krise. Viele Studios waren im Frühjahr monatelang geschlossen. Das könnte sich jedoch bald ändern. Viele kleinere und mittlere Konkurrenten von Planet Fitness haben die Krise nicht überlebt. Zudem verliert Planet Fitness aufgrund seiner niedrigen Preise auch in der Krise kaum Mitglieder.

Planet Fitness ist mit 3 Prozent im Depot von grossmutters-sparstrumpf vertreten.

 

Lululemon hat sich seit dem Börsengang im Sommer 2007 mehr als verzehnfacht.

 

Lululemon Athletica

 

Wer viel Sport treibt, möchte dabei auch gut aussehen. Zumindest gibt es genügend Hobbysportler*innen, die das so sehen. Hochwertige Sportbekleidung wiederum ist das Geschäftsfeld von Lululemon. Der Erfolg von Lululemon fußt auf einer sehr starken Marke, die jedoch weltweit noch ein hohes Kundenpotential besitzt, da das Unternehmen insbesondere in den USA und Kanada bekannt ist, in anderen Regionen der Welt eher weniger. In Europa hat es einen treuen Kundenstamm in der Yoga-Community, darüber hinaus besteht noch viel Wachstumspotential.

Die Waren von Lululemon sind qualitativ hochwertig, technisch ausgereift und vergleichsweise teuer, oft auch teurer als die von Adidas oder Nike. Ich persönlich (Katharina) finde die Qualität auch noch besser. Und die Kunden lieben die Produkte, die Kundenbindung ist vergleichsweise hoch. Auch für Peloton stellt das Unternehmen beispielsweise Active Wear her.

Anknüpfend an den Stay-at-Home-Trend entwickelt Lululemon zudem zunehmend hochwertige Loungewear und so genannte „Studio-to-Street“- Produkte, also Hosen, Shirts und Jacken, die man sowohl zum Yoga im Studio als auch vorher und nachher auf der Straße tragen kann.

 

 

Lululemon arbeitet mit einem System des Direktvertriebs, d. h. es gibt zum einen an wenigen prominenten Standorten in Ballungszentren einzelne Flagshipstores, in denen gleich eine Portion Community mit verkauft wird. Hier finden regelmäßig verschiedene Community-Events wie kostenlose Yogaklassen, Outdoor-Läufe und ähnliches statt, mit der Möglichkeit die Lululemon Yogamatten zu testen und im Anschluss gleich noch ein wenig zu shoppen.

Zudem bietet Lululemon bestimmte Produkte in ausgewählten Yogastudios zum Kauf an. Der zweite und viel größere Vertriebskanal ist jedoch der Online-Shop. Hierüber wird der meiste Umsatz generiert. Damit war das Unternehmen natürlich perfekt aufgestellt für die Corona-Pandemie und muss nun auch nur wenig Anstrengungen unternehmen, um sich an neue Zeiten anzupassen. Somit verbindet Lululemon den Trend rund um Sport mit dem wichtigen E-Commerce-Trend.

 

 

Den Einbruch im März hat die Aktie mittlerweile mehr als wettgemacht, die Trailing Returns belaufen sich für drei Jahre auf 77,93% pro Jahr, für das laufende Jahr immerhin noch auf 38,35% p. a.. In der gleichen Zeit hat der Nasdaq auf drei Jahre eine Rendite in Höhe von 21,72% p. a. und für das laufende Jahr von 22,75% p. a. zu bieten. Zuletzt war Lululemon also eine Aktie, mit der man den Index locker schlagen konnte.

In Katharinas Depot ist Lululemon derzeit mit 2,6% vertreten.

 

 

 

Nike

 

Nike befindet sich schon seit Jahren im Depot von grossmutters-sparstrumpf und steht dort mit 105 Prozent im Plus. Nike ist zudem im letzten Jahrzehnt eine der erfolgreichsten Aktien die nicht zum Technologiebereich gehört.

Nike hat es in den vergangen zehn Jahren auf einen total return von 20,8% pro Jahr  gebracht (Quelle: Morningstar). Das sind 7,3 Prozent mehr als der breite Markt in dieser Zeit erzielt hat. Wir gehen davon aus, dass die Aktie von Nike weiterhin überproportional vom Sport-Trend profitieren wird und damit den Markt schlagen kann.

Nike hat ein Gewicht von 4,4 Prozent am Depot von grossmutters-sparstrumpf.

 

Adidas-Lego

 

Adidas

 

Die Aktie ist erst seit rund 18 Monaten ebenfalls im Depot von grossmutters-sparstrumpf und hat eine Gewichtung von derzeit 3,8 Prozent. Nike und Adidas wechseln sich was ihr Wachstum angeht immer mal wieder in der Führerschaft ab. Mal ist also Nike stärker, mal Adidas. Nike hat allerdings in den letzten zwei Jahrzehnten das konstantere Gewinnwachstum erzielt.

 

Putting it all together

 

Im Depot von grossmutters-sparstrumpf liegen mit Adidas, Nike, Peloton und Planet Fitness gleich vier Aktien, die auf dem Mega-Trend Sport aufbauen. Zusammen haben sie derzeit ein Gewicht von 12,4 Prozent am Depot. Under Armour habe ich (Christian) bei dieser Rechnung nicht berücksichtigt. Die Aktie ist auch nicht Teil des Sport-Basket. Das liegt daran, dass Under Armour eine eher riskante Turnaround-Position im Depot ist. Sie macht derzeit 0,8 Prozent aus. Sportaktien sind also, rechnet man Under Amour mit, mit über 13 Prozent im Depot von grossmutters-sparstrumpf vertreten.

Bei Katharina sind es 6,2%.

 

Das Sport-Basket

 

Mit unserem Sport-Basket wollen wir den breiten Markt (MSCI World; S&P 500) schlagen. Das ist kein Spiel auf die kurze Distanz – sondern ein langfristiges, auf Jahre angelegtes Projekt. Jede der fünf Aktien bekommt in unserem Basket die gleiche Gewichtung. Damit du es gut verfolgen kannst, findest du das Sport-Basket auch als öffentlich geführtes Depot auf wikifolio. Es hat den Namen „Global Sport Champions“.

Einmal im Jahr werden wir neu über die weitere Zusammensetzung des Sport-Basket entscheiden. Wir schließen nicht aus, dass in den kommenden Jahren neue Spieler hinzukommen, die wir berücksichtigen sollten. Under Armour ist derzeit zumindest ein Kandidat für eine Mitgliedschaft im Sport-Basket. Die Aktie steht also auf unserer Watchlist.

Alle die sich nur eine Sportaktie ins Depot legen wollen, haben jetzt die Wahl. Folgen sie Katharina, dann müsste Lululemon in ihr Depot. Folgen sie Christian, dann wäre es Nike. Wir wünschen euch viel Spaß bei der Entscheidung!

 

Katharina Dauenhauer ist 44 Jahre alt, lebt in Berlin und immer wenn die Zeit es ihr erlaubt, auch auf Mallorca. Sie arbeitet als Lehrerin am Oberstufenzentrum Banken, Immobilien und Versicherungen in Berlin, wo sie den Fachbereich Wirtschaft leitet und eine AG „Den Index schlagen“. Zudem ist sie Mitglied der Redaktion der Facebook-Aktiengruppe „Kleine Finanzzeitung“.

 

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3 Kommentare

  1. Dietrich Zeiher

    Schön wäre es, wenn Sie zu den Namen der Aktien auch die WKN schreiben würden. Danke.
    Dietrich Zeihzer

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Das macht Texte nicht unbedingt schöner. Die WKN gibt es nun wirklich auf jedem Finanzportal. Auch mein Broker hat sie, wenn ich nur den Namen der Aktie eingebe.

      Antworten
    2. jabal

      Wer sich die WKN oder die Ticker – Symbole nicht raussuchen kann oder will, sollte es lieber mal mit ETF oder Tagesgeld versuchen.

      Antworten

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