Warum du die Aktie von Coca Cola verkaufen solltest

Vor zwei Jahren habe ich hier auf grossmutters-sparstrumpf  meine erste Sell-Empfehlung geschrieben. Es ging um die Aktie von COCA COLA. Ausgerechnet COCA COLA! Wo sie doch eine der Lieblingsaktien von Warren Buffett ist. Wo Warren Buffett immerhin einer der reichsten Investoren der Welt ist. Und wo COCA COLA zudem auch noch ein Dividendenaristokrat ist.

Wie ist es nur dazu gekommen?

Üblicherweise empfehle ich Aktien auf meinem Blog. Das ist mein Konzept. Ich will die „Besten Aktien der Welt“ in meinem Depot haben – und empfehlen. Daraus ist dann auch ein wikifolio geworden, das in den letzten zwei Jahren um rund 46 Prozent zugelegt hat. Das ist viel. Und das klappt auch nur, wenn wirklich die besten Aktien in grossmutters-sparstumpf sind.

Nachdem ich mich längere Zeit mit Dividendenaristokraten und mit den Folgen von Zinserhöhungen für bekannte Dividendenaktien auseinandergesetzt habe, wollte ich vor zwei Jahren dann zum ersten Mal warnen. Ich wollte vor dem Kauf von COCA COLA warnen. Für mich gehörte die Aktie einfach nicht zu den besten Aktien. Und da ich – wie viele Langfristanleger – ein bekennender Warren-Buffett-Fan bis, wollte ich mich mit dem Text vergewissern. Ich wollte mir sicher sein, dass ich mit meiner Entscheidung gegen COCA COLA zum damaligen Zeitpunkt richtig lag.

Heute will ich schauen, wie die Sache ausgegangen ist. War meine Sell-Empfehlung richtig? Hier kommt zunächst einmal ein Chart mit dem Kursverlauf von COCA COLA (Blau):

 

 

Was ist aus der Warnung geworden?

 

Im Chart ist gut zu sehen, dass der Index (schwarz) COCA COLA (blau) sehr weit hinter sich gelassen hat. Die Aktie des Getränkekonzerns  konnte nur um 2 Prozent zulegen.

Dividendenjäger würden jetzt sagen: Wo ist das Problem? Ich habe in der Zeit doch 6,1 Prozent an Dividenden eingenommen – das ist alles was zählt.

Meine Antwort lautet: Nein, das ist nicht alles was zählt. Es zählt immer die gesamte Rendite einer Aktie für den Anleger. Alles andere ist Augenwischerei.

Ob ich dann am Ende die Dividende von COCA COLA nehme um mir einen tollten Urlaub zu gönnen oder ein Motorrad zu kaufen, oder ob ich dazu ein paar ETFs auf den S&P 500 verkaufe, das ist für mein Depot und für meine Performance völlig egal.

Ob ich mein Geld in COCA COLA oder den S&P 500 anlege, das ist aber ganz offensichtlich nicht einerlei. Der Index (S&P 500) hat im gleichen Zeitraum 28 Prozent hinzugewonnen. Auch auf den Index entfallen natürlich Dividenden. Der S&P 500 total return hat deshalb in dem Zeitraum nicht 28 Prozent zugelegt, sondern 32,7 Prozent.

Das ist eine sehr solide Outperformance gegenüber dem als sicher angesehen Dividendenaristokraten COCA COLA. Einer der Gründe hierfür: In Zeiten niedriger Zinsen hatten viele Anleger in den USA ihr Geld aus dem Markt für Anleihen in bekannte Dividendenaktien umgeschichtet. Verständlich.

Mit deutlich steigenden Zinsen (zumindest in den USA) war ab 2016 hingegen mit dem Gegenteil zu rechnen. Viele Anleger wollten jetzt wieder in den sicheren Hafen der Anleihen zurück. Das würde diese Aktien unter Druck setzen. Genauso ist es auch gekommen.

 

Ist Coca Cola jetzt billig?

 

COCA COLA hat den Markt in diesen zwei Jahren klar underperformed. Stellt sich die Frage, ob die Aktie dadurch auf dem jetzigen Stand billig ist. Die Antwort lautet: Nein.

Das KGV (forward) beträgt derzeit, trotz des schwächelnden Kurses, stolze 20. Da COCA COLA schon seit Jahren massive Probleme mit dem Wachstum hat, ist das ein sehr hoher Wert. Die Umsätze des Unternehmens steigen ja nicht etwa. Sie fallen.

Und das tun sie auch noch recht deutlich. In der Zeit von 2011 bis 2017 ging es beim Umsatz von 46,8 Milliarden Dollar runter bis auf 35 Milliarden Dollar. Dieser Trend ist derzeit noch ungebrochen – wie im Chart gut zu sehen.

 

 

Warum Coca Cola sich für Buffett gerechnet hat

 

Warren Buffett hat COCA COLA ab 1988 bei einem KGV von gerade einmal 13 gekauft. Die Firma befand sich gerade in einer der größten Krisen der Unternehmensgeschichte, ausgelöst durch die Einführung von New Coke im Jahr 1985. Das alles vollzog sich zudem in einer Situation, in der große Expansionsschritte des Unternehmens nach Asien (später auch nach Russland und Osteruropa) gerade anstanden.

Buffett hat also seinerzeit erstens günstig eingekauft und zweitens hat er sein Geld auf ein stark expandierendes Unternehmen gesetzt. Das folgt der bekannten Devise von Warren Buffett:

 

 

Anleger heute tun beides nicht. Sie kaufen erstens teuer und zweitens einen vom Umsatz her schrumpfendes Unternehmen. Sie kaufen a fair company at a wonderful price. Und das ist schlecht für ihr Depot.

Zudem schüttet COCA COLA in manchen Jahren mehr Dividende aus, als es überhaupt Gewinn macht. Vor einem Jahr etwa lag der Wert der Ausschüttungen bei unglaublichen 150 Prozent. Das Unternehmen musste also Schulden machen, um die Dividende bezahlen zu können oder Rücklagen auflösen.

 

 

Wie sieht es auf fünf Jahre aus?

 

Die Aktie von COCA COLA hat den Index seit meiner Sell-Empfehlung nicht schlagen können. Das gilt auch, wenn wir noch deutlich weiter zurückschauen. Auf Sicht von fünf Jahren ergibt sich für COCA COLA nur eine Rendite von 5,2 Prozent pro Jahr – der Index aber brachte 14,4 Prozent.

 

Quelle: Morningstar

 

Anders als der Chart oben enthält diese Tabelle auch die Dividenden. Sie zeigt also die Gesamtrendite einer Aktie. Der große Abstand von COCA COLA zum Index (S&P 500) ist dabei sehr auffällig.

Aus 10.000 Dollar angelegt in COCA COLA wurden in dieser Zeit rund 12.900 Dollar. Aus 10.000 Dollar angelegt in den Index (S&P 500) hingegen wurden 19.600 Dollar. Das ist ein gewaltiger Unterschied – in gerade einmal fünf Jahren!

 

Was wird die Zukunft bringen?

 

Ich gehe nicht davon aus, dass sich das alles in den nächsten Jahren ändern wird. Auffällig ist zudem, dass nicht nur COCA COLA, sondern auch andere große Markenkonglomerate wie GENERAL MILLS und PROCTER& GAMBLE mit ihrer Rendite weit hinter dem Index liegen. Marken funktionieren schon seit Jahren nicht mehr so gut wie früher. Das hat möglicherweise mit einem geänderten Medienkonsum zu tun (NETFLIX, YouTube, FACEBOOK) und einer abnehmenden Bedeutung des klassischen Werbefernsehens, besonders bei Jüngeren.

Im Fall von COCA COLA hat es wohl auch mit dem Trend zu einer gesünderen Lebensweise zu tun. Beides arbeitet gegen COCA COLA – und gegen Warren Buffett.

 

Mein Fazit zu Coca Cola

 

Für einen Abgesang auf das Unternehmen und auf seine Aktie ist es in meine Augen, trotz aller Kritik und obwohl COCA COLA derzeit ein schlechtes Investment ist, viel zu früh. Die Marke COCA COLA ist noch immer eine der stärksten der Welt, auch wenn sie den Spitzenplatz schon vor Jahren (2013) an das Unternehmen APPLE abtreten musste. Nach Interbrand ist COCA COLA aber immer noch die viertwertvollste Marke der Welt.

In der derzeitigen Verfassung des Unternehmens (Umsatzverluste; Trend zu gesünderen Getränken; Imageverlust traditioneller Marken) und auf dem derzeitigen Bewertungsniveau mit einem KGV von 20 gehört COCA COLA schlicht nicht zu den besten Aktien der Welt. Die Aktie ist und bleibt für grossmutters-sparstumpf kein Kauf.

Das kann sich ändern. Bei einer anhaltenden Schwäche des Kurses kann das KGV deutlich zurückkommen, zum Beispiel auf 13. Da wo Warren Buffett sie gekauft hat. Oder dem Unternehmen gelingt die Wende zu einem erneuten Wachstum. Dann denke ich neu über COCA COLA nach.

 

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7 Kommentare

  1. Ferhat von Dividendenfluss.de

    Hi Christian,

    ich denke man sollte sich mal die Pepsi Aktie näher ansehen. Da steckt meiner Meinung nach noch mehr Potenzial als in der Coca Cola Aktie. Was denkst du?

    Schöne Grüße
    Ferhat von Dividendenfluss.de

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Sinkende Umsätze, sinkende Gewinne – aber ein steigendes KGV. So ist das Bild auch bei PEPSI. Ich persönlich kann mich für solche Aktien einfach nicht erwärmen. Kann gut sein, dass deren Zeit auch mal wieder kommt. Buffett hat COCA COLA bei einem KGV von 13 gekauft. PEPSI steht derzeit bei 35. Mir will das nicht einleuchten.

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  2. Mario

    Ich hatte mal gelesen, dass Coca Cola vor ein paar Jahren die Abfüllanlagen kaufte und das zu den Problemen beigetragen hat. Mittlerweile wird das wohl wieder rückgängig gemacht. Trotzdem sinkt ja der Umsatz!

    Was ich auch noch anmerken möchte: mittlerweile wird der „Index“ ja ausschließlich von ein paar enigen Tech-Aktien bewegt. Einerseits wird hier von KGV 20 = zu hoch gesprochen, andererseits sind KGV von 277 bei Netlfix oder 217 bei Amazon kein Problem. Ich frage mich, wie stark Amazon/Netflix usw. OHNE weiteren Kursanstieg tatsächlich wachsen müssten, bis hier mal ein KGV von 20 (wie ihn Coca Cola hat) zustande kommt.
    Jedenfalls bin ich gespannt, welche KGVs FAANG nach erreichen wird.

    Was ich auch oft sehe: gehen FAANG hoch, gehen die Standardwerte (AT&T, General Mills, usw usw usw) in meinem Depot runter… ist quasi wie eine Waage. Das gleiche korreliert sogar mit dem CBOE (Volatility Index). Geht FAANG hoch, sinkt der CBOE und meine Standardwerte ebenfalls, geht FAANG runter, steigt der CBOE und meine Standardwerte.
    Ich bin seit 20 Jahren selbst. IT´ler und habe damals den ersten DotComBubble miterlebt. Mir sind die FAANG-Werte, welche der einzige Grund für den Anstieg des S&P 500 zu sein scheinen, nicht geheuer; aber das habe ich bei Bitcoin vor 4 Jahren auch schon gedacht.

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  3. Felix

    Die Argumentation ist gut nachvollziehbar. Aus Sicht meines Gesamtdepots brauche ich aber aus Gründen der Diversifikation auch solche Unternehmen. Ich kann nicht alles in FAANG-Aktien investieren.
    Weil wir gerade mitten in der Fußball WM sind, kann man eine Depotstruktur auch mit einer Aufstellung einer Mannschaft vergleichen: Es gibt die Stürmer, im Depot die FAANG-Aktien, und Verteidiger wie CocaCola. Wenn’s dann kracht, dann brechen die FAANG-Aktien 50% oder mehr ein und ein Global aufgestellter Getränkekonzern mit dieser starken Marke eben nur 10%.

    Ich habe eine etwa 5-Prozent CocaCola Position. Wenn ich die die jetzt liquidieren würde, wüsste ich nicht so recht, wohin mit der Kohle. Was wäre Ihr Vorschlag? Wie schon angeklungen, ist FAANG allein wegen der enormen Kurssteigerungen der vergangen Jahre bereits überproportional vertreten. Viele würden da bereits rebalancieren; ich lasse sie laufen. Bislang wäre bei diesen Aktien eine Gewinnmitnahme durch Verkaufen immer falsch gewesen. Nur, irgendwann wird natürlich auch die FAANG-Blase platzen.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich teile die Sorge. Ein Depot darf nicht aus FAANG gestehen. Das Risiko ist einfach zu groß. Eine Blase ist es gleichwohl nicht, dazu sind die KGVs viel zu moderat bzw die Umsätze der Unternehmen viel zu hoch.
      Trotzdem: Schauen wir mal nach den Alternativen.
      Zunächst einmal sind Aktien wie DISNEY, NIKE und LINDT eine gute Alternative. Gerade NIKE und LINDT sind in den letzten 6 Monaten wieder angesprungen.
      Zweite Idee: Wenn der Index besser ist als COCA COLA, dann ist auch der Index selber eine Alternative. Den kann man ja kaufen – als ETF. Über die letzen zwei Jahre hätte das alleine schon 25 Prozent mehr Performance gebracht. Das Depot wäre also derzeit immerhin um 1 Prozent größer. Warum also nicht in den S&P 500 investieren?
      Dritte Idee: Ich schaue derzeit ganz sehr nach etwas defensiveren Werten, abseits der Tech-Aktien. Dabei habe ich mich schwerpunktmäßig mit den beiden Unternehmen HOME DEPOT und SHERWIN WILLIAMS beschäftigt. Beide haben im Gegensatz zu COCA COLA Wachstum – und zwar satt. Beide sind im Bereich Home-Emprovement tätig. Beide haben einen kleinen Nachteil: In der nächsten Rezession werden die Konsumenten ihre Häuser und Wohnungen seltener verschönern. Das spricht nicht grundsätzlich gegen HOME DEPOT und SHERWIN – es spricht aber zumindest dafür, vielleicht nur eine kleinere Position aufzubauen. Und sie in der nächsten Krise aufzustocken.
      Ich denken noch nach – und werde bald eine Entscheidung über diese beiden Aktien treffen.

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      1. Felix

        Von der Performance her sieht die Indexlösung gut aus. Dagegen spricht m.E. Jedoch, dass ich dadurch den FAANG-Anteil in meinem Depot implizit weiter erhöhe, weil natürlich im Index diese Aktien, sogar überproportional wieder enthalten sind.

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        1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

          Ich stehe ja im Moment vor dem gleichen Problem, allerdings weil ich FAANG tatsächlich reduzieren will. Und weil ich das Geld wieder investieren will. Meine persönlichen Alternativen liegen natürlich bei ERSTENS und DRITTENS.

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