Soll ich Verbio kaufen?

Um Aktien von kleinen Unternehmen – sogenannte small caps – ging es hier auf grossmutters-sparstrumpf in letzter Zeit schon einmal anhand einer Leserzuschrift. Dabei ging es um die Frage:Soll ich Frosta kaufen?“.

Heute möchte ich das Thema gerne noch einmal am Beispiel des Unternehmens VERBIO vertiefen. Außerdem gibt es noch ein tolles Video des YouTubers Jens Rabe zum Thema small caps – large caps. Spannend und fundiert, wie immer bei Jens Rabe.

Ich habe bei der Frage Soll ich Frosta kaufen?“ einen Punkt an small caps ganz besonders hervorgehoben: Sie sind für Anleger sehr unberechenbar. Bei großen Unternehmen wie APPLE gibt es ebenfalls ein gewisses Maß an Unsicherheit über die Zukunft der Umsätze und der Gewinne. Angesichts von Dutzenden wenn nicht gar Hunderten von Beobachtern des Unternehmens, ist es aber sehr leicht, sind einen Eindruck von der Entwicklung dort zu verschaffen.

Derzeit gehen die Analysten zum Beispiel im Durchschnitt von einem Wachstum der Gewinne bei APPLE von rund 12 Prozent (EPS – earnings per share) für die nächsten Jahre aus. Sicher ist das nicht. Aber größere Überraschungen sind zumindest eher unwahrscheinlich.

 

Und wie sieht das bei small caps aus?

 

Wie das alles bei einem klassischen small cap aussieht, das bekamen Anleger des deutschen Biogas-Spezialisten VERBIO in dieser Woche zu spüren. Da gab es nämlich eine Überraschung – bei den erwarteten Gewinnen. Hier der Chart von VERBIO für die letzten fünf Handelstage:

 

Ja, du siehst richtig. VERBIO hat in der letzten Woche satte 36,8 Prozent an Wert verloren. Ups.

Was war passiert? Das Unternehmen hatte seinen Jahresabschluss vorgelegt. Der war rundum positiv. Nach Gewinnen (EBITDA) von 73 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2015/16 kam das Unternehmen diesmal auf 92 Mio. Euro. Der Gewinn pro Aktie (EPS) stieg von 0,77 Euro auf 0,82 Euro.

Zudem konnte das Unternehmen, das an der Börse gerade einmal 520 Mio. Euro wert ist, seine Cash-Position auf rund 100 Mio. Euro erhöhen.

Aufgrund der guten Gewinnlage gab es dann auch noch eine höhere Dividende. Sie soll von 0,15 Euro auf 0,20 Euro steigen – plus 33 Prozent.

Beim Ausblick auf das nächste Geschäftsjahr allerdings kündigte der Vorstand 45 Prozent weniger Gewinn (EBITDA) an. Möglicherweise hat er das aus Vorsicht getan. Man weiß ja nie, wie gut das kommende Geschäftsjahr 2017/18 läuft. Möglicherweise hat er das aber auch gemacht, weil der Gewinn im nächsten Wirtschaftsjahr tatsächlich deutlich zu sinken droht. Kann ja sein.

Wie sich das alles auf den Gewinn pro Aktie (EPS), also nach Steuern und Abschreibungen auswirkt, dazu sagte der Vorstand – nichts.

 

Solltest du VERBIO kaufen?

 

VERBIO gehört nicht zu den Aktien, die ich hier auf grossmutters-sparstrumpf empfehle. VERBIO ist also keine „beste Aktie“. Ich habe sie allerdings in meinem Depot und diskutiere in der Facebook-Aktiengruppe Börsentalk gerne mit anderen Mitgliedern über den Wert. Der Chart über 3 Jahre zeigt deutlich die großen Vorteile von small caps gegenüber large caps – wenn es denn gut läuft.

 

Für alle die über volle drei Jahren in VERBIO investiert sind, ist der Einbruch der letzten Woche zwar unangenehm – aber auf der anderen Seite auch kein großes Problem. Statt der 680 Prozent Plus von letzter Woche haben sie immer noch einen Gewinn von über 400 Prozent mit ihrer Anlage in VERBIO erzielt.

Kennst du eine ähnlich gute Aktie? Ich jedenfalls nicht. 400 Prozent in drei Jahren – das entspricht einer Steigerung von sage und schreibe 71 Prozent im Jahr. Krass.

 

Trader lieben Verbio

 

Doch wie viele Anleger sind wirklich dauerhaft in VERBIO investiert? Ich selber habe die Aktie immer wieder mal gekauft – zum Beispiel im Oktober 2016, als VERBIO gerade stark stieg. Und ich habe VERBIO auch ab und an verkauft – zum Beispiel im Februar 2017, als das Unternehmen stark nach oben geschossen war. Ich habe sie also ein wenig getradet.

Und ich habe, wie Börsianer sagen, immer mal wieder „Gewinne mitgenommen“. Das habe nicht nur ich so gemacht. Eine Aktie die so stark steigt wie VERBIO, die zieht Trader sowie Anleger, die das schnelle Geld suchen an. Sie alle wollen mit dabei sein, so lange es nach oben geht – und schnell wieder abspringen, wenn der Kurs mal abtaucht.

Genau das macht Abschwünge bei Aktien wie VERBIO dann aber auch heftig. Hunderte oder tausende von Anlegern und Tradern wollen auf einmal durch ein und dieselbe Tür.

Und der Kurs kracht nach unten.

 

Wie geht es weiter?

 

Von dem Einbruch in dieser Woche wurde auch ich kalt erwischt. Starke Schwankungen gehören bei einem so kleinen Wert wie VERBIO zum Tagesgeschäft. Einen Verlust von mehr als einem Drittel, nein, so etwas habe auch ich noch nicht erlebt.

Ich kenne solche Zahlen allerdings aus der Geschichte anderer small caps. Der schlimmste Einbruch bei dem von vielen Anlegern in den letzten Jahren sehr beliebten small cap NORDEX lag bei sagenhaften 30 Prozent – an einem einzigen Tag.

Was aus meinen VERBIO-Aktien wird, das entscheide ich, wenn sich der Kurs der Aktie beruhigt hat. Das kann einige Tage oder auch Wochen dauern. Möglicherweise warte ich einfach ab, bis die Aktie wieder in der Spur ist. Gut möglich ist aber auch, dass ich sie günstig noch einmal nachkaufe. Das ist keine einfache Entscheidung – ein Nachkauf erhöht mein Risiko.

 

Ein lohnender ETF auf small caps

 

Für Anleger die auf Nummer sicher gehen wollen gilt weiterhin: Einzelne small caps gehen mit hohen Risiken einher. Die Woche hat das einmal mehr eindrucksvoll gezeigt. Wer trotzdem von ihrem Potential, dem schnellen Wachstum, profitieren will, der greift besser zu einem ETF, zum Beispiel auf den S&P SmallCap 600. Den gibt es von BLACKROCK als iShares S&P SmallCap 600 UCITS ETF (WKN: A0Q1YY).

 

 

Blue Chips Aktien oder Small Caps kaufen? Was ist besser?

 

Auch der Youtuber Jens Rabe hat sich in einem seiner Videos mit small caps auseinandergesetzt. Er zeigt die Vorteile – und die Nachteile. Aber den wichtigsten Nachteil von small caps kennst du ja jetzt schon. Er lautet – Risiko.

 

 

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