Wie wahrscheinlich ist eine Rezession in den USA in 2019?

Das Börsenjahr 2018 ist fast schon Geschichte. An Silvester wird in den USA zwar gehandelt, aber so richtig viel passiert da in der Regel nicht mehr. Erst am Mittwoch geht es mit dem Handel an den amerikanischen Börsen so richtig weiter. Bis dahin kann viel geschehen.

Nichts ist sicher an der Börse. Nicht, dass es schon im Januar wieder steigende Kurse gibt. Auch nicht dass sich der Abwärtstrend der letzten Wochen fortsetzt. Um zu klären was als nächstes passieren wir, sollten wir jetzt zunächst einmal das R-Wort in den Mund nehmen:

 

 

So, jetzt ist es raus. Kann es im Jahr 2019 zu einer Rezession in den USA kommen? Derzeit ist das noch sehr unwahrscheinlich – aber das kann sich ändern. Wie das geht, das will ich jetzt zeigen. Und dann schauen wir im zweiten Schritt, wie wahrscheinlich das wohl ist.

 

Was braucht es für eine Rezession in den USA?

 

Der Weg in eine Rezession ist im Prinzip ganz einfach. Die Konsumenten müssen von schlechten Zeiten ausgehen. Dann müssen sie ihr Verhalten ändern – sie konsumieren weniger. Das führt zu schlechteren Wirtschaftsdaten. Und die schlechteren Wirtschaftsdaten führen dazu, dass die Konsumenten noch weniger Geld ausgeben.

Setzt sich so eine Spirale über zwei oder drei Quartale fort, dann kann das durchaus bis zu einer Rezession in den USA führen.

Im Moment sind wir davon allerdings noch Meilenweit entfernt. Die Wirtschaft in den USA wächst stabil oberhalb von 3 Prozent. Woher soll da Bitteschön eine Rezession kommen?

Doch so einfach ist es nicht. Zunächst einmal reichen fallende Kurse an der Börse ja schon aus, um die Amerikaner vorsichtiger beim Geldausgeben werden zu lassen. Amerikaner sind im hohen Maße im Aktienmarkt engagiert. 52 Prozent der Bevölkerung hat Aktien, ETFs oder Aktienfonds.

Sie können, fallen die Kurse noch deutlich weiter als bislang, durchaus das Portemonnaie verschlossener halten als in 2018. Und fangen sie damit erst einmal an, dann kann sich durchaus eine Abwärtsspirale entwickeln.

 

 

Was macht der chinesische Drache?

 

Die Chinesen wissen, dass Trump eine Fortsetzung des Wirtschaftsaufschwungs braucht. Er hat sonst keine Chance auf eine Wiederwahl im Jahr 2020. Setzt Trump seine Politik der Ausweitung von Zöllen fort, wird China seinerseits die Daumenschrauben anziehen. Es wird versuchen die amerikanische Ökonomie so zu treffen, dass es schmerzt. Diese schmerzenden Punkte heißen unter anderem „iPhone“, aber auch die amerikanischen Autokonzerne können die Folgen sehr deutlich zu spüren bekommen.

Hinzu kommen die steigenden Preise für viele industrielle Vorprodukte wie Stahl und Aluminium, die den Unternehmen in den USA schon jetzt die Bilanz verhageln. GENERAL MOTORS hat Werksschließungen angekündigt. HARLEY DAVIDSON wird mehr in Europa produzieren um die Zölle der EU zu umgehen. Eine Welle von schlechten Nachrichten aus der US-Wirtschaft – das ist gut für China und seine Verhandlungsposition. Je mehr die Amerikaner bemerken, dass sie selber diese Milliarden an Zölle bezahlen und nicht China, desto schwieriger wird es für Donald Trump.

Und China? Leidet das nicht auch? Doch. Der Unterschied ist allerdings:  Staatpräsident Xi Jinping muss keine Wahlen hinter sich bringen um im Amt zu bleiben. Er ist auf Lebenszeit gewählt. Führt Trump die Amerikaner in eine Rezession, dann sind seine Aussichten auf eine Wiederwahl sehr nahe Null. Die möglichen Anwärter auf die demokratische Präsidentschaft (unter ihnen der ehemalige STARBUCKS-CEO und Milliardär Howard Schultz) werden schon ganz aufgeregt bei der Vorstellung, Trump könne dieser schlimmste aller Fehler unterlaufen.

1992 hat Bill Clinton den amtierenden Präsidenten George Bush aus dem Amt gefegt – Bush hatte es zu einer Rezession kommen lassen. Der Ölpreis war nach der amerikanischen Intervention zur Befreiung  Kuwaits von der Besetzung durch irakische Truppen in astronomische Höhe geklettert.

 

 

Szenario Eins

 

In meinen Augen ist die chinesische Verhandlungsposition besser als die von Donald Trump. Die fallenden Kurse der letzten Wochen haben deutlich gemacht, dass die Börse eine Einigung mit China braucht und will. China dagegen kann warten.

In Szenario Eins sind alle Beteiligten sich darüber einig, dass sie sich einigen sollten – und das tun sie dann auch. Diese Einigung wird von Trump als ein großer Sieg seiner Beharrlichkeit gefeiert werden. Das ist auch China klar. Sie müssen ihm diese Chance geben, sich als der größten Dealmaker seit Julius Cäsar zu feiern. Oder Seit Dschingis Khan. Oder seit Alexander der Große.

Gleichzeitig muss Trump bei einem Deal sehr viele Zugeständnisse machen, die es den Chinesen erlauben, sich als national und selbstbewusst gegenüber ihrer Bevölkerung zu präsentieren. Auf die Großmachtsambitionen Chinas dürfen sie unter keinen Umständen verzichten. Zugeständnisse bei dem Thema geistiges Eigentum werden die Chinesen hingegen machen müssen – da führt vermutlich kein Weg dran vorbei. Dieser Punkt ist selten in der öffentlichen Diskussion, ist aber ein entscheidender bei einer Einigung der beiden Länder. Trump braucht zudem sichtbare Zugeständnisse bei dem Bezug amerikanischer Produkte.

Trump wird außerdem die in Kanada im Gefängnis sitzende Huawei-Managerin (und Tochter des Huawei-Gründers) Ren Zhengfei laufen lassen müssen.

 

Wie wahrscheinlich ist das?

 

Ich halte diesen Ausgang des „Handelskriegs“ zwischen China und den USA für sehr wahrscheinlich. Sicher ist das allerdings nicht. Es ist nur ein Szenario, das eben, bei dem alles gut ausgeht. In ihm bekommt Trump die Fortsetzung seines Aufschwungs. Der ist dann schon alleine deshalb gesichert, weil ein Wegfall der verhängten Zölle Milliarden in die Taschen der Amerikaner spült. Gleichzeitig hat Donald Trump dafür gesorgt, dass der Ölpreis von seiner luftigen Höhe bei 80 Dollar bis auf 50 Dollar zurückgekommen ist. Er hat dem Iran den Verkauf von Öl zugestanden. Er hat Saudi-Arabien dazu gedrängt, seine Produktion weiter hoch zu halten. In Gegenzug bekamen die Saudis die Zusicherung von Trump, dass er den Mord an dem im amerikanischen Exil lebenden Journalisten Jamal Khashoggi in der Botschaft Saudi Arabien in der Türkei weiterhin nicht als solchen ansehen wird.

Niedrige Ölpreise, wegfallende Zölle und zudem noch ein Infrastrukturprogramm, in dreistelliger Milliardenhöhe, das Trump gemeinsam mit den Demokraten auf den Weg bringen will – das alles kann für eine Fortsetzung der guten wirtschaftlichen Entwicklung sorgen. Und es kann Donald Trump die nächste Präsidentschaft sichern.

In diesem Szenario sehen wir schon bald neu Höchstkurse an der Börse. Ebben die derzeit vorherrschenden Ängste ab kommen die fundamental guten Daten wieder in den Blick. Die jetzigen Kurse preisen eine Rezession in meinen Augen bereits etwa zur Hälfte ein. Fällt die Rezession aber aus – schießen die Kurse wieder einmal erleichtert nach oben.

Aber da gibt es noch ein zweites Szenario. Und in dem geht wirklich alles schief. Die Wirtschaft kippt in eine Rezession und Donald Trump verliert sein Amt. Um dieses Szenario, bei dem ein regelrechter Tsunami durch die Börse fegt und der S&P 500 schon am kommenden Mittwoch 23,5 Prozent verliert, geht es morgen.

Stay tuned!

 

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1 Kommentar

  1. Blackwater.live

    Hervorragend durchdacht und kurz und knapp analysiert. Man merkt, da schreibt jemand, der sich mit der Sache wirklich beschäftigt hat.

    Kein Zweckoptimismus, 2019 hat es vermutlich in sich. Spannend wird es allemal. Wer noch Netflix Serien schaut, 2019 wird es nicht notwendig sein. Das Leben bietet dann definitiv genug Spannung.

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