Small caps wie zum Beispiel FROSTA versprechen ihren Besitzern starke Gewinne – wenn sie denn gerade gut laufen. FROSTA hat das in den letzten drei Jahren ohne Zweifel getan. Ein Plus von 192 Prozent in drei Jahren spricht für sich. Steigende Kurse locken Anleger an. Wir haben das in der vergangenen Woche bei der Leserfrage „Soll ich FROSTA kaufen?“ gesehen.
Heute geht es um die Grundsatzfrage: Was spricht für small caps? Und wie solltest du vorgehen, wenn du small caps kaufen willst?
Fangen wir mit der ersten Frage an. Was spricht für small caps? Cap ist die Abkürzung für das englische Wort capitalization, also für den gesamten Wert aller Aktien eines Unternehmens.
Small caps haben noch sehr viel Raum für Wachstum. Können sie ihre Chancen gut nutzen, dann sind sie die Gewinner von morgen. Auch ein Unternehmen wie AMAZON mit einem Börsenwert von knapp 500 Milliarden Dollar war einmal ein small cap. Zudem laufen small caps über längere Zeiträume besser als large caps.
Small caps gehen allerdings auch mit klaren Risiken einher. Sie schwanken zum Beispiel deutlich stärker als mid caps oder large caps. Hier kommt ein Beispiel. Es ist der Biogas-Spezialist VERBIO, den ich zusammen mit vielen anderen Anlegern in der Facebook-Aktiengruppe Börsentalk verfolge.
Puh! Was für eine Achterbahnfahrt. Von 2 Euro geht es hinauf auf über 8 Euro. Dann geht es runter bis auf 4,50 Euro. Dann wieder aufwärts bis fast 14 Euro – um dann wieder nach unten regelrecht zu sausen, diesmal bis etwa 9 Euro.
Den Preis von small caps kann man an diesem Chart gut erkennen – er lautet Volatilität. Ohne die ist der starke Anstieg, den du hier mitmachen konntest nicht zu haben. Es sind bislang 430 Prozent in drei Jahren – viel mehr als bei FROSTA!
Zweiter Nachteil – kaum Informationen
Zudem ist es bei kleinen Aktiengesellschaften auch sehr aufwändig an Informationen zu kommen, die nicht aus der Pressestelle der betreffenden Firma stammen. Ich persönlich würde mir FROSTA nicht langfristig ins Depot legen. Das liegt auch an diesem enormen Mangel an soliden Informationen über das Unternehmen. Kein Analyst beobachtet es. Kann FROSTA den Gewinn weiter so stark erhöhen wie in den letzten Jahren? Ich kenne die Antwort nicht – und sehe auch keine Möglichkeit, sie herauszufinden. Also stehe ich an der Seitenlinie.
Wie du small caps im Bündel kaufen kannst
Was aber kannst du tun, wenn du doch gerne in small caps investieren willst, weil dich die hohen Gewinne in dem Segment reizen?
Ich habe zwei Vorschläge für dich, die beide ein deutlich niedrigeres Risiko nach sich ziehen als ein Engagement in eine einzelne Aktie. Der erste Vorschlag ist der gleiche Rat, den dir jeder Profianleger geben würde und den Profis auch selber beherzigen. Er lautet: Kauf gleich ein ganzes Bündel an verschiedenen small caps die dir aussichtsreich erscheinen.
Du nimmst also nicht etwa einen einzelnen dieser Werte in dein Depot, sondern gleich 15 oder 20 verschiedene Titel. Die werden alle mal deutlich schwanken, aber zusammen genommen – als Bündel – laufen sie eben doch viel gleichmäßiger als ein einzelner Titel es tut. Fünfzehn verschiedene Risiken addieren sich in der Praxis nämlich nicht – sondern gleichen sich aus.
Die Ausnahmen: Macht der gesamte Markt gerade eine Korrektur durch oder kommt es zu einem echten Bärenmarkt, zum Beispiel wegen einer Rezession, dann sinken in der Regel alle deine Werte gleichzeitig. Und wie wir gleich noch sehen werden, sinken small caps oft noch stärker als mid caps und large caps.
Der Rückspiegel und die Windschutzscheibe
Von zwanzig deiner Investments werden vermutlich zwei in die Insolvenz gehen. Etwa zehn von ihnen werden ganz gut laufen, sechs ziemlich gut – und zwei bis drei werden Stars. Am Ende resultiert dein Gewinn zum überwiegenden Teil aus den zwei bis drei Stars in deinem Bündel.
Das Problem vor dem du stehst wenn du einen einzigen small cap wie FROSTA kaufen willst, heißt also: Ist FROSTA ein Star? Oder ist das Unternehmen zumindest ziemlich gut?
Die meisten Profis würde sich einfach weigern diese Frage zu beantworten. Wer bitte soll das wissen! Sie würden zu der Strategie mit dem Bündel von zwanzig Anlagen greifen. Weil Profis wissen, dass sie zu häufig irren.
Anlageentscheidungen sind Entscheidungen über die Zukunft eines Unternehmens. Wer da behauptet, er wisse es ganz genau, dem würde ich persönlich nicht vertrauen. Warren Buffet drückt es immer mit einem schönen Vergleich mit einer Fahrt in einem Auto aus. Leider ist nur der Rückspiegel ungetrübt – die Frontscheibe aber lässt keinen klaren Blick zu.
„In the business world, the rearview mirror is always clearer than the windshield.“ Warren Buffett
Intelligent investieren
Deinem Vorteil beim Kauf eines Bündels von small caps – dem geringeren Risiko – stehen aber auch Nachteile gegenüber. Der größte: Woher willst du für 15 verschiedene small caps die Informationen hernehmen? Schon für einen einzigen Wert ist das schwer. Ich habe das gerade schon am Beispiel von FROSTA beklagt. Der Aufwand ist für die meisten von uns schlicht zu groß.
Der Hamburger Value-Investor und Blogger Michael Kissig (intelligent-investieren.net) hat so ein Depot mit small caps (Nebenwerten). Du kannst dich gerne mal bei ihm umschauen. Er hat eine Empfehlungsliste für „Nebenwerte“ auf der Startseite. Michael Kissig hat es allerdings nicht bei 15 Werten belassen, sondern gleich 33 verschiedene gekauft.
Michael Kissings Seite intelligent-investieren.net ermöglicht dir, einer ganzen Fülle von small caps zu folgen. Er schreibt – so wie ich auch – regelmäßig über ‚seine’ Aktien. Wenn du regelmäßig bei ihm liest, dann hast du also immerhin schon mal eine gute Quelle für Informationen über small caps. Das ist viel wert – Blogger sei Dank.
Den Index kaufen
Gut möglich, dass du gar keine Lust hast, dich mit 15 oder gar 33 Firmen zu beschäftigen. Okay. Auch dafür gibt es eine Lösung. Du kaufst small caps einfach immer als fertig gepacktes Paket – als ETF auf einen Index.
Small caps werden in Deutschland im SDAX gelistet. Hier kommt ein Chart des SDAX über die letzten rund 20 Jahre:
Ist der SDAX gut gelaufen? Oder eher schlecht? Das lässt sich nachrechnen. Überraschung – in Deutschland scheint die Regel, dass small caps besser laufen als mid caps nicht zu gelten. Das zeigt folgende Grafik. In den jährlichen Gewinnen sind die Dividenden, wie in Deutschland üblich, schon enthalten (Performance-Index).
Der SDAX ist sogar das Schlusslicht unter den drei großen Indizes – nur der TecDAX ist noch schlechter. Das hat allerdings viel mit dem Platzen der Internetblase um die Jahrtausendwende herum zu tun.
Mein Fazit: Solltest du dir ein fertiges Paket an deutschen Aktien zulegen wollen, dann nimm lieber gleich einen ETF auf den MDAX.
Small caps in den USA
In den USA liegen die Verhältnisse anders. Von dort kommt die Regel, dass small caps besser laufen als mid caps und mid caps wiederum besser als large caps. Und dort trifft diese Regel in der Tat auch zu.
Der Index mit den 500 größten Aktiengesellschaften (S&P 500) kommt über 20 Jahre auf einen Zuwachs von 7,8 Prozent (Kursindex – ohne Dividenden). Die 600 kleinen Unternehmen (S&P SmallCap 600) hingegen bringen 10,4 Prozent. Das ist ein deutlich besseres Ergebnis – und auch hier sind die Dividenden noch nicht einmal mit berechnet. Es sind Jahr für Jahr 2,6 Prozent mehr.
Das scheint zunächst einmal kein sehr großer Unterschied zu sein, aber wie immer trügt uns der Effekt des Zinseszinses, den unser Gehirn nur schwer versteht. Der kleine Unterschied summiert sich auf lange Sicht zu einem sehr großen Abstand. Im Chart sieht das dann so aus:
Und noch einmal – das Problem der Volatilität
Auch bei diesem für small caps sehr erfreulichen Chart ist das Hauptproblem mit kleineren Werten sehr gut zu erkennen. Schau dir nur die starken Schwankungen an. In der Wirtschaftskrise 2008/09 sind die small caps des S&P SmallCap 600 viel stärker eingebrochen als der S&P 500. Das Problem hat einen Namen. Der lautet: Volatilität. Diese Schwankungen musst du als Investor aushalten, wenn du den höheren Gewinn mit small caps haben willst. Und nur wenn du das kannst, solltest du überhaupt darüber nachdenken, in sie zu investieren.
Das zweite Problem: Auch wenn small caps in der Regel besser laufen als die mid- und large caps, wie in der Grafik gut zu sehen, lag der S&P 500 für rund sechs Jahre (1997-2003) vor dem S&P SmallCaps 600. Das ist eine lange Zeit.
Du brauchst also auch noch eine sehr große Portion Geduld. Auch wenn die Regel besagt, dass small caps besser laufen als die größeren – der Markt ist in der Lage diese Regel für viele Jahre nicht zu beachten.
Solltest du small caps kaufen?
Denk darüber nach. Und bitte denk gründlich darüber nach. Klar, einen Gewinn von 10,4 Prozent (plus Dividenden sind es sogar rund 13 Prozent) möchte jeder von uns gerne mit seinen Anlagen erwirtschaften. Du hast aber auch gesehen, wie schwer das sein kann. Für deine Nerven.
Für Deutschland ergibt es ganz offensichtlich keinen Sinn, dass du dein Geld in small caps investierst. Hier hat der MDAX die Nase vorn.
Den S&P SmallCap 600 kaufen
Den S&P SmallCap 600 kannst du auch hier in Deutschland kaufen. Dazu bietet das Unternehmen BLACKROCK den iShares S&P SmallCap 600 UCITS ETF an (Wertpapierkennnummer: A0Q1YY). Du kannst auf den Seiten von BLACKROCK auch noch einige Informationen zum ETF selber bekommen. Außerdem kannst du den ETF dort auch gleich kaufen – du wirst dazu direkt zu deiner Bank weitergeleitet.
Zwei Vorschläge für ein ETF-Depot mit small caps
Wer regelmäßig meinen Blog liest, der kennt für die Anlage in ETFs meine Vorliebe für die Kombination aus 50 Prozent MDAX + 50 Prozent S&P 500. Diese ist zum einen sehr einfach. Und sie ist sehr erfolgreich. Sie lieferte in 2015 stolze 18 Prozent Gewinn und im vergangenen Jahr knapp 12 Prozent.
Hättest du dein Geld so angelegt, dann wären aus 10.000 Euro in dieser Zeit 13.147 Euro geworden. Cool.
Das sind starke Zahlen die dazu führen, dass du mit einer reinen ETF-Strategie und ohne jedes Nachdenken darüber, welche Aktie aus dem DAX denn nun besser ist, weit vor dem DAX lagst. Der hat in diesen beiden Jahren 9,8 Prozent Gewinn gemacht (2015) und 6,9 Prozent in 2016.
Aus 10.000 Euro angelegt in den DAX sind in zwei guten Börsenjahren gerade einmal 11.737 Euro geworden. Das ist ein Unterschied in der Performance von stolzen 15 Prozent in zwei Jahren. 1.500 Euro.
Nun habe ich genug über den Dax gelästert. Kommen wir zur Schlussfrage: Wie lässt sich eine Anlage in small caps in dieses Vorgehen integrieren?
Vielleicht so: 50 Prozent MDAX + 25 Prozent S&P 500 + 25 Prozent S&P SmallCaps 600.
Oder so: 50 Prozent MDAX + 30 Prozent S&P 500 + 20 Prozent S&P SmallCaps 600.
Das sind zwei Vorschläge. Nimm es als Anregung. Es ist dein Geld. Du musst die Schwankungen aushalten, wenn du einen hohen Anteil an small caps in dein Depot aufnimmst. Gelingt es dir, dann schlägst du den Dax. Um Längen.
Mehr lesen
Das Manager Magazin hat sich ausführlich mit small caps beschäftigt. Du findest den Text hier.
Eine genaue Einordnung von small caps, mid caps und large caps findest du auch bei fool.com.
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Für mich stgellt sich eher die Frage, ob die Outperformance der Small Caps uch die nächsten
Jahre erhalten bleibt. Oft gab es dann längere Perioden, in denen die Blue Chips besser liefen.
Auch über Jahre. Un das muss man als Anleger erst durchstehnen, weil man ja nicht weiß, wann
dies endet.
Hallo Christian,
danke für den Artikel und die Einblicke. Ich kann dir da nur zustimmen und bin ebenfalls ein großer Freund von Small Caps.
In Deutschland bleibe ich beim MDAX. In den USA gehe ich aber gerne auf die Suche nach Small-Cap-Einzelwerten. Meiner Erfahrung nach werden die Firmen in den USA einfach weitaus besser gemanagt und haben eine viel höhere Shareholderorientierung.
Das Problem der Volatilität wird weiterhin bestehen …. wenn nicht sogar weiter zunehmen. Mit etwas Geduld lassen sich aber langfristig weiterhin gute Renditen erzielen.
Gruß
Michael
Hallo Christian,
Danke für den wie immer sehr informativen, prägnanten und leicht verständlichen Beitrag. Dein Buch habe ich im Februar gelesen und bin seitdem ziemlich interessiert an Aktien. Heute ist in der WamS ein Artikel über Pantaflix, wohl ein SDAX -Wert.
Die Story zu dem Unternehmen klingt nach einem 10-Bugger…
Hast du oder irgend jemand hier im Blog schon auf dem Schirm??
Sonntägliche Grüße, Peter
Hallo Peter,
nein. Ich kenne die Aktie nicht. Ich sehe aber pausenlos solche Geschichten in Zeitungen oder Zeitschriften. Neulich waren zehn solche „Nebenwerte“ in Focus Money besprochen. Diese Texte klingen oft eher nach Werbung – und nicht nach einer kritischen Analyse. Man ist danach völlig überzeugt, dass dieser Wert steigen muss – und wenn man ihn kauft, dann stellt man fest, dass er es doch nicht tut. Ein Auftraggeber hat seinen Auftrag storniert. Und der Wert verliert 50 Prozent.
Ist mir zu riskant. Aber ich schau mir Pantafix mal an. Ich bin neugierig.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian