Jetzt noch Apple kaufen?

Apple ist wieder da. Nach fünf Wochen unter dem gleitenden 50er-Durchschnitt ist APPLE wieder darüber angekommen. Die Mini-Korrektur, die Anfang Juni startete, dauerte somit ebenso lange wie die letzte im November. Nun dürfte es vermutlich weiter nach Norden gehen. Das nächste Allzeithoch ist derzeit gerade noch 5 Dollar entfernt. Wie weit kann die Aktie noch laufen?

Soll ich jetzt noch APPLE kaufen? Das werde ich oft gefragt, da ich ja als APPLE-Fan gelte. Das ist bei den derzeitigen Kursen eine schwierige Frage.

 

 

APPLE ist unter den Schwergewichten der Tech-Unternehmen die Aktie, die in den letzten 12 Monaten am besten gelaufen ist – ein Plus von 56 Prozent (auf Dollar-Basis) spricht für sich. Die Aktie ist also nicht nur gut gelaufen, sondern sogar sehr gut. Zugleich ist das Unternehmen mit einem KGV von 17,7 nicht wirklich teuer. Konkurrent MICROSOFT bringt es derzeit auf ein KGV von 27,2. Verglichen mit diesem Wert ist APPLE ohne Zweifel immer noch günstig.

 

Solltest du jetzt Apple kaufen?

 

Ich versuche es mal mit vier Hinweisen. Und dann bildest du dir deine eigene Meinung.

ERSTENS. Ich habe APPLE zuletzt bei 104 Dollar gekauft. Jetzt stehen wir bei rund 150 Dollar. Damals (Dezember 2015) gab es die Aktie zu einem KGV von unter 10.

ZWEITENS. Warren Buffett hat APPLE zuletzt zwischen 115-122 Dollar gekauft – sagt er.

DRITTENS. Das derzeitige Kursziel der Aktie liegt in meinen Augen bei rund 175 Dollar. Dort ist rein rechnerisch der nächste Wendepunkt der Aktie, wenn die Aktie uns den Gefallen tut, sich wiederum so zu bewegen, wie in der Vergangenheit.

VIERTENS. Einige Beobachter, wie J. M. Manness von seekingalpha.com, sehen durchaus Potential für Kurse von 250 Dollar für die Aktie. Ich würde keine Wette auf dieses Kursziel annehmen und schon gar nicht für den von J. M. Manness angenommenen Zeitraum von gerade einmal zwei Jahren. Aber gleichzeitig halte ich das Kursziel auch nicht für aus der Luft gegriffen. Das kann so kommen.

 

Apple schwankt regelmäßig

 

Das von mir erwartete Hoch bei 175 Dollar liegt vermutlich im Frühjahr 2018. Wie ich zu dieser Annahme komme? Ich habe mir den Chart der letzten Jahre angeschaut. Da ist, nimmt man die 200er-Linie, eine wellenförmige Bewegung zu sehen. Ich habe diese Bewegung einfach in die Zukunft verlängert. Bislang hält sich die Aktie an diesen ‚Regieplan’. Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht. Und angesichts des Einstiegs von Warren Buffett bei APPLE gibt es schon gar keine Garantie, dass sich die Aktie nach dem zu erwartenden Hoch eine Pause gönnt – und wieder nach unten dreht. Es kann aber auch ganz anders kommen.

 

 

Warum schwankt Apple in solchen Wellen?

 

Die Wellenbewegung der APPLE-Aktie ist besonders gut zu erkennen, wenn man zusätzlich zum Chart (blau) noch die 200er-Linie (rot) mit anschaut. In sanften Schwüngen geht es erst nach oben, dann folgt ein Tal und dann ein erneuter Anstieg.

Wie kommt es zu dieser gleichförmigen Bewegung? Die Aktie korrigiert regelmäßig nach ihren starken Anstiegen. Das hat verschiedene Gründe. APPLE stößt gleich in zweierlei Hinsicht in Neuland vor. Kein anderes, börsennotiertes Unternehmen ist so viel wert wie APPLE. Es sind derzeit 806 Milliarden Dollar. Damit ist APPLE in Sichtweite der magischen Billion-Marke angekommen (amerikanisch: Trillion) und könnte das erste unternehmen im Club der Trillionäre werden. Da wollen einige rein, ALPHABET zum Beispiel, AMAZON oder FACEBOOK. APPLE hat aber im Moment die besten Aussichten.

Kein anderes Unternehmen macht zudem so viel Gewinn wie APPLE – rund 50 Milliarden Dollar im Jahr.

Eine hohe Bewertung an der Börse, hohe Gewinne – beides führt zu Unsicherheit. Kann APPLE seinen Gewinn überhaupt noch weiter steigern? Müsste nicht ein Wettbewerber auf den Plan treten, und APPLE’s Imperium ins Wanken bringen, so wie seinerzeit APPLE die Unternehmen RIM (Blackberry) und NOKIA ins Wanken gebracht hat?

So könnte es aussehen – das kommende iPhone 8/X.

 

Diese Fragen stehen immer wieder im Raum. Sie drängen sich vor allem dann auf, wenn APPLE wieder einmal neue glänzende Rekorde einfahren konnte. 220 Millionen verkaufte iPhones. 220 Milliarden Dollar Umsatz. 50 Milliarden Dollar Gewinn. Viele dieser Marktsteine entzücken die Anleger zunächst – verunsichern aber in der Folge auch, wenn das Unternehmen danach für ein paar Monate oder Quartale keine neuen Rekordzahlen mehr erreicht. Dann läuft der Kurs wieder zurück.

 

Ist Tim Cook Schuld?

 

Ich halte Tim Cook für den besten CEO, den APPLE haben kann. Die Schwankungen von APPLE sind zudem auch nicht in seiner Zeit als CEO von APPLE entstanden (ab 2011), sondern lassen sich schon unter Steve Jobs beobachten. Auch damals, beim kometenhaften Aufstieg des iPod, gab es viele Zweifler, die sich nicht vorstellen konnten, dass es APPLE jemals gelingen könnte, mit einem neuen Produkt an den Erfolg des iPod anzuknüpfen.

Heute wissen wir, es kam anders.

Kann Apple weiter wachsen?

 

Es sieht so aus. Am eindrucksvollsten wachsen die Einnahmen des Konzerns derzeit im Bereich „Service“, in dem der App Store angesiedelt ist. Das Schönste: Das Service-Segment wächst nicht nur eindrucksvoll – er hat sein Wachstum in den vier Quartalen des vergangenen Jahres sogar deutlich steigern können – von 11 Prozent auf 24 Prozent. Accelerating growth.

Das Service-Segment stabilisiert die sonst doch eher schwankenden Einnahmen des Unternehmens. Und es verschafft dem Unternehmen eine starke Wachtumsperspektive – jenseits des iPhones. Die Service-Sparte war im Übrigen auch einer der entscheidenden Gründe, warum die Investment-Bank Goldman Sachs im November 2015 die Aktie von APPLE auf die Conviction Buy List nahm.

Auch beim Preis den APPLE für ein iPhone im Durchschnitt erzielen kann (ESP) steht APPLE gut da. Zuletzt erreichte dieser Wert den Rekord von 695 Dollar (siehe Chart unten). Für das neue iPhone 8 (iPhone X) wird das Unternehmen noch einmal deutlich mehr verlangen und die magische 1.000-Dollar-Marke deutlich hinter sich lassen. Das wird den ASP und damit die Umsätze für das Unternehmen noch einmal deutlich steigern.

 

 

Steigende Nutzerzahlen

 

Und dann ist da ja auch noch die wachsende Basis, auf der APPLE aufbauen kann, die user base. Es ist dieses starke Wachstum der user base, das in meinen Augen belegt, dass die Wachstumsgeschichte bei APPLE noch lange nicht zu Ende ist.

Die letzten Sprünge lagen im Bereich von 100 Millionen zusätzlichen Nutzern im Jahr. APPLE’s Nutzer sind zudem extrem loyal. Sie alle werden eines Tages ein neues iPhone kaufen wollen oder kaufen müssen.

In diesen Zahlen ist der graue Markt, der Verkauf von gebrauchten iPhones in Ländern wie Indien, noch nicht einmal enthalten.

 

Fazit

 

APPLE ist und bleibt ein sehr solides Investment. APPLE bedient bei Smartphones das Hochpreissegment – und das gelingt dem Unternehmen exzellent. APPLE verdient regelmäßig zwischen 66 und 100 Prozent aller Gewinne, die mit Smartphones gemacht werden. Bei Smartwatches ist die Lage ähnlich.

Das Unternehmen wächst weiterhin, wenn auch deutlich langsamer als vor einigen Jahren. Durch das Aktienrückkaufprogramm des Unternehmens verteilt sich dieser Gewinn auf immer weniger Aktien. Deshalb wächst der Gewinn bezogen auf eine Aktie (ESP – earnings per share) immer deutlich stärker, als der Gewinn in absoluten Zahlen. Zudem legt die Dividende derzeit mit rund 11 Prozent im Jahr zu.

Die meisten Beobachter bewerten APPLE heute unter der Ananahmen, dass aus Cupertino nicht mehr viel Neues kommen wird. Sie sehen ein nur moderates Wachstum bei APPLE. Das kann so kommen, das kann sich aber auch schnell ändern – wenn APPLE neue consumer devices auf den Markt bringt die ähnlich erfolgreich sind wie das iPhone.

APPLE ist und bleibt eine der größten Positionen im Depot von grossmutters-sparstrumpf.

 

Mehr lesen

 

Wieso die Aktie von APPLE auf 250 Dollar steigen kann, auch wenn das Unternehmen nur noch ein sehr geringes Wachstum erzielt, das erklärt J. M. Manness in einer lesenswerten Analyse aus Sicht von Dividendeninvestoren auf den Seiten von seekingalpha.com.

Warum Tim Cook genau der richtige CEO für APPLE ist kannst du hier lesen.

 

 

Wer bei APPLE wirklich die Strategie bestimmt, das erfährst du hier.

Das beste Buch über APPLE ist in meinen Augen die außerordentlich präzise, kenntnisreich und zudem noch gut geschriebene Steve-Jobs-Biographie „Becoming Steve Jobs“ von dem Autorenduo Brent Schlender und Rick Tetzeli. Gibt es auch auf deutsch und auch als Hörbuch.

Ich würde allerdings immer die amerikanische Fassung vorziehen. Gibt es zudem gebraucht bei Amazon schon ab 4,19 Euro. Du sparst also auch bares Geld – das du gleich auf dein Aktien-Depot überweisen kannst.

https://www.youtube.com/watch?v=vN4U5FqrOdQ

Steve Jobs, wie er im Januar des Jahres 2007 das iPhone vorstellt – das Video ist ein absoluter Genuss.

https://www.youtube.com/watch?v=eywi0h_Y5_U

Microsoft-Chef Steve Ballmer lacht über das iPhone. Auch sehenswert.

 

Wenn du keinen Beitrag mehr verpassen willst, dann bestell doch einfach den Newsletter! So wirst du jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!

 

7 Kommentare

  1. jimbo

    Meine Aussage war doch ein wenig ironisch gemeint. Sowas geht an sich gar nicht!!! Ich zahle übrigens auch fett steuern in diesem land..und davon mehr als genug. In der Verdienst klasse, in der 3% der bundesbürger sind. Die grosskonzerne sind einfach zu mächtig.

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ach so! Mit Ironie ist es leider so eine Sache – die lebt vom Tonfall. Mündlich wird sie deshalb gut verstanden, schriftlich dagegen eher selten.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

      Antworten
  2. Arno Teiwes

    Hallo Christian,

    toller Beitrag und sympathische Schlußfolgerungen. Wenn ich aber die Entwicklung des Charts von Apple in die Zukunft prolongiere, sollte ich wohl besser kaufmännisch abwarten und im nächsten Tief Ende 2019 bis Anfang 2020 investieren. Daraufhin kann ich sparen und mich ggf. anders entscheiden.

    Grüße aus und nach Berlin

    Arno

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Hallo Arno,
      das genau soll der Text nahe legen. Und wie du aus meinem Kauf ersehen kannst, teile ich deine kaufmännische Sicht und habe es ähnlich gemacht, zumindest mit meinem letzten Nachkauf.
      Da gibt es allerdings eine große Unsicherheit. Niemand garantiert, dass APPLE sich wieder so verhält wie in der Vergangenheit. Ich persönlich halte die Wahrscheinlichkeit, dass APPLE bis 200 oder gar 250 durchzieht und diesmal keine Schwächephase hat, für um die 50 Prozent. Das liegt am enormen Wachstum des Service-Segments. Das liegt auch an Warren Buffets Einstieg bei APPLE. Es liegt auch daran, dass Warren Buffet ganz schlitzohrig sagt, APPLE sei doch gar keine Tech-Firma (und damit riskant). Es sei ein Konsumgüter-Hersteller mit enormem Markenimage.
      Wenn du das gratis e-Book von mir und zwei Kollegen zu Warren Buffets Kauf von APPLE noch nicht kennst, dann kann ich es dir nur empfehlen. Einfach auf der Startseite anklicken – und runterladen.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian

      Antworten
  3. jimbo

    Hi, das Beste wurde noch gar nicht erwähnt: wie alle big Player zb Amazon zahlt Apple nahezu null steuern auf der Welt. Ich sah mal das faszinierende scheinkonstrukt in einem Schema im Fokus. Gut für die Aktionäre

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich bin davon nicht ganz so begeistert wie du. Keine Steuern zahlen – das mag gut für die Aktionäre sein. Aber zu einem Gemeinwesen und seiner Infrastruktur (Kindergärten, Bildung, Straßen, Telefon, Polizei, Forschung) sollten in meinen Augen alle beitragen – auch Großkonzerne. Ich kann nicht erkennen, dass die Bundesregierung das ernsthaft zu ihrem Ziel erklärt hat. Mich stört das. Warum soll ich Steuern zahlen – und APPLE nicht?
      Nachdenkliche Grüße aus Berlin
      Christian

      Antworten
      1. jimbo

        Aber gibt es eine firma auf der welt, die nach dem Mutter Theresa Prinzip allmächtig wurde?

        Schöne grüße von Mallorca

        Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 × zwei =