Soll ich National Bank Of Greece kaufen?

Ich habe da mal eine Frage: Was hältst du eigentlich eigentlich von Griechischen Banken? Die Troika ist aus Athen abgezogen, das Land hat kürzlich wieder eigene Anleihen am freien Markt begeben, 5 Jährige Anleihen werden bei 2,75% gehandelt. Ich habe mir ein paar Aktien der National Bank of Greece ins Depot gelegt – ist eher ein optionsartiger Payoff mit dem Risiko nahe Null zu landen – andererseits müsste das gröbste in Griechenland schon überstanden sein, daher denke ich, es wären schöne Renditen mittelfristig möglich.

Holger (43)

 

Danke für die schöne Frage zunächst einmal, Holger. Schon aus deiner Frage geht hervor, dass das hochriskante Aktien sind. Und das es sich unter keinen Umständen um Langfristanlagen handelt. Es könnten Turnaround-Spekulationen sein, allerdings Turnarounds aus der Kategorie „lass alle Hoffnungen fahren, dein Geld je wiederzusehen“. Was nicht heißt, das das passiert. Aber wer in ein Unternehmen wie die NATIONAL BANK OF GREECE anlegt, der sollte sich darüber im klaren sein, dass auch ein Totalverlust möglich ist.

 

 

Ich bin jetzt seit vier Jahren in Facebook-Aktiengruppen und schon damals war die NATIONAL BANK OF GREECE ein „Geheimtipp“. Wer vor vier Jahren gekauft hat („das schlimmste ist ja jetzt ausgestanden“), der hat derzeit nahezu mit einem Totalverlust zu leben (siehe Chart oben). Ein Investment in den MSCI World hingegen hätte in der Zeit ziemlich viel Gewinn abgeworfen. Ohne das Risiko des Totalverlustes.

Was verleitet Anlegerinnen und Anleger überhaupt, in so einen Wert anzulegen? Es sind vermutlich die hohen Berge, die die Aktie in der Vergangenheit aufzuweisen hatte. Hier kommt ein Blick auf die letzten 20 Jahre:

 

 

Natürlich sieht der Chart hier noch viel weniger einladend aus als beim Blick auf die letzten vier oder fünf Jahre. Wer bitte möchte bei der Achterbahnfahrt mit dabei gewesen sein? Aber genau diese hohen Berge (und die tiefen Täler) ziehen spekulative Anleger an.

Ich weiß, die Wortkombination „spekulative Anleger“ ist in den Augen von vielen Langfristanlegern ein unvereinbares Gegensatzpaar. Entweder Spekulant. Oder Investor. Doch so einfach ist es nicht. Vor allem zu Beginn ihrer Börsenkarriere neigen viele Anleger (Männer!) dazu, sich von stark steigenden (und ab und an eben auch stark fallenden Aktien) regelrecht hypnotisieren zu lassen. Sie träumen von dem ganz großen Gewinn, der den Weg zu einem Vermögen abkürzt. Ganz wenigen gelingt das – keine Frage. Die meisten allerdings verlieren bei ihrem Versuch das schnelle Geld zu machen leider jede Menge Geld – und wenden sich dann mehr und mehr der Seite der Investition zu. Dort wo die sicheren Gewinne warten.

Spekulative Anleger glauben, dass eine Aktie die von 35.000 Euro bis auf 1 Euro fällt ein hohes Potential hat, wieder zu steigen. Das ist ganz ähnlich wie bei GENERAL ELECTRIC. Die Aktie stand auch mal bei 60 Dollar (aktuell: rund 10 Dollar) – und nach wie vor träumen Anleger von einem Wiederaufstieg der Aktie. Obwohl das Geschäftsmodell das (in meinen Augen) überhaupt nicht hergibt.

Was Holger sich von der Aktie vermutlich erhofft, das zeigt der Chart über die letzten drei Jahre ganz gut. Der endet allerdings immer noch mit einem sehr deutlichen Minus:

 

 

Doch andererseits: Die Aktie braucht ja nur auf ihre Hochs aus dem Jahr 2017 zu steigen, um Anlegerinnen und Anlegern einen Gewinn von satten 250 Prozent zu bescheren. Es ist diese Aussicht auf den schnellen Gewinn, die Aktien wie NATIONAL BANK OF GREECE attraktiv erscheinen lässt.

Wird die Aktie wieder auf 3,50 Euro steigen? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich persönlich jedenfalls würde keinen einzigen Euro darauf wetten, dass sie es tut. Und ich würde mein Geld lieber in sichere Investments stecken.

Die Aktie von MASTERCARD ist in drei Jahren um starke 160 Prozent gestiegen. Solide.

Der MSCI World (gemessen am iShares Core MSCI World UCITSin Euro) hat es in drei Jahren auf ein Plus von 39 Prozent gebracht. Auch sehr solide. Und ohne das Risiko des Totalverlustes.

Mein Fazit

 

Bankaktien sind ohnehin riskant, weil sie in Rezessionen besonders stark leiden. Griechische Bankaktien sind noch einmal riskanter. Zudem ist die Aktie auch noch ein small cap mit einer Marktkapitalisierung von unter einer Milliarde Euro, wir hatten das vor vier Wochen hier auf grossmutters-sparstrumpf schon einmal. Da ging es um die VP BANK. Da hat ein Leser auf Facebook geschrieben: „Bankaktie“ + Small Cap, das hat mir als Information gereicht“. Und er hat den Daumen gesenkt. Das ist eine gute Zusammenfassung. Ich schließe mich dem Urteil an.

 

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4 Kommentare

  1. Dennis

    Ich hatte die Aktie 2015 oder 2016 als Spekulation zu 0,9€ ins Depot geholt, nach weiterem Kursrutsch und zwei Splits kam der Totalverlust. Das Risiko, dass man sein Geld nie wieder sieht, sollte einem immer bewusst sein, aber die Erfahrung ist unbezahlbar 😉

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  2. Klaus

    Visa oder Mastercard: welche Aktie sollte man kaufen ?

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Im Zweifelsfall am besten beide. Mal liegt die eine vorn, mal die andere. Ich habe MASTERCARD und scheue noch das Umschichten.

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  3. Felix

    Noch dazu, wo Griechenland eine sozialistische Regierung hat, die jederzeit zu Mittel der Verstaatlichung greifen kann. Für die ist soetwas wie Aktien Teufelszeug des Kapitalismus. Man erinnere sich an den berühmt-berüchtigten Finanzminister Varoufakis.

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