Wechselkurs: Euro-Schwäche voraus

von STEPHAN HEIBEL

Der Euro ist diese Woche gegenüber dem US-Dollar um 0,5% auf 1,19 USD/EUR angestiegen. Ein starker Euro wird als Belastung für die deutsche Exportindustrie betrachtet, der DAX gilt international als Export-Index für Deutschland.

Ich habe vor einem Jahr meine Währungshaltung geändert: Nachdem ich lange Jahre richtigerweise einen schwachen Euro erwartet hatte, habe ich vor einem Jahr einen Euro-Anstieg in Aussicht gestellt. Seither ist der Euro von 1,04 auf 1,20 USD/EUR gestiegen. Heute möchte ich meine Haltung ändern.

 

 

In dem Chart können Sie oben den Verlauf des US-Dollars gegenüber den wichtigsten Weltwährungen sehen. Im Jahr 2017 gab der US-Dollar kräftig nach und fiel von 104 auf bis zu 91. In dieser Zeit haben sich die „large speculators“, also die institutionellen Anleger (grüne Linie), die große Geldbeträge bewegen, von ihren Long-Positionen verabschiedet (dadurch der Verfall des US-Dollars) und sind inzwischen für einen weiter fallenden US-Dollar positioniert (grüne Linie ist unter 0).

Das ist sehr selten der Fall und führt in der Regel zu einer Gegenbewegung. Immer wenn in den vergangenen fünf Jahren das Commitment of Trades der Großanleger die Nulllinie erreichte, gab es in den folgenden 6-12 Monaten einen Anstieg des US-Dollars. Ich stelle mich also auf einen Anstieg des US-Dollars im kommenden Jahr ein.

Mögliche Gründe fallen mir da unzählige ein: Trump ist doch kein Irrer, sondern man gewöhnt sich an seine Politik der polternden Worte. Der Brexit erzeugt Währungsturbulenzen in Europa. Deutschland fällt als Stabilitätsanker in Europa aus, weil wir auf Neuwahlen zulaufen oder eine Minderheitsregierung ohne Durchschlagskraft haben könnten. Egal, denn der Euro dürfte deutlich tiefer stehen, wenn wir die Gründe dafür erfahren.

Wenn der Euro an Wert verliert und der Bitcoin derzeit als Gold-Alternative ungeahnte Höhen erklimmt, dann stellt das Gold derzeit eine attraktive Anlagemöglichkeit dar. Gemessen in US-Dollar hat der Goldpreis in diesem Jahr bereits einen ersten Aufwärtstrend versucht. Hier in Deutschland und gemessen in Euro haben wir davon nichts mitbekommen, weil die Euro-Stärke den Goldpreisanstieg (beiden gemessen in US-Dollar) ausgeglichen hat.

Die Chancen für eine Goldhausse steigen dadurch in meinen Augen: Sollte der US-Dollar nun wieder stärker werden, der Euro also schwächer, dann dürfte das den Goldpreis für uns Euro-Menschen automatisch nach oben treiben.

Wenn dann irgendwann, und das kann noch gut ein oder zwei Jahre dauern, kann aber auch schon morgen passieren, der Bitcoin irgendwann einmal einen heftigen Rückschlag erleidet, werden sich viele internationale Anleger nach dem zum Bitcoin alternativen Sicheren Hafen wenden und Gold kaufen.

In meinen Augen ist die Stärke des Bitcoins nicht allein eine Spekulationsblase von Freaks, sondern auch ein Zeichen dafür, dass eine Alternative zum politisch gesteuerten Währungssystem gewünscht ist und benötigt wird. Traditionell stellt das nur Gold dar, der Bitcoin ist eine junge Alternative, die bislang kaum Langfristanleger gelockt hat. Doch ein wesentliches Merkmal des Bitcoins ist die Unabhängigkeit von Regierungen – genau wie Gold.

 

Stephan Heibel (48) hat eine Banklehre absolviert, Volkswirtschaft studiert und unter anderem einige Jahre in New York gelebt und gearbeitet. Er gibt seit 2005 den Börsenbrief Heibel-Ticker heraus. Den Heibel-Ticker gibt es in einer Gratis-Variante und als kostenpflichtiges Angebot. Stephan Heibel lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Hamburg.

 

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3 Kommentare

  1. Mario

    Ich freue mich immer auf jeden Newsletter, da ich die Tipps sehr schätze.
    Dieser gehört nicht zu meinnen Favoriten, da für mich weder Gold noch Bitcoints zu einer rentablen, ausgewogenen, langfristigen Geldanlage gehören.

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Dann achte mehr auf die Aussagen im Text zum stärker werdenden Dollar. Darum ging es mir im Kern. Ob das auch zu einem steigenden Goldpreis führt, darüber kann man lange streiten. Ich schätze: Nein.
      Aber Stephan Heibel kann durchaus Recht behalten. Who knows?

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  2. Marc

    Du wirst doch nicht etwa ein Goldbulle?

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