Tesla siegt in der Oberklasse

 

Tesla ist gelungen, was viele für unmöglich gehalten haben – die Wachablösung in der Luxusklasse. Sie konnten im vergangenen Jahr im Segment der Luxuslimousinen Mercedes mit seiner S-Klasse in den USA von Platz eins verdrängen. Das geht aus den Absatzzahlen für 2015 hervor, die von Good Car Bad Car erhoben und gestern von The Motely Fool veröffentlicht wurden.

Das alleine ist schon ein klarer Imagegewinn für Tesla und ein Imageverlust für Daimler. Das ist aber nicht alles. Die spannende Frage ist ja: Gehen Teslas Verkäufe auf Kosten seiner Konkurrenten? Und wenn ja: Welcher?

Die Antwort ist nach den jetzt vorliegenden Zahlen klar: Das Segment der Luxuslimousinen hat sich durch den Markteintritt von Tesla nicht auf wunderbare Weise vergrößert. Die Zahl der Menschen, die 100.000 Dollar für ein Auto ausgeben, ist überschaubar. Tesla hat vielmehr allen anderen Wettbewerbern Marktanteile abgenommen.

Ja – allen.

 

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Wie aus der Grafik gut zu erkennen, mussten alle Luxuslimousinen (Lexus, BMW, Audi, Mercedes, Porsche) in 2015 deutlich Federn lassen, um Platz für das starke Wachstum des Newcomers zu machen. Am stärksten hat es aber die S-Klasse von Mercedes erwischt, die in den USA um mehr als 10 Prozent weniger verkaufen konnte.

Auch Lexus, Audi und Porsche mussten ähnlich hohe Abschläge von um die 10 Prozent hinnehmen. BMW hingegen kam vergleichsweise glimpflich davon. Der Kampf um die Führung im Luxussegment geht damit in 2016 in eine ausgesprochen spannende Runde. Auch in anderen Regionen der Welt gewinnt Tesla in der wichtigen Oberklasse zunehmend die Kundschaft für sich. In Hongkong fahren mittlerweile mehr als 4.000 Menschen einen Tesla.

 

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Tesla ist ein Winzling

 

Trotz seiner Erfolge in der Oberklasse ist Tesla nach wie vor ein Winzling. Daimler verkauft alleine in den USA 350.000 Autos. Tesla hingegen nur etwa 27.000.

Das zeigt klar an, wie klein Tesla bislang noch ist, wenn man es als ein Automobilunternehmen betrachtet. Und das ist ihr Anspruch. Wenn man Tesla dagegen als einen Luxuswagen-Hersteller ansieht, dann sind ihre Erfolge schon jetzt deutlich größer. Ihr Siegeszug in der Oberklasse ist derzeit nicht zu stoppen.

 

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Die Oberklasse verändert sich

 

Die weltweiten Vergleichszahlen: Der Porsche Panamera verkauft rund 25.000 Stück. Mercedes verkauft seine S-Klasse 100.000 Mal und ist damit klar der weltweite Marktführer bei Luxuslimousinen. Tesla Modell S wurde im vergangenen Jahr 50.000 Mal ausgeliefert.

Hinzu kommt: Tesla wächst derzeit um 60 Prozent im Jahr. Wir reden also über 80.000 Wagen, die Tesla in 2016 ausliefern wird, von dann zwei Wagentypen, Modell S und Modell X.

Für einen Luxusauto-Hersteller ist das ziemlich viel. Porsche zum Vergleich, lag bis zum Jahr 2012 konstant unter 100.000 Stück im Jahr. Als Luxusauto-Hersteller ist Tesla also schon jetzt eine sehr ernst zu nehmende Firma, die ein stark wachsendes Segment bedient – die Elektromobilität.

 

Ein Hersteller ohne Konkurrenz – auf Jahre

 

Tesla hat nach wie vor keinen ernstzunehmenden Konkurrenten. Deutsche Autohersteller werden frühestens in zwei Jahren mit vergleichbaren Produkten auf den Markt treffen. Oder aber auch erst „gegen Ende des Jahrzehnts“ (Porsche). Und das endet erst 2020. Vier Jahre Zeit für Tesla. Ein Traum für jeden ambitionierten Unternehmer.

 

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An Nachfrage mangelt es dem Wagen aus dem Silicon Valley jedenfalls nicht. Alle Autos die sie produzieren, gehen umgehend in die Auslieferung. Kunden müssen zum Teil lange Wartezeiten in Kauf nehmen, wenn sie bei Tesla bestellen. Tesla hat hierfür keinerlei Werbung nötig.

 

Fazit

 

Es war eine sehr gute Idee von Tesla, ein hochpreisiges Luxusgefährt als E-Auto auf den Markt zu bringen. Die Erfolgsgeschichte des Modell S belegt das. Aber die Story, die Elon Musk erzählt, ist ja, dass sie ein großer Massenhersteller mit mindestens 500.000 Wagen im Jahr werden wollen. Dazu wollen und müssen sie in die Mittelklasse. Und das wird ein harter Weg für sein Unternehmen.

E-Autos sind ein interessantes Produkt für eine gut verdienende Oberschicht. Sie kauft status-bewusst. Der Preis spielt nur eine untergeordnete Rolle. Aber ein Massenauto wird für Menschen hergestellt, die sich die Kosten pro gefahrenen Kilometer ausrechnen – und diese Rechnung ist bekanntlich noch nie aufgegangen. Kein E-Auto der Welt, kann so günstig fahren (inkl. Anschaffung), wie ein Diesel oder Benziner.

Ob der Markteintritt in die Mittelklasse gelingt, das bleibt eine spannende Frage. Bis das erwartete Modell 3 auf den Markt trifft, ist auch Apple mit seinem Apple Car da.

 

Tesla schreibt Industriegeschichte

 

Tesla ist ohne Zweifel ein spannendes Unternehmen. Ein sehr interessantes Kapitel für die Industriegeschichte des 21. Jahrhunderts hat das Unternehmen auch geschrieben. Sein größter Aktionär und CEO, Elon Musk, ist durch Tesla und durch sein Raumfahrtunternehmen SpaceX zu einem der bekanntesten und umtriebigsten Unternehmern in den USA aufgestiegen. Anleger sollten sich allerdings gut überlegen, ob in die Aktie von Tesla nicht schon sehr viel Zukunft eingepreist ist.

Noch einmal der Vergleich zu Daimler. Die Stuttgarter haben einen Börsenwert von rund 70 Milliarden Euro bei Umsätzen von etwa 150 Milliarden Euro. Tesla hingegen ist an der Börse stolze 22 Milliarden (Dollar) wert. Bei Umsätzen von gerade einmal 5 Milliarden (Dollar) und keinerlei Gewinnen – noch auf viele Jahre hinaus.

Ich sehe Tesla derzeit nur als eine Halteposition an – und das auch nur für sehr risikobereite Anleger, die damit leben können, dass es mal 100% rauf und mal 50% runter geht. In Grossmutters Sparstrumpf dagegen gehört Tesla zum jetzigen Zeitpunkt eindeutig nicht.

Wer gerne in Elektromobilität investieren will, der ist mit der Aktie von Apple besser bedient. Kommt der Apple Car, werden die Karten auf dem Automobilmarkt noch einmal völlig neu gemischt.

 

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2 Kommentare

  1. EasyWISA

    Hallo Christian,

    was denkst du über die Solarcity-Übernahme durch Tesla (war ja im Feb. noch kein Thema, als du den Artikel verfasst hast) und denkst du nicht, dass Tesla Probleme bekommen wird, wenn die etablierten Hersteller wie z.B. VW, BMW oder Daimler sich des Themas mal mit dem nötigen Ernst annehmen?

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    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Ich glaube nicht, dass TESLA Probleme bekommt, wenn DAIMLER mit seinen Modellen auf dem Markt erscheint. Ich glaube, dass DAIMLER und TESLA Probleme bekommen, wenn APPLE mit dem Apple Car kommt. Aber das kann man auch ganz anders sehen.
      Bislang ist der technologische Vorsprung von TESA gegenüber DAIMLER noch sehr groß. Gut möglich, dass sie den aufholen. Ich würde darauf aber nicht wetten.

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