Ein Jahr danach

8. November 2016. In den USA wird ein neuer Präsident gewählt. Mit weitem Abstand gewinnt Hillary Clinton diese Wahl (popular vote). Sie bekommt 48,1 Prozent der Stimmen. Ihr Konkurrent, der Republikaner Donald Trump, erreichte nur 46,2 Prozent.

Aufgrund von Bestimmungen, die außerhalb der USA so gut wie niemand nachvollziehen kann, wird Donald Trump dennoch als 58. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Der Wille der Mehrheit zählt nicht.

Warum? Aus Tradition. Die Verfassung sieht vor, dass der Präsident nicht von der Mehrheit des Volkes gewählt werden muss, sondern von der Mehrheit der Wahlmänner und -frauen in den amerikanischen Bundesstaaten (electoral vote). Und die hat Donald Trump bekommen – wenn auch nur knapp, rund 130.000 Stimmen entscheiden den Ausgang der Wahl.

Donald Trump und der Aktienmarkt

 

Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten hat Schockwellen rund um den Globus gehen lassen. Bis heute ist die Politik der Vereinigen Staaten schwer zu berechnen. Den Aktienmärkten hat das nicht geschadet. Der DAX zum Beispiel ist seither um 25,3 Prozent gestiegen.

 

 

In den USA sieht es nicht viel schlechter aus. Der S&P 500 hat in diesen zwölf Monaten einen Zuwachs von 19,9 Prozent erzielt.

 

 

Ich habe in den Tagen nach den Präsidentschaftswahlen die am weitesten reichende Veränderung an meinem Depot vorgenommen (und an dem wiki „Global Champions“), die ich jemals gemacht habe. Ich habe die Vorherrschaft der Tech-Werte in meinem Depot deutlich beschnitten – und mich um Werte der Old Economy verstärkt.

Dies waren die Aktien von: JOHN DEERE, SOUTHERN COPPER, WELLS FARGO, STARBUCKS und DISNEY.

Stellt sich die Frage: War das sinnvoll?

Ein Jahr danach – ein Blick zurück

 

Ich will heute schauen, wie diese Werte sich entwickelt haben. Es war ein guter Zeitpunkt, um das Depot etwas defensiver aufzustellen. Die Frage ist aber: Hat sich das auch gelohnt?

Um das herauszufinden, habe ich gestern, ein Jahr nach den Wahlen, die performance des Depots berechnet beziehungsweise berechnen lassen (das macht für mich das Depot-Programm der Deutschen Bank). Es sind (ohne Dividenden) rund 24 Prozent.

Und im Detail?

 

Wie haben sich die unterschiedlichen Werte nun entwickelt. Ich fange mal mit dem Überflieger an: SOUTHERN COPPER – plus 51 Prozent. Der Kupferspezialist profitiert von dem stark gestiegenen Preis des Metalls. Das war auch so gedacht. Steigt der Preis von Kupfer, steigen die einnahmen von SOUTHERN COPPER extrem. In guten Phasen erhöht das den Gewinn des Unternehmens um 200-300 Prozent.

 

SOUTHERN COPPER

 

Auf Platz zwei liegt JOHN DEERE. Der Hersteller von Landmaschinen und Baufahrzeugen ist um immerhin 45,3 Prozent gestiegen. Er profitiert von steigenden Preisen für Agrarrohstoffe. Außerdem muss Donald Trump, will er wiedergewählt werden, dafür sorgen, dass die amerikanischen Farmer sich neue Trecker leisten können. So mein Kalkül.

 

JOHN DEERE

 

Bisher sieht es gut aus für die Aktien, die vor einem Jahr neu ins Depot dazugekommen sind. Noch ist allerdings nicht aller Tage Abend. Schauen wir was STARBUCKS und DISNEY in der Zeit gemacht haben. Hier kommt STARBUCKS:

 

STARBUCKS

 

Ein Plus von gerade einmal 0,5 Prozent. Enttäuschend. Da habe ich vor einem Jahr Aktien von APPLE, von AMAZON und von FACEBOOK verkauft, nur um mir so eine schreckliche performance einzuhandeln. Aber starke Wachstumsunternehmen wachsen nun mal nicht stets und beständig. Zudem läuft der Kurs von Aktien oft eines Entwicklung des Unternehmens voraus. Deshalb haben beinahe alle Aktien auch lange Ruhephasen. STARBUCKS hat die ohne Zweifel gehabt – stand aber in der Zwischenzeit auch schon mal weit im Plus.

Kommen wir zu DISNEY. Hier ergibt sich das gleiche Bild. Auf einen anfänglichen Zuwachs von 20 Prozent folgt ein anschließender Niedergang. Und eine schwarze Null am Ende:

 

 

DISNEY

 

WELLS FARGO schließlich, der fünfte Wert, hat um 13 Prozent zugelegt. Was kommt heraus, wenn ich die performance aller fünf Aktien zusammenrechne? Ich habe das gestern getan. Alle Werte zusammengenommen haben eine performance von 23,2 Prozent gehabt (Quelle: finanzen.net). Die Zahlen bei onvista waren etwas höher – dort kamen 24,6 Prozent heraus.

Zusammengenommen also – ungefähr 24 Prozent. Das entspricht genau dem Wert des gesamten Depots. Kein Unterschied. Ich hätte mir also alle Käufe und Verkäufe nach den Wahlen sparen können.

Hätte ich?

Nun ja. Ich bin froh, mit JOHN DEERE und SOUTHERN COPPER zwei klasse Aktien im Depot zu haben, die in der Zwischenzeit stark zugelegt haben. Das Depot ist auf diese Weise zudem besser diversifiziert. Die Aktien von STARBUCKS und DISNEY wollte ich ohnehin kaufen. Beide Aktien standen vor einem Jahr schon eine Weile auf meiner Watchlist.

Einzig mit WELLS FARGO bin ich nicht warm geworden. Die Aktie ist bereits verkauft.

Mein Fazit: Die Käufe und Verkäufe waren kein Fehler. Allerdings waren sie aus heutiger Sicht weit weniger nötig, als ich vor 12 Monaten dachte. Ich werde also in Zukunft noch genauer hinschauen, ob ein Änderung am Depot wirklich nötig ist.

Nichts zu tun, ist in der Regel wohl die bessere Alternative.

Am Samstag geht es hier auf grossmutters-sparstumpf weiter mit der ganz spannenden Frage, was eine KGV-Expansion ist und wie du von ihr profitieren kannst.

Stay tuned!

 

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3 Kommentare

  1. Leser G

    Hallo, in Wirklichkeit dürftest Du mit Deinem Aktiendepot eine ordentliche Outperformance zumindest ggü. allen Indizes/ETFs mit starkem US-Anteil (MSCI World etc.) haben, da Du bei dem 20%-Zuwachs des S&P 500 nicht den gestiegenen Euro berücksichtigt hast. Ist freilich für uns hier in Deutschland schon wichtig. Insofern haste den Markt wohl geschlagen. Jetzt aber noch Wasser rein in den Wein: Wenn zwei Aktien in einem so starken Bullenjahr, in dem quasi alles steigt, so ne harte Korrektur durchmachen, dann stimmt was mit denen nicht. Aber vielleicht haste Glück und die schlagen sich dafür im nächsten Bärenmarkt besser.

    Noch ne Anmerkung: So richtig kann man Dax und S&P 500 ja auch nicht vergleichen, da der Dax ein Performanceindex ist, der 500er aber ein Kursindex. Man sollte also besser den S&P 500 Total Return Index anschauen, der dann auch ein Performanceindex (oder wahlweise den Dax Kursindex, wenn man nur den Kurssteigerungen interessiert ist und die Dividenden ausblenden will).

    Antworten
    1. Christian Thiel (Beitrags-Autor)

      Völlig richtig. Bei längerfristigen Betrachtungen ist für den S%P 500 immer ein Blick auf den Total Return Index wichtig. Ich wollte es in dem Text nicht allzu kompliziert machen.

      Antworten
  2. docno

    Hi,
    ich mache es ganz einfach und halte mich an eine eiserne Regel (nach Tim Schäfer):
    Ich verkaufe nie.
    Ganz easy: NIE.

    Egal, was in meinem Depot ist. Ich schaue mir das lustige Auf + Ab mal an. Fertig.
    Zukaufen ist prima, aber diese geilen Tech-Werte für Starbucks + Freunde verticken?
    Niemals.

    Warum auch? Ich würde sonst versuchen den „Markt“ zu timen, und das können nur ein paar Menschen auf der Welt.

    lg

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